Die Nebel von Avalon

  • Originaltitel: The Mists of Avalon
    Regisseur: Uli Edel
    Produzent: Bernd Eichinger
    Darsteller: Anjelica Huston, Julianna Margulies, Joan Allen, Edward Atterton, Michael Vartan, Caroline Goodall, Michael Byrne, Tony Curran, Clive Russell, Hans Matheson, Samantha Mathis
    Sprachen: Deutsch / Englisch
    Laufzeit: ca. 176 Minuten, ca. 26 Minuten Bonus
    FSK: ab 12 Jahre
    Erschienen: Film (TV): 2000 / DVD: 2002
    Amazon-Nr.: B000071494
    EAN: 743219336293 (Firma: Universum / Constantin Film)


    Weitere Angaben im Internet:
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    Kurzinhalt


    England in einer Zeit des Umbruchs: Die Unruhe äußerer Bedrohungen durch die Sachsen wird durch den Widerstreit zwischen alter und neuer Religion verstärkt. Eine stützende Macht des Landes ist Viviane, die derzeitige Herrin vom See. Sie schmiedet einen lang angelegten Plan, der einen Hochkönig hervorbringen soll, der das Land - und die alte Religion - ein für alle Mal stärken soll: Arthur, der Halbbruder ihrer Nichte Morgaine, in der sie selbst ihre würdige Nachfolgerin sieht. Vivianes Plan könnte aufgehen, wäre da nicht ihre Schwester Morgause, die ihre eigenen machthungrigen Pläne spinnt. Avalon scheint unwiederbringlich in den Nebeln der Zeit unterzugehen.




    Meine Meinung


    Was haben Marc Levy und Marion Zimmer Bradley gemeinsam? Richtig - ihr jeweils erfolgreichstes Buch wurde verfilmt. In beiden Fällen unterscheiden sich Buch und Film gewaltig, und in beiden Fällen ist das Buch um Längen besser als der Film.


    Als ich den Film das erste Mal sah, habe ich kurz darauf das Buch gelesen. Da das Buch im Rahmen der Leserunde in rund drei Wochen dran ist, war auch der Film wieder „dran“. So gut sind die Kritiken für den Zweiteiler ja nicht. Weshalb eigentlich, ist doch gut gemacht. Wenn man zum Beispiel an die Bildqualität der DVD denkt. ;-)


    Nun, die Rollen sind teilweise mit namhaften Darstellern besetzt. Gut, daß die nicht unbedingt so aussehen, wie ich sie mir vorgestellt habe, ist mein Problem. Sie handeln auch eher, wie man es von einem Hollywoodfilm erwarten würde, und nicht unbedingt so wie die Lady of Avalon / Herrin vom See es tun würde. Und daß die gar nicht so aussehen, wie sie im Buch beschrieben sind, das darf man nicht so eng sehen.


    Schöne Kostüme und Waffen tragen sie auch. (Ich will jetzt keine Überlegungen anstellen, ob die zeitlich richtig getroffen sind.) Schön auch, daß die Designer so viele Einfälle hatte. Gut, die entsprechen nicht unbedingt den Beschreibungen im Buch, aber das darf man nicht so eng sehen.


    Der Konflikt Alte Religion - Christentum, der im Buch eine große Rolle spielt, kommt naturgemäß auch im Film vor. Desgleichen die Beltanefeiern. Ich habe nun schon mehrfach ich verschiedenen Büchern über dieses Fest und seinen Ablauf gelesen. Nun, wir sind hier etwa um 500, also am Ende der Antike und der Alten Religion, da war sicher nicht mehr alles so wie ein paar Jahrhunderte zuvor. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob die Menschen damals wie die Indianer ums Feuer getanzt sind, um Beltane zu feiern. Denn genau so sah das für mich aus. Aber vielleicht habe ich in der letzten Zeit auch nur zu viele Beltanefeste in Büchern miterlebt, und sehe das hier nur zu eng.


    Knapp drei Stunden für rund 870 Seiten sind nicht übermäßig viel. Klar, daß da viel wegfallen muß. Dadurch geht zwar etliches vom „Geist“ des Buches verloren, aber irgendwo müssen halt Abstriche sein. Wenigstens wurde es überhaupt verfilmt. Und wenn sich schon das Ende der deutschen Ausgabe vom Original unterscheidet, kann sich auch das Filmende vom schon geänderten Buchende unterscheiden. Zwar nicht viel, aber Wesentlich. Was solls, wir wollten es ja nicht so eng sehen.


    Also wenn ich es nicht so eng sehe, und das Buch als Vorlage einmal außen vor lasse, ist der Film nicht so schlecht. Allerdings auch nicht so gut, daß ich ihn als Highlight bezeichnen würde. Ich habe ihn gerne gesehen, sehe ihn mir gelegentlich auch wieder an. Wissend, daß er eher nach Motiven von Marion Zimmer Bradley denn als Literaturverfilmung gedreht wurde. Wissend, daß ich bisweilen das Gefühl hatte, die Chemie zwischen den Darstellern und auch mit der Handlung stimmt nicht. Und auch wissend, daß seltsamerweise die Gestalten, die ich im Buch am wenigsten mag (Uther Pendragon und Igraine) gerade hier im Film am besten rüberkommen. Und auch Morgause, hinreißend und glaubhaft böse und durchtrieben. Morgaine über weite Strecken etwas blaß, Viviane - fast hätte ich geschrieben, eine Fehlbesetzung. Aber vielleicht waren die Regieanweisungen schlicht und einfach falsch. Denn sie verhielt sich über weite Strecken überhaupt nicht so, wie sich die Lady of Avalon / Herrin vom See in den Avalon-Büchern verhält.


    Alles in allem: man muß den Film sicher nicht sehen, wer eine strenge Literaturverfilmung erwartet, wird enttäuscht. (Schade, daß Peter Jackson das nicht verfilmt hat.) Zur Unterhaltung und zur Einstimmung ins baldige Buchlesen hat er mir zugesagt und einige Bilder und Einstellungen gezeigt, die einfach schön und stimmungsvoll sind.


    Und natürlich die Musik. Ich habe bewußt darauf geachtet; den Soundtrack werde ich mir demnächst mit Sicherheit zulegen. „The Mystic's Dream“ von Lorena McKennitt kommt mehrfach vor. Jedes Mal, wenn ich dieses Lied künftig höre, tauchen vor meinem inneren Auge die Nebel auf und geben den Blick frei auf jene Apfelinsel, die einstens unserer Welt entrückt wurde; aber nicht auf die aus dem Film, sondern jene aus dem Buch, schon lange verborgen hinter den Nebeln von Avalon.
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Von dieser CD stammt der erwähnte Song im Film. Loreena McKennit höre ich, davon abgesehen, immer wieder gerne. :-)
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    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich muß das komplett aus dem Gedächtnis gelöscht haben, denn ich kann mich fast gar nicht mehr daran erinnern, außer daß ich es nicht gelungen gefunden habe. Was schade ist, denn Julianna Margulies hätte mir rein äußerlich schon gut gefallen als Morgaine.
    Kann mich nur noch an zwei Ärgernisse erinnern, diese komische mystische Geheule, das bei Avalon immer dabei war und daß Mordred hier erst wieder der einfach böse Böse war, statt, wie im Buch, einen Grund zu haben.


    Was hast Du gegen Uther und Igraine? Ich mochte die beiden hier sehr gern und fand es kurios, daß ich Artus zutiefst unsympathisch fand, dafür aber seinen Vater und seinen Sohn ins Herz geschlossen habe. Im Buch. An den Film-Uther kann ich mich überhaupt nicht erinnern.

  • Viel hatte ich auch nicht mehr im Kopf, seit meinem ersten Sehen des Films (vor rund drei Jahren). Das zeigt ja, welchen Eindruck er hinterlassen hatte.


    Als einzige der Frauengestalten hat mich Joan Allan (Morgause) richtig überzeugt. Sowohl mit Anjelica Huston (Viviane) als auch Julianna Margulies (Morgaine) kam ich nicht so ganz klar, wobei mir von beiden Julianna Margulies noch besser gefiel. (Allerdings mußte ich den Film jetzt auf deutsch sehen, da meine Tochter mitgucken wollte. Wie es im Original wirkt, weiß ich nicht.) Es wurde vieles aus dem Buch ausgelassen und verändert, was dem Film mit Sicherheit nicht gut getan hat, da er streckenweise sehr ... platt und eindimensional wirkt. Wie gesagt, man sollte Peter Jackson an den Stoff ran lassen. DAS gäbe dann einen Film ...


    Uther und Igraine? Keine Ahnung, doch schon beim ersten Lesen der "Nebel" vor vielen, vielen Jahren waren mir die beiden unsympathisch (ganz im Gegensatz zum Film). Obwohl, wie ich inzwischen weiß, die beiden die Reinkarnationen von Micail und Tiriki ("Das Licht von Atlantis" sowie "Die Ahnen von Avalon") sind - dort mit meine absoluten Lieblingsgestalten.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Der Film ist wieder mal ein klassisches Beispiel das Bücher immer besser sind als ihre verfilmten Gegenstücke.
    Der Film ist zwar nicht langweilig, aber jeder der das Buch gelesen hat wird, denke ich, zwangsläufig enttäuscht! Wichtige Passagen werden weg gelassen, das Buch wird z. T. völligneu interpretiert.
    Nee, ist nicht mein Fall. Da lese ich lieber das Buch.
    Das einzige was ich gut fand ist, dass die Schauspieler gut ausgesucht wurden. Von der Besetzung her, könnte es nicht besser sein.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Gwen ()

  • Ehrlich, ich finde diese Fassung entsetzlich lieblos und anmaßend. Sie macht auf mich den Eindruck, dass man schnell mal was zusammengeschustert hat, um auf der "Welle" mitschwimmen zu können.


    Ich denke auch, dass ein Peter Jackson oder vielleicht eine Regisseurin, die das Buch so liebt, wie Jackson den Herrn der Ringe liebt, wäre bessre gewesen. Auf bekannte Gesichter kann ich dabei verzichten, lieber wären mir DarstellerInnen, die den Beschreibungen im Buch nahe kommen.


    Bisschen Recherche über das 5./6. Jahrhundert in Britannien wäre auch zu empfehlen. Auch wenn nicht allzu viel überliefert ist, einiges ist da.


    Ich mag so Filme nicht, ich habe oft mein eigenes Bild im Kopf und mag die nicht verlieren. (Was auch ein Grund ist, warum ich die Tintenweltverfilmungen nicht gucken werde, gerade die nicht, der Trailer war schon so bonbonfarben).