Drachenland - J. Michael Reaves (& Byron Preiss)

  • Drachenland
    von: J. Michael Reaves (und Byron Preiss)

    OT: Dragonworld

    Neuausgabe: 3453524543 (September 2008)
    Wundervoll illustrierte Ausgabe: 3547775876 (1985)


    Klappentext (Ausgabe 1985)
    Amsel, der Winzling, Erfinder und Einsiedler, ist ein scheuer, friedfertiger Mann - bis eines Tages der Bauer Jondalrun seinen Sohn mit gebrochenen Gliedern am Strand von Fandora findet. Der kleine Junge war vom Kliff geflogen - mit der Schwinge, Amsels Erfindung!
    Geächtet von seinen Landsleuten, die sich zum Krieg gegen Simbala rüsten, macht Amsel sich auf und überquert allein die gefährliche Meerenge von Balomar. Allein entkommt er einem Gefängnis unter Baumwurzeln und fliegt in einem Windschiff übers Drachenmeer in den eisigen Norden, wo noch legendäre Geschöpfe hausen. Und kehrt - nicht mehr allein - zurück, denn es gilt einen Krieg zu verhindern, oder doch schnellstens zu beenden.


    Zu J. Michael Reaves
    J. Michael Reaves ist Autor von Kurzgeschichten und ROmanen, Gutachter für verschiedene Media und Dozent für Literatur. Er hat zahlreiche Drehbücher fürs Fernsehen verfasst.


    Zum Illustrator Joseph Zucker, der die älteren Ausgaben illustrierte
    Joseph Zucker stammt aus Blanvelt, N.Y., studierte auf der Parsons School of Design in Manhattan und erhielt bereits zahlreiche Preise für seine Illustrationen und Buchumschläge. Für den Film "Herr der Ringe" hat er ein Großteil der Figuren und Szenen entworfen.


    Zu Byron Preiss
    Byron Preiss hat zur Renaissance illustrierter Bücher wesentlich beigetragen: als Autor, Leiter seiner eigenen Firma und Mitgestalter erfolgreicher Fernsehserien. Er stammt aus Brooklyn, N.Y., und hat einen M.A. von der Stanford University.
    Anm. meinerseits:
    Bei der neueren Ausgabe ist er als Autor nicht mehr aufgeführt, keine Ahnung, wie da die Zusammenhänge sind


    Meine Meinung:
    Vielen Dank, Lili, dass du dieses Buch hast wandern lassen. Ich hätte sonst etwas Fantastisches verpasst.


    Es ist kein moderner Fantasyroman mit Orks oder ähnlichem, sondern ruhiger und vor allem menschlicher. Denn auch wenn die auf je einer Seite der Meerenge von Balomar wohnenden Fandoraner und Simbalesen leicht an Zwerge und Elben erinnern - aufgrund Lebensart und -raum wie auch der Illustrationen -, zeichnen sie sich durch die den Menschen eigene Beschränktheit und Intoleranz aus.
    Lange hatten sie keinen Kontakt mehr, die Schuld wird gerne dem anderen Volk zugeschoben, doch es scheint eine Art geduldetes Nebeneinanderleben möglich. Doch als eines Tages ein fandoranisches Kind zu Tode kommt, läuft das Fass über, die zaubernden (da technisch höher entwickelten) Simbalesen sind Schuld. Die in Größe wie auch Stärke unterlegenen Fandoraner fordern Krieg...


    Amsel, der eigenbrötlerische Erfinder, ist längst als simbalesischer Spion verschrien, und so macht er sich auf den Weg, um bei den Simbalesen ein gutes Wort einzulegen.


    Doch in Simbala herrschen ganz andere Probleme. König Falkenwind, einst Minenarbeiter, wird von der königlichen Familie Misstrauen entgegengebracht, die um den Thron gebrachte Prinzessin Evirae schmiedet ihre Intrigen ...
    Als auch ein simbalesisches Kind getötet wird, scheint alles verloren, Simbalesen und Fandoraner schlagen sich die Köpfe ein, Falkenwind wird von Evirae geschlagen... Oder gibt es doch noch Rettung?


    Das Wichtigste an diesem Buch sind weder die Kämpfe noch die Andersheit der beschriebenen Welten, besonders wichtig sind die Missverständnisse, die sich ereignen. Als Leser hab ich nur traurig den Kopf geschüttelt über das Verhalten der Simbalesen und Fandoraner, die mit Vorurteilen beladen und von eigenen Interessen getrieben Krieg forderten und das Leben anderer in Gefahr brachten. Vor allem, da man als Leser von Anfang an weiß, dass es Missverständnisse sind, dass alles schief läuft - die im Titel erwähnten Drachen, d.h. die Frostdrachen, sind für die Todesfälle verantwortlich und stellen die größte Gefahr da ...


    Ob nun der Vater seinen Sohn durch Krieg rächen will, die Prinzessin einen Krieg für die Krone in Kauf nimmt oder andere leichtfertig kämpfen, es ist traurig, diese Geschichte vor allem der Vorurteile und der Ignoranz zu lesen.


    Neben diesem Aspekt haben mir die Sprache des Autors (der Autoren?) sehr gefallen, sie war angenehmer und irgendwie runder zu lesen als bei manchen aktuellen Autoren. Zudem ist die Welt wunderschön beschrieben, die beiden Völker sind völlig unterschiedlich und exakt ausgearbeitet, die Handlung zwischen fandoranischen Fischerdörfern und simbalesischen Höfen abwechslungsreich und nie spannungslos. Sehr gelungen.


    Als Pluspunkt in der älteren Ausgabe finden sich wunderschöne Illustrationen (vielleicht etwa alle 10 Seiten), die die Handlung sehr gut ergänzen. Schade, dass sie in der Neuausgabe anscheinend nicht vorhanden sein werden.


    Fazit
    Ein tiefgründiger, atmosphärischer Fantasy-Roman, den ich denjenigen ans Herz legen möchte, die die stereotypen Zwerg-Elb-Ork-Romane nicht mehr ertragen können.


    10/10 Punkten


    :wave bartimaeus

  • Auch von mir vielen lieben Dank Lili fürs Wandernlassen. :knuddel1


    Die Illustrationen in der alten Ausgabe sind einfach wunderschön.
    Das besondere an diesem Buch ist, dass während der kleine Held in die Welt zieht um das große Böse zu bekämpfen, die Welt die eigentliche Gefahr gar nicht erkennt. Das Denken der Simbalesen und der Fardonia ist so sehr von Vorurteilen behaftet, dass sie alle Erkenntnisse in das vorgefertigte Bild pressen und die auftauchenden Zeichen beflissentlich ignorieren.
    Ich fand es erschreckend, wie menschlich diese Fantasie-Völker gezeichnet sind.
    Erschreckend, wie schnell die Vernunft vom brüllenden Mob zum schweigen gebracht wurde.
    Die Geschichte der Drachen hätte ich mir noch etwas ausführlicher gewünscht.
    Die Idee der weisen Feuerdrachen, die die animalischen Eisdrachen beschützen fand ich sehr interessant.

    "Das Schicksal macht Fehler. Eigentlich sogar ziemlich oft. Es kommt nur selten vor, dass jemand in der Lage ist, es auch zu bemerken."
    aus Eine Hexe mit Geschmack von A. Lee Martinez

  • Ich habe das Buch vor ein paar Jahren entdeckt und war sofort von den Illustrationen begeistert! Und auch die Geschichte selbst ist wunderschön. Ein Buch also, das rundum empfehlenswert ist :-]

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Danke für die schönen Rezis!!! :knuddel1
    Hm, ich weiß nicht, ob das was für mich ist. :gruebel
    Kommen die Drachen denn häufig vor, oder sind es nur Randfiguren?

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Danke für die schnelle und genaue Antwort, bartimaeus! :knuddel1

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Es freut mich sehr, dass euch das Buch gut gefallen hat. Wenn ich euch eine Freude machen konnte, hat sich das Wandern lassen ja gelohnt. :knuddel1

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach