Geklaut bei Amazon
In dieser Biographie zweier Bürgertöchter entwirft die Autorin ein Bild vom Frauenschicksal im 19. Jahrhundert. Einfühlsam erzählt sie die Geschichte einer tiefen Freundschaft und schildert dabei mit Detailkenntnis das ganz alltägliche Leben dieser Zeit. Louise Grisebach, die Urgroßtante der Autorin, und Amalie Hassenpflug, Schwester des kurfürstlichen Ministers Ludwig Hassenpflug, waren sehr begabte Frauen. Doch sie lebten in einer Gesellschaft, die ihnen den Zugang zu Bildung und geistige, geschweige denn sexuelle Freiheit verweigerte. Es ist nicht verwunderlich, daß solcherart erzogene Frauen sich ob ihrer verbotenen Gefühle mit Selbstvorwürfen quälten.
So belegen der umfangreiche Briefwechsel der beiden Freundinnen aus den Jahren 1846/47 und die Tagebücher und Manuskripte, die Agnes-Marie Grisebach ausgewertet hat, vor allem das Leiden der jungen Frauen an dem Korsett aus Zwängen und Tabus, die ihnen die bürgerliche Erziehung auferlegte. Die ausführlichen Zitate dokumentieren jedoch auch geheime Wünsche und Sehnsüchte, Hoffnungen und gedankliche Rebellion.
Ich habe ja bereits unter Belletristik "Eine Frau Jahrgang 13" vorgestellt. In dieser Biographie erzählt nun die Autorin ihre Geschichte und die ihrer Freundin Amalie und überhaupt vom Leben in der damaligen Zeit. Ein interessantes, lesenswertes Zeitbild, das mir gut gefallen hat.