John Banville - Caliban

  • Kurzbeschreibung


    Axel Vander, die Hauptfigur von John Banvilles großem Roman, ist ein Mann, der sich in einer Krise seines Lebens eine neue Identität geschaffen hat. Lüge und Wahrheit, Echtheit und Fälschung, Themen, mit denen sich Banville immer befasst hat, werden in 'Caliban' in einer suggestiv poetischen Sprache eindringlich dargestellt.
    Wie der düstere, grobe Caliban in Shakespeares 'Sturm' ist Axel Vander ein eher rüder Zeitgenosse. Als bedeutender Literaturwissenschaftler und Verfasser großer Werke über Nietzsche verbringt er seinen Lebensabend in Kalifornien. Überraschend trifft ein Brief aus Europa ein, in dem die Schreiberin andeutet, Geheimnisse zu kennen, die Vander seit Jahrzehnten, seit seiner Jugend als Jude im von den Nazis besetzten Belgien verborgen hat. Um herauszufinden, was die Unbekannte über ihn weiß, reist Vander nach Turin, wo er sie am Rande eines Nietzsche-Kongresses trifft. Es ist Cass Cleave, eine junge Irin, verführerisch, intelligent und zugleich von einer schweren Nerve nkrankheit gezeichnet. Zwischen dem alten Mann und der jungen Frau entspinnt sich eine Liebesbeziehung, die Cass immer tiefer stürzen lässt, während Vander sich zum ersten Mal der Wahrheit stellt, seine Rolle als Opfer und Täter begreift.
    Inspiriert durch die Lebensgeschichte von Paul de Man und Louis Althusser hat Banville in diesem Roman das bewegend erschreckende Bild eines Mannes in seiner Zeit entworfen.


    Über den Autor:


    John Banville, 1945 geboren, gehört zu den bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Irlands.
    Sein umfangreiches literarisches Werk wurde mehrfach, auch international ausgezeichnet.
    John Banville lebt und arbeitet in Dublin.


    Meine Meinung:


    Dies war der erste Roman, den ich von Banville gelesen habe, und ich war von Beginn an sehr angetan von dessen kraftvoller, intensiver und leicht antiquierter Prosa. Bei Banville findet man noch gekonnt verschachtelte Sätze und so herrliche Begriffe wie maliziös.
    Auch die Bilder, die Banville verwendet - nicht verschwenderisch sondern punktgenau platziert - sind eindringlich, kräftig und einfach richtig.
    Mit der Handlung an sich hatte ich dann aber doch Schwierigkeiten ...
    Vielleicht habe ich den philosophischen Diskurs über die Konstitution des menschlichen Selbst nicht ganz begriffen, vielleicht hätte ich mich im Vorfeld mehr mit Paul de Man und Louis Althusser beschäftigen sollen, jedenfalls fand ich es etwas langatmig, bisweilen zäh ...
    Banville erzählt nicht gradlinig, schweift immer wieder ab, holt weit aus, bisweilen war mir diese Art des Erzählens einfach zu assoziativ und schwer fassbar.
    Die Figurenzeichnung ist von pittoresker, teilweise bizarrer Hässlichkeit geprägt, über allem schwebt ein Hauch von Verfall und Tod.
    Obwohl mich die Handlung an sich nicht groß interessiert, geschweige denn mitgerissen oder überrascht hat, hat sich die Lektüre allein schon wegen der großartigen Sprache gelohnt.
    Deshalb noch 7 Punkte.