Die schonende Abwehr verliebter Frauen
Adam Soboczynski
ISBN: 978-3378011007
Kiepenheuer, Aufbau Verlagsgruppe
204 Seiten, 18,95 Euro
Autor: Adam Soboczynski ist Redakteur beim ZEITmagazin. Er wurde 1975 im polnischen Torun geboren und promovierte über Heinrich von Kleist. Nach einer längeren Zwischenstation im Rheinland hat es ihn vor ein paar Jahren wieder in den Osten, nach Berlin, verschlagen. 2005 erhielt er den Axel-Springer-Journalistenpreis. 2007 erschien sein erfolgreiches Buch „Polski Tango“. Ein Interview mit ihm findet sich hier.
Kurz und Knapp aus der Vorrede: Dieses Buch, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, enthält dreiunddreißig Geschichten, die darum kreisen, wie sich in einer Welt geschickt zu verhalten sei, in der Fallen lauern und in der Intrigen walten. Die Kunst der Verstellung, die eine jahrhundertealte Tradition hat, erlebt eine Wiederkehr. Die Geschichten sind so oder zumindest so ähnlich tatsächlich passiert, und lediglich die Namen der Personen, keineswegs ihre Eigenheiten, ihre Berufe oder gar die Orte der Handlung wurden verändert.
Meine Rezension: Dieses Buch ist äußerlich ein kleines Geheimnis – Im Gegensatz zu anderen Büchern, verrät es nicht schon redselig auf seiner Rückseite, wovon es handelt, vielmehr fällt es erst einmal durch seine edle Optik auf, Kunstledereinband mit geprägter Schrift und gefärbtem Schnitt. Auch der Titel lässt viele Interpretationen zu und so hat es mich neugierig gemacht.
Nach der Lektüre dieses Buches fällt es mir immer noch schwer, das Buch einzuordnen. Ob es sich nun um Kurzgeschichten/Belletrisktik, oder um einen Ratgeber aus dem Bereich „Personal Coaching“ handelt, ist mir nicht ganz klar geworden, doch letztlich geht es ja um das Lesevergnügen und nicht um eine Kategorisierung des Buches.
In vielen kleinen Geschichten erzählt Soboczynski von Frauen und Männern in ganz alltäglichen, oft kniffligen, peinlichen oder gefährlichen Gesprächssituationen. Und damit hält er dem Leser den Spiegel vor das Gesicht und zeigt uns mit einer gewissen Ironie und manchmal aus sachlicher Distanz betrachtet, Verhaltensfehler, wie sie jeder kennt und vielleicht schon oft begangen hat. Netterweise bietet er zu jedem falschen Verhalten, zu jeder von ihm geschilderten Problematik auch gleich die Lösung an – Manchmal Augenzwinkernd, manchmal streng, doch immer zum Nachdenken anregend und niemals mit erhobenem Zeigefinger. Er erklärt anhand der von ihm gewählten Beispiele die 10 Gebote der Verstellungskunst und eines wird nach dem Lesen des Buches klar: Alltag und erfolgreicher Umgang mit Mitmenschen bedeutet, sich zu verstellen. Wie man durch geschickte Verstellung erfolgreich berufliche Klippen umschifft, oder Beziehungsprobleme angeht, wird auf hohem sprachlichem Niveau und mit einem gewissen Witz beschrieben.
Sicherlich kein Buch, dass man so eben nebenbei lesen kann, denn dazu ist die Sprache einfach zu anspruchsvoll, doch ein Buch, dass sich in meinen Augen uneingeschränkt lohnt.