Große, kleine Schwester – Peter Härtling

  • Hörbuch, 2000, 6 Cassetten, 598 Minuten
    Sprecherin: Sibylle Kuhne


    Handlung:
    Das Schicksal zweier Schwestern, in dem sich die Geschichte spiegelt: Lea und Ruth stammen aus einem Ort, der einmal Brünn hieß und in dem Deutsche und Tschechen, Juden und Christen zusammenlebten. Der Faschismus und die Folgen haben dieses Leben zerstört, die Schwestern aus ihrer bürgerlichen Welt gerissen und nach Schwaben verschlagen.


    Über den Autor:
    Peter Härtling, geboren am 13. November 1933 in Chemnitz, Gymnasium in Nürtingen bis 1952. Danach journalistische Tätigkeit; von 1955 bis 1962 Redakteur bei der ›Deutschen Zeitung‹, von 1962 bis 1970 Mitherausgeber der Zeitschrift ›Der Monat‹, von 1967 bis 1968 Cheflektor und danach bis Ende 1973 Geschäftsführer des S. Fischer Verlages. Seit Anfang 1974 freier Schriftsteller.


    Rezension:
    Peter Härtling beschreibt in seinem Roman von 1998 die Geschichte der ungleichen Schwestern Ruth und Lea, die in Brünn am Mähren geboren nach dem zweiten Weltkrieg als Deutsche in Tschechien fliehen mussten und fast ihr gesamtes Leben zusammen in Schwaben verbringen.
    Interessant auch für Leser, die von dieser Gegend noch nicht so viel gelesen haben.
    Anfangs leben Tschechen, Deuztsche und Juden zwar nicht zusammen, aber auch nicht verfeindet. Dasändert sich als die Deutschen in Tschechien einmarschieren und das Land okupieren. Viele Menshcen werden abtransportiert und auch zwischen Lea, die einen tschechen geheiratet hat und ihrer Mutter kommt es zu Unstimmigkeiten.
    Wie sich die Zustände und Machtverhältnisse im Land in den Jahren verändern, und damit auch die Verhätnisse der Figuren zueinander, ist gut herausgearbeitet und nachvollziehbar.
    Die Unterschiede zwischen der zurückhaltenden, intelligenten Ruth und der munteren, lebensfrohen Lea sind ebenfalls mehr alsgelungen.


    Obwohl gerade diesem Buch neben positiven auch neagtive Kritiken entgegenschlugen, die das weichgespülte in Handlung und umständliche in Stil anmahnten, empfinde ich diese Punkte aufgrund meiner Leserfahrung und -erwartung nicht als nachteilig.
    Schließlich will Peter Härtling erst einmal nur die Lebensgeschichte zweier Schwestern aus Mähren erzählen und das macht er komplett. Dabei wendet er abwechselnd zwei Erzählperspektiven an, einmal die Jugend und das Aufwachsen in Brünn, dann das Zusammenleben der beiden schon als ältere Frauen in Deutschland, die sich gegenseitig viel streiten, aber doch so aneinander hängen, dass sie sich nie trennen können..
    Das gelingt gerade in der Hörversion sehr gut und problemlos. Als Zuhörer weiss man immer, wo man sich befindet. Vielleicht sogar besser als in der Romanfassung.
    Die Zeitwechsel bewirken zeitweilig sogar fast eine Aufhebung der Zeitempfindung, sowohl eine Schwäche wegen der Beliebigkeit, aber auch eine Stärke des Romans, damit gehört er zu den interessantesten Zeitromanen der neueren Literaturgeschichte.


    Das größte Fragezeichen ist die Art, wie vorgelesen wird: mit einer angenehmen, warmen Stime von Sibylle Kuhne, die zuerst nicht so richtig zu der ernsten Geschichte passen will, dann aber doch wesentlich dazu beiträgt, bei dem mit 6 Cassetten ziemlich langen und nicht unanstrengenden Hörbuch durchzuhalten. Dass der Roman in der Hörfassung nicht gekürzt wurde, ist aber sehr lobenswert.

  • mir hat das buch dazu auch sehr gut gefallen. der schluß ging mir noch eine weile nach...

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain