Verlag: Boje
Seiten: 413
Originaltitel: Firestorm
Übersetzung aus dem Englischen von: Robert A. Weiß und Sonja Schuhmacher
Ab ca. 13 Jahren
Rückentext:
"Sie suchen mich. Wer sind sie? Keine Ahnung. Warum wollen sie mich umbringen? Mich, Jack Danielson? Den netten Jungen von nebenan? Keinen blassen Schimmer. Aber sie wollen es. Sie lauern nicht erst seit gestern da draußen, sondern schon seit Jahren."
Autor:
David Klass stammt aus einer Schriftstellerfamilie. Er wuchs in New Jersey auf, studierte später Geschichte und Literatur in Yale, dann wechselte er an eine Filmhochschule in Kalifornien. Heute lebt David Klass als Schriftsteller und Drehbuchautor in New York. Mit seinen Jugendromanen hat er großen Erfolg, er wurde vielfach ausgezeichnet. Mit "Wenn er kommt, dann laufen wir" ist er für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2007 nominiert.
Eigene Zusammenfassung:
Jack Danielson ist ein netter Junge in seinem letzten Highschool-Jahr. Er hat eine hübsche Freundin die er liebt, Eltern die sich um ihn kümmern und kann auf allen Gebieten, sei es schulisch oder sportlich, durchschnittlich gute Ergebnisse erzielen. Das ändert sich eines Tages, als er die Ermahnungen seiner Eltern ignoriert und sich nicht zurückhält. Er schafft prompt einen Rekord beim Football und kommt sogar ins Lokalfernsehen. Das ist das Ende von Jacks Leben wie er es bisher kannte.
Als er mit seiner Freundin P.J. im Diner sitzt um seinen Erfolg zu feiern, blitzen ihn die Augen eines Fremden merkwürdig an und als er zu Hause ist, machen seine Eltern ihm Vorwürfe. Was wolln die bloß von ihm? Warum soll er immer die anderen gewinnen lassen? Doch es bleibt keine Zeit für Erklärungen. Seine Mutter verabschiedet sich unter Tränen von ihm, dann zwingt sein Vater ihn zur Flucht und schon bald werden sie von Motorrädern verfolgt. Jacks Vater gesteht ihm, dass er und seine Frau gar nicht Jacks Eltern sind und dass diese merkwürdigen Leute ihn töten wollen. Mehr kann er Jack nicht erzählen, denn die Verfolger holen sie ein. Unter Einsatz seines Lebens, verschafft Jacks Bisher-Vater ihm einen Vorsprung und Jack kann in einem kleine Boot abhauen. Aber er ist völlig verstört. Wer sind seine wirklichen Eltern und was ist überhaupt hier los?
Schließlich entscheidet er sich, in New York unterzutauchen, dort wo er nicht so auffällt und er sich unter den Menschen verstecken kann. Doch auch hier wird er beinahe von einem Feind in eine gefährliche Falle gelockt. Dafür lernt er den telepathisch begabten Hund Gisco kennen, ein Riesenvieh mit Zottelfell das zu melodramatischen Ausbrüchen neigt. Dieser scheint mehr über ihn zu wissen und nennt ihn, wie sein Vater, "unsere Hoffnung". Zusammen mit Gisco macht Jack sich auf, seine Verfolger endlich abzuschütteln und Zeit zu haben um Antworten von dem merkwürdigen Hundevieh zu fordern. Wer ist er? Wer sind sein Eltern? Welche Mission hat er zu erfüllen?
Meine Rezension:
"Halloween-Woche in Hadley-by-Hudson. Letztes Highschool-Jahr. Neun Uhr abends. Genug Satzfragmente? Meine Englischlehrerin hält den fragmentarischen Stil für einen Schwachpunkt von mir. Aber ich mag ihn eben. Er macht Tempo. Magst du Tempo? Kannst du haben. Hast du's gern gruselig? Dann bist du hier richtig."
So begrüßt Jack Danielson den Leser zu Beginn des Buches. Der Text zeigt schon sehr gut den Schreibstil. Viele kurze Sätze aneinander gereiht um ein Gefühl von Action zu erzeugen. Man merkt dem Autor an, dass er Drehbücher zu Hollywood-Filmen geschrieben hat. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive (von Jack) und in der Gegenwartsform.
Die Geschichte des Jungen, dem nichts geringeres als die Bürde die Welt zu retten aufgegeben ist, erinnert sowohl stilistisch als auch inhaltlich irgendwie an einen Comic: Viele schnelle Action-Sequenzen (vor allem zu Beginn jagt eine Flucht die Nächste ohne das man bzw. Jack viel Zeit hat um sich zu verschnaufen), monströse Gegner, sprechende Tiere, schöne kämpfende Frauen (und das wo der arme Jack doch noch Jungfrau ist) und eine gehörige Portion Unrealismus. Dazu kommt aber noch eine Botschaft die besonders deutlich herauskommt, als es Jack auf einen Grundfischer-Trawler verschlägt: Wir müssen aufhören die Meere (und auch den Rest der Welt) so auszubeuten und endlich die Folgen erkennen. Dabei stellt er die Besatzung selbst als ziemlich normale Menschen vor, die sich nicht bewusst sind etwas "böses" zu tun, sondern einfach nur ihre Arbeit machen.
Leider überwiegen aber eher die Schwarz-Weiß-Szenen in denen die Bösen so richtig böse (und auch hässlich) und die Guten eben gut sind. Ebenso leider lässt sich der Autor, der doch hier eigentlich etwas Aufklärungsarbeit leisten will, auch dazu hinreisen in die Kerbe alter Klischees zu schlagen. Als Jack so weit ist, dass er zumindest starke Empfindungen von Tieren fühlen kann, wird bei beiden Begegnungen die er mit Haien hat immer wieder betont: was Jack hier fühlt ist etwas böses, etwas das hasst. Seit wann ist irgend ein Tier böse? Gehören Haie nicht zu den schützenswerten Tieren die Jack retten soll? Find ich ehrlich gesagt etwas widersprüchlich. Gefährlich, okay. Aber böse? Nein!
Mir persönlich gefiel die Figur des Gisco am besten. Dieser wunderbar pathetische „Schnauzel“, der mutig irgendwo versteckt Wache hält, verfressen ist und die Tiere in den Zoohandlungen dazu aufruft sich zu erheben, sie hätten nichts zu verlieren als ihre Ketten. Er ist der typische komische Sidekick den jeder Held in einer Geschichte braucht, aber er kann auch sehr ernst, traurig, ja sogar zornig sein, wenn er erleben muss wie achtlos die Menschen ihre Umwelt zerstören.
Fazit: Ein recht gut gemachter Öko-ScienceFiction-Fantasy-Thriller für wohl vorwiegend männliche Leser zwischen 13 und 16 Jahren, mit ein paar kleinen Schwächen, die aber wohl bei der eigentlichen Zielgruppe nicht so stark ins Gewicht fallen werden wie bei mir. Trotzdem hat das Buch mich (weiblich und 28 Jahre) ganz passabel unterhalten und ich werde auch die bald erscheinende Fortsetzung "Wirbelsturm" lesen. 7 von 10 Punkten