Königsblau - Tom Wolf

  • 1. Band um den Zweiten Hofküchenmeister Langustier
    [Serienübersicht]


    Kurzbeschreibung:


    Der Elsässer Honoré Langustier kommt 1740 auf Geheiß Friedrich II. als Zweiter Hofküchenmeister nach Berlin. Der Hof ist in Aufruhr: Ein enger Vertrauter des Königs, Flügeladjutant von Falckenberg, wird tot aufgefunden, scheinbar bei einem Duell ums Leben gekommen. Als Langustier Interesse an dem mysteriösen Fall bekundet, beauftragt ihn Friedrich II., zusammen mit der örtlichen Polizei Ermittlungen anzustellen. Schnell mutmaßt der beleibte Feinschmecker und geniale Lebenskünstler, dass es um nichts weniger als Mord geht ...



    Über den Autor:



    Geboren 1964 in der kaiserlichen Sommerresidenz Bad Homburg vor der Höhe, residierte - nach Studien der Germanistik, Philosophie und Kunst in Mainz, Bamberg, Marburg und Tübingen - von 1991 bis zu seiner Promotion 1999 im Sterbeort des letzten deutschen Kronprinzen (Hechingen/Hohenzollern). Durfte 1988-1995 mehrere Einzelausstellungen eigener Zeichnungen und Holzschnitte erleben. Bevor er sich im Jahr 2001 in Berlin kriminalistisch verselbständigte, war er Lektor und veröffentlichte außerdem zahlreiche belletristische Beiträge in Anthologien, Zeitschriften und Zeitungen. Verfasste wissenschaftliche Bücher u. a. zu Arno Schmid, Johann Wolfgang von Goethe und Johann Friedrich Wilhelm Pustkuchen.



    Eigene Meinung:


    Als Friedrich II. seinem Vater auf den Thron folgt, beginnt er eine bunte Schar von Wissenschaftlern, Künstlern und Gelehrten um sich zu sammeln. Im Zuge dessen, heuert er auf einer Reise durch Elsass auch den umtriebigen Koch Honoré Langustier für seine Küche an. Doch dieser findet sich bald nicht nur als Erschaffer lukullischer Köstlichkeiten am preußischen Hof wieder, sondern wird auch mit der Ermittlung zum Tod eines Flügeladjutanten beauftragt.


    Dabei soll er den Berliner Polizeipräfekten Charles Etienne Jordan unterstützen, der eigentlich der Bibliothekar des Königs ist und der nach jeder möglichen Lösung bereitwillig greift, um den Fall zu den Akten zu begeben, da es ihn wieder zu seinen Büchern zieht.


    Insgesamt liest sich das Buch recht gut. Mit einem leichten Augenzwinkern darf man Langustier bei seinem Ermittlungen und waghalsigen Kochwerken begleiten. Dabei kommt er mit den verschiedensten Kreisen am Hof in Berührung und wird auch in die Freimaurerei eingeführt. Ich hatte den Eindruck, hier einen Roman vorzufinden, der sich in die Zeit einfügt und die wissenschaftliche Aufbruchsstimmung am Hof wiedergibt, so werden verschiedene Themen angesprochen, von neuen anatomischen Erkenntnissen bis hin zu einem Gottesbeweis, ist vieles vertreten. Da hätte ich mir auch etwas mehr Verarbeitung in die Handlung gewünscht. Vielfach waren diese Themen in sich geschlossen nacheinander abgehandelt, gelegentlich auch den Lesefluß etwas stockend.


    Auch der Krimiteil überzeugt grundsätzlich. Das Konzept des aufmerksamen Koches ist gut umgesetzt. Für meinen Geschmack wird der Krimiteil aber zuoft durch neue Handlungen des Täters vorangetrieben.


    Auch der Schreibstil war weitestgehend angenehm zu lesen. Manchmal vielleicht etwas bemüht hochgestochen und etwas reich mit unbekannteren Fremdwörtern, wobei sich die Bedeutung dann aber aus dem Kontext auch stets ergeben hat.


    Trotz all der positiven Worte fehlte mir aber das gewisse Etwas. Zu oft konnte mich das Buch nicht fesseln und meine Gedanken sind abgedriftet. Dennoch hat das Buch geschafft mein Interesse an der Zeit zu wecken und eine Biographie über Friedrich II bald zu lesen. Potential ist erkennbar und daher werde ich sicher bei Gelegenheit einen der weiteren Bände lesen. In den guten Szenen hat mich das Buch durchaus in Ansätzen an Nicolas Remins Bücher rund um Commissario Tron erinnert.


    Anm.: Das Buch ist sowohl bei btb (9 €, verlinkt) als auch im Berlin Krimi Verlag (9,90 €) erschienen.

  • :gruebel Interessant klingt für mich auf jeden Fall die Zeit in der die Handlung spielt. Nach all den "Marzipanschokoladenzuckermädchen" und sonstigen mittelalterlichen "Frauenberufen" mal etwas anderes aus dem Genre "Historisches". Da werde ich sicher mal reinschnuppern. Danke für deine Rezi. :-)

  • da kann ich meinen beiden Vorkosterinnen - ähhhh, Vorposterinnen - nur zustimmen. Das Buch klingt interessant und vor allem der Ort des Geschehens reizt mich. Viel zu selten gibt es historische Bücher, die in Berlin spielen!

  • Ich habe das Buch vor einiger Zeit gelesen und war ganz angetan. Von diesen Krimis gibt es derzeitig acht Bände, die alle in der Zeit Friedrich II spielen. Die Zeit des 18. Jahrhunderts wird sehr schön in der Art der Dialoge wiedergegeben. Manchmal ging mir allerdings das Kriminalistische etwas schleppend voran. Dennoch ein sehr empfehlenswertes Buch.

  • Eine sehr amüsante Lektüre, welche die Zeit um den Großen Fritz mit feinem Humor beschreibt - verpackt in einen Krimi - die Historie kommt aber dabei nicht zu kurz.
    Ich hab mir gleich Teil 2 und 3 bestellt, nachdem mein Ehegatte, der Franzl, sich auch überwiegend positiv dazu geäussert hat.
    Wer allerdings einen reißerischen Krimi erwartet, der wird enttäuscht sein.
    Die Kriminalogie ist eigentlich schnödes Beiwerk.
    7 gute Punkte - für das Lesevergnügen.

  • Meine Meinung:


    Eigentlich wird Honoré Langustier als Zweiter Hofküchenmeister an den Hof Friedrichs II. nach Berlin gerufen, doch am Tag seiner Ankunft wird der königliche Vertrauter von Falckenberg tot aufgefunden. Die erste Vermutung, der Freund des Königs habe sich selbst das Leben genommen, stellt sich durch Langustiers zufällige Beobachtungen als falsch heraus und Friedrich II. bittet Langustier prompt darum, den Berliner Polizeipräfekten bei seinen Ermittlungen zu unterstützen. Zusammen mit dem beleibten französischen Koch begibt sich der Leser nun auf Spurensuche und taucht zugleich ein in die Welt Mitte des 18. Jahrhunderts, als Deutschland all seine Hoffnungen auf seinen neuen König richtete.
    "Königsblau" besticht in erster Linie durch seine dichte Atmosphäre, die Tom Wolf vor allem durch die etwas altertümliche Sprache erzeugt, die jene Zeit lebendig werden lässt. Die politischen Hintergründe und gesellschaftlichen Gepflogenheiten werden ebenso geschickt in die Handlung verwoben wie historische Persönlichkeiten, die sich im direkten Umfeld des Preußenkönigs tummeln. So verwundert es auch nicht, dass bei dem vorliegenden Kriminalfall politische Machenschaften eine (wenn auch nicht die einzige) Rolle spielen und dem Leser einige Aufmerksamkeit abfordert. Die zahlreichen kulinarischen Köstlichkeiten, die hier beschrieben werden, und der feinsinnige Humor, der zwischen den Zeilen aufblitzt, machen den ersten Teil der Langustier-Reihe zu einem vergnüglichen Ausflug in eine vergangene Zeit, mit einem sympathischen Helden, von dem man auch in den Folgebänden sicher noch viel erwarten darf.


    8 Punkte von mir! :-)

  • Buchmeinung zu Tom Wolf - Königsblau


    „Königsblau“ erschien 2001 als Originalausgabe im be.bra Verlag. Es ist der Auftakt der Serie um den Hofküchenmeister Honore Langustier am preußischen Hof.


    Klappentext:
    Oktober 1740: Im Tiergarten zwischen Berlin und Charlottenburg wird der königliche Flügeladjutant von Falckenberg erschossen aufgefunden. Ein Duell? Mord? Selbstmord? Der Tod des Vertrauten lässt Friedrich II. nicht gleichgültig. Er erteilt seinem neu ernannten Zweiten Hofküchenmeister Honoré Langustier den Befehl, das Ableben Falckenbergs zu untersuchen. Der Elsässer Laugustier, der eine ebenso unstillbare Neigung zu gutem Essen wie zu verwegenen Gedankenspielen zeigt, beginnt in der Metropole zu ermitteln, notdürftig unterstützt von dem alles andere als tatkräftigen Polizeichef Jordan...


    Meine Meinung:
    Der Auftakt der Serie um den zweiten Hofküchenmeister Honore Langustier hat mich positiv überrascht. Schon die altertümliche Sprache mit eingebetteten französischen Worten und Ausdrücken lädt zum Wohlfühlen ein. Dies gilt auch für die angegebenen Speisepläne, die dem Leser das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Geschickt sind Personen der Zeitgeschichte in die Geschichte eingebunden und man lauscht ergriffen ihren Ausführungen. Die Hauptperson ist frisch aus dem Elsass nach Preußen gekommen und man erfährt so einiges aus dem Alltag der Menschen, die Langustier begegnen. Langustier ist vielseitig interessiert und vertraut vor allem auf seinen gesunden Menschenverstand. Dies erkennt auch der König und erteilt im eine Vollmacht, als Ermittler in einem undurchsichtigen Todesfall tätig zu werden. Daneben ist er auch den schönen Dingen des Lebens zugetan und trinkt auch schon mal einen über den Durst. Natürlich braucht es schon etwas Glück, um den Hobbydetektiv auf die richtige Spur zu bringen, aber dies hat mich nicht gestört und so ganz ohne ist der Kriminalfall auch nicht gewesen.


    Fazit:
    Mir ist dieser sympathische Tausendsassa sofort ans Herz gewachsen und es war das reine Vergnügen ihn auf seinen vielfältigen Wegen zu begleiten. Lange Zeit steht auch eher der historische Blick im Vordergrund und der Kriminalfall steht etwas zurück. Die Auflösung des Falles ist schlüssig und lässt keine Fragen offen. Insgesamt vergebe ich vier Sterne oder acht von zehn Punkten und kann das Buch ohne Einschränkung historisch interessierten Lesern empfehlen.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone