'Abbitte' - Seiten 138 - 270

Ich bin jetzt mit den Kapiteln 9 bis 14 fertig und immer noch unentschlossen. Da "es" nun aber endlich passiert ist und die Handlung sich weiter in die Zukunft bewegt (die ersten 14 Kapitel passierten ja an nur zwei Tagen), lassen wir hoffentlich auch die 13-jährigen Briony hinter uns.

Aus heutiger Sicht ist natürlich die ganze Aufregung, die letztendlich ihren Ursprung in Robbies Brief hat, etwas unverständlich. Aber ich bemühe mich um Verständnis :-).

Zum Schreibstil muss ich sagen: Toll, wenn eben auch etwas langatmig. Ich bin - aus reinem Zufall - gestern hier auf eine Rezi von einem Buch von Ruth Maria Kubitschek gestolpert und in der Rezi waren auch einige Beispielsätze enthalten. Und gerade heute so beim Lesen habe ich mir noch gedacht, dass eben das der Unterschied zwischen Weltliteratur und tja, einem Schundroman ist.

Also, beeindruckend geschrieben, aber für mich war der erste Teil zu langatmig. Ich hoffe, der zweite und dritte Teil werden da besser und vielleicht kann ich ja am Ende sagen, dass die Geschichte die Langatmigkeit des ersten Teil brauchte.

Inzwischen bin ich im vierten Leseabschnitt angelangt und lege das Buch nur noch sehr ungern aus der Hand, es fesselt wirklich.

Auch der 2. Abschnitt - zu dem hier geschrieben wird - war irgendwie von der Athmosphäre her bedrückend. Das ganze Gefühlschaos, die vielen Missverständnisse und Brionys Zerstörung von Robbies Leben ...ein richtiges Drama eben :rolleyes.

Bezüglich des Schreibstils kann ich uert nur zustimmen, Weltliteratur liest sich häufig etwas schwieriger, aber man kann ja ab und zu auch was für seine "Bildung" tun
- und sich dann wieder den Bestsellern zuwenden.

Ich hab den zweiten Teil fertig und bin froh, dass die "Geschichte" endlich passiert ist.

Es ist für heutige Zeiten wirklich ungewöhnlich, dass einem Kind ohne Zweifel (nicht, dass ich Aussagen von Kindern als falsch erachte) geglaubt wird, ohne weitere Beweise zu sichern. Nun ja, das waren andere Zeiten und andere Sitten. Allerdings wird auch nicht genau gezeigt, was passiert ist. Wurde sie "nur" angegriffen oder auch vergewaltigt. Hat das Mädchen den Mann vielleicht doch rangelassen (wie das gemein klingt) und Angst vor ihrem eigenen Mut bekommen?
Eigentlich legt der Autor keinen besonderen Wert auf genaue Erklärungen der Taten, für ihn stehen immer die Gefühle bzw. Beweggründe im Vordergrund. Diese Beweggründe kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Liegt es daran, dass die Geschichte in den 30iger Jahren spielt und es damals nicht normal war, dass Eltern mit ihren Kindern sprechen? Mir scheint es zwischen den Familienmitgliedern keine rechte Bindung zu geben. Selbst im prüden England muss es doch gefühlvolle Familien gegeben haben.

Die Mutter finde ich als Figur in dem Roman am interessantesten. Sie lebt in ihrer eigenen Welt aus Migräneanfällen, Selbstbetrug, Muttergefühlen und Ehe. Ich hoffe, wir werden wieder von ihr lesen.

Ich habe jetzt auch die Kapitel 9 bis 14 fertig gelesen und finde, dass sich das Buch nun besser liest, weil endlich etwas spannendes passiert ist.

Dass die Erwachsenen Briony sofort glauben, dass Robbie der Täter war, kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Besonders da die Polizisten ja auch nicht weiterermitteln, sondern dann Robbie sofort festnehmen, als er mit den Jungs nach Hause kommt. Ich glaub auch, dass Briony selbst sich nicht wirklich sicher ist, ob es Robbie war. Sie hat zwar sofort nach der Tat zu Lola gesagt, dass es Robbie war, aber ich hatte das Gefühl, dass sie sich das auch selbst eingeredet hat, weil es einfach zu den anderen Ereignissen an dem Tag für sie gepasst hat. Ich denke, sie ist sich schon am Ende des Abschnitts irgendwo bewusst, dass sie da einen Fehler gemacht hat, wenn auch nur ein kleinwenig.

Mittlerweile kommt mir die Geschichte auch nicht mehr so langatmig vor. Ian McEwan beschreibt alles zwar immer noch sehr genau und ausführlich, aber es liest sich besser. Ich hoffe trotzdem, dass der 2. und 3. Teil noch besser werden und diese Langatmigkeit auch wegfällt

Zitat

Original von bücherwurm2612

Dass die Erwachsenen Briony sofort glauben, dass Robbie der Täter war, kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Besonders da die Polizisten ja auch nicht weiterermitteln, sondern dann Robbie sofort festnehmen, als er mit den Jungs nach Hause kommt. Ich glaub auch, dass Briony selbst sich nicht wirklich sicher ist, ob es Robbie war. Sie hat zwar sofort nach der Tat zu Lola gesagt, dass es Robbie war, aber ich hatte das Gefühl, dass sie sich das auch selbst eingeredet hat, weil es einfach zu den anderen Ereignissen an dem Tag für sie gepasst hat. Ich denke, sie ist sich schon am Ende des Abschnitts irgendwo bewusst, dass sie da einen Fehler gemacht hat, wenn auch nur ein kleinwenig.

Ich denke auch, dass Briony eigentlich von Anfang an wusste, dass es nicht Robbie war. Sie hat die Person nicht wirklich gesehen und wollte Robbie - salopp ausgedrückt - einfach einen reinwürgen. Das kann auch noch einen weiteren Grund gehabt haben als die für sie verstörenden Ereignisse der vorangegangenen Tage, im dritten Teil wird darauf kurz eingegangen.

Wenn man die Beweggründe der handelnden Personen nicht nachvollziehen kann und irgendwie die Logik vermisst - geht mir auch oft so - sagt mein Mann immer "ist doch nur ein Buch, der Autor wollte es eben so...".

Zitat

Original von bücherwurm2612
Ich habe jetzt auch die Kapitel 9 bis 14 fertig gelesen und finde, dass sich das Buch nun besser liest, weil endlich etwas spannendes passiert ist.

Du hast mich überzeugt, ich werde heute Abend das Buch wieder in die Hand nehmen und weiterlesen.

@ fabulanta

Freut mich, dass du jetzt doch weiterliest!

Viel Spaß, bin mal gespannt, wie es dir letztendlich gefällt.

Zitat

Original von Lumos

Ich denke auch, dass Briony eigentlich von Anfang an wusste, dass es nicht Robbie war. Sie hat die Person nicht wirklich gesehen und wollte Robbie - salopp ausgedrückt - einfach einen reinwürgen. Das kann auch noch einen weiteren Grund gehabt haben als die für sie verstörenden Ereignisse der vorangegangenen Tage, im dritten Teil wird darauf kurz eingegangen.

Genauso sehe ich das auch. Ich denke, dass sie das von Anfang an wusste. Sie hat sich einfach eingeredet, dass es Robbie war.

Als ich das Buch vor ein paar Monaten gelesen hab, hat mich Briony sehr, sehr aufgeregt. Am liebsten würd ich sie wachrütteln.

@ fabulanta

Viel Spaß beim Lesen und hoffentlich wird dir das das Buch gefallen.

Zitat

Original von Ketisa

Genauso sehe ich das auch. Ich denke, dass sie das von Anfang an wusste. Sie hat sich einfach eingeredet, dass es Robbie war.

Vielleicht eine Mischung zwischen sich eingeredet und nicht-mehr zurückgekonnt. Sich eingeredet, weil sie versucht hat, die Ereignisse des Tages im Rahmen ihrer bisherigen Lebenserfahrung (und dichterischen Phantasie) zu deuten. Sie war durch den obszönen Satz in Robbies Brief so entsetzt und verstört, dass sie das "Handgemenge" in der Bibliothek falsch gedeutet hat und dann auch "erwartet" hat, dass Robbie der Täter gewesen sein muss.

Zitat

Original von sollhaben
Allerdings wird auch nicht genau gezeigt, was passiert ist. Wurde sie "nur" angegriffen oder auch vergewaltigt.

Ich fand es recht deutlich, dass sie vergewaltigt worden ist. Irgendwo fällt auch, wenn ich mich recht erinnere, das Wort "Vergewaltigung".

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Zitat

Original von fabulanta

Du hast mich überzeugt, ich werde heute Abend das Buch wieder in die Hand nehmen und weiterlesen.

Freut mich dass du weiterliest

Zitat

Vielleicht eine Mischung zwischen sich eingeredet und nicht-mehr zurückgekonnt. Sich eingeredet, weil sie versucht hat, die Ereignisse des Tages im Rahmen ihrer bisherigen Lebenserfahrung (und dichterischen Phantasie) zu deuten. Sie war durch den obszönen Satz in Robbies Brief so entsetzt und verstört, dass sie das "Handgemenge" in der Bibliothek falsch gedeutet hat und dann auch "erwartet" hat, dass Robbie der Täter gewesen sein muss.

Ich seh es genauso.

@ SusanneE.

Ich finde, es ist auch kein Buch mit dessen Personen bzw. Hauptpersonen man sich identifizieren kann wie das sonst i.d.R. der Fall ist.

Meiner Meinung nach kann man sich an der Sprache erfreuen und mit Interesse die Entwicklung der Geschichte verfolgen, aber es bleibt immer eine gewisse Distanz (jedenfalls bei mir).

Jetzt finde ich das Buch auch richtig spannend. Ich musste allerdings auch überlegen, ob Lola wirklich vergewaltigt worden war, ich könnte mir auch vorstellen, dass sie es vielleicht selbst so weit hat kommen lassen. Auch das sie nach der Vergewaltigung weder geweint, noch geschrien hat kam mir merkwürdig für solch eine Situation vor.
Mir tut es sehr Leid für Robbie. Ihn mochte ich von allen am meisten.

Zitat

Original von taki32
Vielleicht eine Mischung zwischen sich eingeredet und nicht-mehr zurückgekonnt. Sich eingeredet, weil sie versucht hat, die Ereignisse des Tages im Rahmen ihrer bisherigen Lebenserfahrung (und dichterischen Phantasie) zu deuten. Sie war durch den obszönen Satz in Robbies Brief so entsetzt und verstört, dass sie das "Handgemenge" in der Bibliothek falsch gedeutet hat und dann auch "erwartet" hat, dass Robbie der Täter gewesen sein muss.

Ich denke, sie hatte einfach ein Wunschdenken. Robbie war für sie der Böse, es kam niemand anders in Frage, auch wenn ihr klar war, dass er es vielleicht oder eigentlich nicht sein konnte. Schon wie sie ihm vorwirft mit dem Heimbringen der Zwillinge sich Sympathien erspielt zu haben.

Etwas heftig finde ich die Verhaftung und das Glauben an seine Schuld da schon. Er war doch bestimmt lange mit den Zwillingen unterwegs, vielleicht könnten sie seine Unschuld bestätigen... Warum glaubt man einem Mädchen, dass für seine Träumereien bekannt ist und anscheinend fast trotzig "I saw him." wiederholt ohne genaueres Nachhaken?

Und wenn Robbie es nicht war, wovon ich ausgehe, dazu ist er viel zu sympathisch geschildert, wer war es dann? Trotz des Hinweises auf Danny tendiere ich zum furchtbaren Mr. Marshall - das passt zu ihm.

Was ich nicht nachvollziehen kann, ist, dass einige von euch finden, dass sich das Buch hinzieht. Ich haste fast durch die schöne Sprache vor Spannung und Aufregung - das erstaunt mich auf englisch selbst, da ich in Fremdsprachen eigentlich immer langsam und genau lese - irgendwie hat mich das Buch gefangen genommen Sehr schön.

Ich habe heute den zweiten Teil gelesen und für mich ist die Langatmigkeit verschwunden und die Sprache ist wirklich zauberhaft

Bei dem, was ihr über Briony schreibt, stimme ich euch zu. Robbie hat sich an dem Tag in ihren Augen schon so viel erlaubt, da konnte es nur er gewesen sein. Und auf das wiederholte Fragen der Polizeibeamten, wird sie ein wenig unsicher, aber sie merkt, sie kann es nicht zurücknehmen.. und wer soll es schließlich sonst gewesen sein. Es MUSS einfach Robbie gewesen sein, sie kann sich nichts anderes vorstellen.

Genau wie Barti dachte ich auch, die Zwillinge könnten ein gutes Alibi sein, aber dann wird der arme Robbie doch abgeführt. Letztlich, noch wissen wir nicht, ob er es nicht doch war. Auch wenn ich nicht daran glaube! Ich vermute viel eher, dass da dieser Paul Marshall dahinter steckt, weil er sich schon am Tisch so komisch benommen hat, als es um Lolas blaue Flecken ging.. die könnten übrigens auch von ihm stammen?