Kurzbeschreibung:
»Meine Frau war zu mir gezogen. Sie kam nicht aus der Gegend, sondern von weiter her, und diese Umgebung hier war ihr noch recht neu und unbekannt. Und da, ganz am Anfang, war alles noch so einfach.« Diese Sätze leiten den ersten Roman des jungen österreichischen Autors Reinhard Kaiser-Mühlecker ein. Scheinbar nüchtern berichtet ein Mann von sich. Er ist noch nicht lange verheiratet mit einer Frau aus der Stadt, lebt mit ihr und seinen beiden Eltern auf dem Hof der Familie, den er übernommen hat und bewirtschaftet. Diese Geschichte erzählt von zwei Menschen, die sich sehr nahe sind, zwischen denen aber immer mehr Fragen auftauchen, die unbeantwortet bleiben. Immer weniger versteht der Mann, was passiert, immer mehr hat er das Gefühl, dass die Entwicklungen ihm entgleiten. Eigentümlich ergreifend ist dieser Bericht, der ohne jede Interpretation auskommt, nichts erklärt, einfach nur beschreibt.
Der Verlag über das Buch:
Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung
Über den Autor:
Reinhard Kaiser-Mühlecker wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs auf dem elterlichen Hof in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien. Als Literat war er 2007 Stipendiat des Herrenhauses Edenkoben. Bisher hat er kürzere Texte in Zeitschriften veröffentlicht. Der lange Gang über die Stationen ist sein erstes Buch.
Meine Meinung:
Nachdem dieser Roman zu Beginn des Jahres in den österreichischen Medien sehr gelobt wurde, wurde ich neugierig und hab ihn gelesen. Diesmal eine sehr lohnenswerte Empfehlung.
Kaiser-Mühlecker beschreibt das Aufeinandertreffen zweier Welten: Oberösterreich zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Er, Bauer, der bisher nur die unmittelbare Umgebung seines elterlichen Hofes kannte, Sie, kommt aus der Landeshauptstadt Linz in diese für sie fremde Umgebung. Aus der Sicht von Theodor, wird der weitere Verlauf der Geschichte erzählt. Von einer Liebe, sich aufgrund der verschiedenen Lebenserwartungen immer mehr entzweit. Vom Gegensatz des Lebens auf dem Land zum Leben in der Stadt.
Beeindruckt hat mich vor allem die Sprache von Kaiser-Mühlecker. Sehr eindringlich schildert er die Szene, baut starke Szenen auf, in denen viel mitschwingt. Zeichnet ein und entzaubert zugleich das Idyll der Landschaft und des Landlebens. Die Sprache ist sehr melodisch. Schnell entwickelt sich ein Lesesog, der den Leser gefangen nimmt.
Leider vermag ich es nicht, die Wirkung dieses Buches in angemessene Worte zu fassen. Ich kann daher nur eine Leseempfehlung aussprechen, für einen wirklich gelungen Roman, sowohl vom inhaltlichen Aspekt als auch von den sprachlichen Qualitäten. Ich vergebe 10 Punkte.