Berufsautoren: Schlechtes Gewissen und Probleme mit dem Erfolg?

  • Ich bin ja nun nicht die Topseller-Blockbuster-Mega-Autorin, aber ich habe es geschafft, bei zwei Verlagen zu veröffentlichen. Soweit, so gut. Ich freue mich auch darüber, aber in meinem Freundeskreis bringt das auch Probleme. Viele von meinen Freunden schreiben ebenfalls und bekommen nur Absagen. Dabei schicken sie wirklich gute Manuskripte ein! Gerade mit Leuten, die mir nahe stehen, kann/ möchte ich daher nicht über meinen Beruf sprechen. Ich kann ja nicht zu denen hingehen, wenn die gerade wieder eine Absage bekommen haben und denen erzählen, wie schwer es gerade für mich ist, einen Titel fertig zu schreiben ...
    :unverstanden


    Kennt ihr das Problem? Und wenn ja, wie geht ihr damit um? Mit wem sprecht ihr über eure Arbeit? Reagieren Leute neidisch, wenn ihr vo eurem Job berichtet, oder habt ihr da eher positive Erfahrungen gemacht?





    ?( ?(

  • Hallo, Bücherkäfer,


    als Iny und ich unsere ersten Kurzgeschichten in Anthologien bekannter Publikumsverlage veröffentlichen konnte, gehörten wir auch zu einem Kreis von Leuten, die gerne geschrieben haben und ebenfalls darauf hofften, bei einem Verlag unterzukommen.


    Obwohl unsere damaligen Erfolge im Vergleich zu heute mehr als bescheiden waren, wurden wir mit zunehmenden Veröffentlichungen und den anhaltenden Misserfolgen der anderen in dieser Gemeinschaft immer mehr gemobbt.


    Alte Freundschaften bröselten und schließlich fanden wir es an der Zeit, uns neu zu orientieren.
    Wir hoffen, dass du diese Erfahrungen nicht machen muss. Richte dich aber darauf ein, dass es so kommen kann.


    Gheron :wave

  • Bücherkäfer : Wieso hast Du ein schlechtes Gewissen? Du hast für Deinen Erfolg hart gearbeitet, wenn Deine "Freunde" damit ein Problem haben, ist es deren Problem - nicht Deines.
    Wahre Freunde freuen sich mit Dir; Du selbst freust Dich doch wahrscheinlich auch mit, wenn Deine Freunde Erfolg im Beruf oder Glück in der Liebe haben.


    Neid begegnet einem immer mal wieder, das fängt doch schon im Kleinen an. Aber genauso hast Du nun auch die Chance, Kontakte zu anderen zu knüpfen, die auf der gleichen Erfolgsstufe stehen wie Du (oder höher), da verbindet Gemeinsames auch. :-)

  • Lieber Gheron und liebe Leserättin,


    vielen Dank für eure schnellen Antworten! Zum Glück ist es so, dass meine besten Freunde sich auch freuen. Es sind ja liebe Freunde. Aber manchmal finde ich diese gutmütige Reaktion fast schlimmer als Neid, weil ich denke, dass sie es auch verdient hätten, an meiner Stelle zu sitzen, und dass es für sie sehr schwer sein muss, sich mit mir zu freuen.


    Neider gibt es wohl aber immer - so wie es bei Gheron war. Schade, dass es dann so kommt :-(


    Neue Kontakte knüpfe ich hier und da mal auf Messen, im Verlag oder teilweise auch hier auf dieser Seite. Für mich ist es sehr interessant, andere Autoren zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen - wie sie arbeiten, recherchieren, damit klar kommen oft alleine daheim zu sitzen ...


    Viele Grüße aus dem Norden,
    Bücherkäfer :wave

  • Hallo Kari,


    bist du denn inzwischen unter die hauptberuflichen Autoren gegangen?


    Nette Freunde wünscht dir
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Zitat

    Original von Bücherkäfer
    Ich bin ja nun nicht die Topseller-Blockbuster-Mega-Autorin, aber ich habe es geschafft, bei zwei Verlagen zu veröffentlichen.


    Entschuldige meine Neugierde. Was ist neben "Alles Anders" bei Carlsen (das mich vom Thema weniger anspricht) die weitere Veröffentlichung?

  • Hallo Bartimäus,


    magst du die drei ??? ? Dann schau mal hier


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Hallo, Bücherkäfer.


    Ich habe die "42erAutoren" 1999 mitgegründet und gehörte zu denjenigen, die aus dieser Gruppe am schnellsten zu nennenswerten Verlagsverträgen gekommen sind. Es folgten einige andere, u.a. nicht zuletzt Iris Kammerer. Mit einigen 42ern verbindet mich eine ziemlich enge Freundschaft. Daran hat sich auch nichts geändert, als ich meinen ersten Roman veröffentlicht hatte und andere noch darauf warteten, jenseits der Formablehnungen brauchbare Post von Verlagen zu erhalten. Das liegt aber in der Hauptsache daran, dass sich innerhalb dieser sehr pragmatischen Gruppe ein jeder der Tatsache bewusst ist, dass ein "gutes" Manuskript eben noch kein "sehr gutes" Manuskript ist, dass neben Glück, Vitamin B und Kollege Zufall noch einige weitere Aspekte eine Rolle dabei spielen, ob man "es" schafft oder eben nicht. Jedenfalls habe ich außer ehrlicher Freude über den Erfolg des jeweils anderen dort noch keine Emotionen erlebt, die in dieser Hinsicht bemerkenswert gewesen wären. Aber das sind eben alles Profis - oder solche, die es wirklich werden wollen. Zur Professionalität gehört es auch, anzuerkennen, dass andere besser und/oder erfolgreicher sind, meinetwegen auch einfach mehr Glück haben.


    In meinem privaten Umfeld gibt es ein paar Leute, die zuweilen mitteilen, sich auch mit der Schreiberei zu befassen. Gedanklich oder tatsächlich praktisch. Als jemand, der das bereits beruflich - wenn auch nebenberuflich - tut, ist man da natürlich ein beliebter Ansprechpartner. Manchmal begegnet man auf Partys oder bei ähnlichen Anlässen Menschen, die irgendwie mitbekommen haben, dass man schreibt, und erzählen sofort davon, dass sie selbst das unbedingt auch mal "ausprobieren" wollen würden. Das sind meistens sehr lustige Gespräche, die sich dann entwickeln, und wenn man damit anfängt, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern, also darüber berichtet, wie lange es gedauert hat, wie wenige es schaffen usw. usf., verändert sich die Gesprächssituation rasch. Die meisten Menschen glauben, dass mit dem Verfassen eines Manuskripts die Hauptarbeit getan ist. Das gilt aber erst, wenn schon mindestens ein, zwei Titel auf dem Markt sind, und auch dann nicht uneingeschränkt. Viele sind sehr verblüfft, wenn sie erfahren, wie groß der vor allem zeitliche Aufwand ist, ein Manuskript zu verkaufen, wie viel man vorher für die Schublade geschrieben hat undsoweiter.


    Schlechtes Gewissen? Probleme mit dem "Erfolg"? Na ja. Ich habe zwar längst noch nicht so viele Bücher verkauft wie Sysai und Gheron, aber ich bin unglaublich stolz auf jedes einzelne Exemplar. Warum sollte ich ein schlechtes Gewissen haben? Weil andere nicht so beharrlich waren, nicht so intensiv an sich gearbeitet haben, nicht nach dem zwölften Romanmanuskript noch ein dreizehntes angefangen haben? Großer Gott, natürlich nicht. Eines von weit mehr als tausend "unverlangt eingesandten" Manuskripten schafft es bis in die Buchhandlungen. Wenn man das glaubhaft angemerkt hat, sollte eigentlich alles andere vom Tisch sein. ;-)


    Und, wie gesagt: "Gute" Manuskripte gibt es viele. Sehr gute (wie auch immer das zu beurteilen ist, aber das ist eine andere Diskussion) erscheinen in Buchform. Fertig. Wer es noch nicht geschafft hat und deshalb neidisch auf Kollegen ist, hat das falsche Ventil für seine Situation gesucht. Das richtig wäre: Neu und besser machen!

  • Hallo Kari,


    ich gratuliere dir zum Erfolg, ganz ehrlich und neidlos! :wave :knuddel1


    Irgendwann werden wir Kollegen sein, ich bin sicher, ich werde es schaffen. Seit heute habe ich Ferien. Und die Sommerferien sind bei mir immer da, die etwas dickeren und langwierigeren Manuskripte für ältere Kinder/Jugendliche zu schreiben. Diesmal ist ein typischer Mädchenroman dran. Sonst- während der üblichen Arbeit, kann ich nur (Kinder-)kurzgeschichten oder Manuskripte für Erstlesebücher schreiben, da ich nicht lang dranbleiben kann. Aber, ehrlich gesagt, ist es mir auch egal, womit ich den ersten Fuß in eine Verlagstüre stecke.


    Grüßle, und vielleicht sieht man sich wieder auf einer Messe,
    Judith


    P.S. Dein ??? habe ich natürlich längst bestellt. :-]

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
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  • Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, mir zu antworten! Anscheinend erlebt es jeder anders und hat auch im Freundeskreis und bei Bekannten unterschiedliche Resonanz bekommen.


    Heute erfährt eine sehr gute Freundin von mir, ob ihr erstes Buch angenommen wird oder nicht. Ich hoffe ja so, dass es klappt!! Abgesehen davon, dass es für sie natürlich super wäre, hätte ich im Freundeskreis endlich jemanden, der auch etwas veröffentlicht hat. *hoff*


    Viele Grüße aus dem Norden,
    Käfer :wave

  • Liebe alle,


    schlechtes Gewissen braucht keiner zu haben, wenn es darum geht, dass man etwas veröffentlicht, an dem man lange gearbeitet hat.


    Dennoch habe ich es öfter erlebt, dass Leute, die vorher über das Projekt gelästert haben (ach, wird doch eh nix) sich nach einem Erfolg damit identifizieren (nee, ich fand das ja immer schon super, die Idee und alles). Hm. Da weiß man, wer die wirklichen Freunde sind.


    Liebe Grüße
    Anne

  • Zitat

    Original von frag_anne
    Dennoch habe ich es öfter erlebt, dass Leute, die vorher über das Projekt gelästert haben (ach, wird doch eh nix) sich nach einem Erfolg damit identifizieren (nee, ich fand das ja immer schon super, die Idee und alles). Hm. Da weiß man, wer die wirklichen Freunde sind.


    Hallo Anne,


    erstmal willkommen hier! :winkt


    Witzig, dass du das schreibst. Ich habe auch gerade das Problem, in einem anderen Forum "verrissen" zu werden. Ich schreibe gerade ein Mädchenbuch, so wie die "Freche Mädchen"-Bücher u.ä. Das ist natürlich keine niveauvolle Literatur, aber ich stehe dazu und mir macht es Spaß. Angenommen, es wird verlegt, bin ich mal auf die Reaktionen gespannt. :lache


    Kari, gibt es Neues von deiner Freundin?


    Grüßle und schönes Wochenende,
    Judith

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  • Zitat

    Zitat von frag_anne:
    schlechtes Gewissen braucht keiner zu haben, wenn es darum geht, dass man etwas veröffentlicht, an dem man lange gearbeitet hat.


    Wenn man dafür ein schlechtes Gewissen haben sollte, müssten sich alle Olympiasieger, Weltmeister etc. in Grund und Boden schämen. Ich finde, jeder soll stolz auf das sein, was er geleistet hat!


    Zitat

    Zitat von Judith:
    Das ist natürlich keine niveauvolle Literatur, aber ich stehe dazu und mir macht es Spaß.


    Das soll dir erst einmal jemand nachmachen! Dann kann er von Niveau reden.


    Gheron :wave

  • Liebe Judith, lieber Gheron,


    stimmt natürlich, dass man auf das stolz sein kann, was man tut, schließlich ist ein Buch schon so was wie ein Baby...


    Und mit Verrissen hatte ich schon gelegentlich Probleme, wobei Kritik oft persönlich und weniger auf das Buch bezogen war - anfangs muss man sich da ziemlich aufpassen, dass man das nicht auch persönlich nimmt und sich nicht beleidigt fühlt.


    @ Judith: Gute Unterhaltung zu schreiben und einen Leser damit zu erfreuen, ist oft schwerer als einen wissenschaftlichen Text zu schreiben. Der Text muss Seele haben, die Figuren spürbar sein. Dann spielt es keine Rolle, ob man für seinen Text den Nobelpreis bekommt oder nicht.


    Liebe Grüße
    Anne

  • Liebe Judith,


    Buecher sind nicht nur gut, wenn sie 'literarisch wertvoll' sind. Wer entscheidet ueberhaupt, dass Maedchenbuecher weniger niveauvoll sind als andere?


    Also rede dir nicht ein, dass dein Manuskript weniger wert sein koennte als andere Manuskripte., sondern ueberlege dir, was dir wirklich vorschwebt.


    Falls du den Nobelpreis fuer Literatur gewinnen willst, lass die Finger von den Maedchenbuechern und widme dich anderen Themen. Willst du aber Maedchen unterhalten, dann bist du mit deinem Manuskript bestimmt auf dem richtigen Dampfer. :-)


    Liebe Gruesse,


    Bettina

  • Hallo Bettina,


    ich ertrage die Kritik mit Fassung. ;-) Ich möchte keine anspruchsvolle Literatur erschaffen, keinen Literaturnobelpreis gewinnen, nicht die Welt verbessern und keinen Millionenbestseller landen. Aber ich würde gerne ein Kinderbuchmanuskript bei einem "echten" und einigermaßen renommierten Verlag unterbringen und eventuell mal einen Teil meines Lebensunterhaltes mit dem Schreiben verdienen. Also passe ich mich dem an, was Markt und Verlage wollen. Ob mir der Einstieg mit dem Mädchenbuch gelingt, wird sich zeigen. Aber natürlich würde es mich sehr freuen, gerade auch, um es den Kritikern "zeigen" zu können. :lache :oha


    Schönen Sonntag wünscht
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.

  • Hach ja, zurück aus dem Urlaub und das Forum ist ohne mich weiter gewachsen :-) Habe jetzt viel zu lesen :lesend


    Ein schlechtes Gewissen sollte man wegen der Wahl seines Themas ganz bestimmt nicht haben. Schließlich wäre es langweilig, wenn jeder nur hohe Literatur schreiben würde. Wo bleiben dann die restlichen 99,9% der Leser? *zwinker* Nein, Scherz beiseite: Ich bewundere jeden, der einen guten Plot konstruieren kann und lebhafte Charaktere entwickelt. Ob es sich nun um 14-jährige Mädchen, oder sinnierende Philosophen handelt ...


    Meine Autoren-Einzelhaft ist seit ein paar Tagen beendet. Die gute Freundin von mir hat nämlich endlich die Zusage für ihr Buch bekommen. :welle
    Das ist wirklich ein super Gefühl. Ich habe mich wie blöd gefreut. Jetzt kann ich mit ihr über die Aufs und Abs des Schreibens reden, ohne deprimiert sein zu müssen.


    Glückliche Grüße aus dem Norden,
    Käfer

  • Hallo Käfer Kari,


    dann gratuliere ich deiner Freundin ganz herzlich zu ihrem Erfolg! Und dir dazu, dass du jetzt eine Freundin hast, mit der du fachsimpeln kannst. :-) Und für dein laufendes Projekt drücke ich dir auch die Daumen.


    Grüßle,
    Judith

    Toni und Schnuffel / Tricks von Tante Trix / Papino und der Taschendieb / Das Dreierpack und der böse Wolf
    Tanz mit Spannung / ... und jetzt sehen mich alle! / Voll drauf / Die Kellerschnüffler u.a.