Hörspiel, Verlag: Hörzeichen, 2000
1 Kassette, Laufzeit ca. 40 Minuten
Regie: Otto Düben
Sprecher: Stefan Wigger, Hans G. Martens, Wolfgang Winkler
Gestaltung der Titelgrafik: Günter Kunert
Handlung:
Intendant Dr. Diekmüller will gerade ins Theater, als ein merkwürdiger Herr zu ihm ins Auto steigt. Er hält ihm eine Pistole unter die Nase und nötigt ihn, auf einen Waldweg zu fahren. Ein Herr Ostragon aus Chemnitz. Er habe ein Stück geschrieben, doch Dr. Diekmüller habe es ungelesen retourniert. Dabei sei es ein Zeitdrama per excellence.
Dr. Diekmüller kann sich jetzt Ostragons Argumenten nicht mehr verschließen, und er hat auch schon eine Idee. Die bezieht sich allerdings weniger auf das Theater, sondern ist mehr praktisch orientiert...
Voller Witz, feiner Ironie und hintergründigem Humor entwickelt Günter Kunert sein Hörspiel, das uns immer wieder mit verblüffenden Wendungen überrascht.
Zum Autor:
Günter Kunert wurde 1929 in Berlin geboren. Johannes R. Becher hat ihn gefördert, von Brecht hat er gelernt; Kleist, Lenau, Heine, Montaigne waren seine Vorbilder. Günter Kunert gehört zu den bedeutendsten und vielseitigsten deutschsprachigen Autoren. Er schreibt essayistische und erzählende Prosa, vor allem Gedichte sowie Hörspiele, Fernsehspiele und Filmdrehbücher.
1979 verließ Kunert die DDR und lebt heute als freier Schriftsteller in der Nähe von Itzenhoe.
Günter Kunert erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Heinrich-Mann-Preis (1962), den Johannes-R.-Becher-Preis (1973), den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf (1985), die Ehrendoktorwürde des Allegheny College in Pennsylvenia (1988, USA), den Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (1991), den Ernst-Curtius-Preis für Essayistik (1991), den Hans-Sahl-Preis (1996) und den Georg-Trakl-Preis (1977, Österreich).
Rezension:
Dieses Hörspiel bietet eine Satire auf den Theaterbetrieb und Täuschung, sowie über Wessis und Ossis nach dem Mauerfall. Zum Zeitpunkt der Entstehung 1993 war die Wirkung vielleicht noch verschärfter, aber amüsant zu hören ist das ironisch gehaltene Hörspiel auch heute noch.
Zudem ist es mit nur drei Rollen sehr gut gesprochen. Dabei kommt in den Streitgesprächen die Gefühlswelt der Figuren deutlich rüber und auch mit Dialekt, der Ost- und Westdeutsche trennen kann, wird nicht gespart.
Günter Kunerts bekannter Witz kommt gut zum Tragen, wenn seine Figuren die Klischees Ost- und Westdeutscher Sicht erfüllen und dabei durchaus realistisch wirken und wenn sie über den Entwurf eines Dramas als Neuinzenierung diskutieren. Bei der Kürze der Laufzeit werden einige Themen abgehandelt, hinzu kommen wirklich überraschende Wendungen. Eine Krimikomponente ist auch enthalten. Das beginnt mit einer Entführung und endet bei einem Betrug, zwischendurch wird sogar geschossen.
Kurzweilig und unterhaltsam!