Sarah Smith - Das dunkle Haus am See

  • Hallo liebe Büchereulen,


    ich möchte Euch gern "Das dunkle Haus am See" von Sarah Smith (399 S.) vorstellen. Die Autorin hat ein Wahnsinnstalent, Geschichten zu erzählen - und zwar auf eine altmodische Art und Weise, der ich lange nicht mehr begegnet bin.


    Amazon-Kurzbeschreibung:
    Ein Mord, ein verschwundenes Kind und eine Erbschaft, die niemand antreten darf. Was geschah wirklich im Haus der angesehenen Bostoner Familie Knight? Boston um die Jahrhundertwende: Man erinnert sich noch schaudernd der Tragödie, die sich vor zwanzig Jahren ereignete. Damals wurde der reiche Fabrikant William Knight brutal ermordet, sein achtjähriger Enkel, der Erbe seines immensen Vermögens, verschwand spurlos . Jetzt wird der österreichische Adlige und Wissenschaftler Alexander von Reisden, der zu einer Konferenz nach Boston gereist ist, für den verschollenen Erben gehalten, obwohl er das Gegenteil beteuert. Er muß feststellen, daß er, der bisher keine Erinnerungen an seine Kindheit hatte, vieles über das Bostoner Haus, die Familie und das, was vor zwanzig Jahren geschah, weiß.


    Meine Meinung:
    Es handelt sich hier um eine Geschichte, in der die Schicksale sich unbekannter Menschen zusammen geführt werden. Jeder der Protagonisten ist sehr fein gezeichnet, hat seine tragischen Anteile, keine der Figuren wirkt klischeehaft, es gibt kein Gut und Böse - ich habe mit jedem einzelnen mitfühlen können. Auch in anderen Romanen, die mir sehr gut gefallen haben, berührten mich die Figuren nicht so wie hier.


    Die Geschichte ist also gefühlvoll aber auch sehr spannend in verschiedener Hinsicht: einmal möche man wissen, was es mit dem vor fast zwanzig Jahren verschwundenen Richard auf sich hat und ob Reisden dieser Richard ist. Dann ist man gespannt, wie sich die aufkeimende Liebesgeschichte entwickelt.


    Wie gesagt hat jede der handelnden Figuren eine gewisse Tragik, man ist ihnen allen sehr nah und wünscht und hofft für sie - bei aller Tragik wirkt diese aber nie aufgesetzt oder übertrieben, sie ergibt sich einfach aus der Geschichte heraus.


    Das Buch gibt es leider nicht mehr neu, aber es ist gebraucht sehr günstig zu erhalten.


    Da es 1905 spielt, gehört es vielleicht in die Kategorie "Historische Romane - 19. und 20. Jahrhundert". Man fühlt sich als Leser auch in dieser Zeit, aber ich dachte die Zuordnung zu Belletristik lässt vielleicht auch Leser, die bei "Historischer Roman" zurückschrecken (so wie ich ;-) ) eher einen Blick auf das Buch werfen.


    10/10


    Gruß, Bell (edit ;-)


    PS: Der Roman ist von 1992, die deutsche Erstausgabe von1998

  • Ich habe das Buch vor einigen Jahren auch gelesen und erinnere ich, daß es mir gut gefiel. Die Spannung wird sehr subtil aufgebaut und die Schwermütigkeit von Alexander und die Quirlichkeit von Perdita waren sehr gut beschrieben. Ich konnte mit beiden sehr gut mitfühlen und war die weitere Entwicklung sehr gespannt.


    Es handelt sich bei diesem Buch um den Auftakt zu einer Trilogie. Band 2:


    Lautlose Wasser: (Kurzbeschreibung von amazon)
    Vor drei Jahren sind sie in Boston gemeinsam in einen Zug gestiegen: der rätselhafte, schwermütige Alexander Reisden und die schöne Perdita Halley. Und obwohl damals eine gemeinsame Zukunft für sie möglich schien, ist diese wieder in weite Ferne gerückt. Perdita studiert Musik am Pariser Konservatorium, und eine Heirat wäre mit der Weiterführung ihrer künstlerischen Karriere unvereinbar. Doch ihre Leidenschaft füreinander lässt sich nicht verleugnen. Sie droht die beiden geradewegs in eine Tragödie zu führen . . . Zur gleichen Zeit wird eine Tote aus der Seine gezogen. In ihrer Tasche findet man eine Visitenkarte des Barons von Reisden. Bald darauf beginnt ein offenbar Wahnsinniger, Reisden und Perdita zu verfolgen. Und der unablässig fallende Regen kündigt das große Hochwasser von Paris an, doch noch erkennt niemand die Zeichen.


    Auch dieser zweite Teil hat mir sehr gut gefallen. Die Beschreibungen von Paris, dem Hochwaaser und die weitere Entwicklung der Geschichte sind sehr spannend. Auch wenn das Hin- und Her zwischen Alexander und Perdita mit der Zeit etwas anstrengend wurde.

  • Und hier der ditte Teil der Trilogie (Kurzbeschreibung von amazon)


    Frankreich 1911. In einem abgelegenen Teil von Französisch-Flandern liegt Schloß Montfort, der Ahnensitz des Grafen André du Monde. André ist ein Exzentriker, wie er im Buche steht, ein Theaterenthusiast mit nekrophilen Neigungen, und beides kann er in seinem Horrortheater in Paris herrlich ausleben. Doch ein solches Hobby kostet Geld. André heiratet eine reiche Erbin und ist bald überzeugt, daß sie eine Hexe ist und ihn umbringen will, was ihm selbstverständlich niemand glaubt. Auch nicht sein Freund Alexander von Reisden.


    Reisden willigt jedoch ein, ein Auge auf seinen Freund und dessen Frau zu haben, und läßt sich zu diesem Zweck für den Film engagieren, den André in seinem Schloß drehen will. Es ist eine Variation der Macbeth-Geschichte, die in die Zeit der Französischen Revolution versetzt wird. Doch bereits während der Dreharbeiten ereignen sich mysteriöse Dinge. Liegt ein Fluch über dem Vorhaben – oder über dem Schauplatz? Das alte Schloß besitzt, wie man munkelt, ein Geheimnis, das schon im Deutsch-Französischen Krieg eine wichtige Rolle gespielt haben muß. Dann wird Reisden brutal mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert ...


    Den habe ich noch nicht gelesen, kann daher nichts dazu schreiben. Sobald ich es gelesen habe, an dieser Stelle mehr dazu :-)

    Beste Grüße, Ina :wave


    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele (Cicero)

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  • Danke Ina, ich wusste gar nicht, dass es weitergeht! Vermutlich hätte ich das Buch nicht gelesen, wenn ich gewusst hätte, dass es Teil einer Trilogie ist, weil ich Fortsetzungen nicht mag: zum Glück wusste ich es nicht, jetzt freue ich mich auf mehr :-)


    Gruß, Bell

  • Gerne, Bell. Der zweite Teil hat mir noch sehr gut gefallen, der dritte soll nicht so gut sein, wenn man denn den Amazon-Kritiken glauben will. Auf Deine Meinung dazu bin ich sehr gespannt :-)

  • Oiriginaltitel: The Vanished Child
    400 Seiten



    1.Teil der Trilogie


    Meine Meinung:
    Es spielt im Jahr 1906 und es geht um eine große Familientragödie, die sich vor neunzehn Jahren, 1887, abgespielt hat. William Knight wurde erschossen aufgefunden und sein Enkel Richard und dessen Vetter Jay verschwanden spurlos.


    Baron Alexander von Reisden, ein Chemiker, der vor einigen Jahren seine Frau verloren hat, wird eines Tages am Bahnhof von einem Mann mit dem Namen Richard angesprochen und dann aufgrund der Ähnlichkeit gebeten, sich zwecks Erbschaftsangelegenheiten als Richard auszugeben.


    Nun beginnt diese ganze Geschichte und Reisden versucht aufzuklären, was mit der Familie damals passiert ist und wer der Mörder ist, was sehr schwierig ist, weil jeder etwas anderes erzählt. Die Geschichte an sich ist sehr interessant, auch die Personen sind gut gezeichnet, allerdings ist mir persönlich diese Langatmigkeit etwas zu viel. In der ersten Hälfte des Buches tut sich fast gar nichts, erst danach kommt langsam etwas Spannung hinein. Ich würde es auch eher als Familiengeschichte bezeichnen.


    Es ist ein ruhiger Roman, ohne Polizeiermittlung, mit vielen Details über die einzelnen Personen, wobei ich das Ende dann doch teilweise sehr verwirrend fand mit den vielen Variationen, sodass ich nicht immer gleich wusste, was stimmt den nun. Ich denke, mit dem 2.Teil werde ich mir noch etwas Zeit lassen.

    Liebe Grüße
    Helga :wave


    :lesend???

    Lesen ist ernten, was andere gesät haben

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  • Meine Rezension:


    Im dunklen Haus am See ist vor über 20 Jahren eine entsetzliche Tragödie geschehen, der geachtete Fabrikant William Knight wurde ermordet und sein Erbe, der acht Jahre alte Enkel Richard Knight verschwand wenige Tage später spurlos. Alexander von Reisden, ein österreichischer Adliger und Biochemiker, hat mit seinem eigenen Schicksal zu kämpfen, seit seine junge Ehefrau bei einem Autounfall tödlich verunglückte, ist er nicht mehr derselbe. Doch als er eines Tages für den verschollenen Richard Knight gehalten wird, ändert sich sein Leben erneut schlagartig.
    Sarah Smith hat hier einen ruhigen und insgesamt eher düsteren Roman vorgelegt, der gleich in mehrfacher Hinsicht überzeugt. Zum einen gelingt es ihr ganz ausgezeichnet, die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts darzustellen und zum anderen sind ihre Figuren facettenreich und authentisch, ihre Dialoge wirken niemals hölzern und ihr Handeln und ihr Denken sind in ihrem jeweiligen Kontext stets glaubwürdig und nachvollziehbar. Smith pflegt einen ganz eigenen Erzählstil, zahlreiche Details schaffen eine besondere, eher melancholisch-schwermütige Atmosphäre, die man mögen muss, um Freude und Spannung an der Geschichte zu empfinden. Es ist kein klassischer Krimi, eher eine Familiengeschichte mit tragischer Vergangenheit und von dieser Warte aus, baut sich auch zunehmend Spannung auf. Von der Auflösung, bei der - meiner Meinung nach - entscheidende Fragen offen bleiben, war ich allerdings doch etwas enttäuscht. Möglicherweise werden die offenen Fragen in den Folgebänden beantwortet, doch ich hätte mir schon hier mehr eindeutigere Antworten gewünscht.


    7 Punkte von mir!

  • Bell, lies unbedingt auch die beiden anderen Teile. Ich fand v.a. den zweiten ("Lautlose Wasser") unheimlich schön. Soghaft atmosphärisch, spannend und zugleich sehr informativ. (Wir erfahren viel über Malerei und Plagiate und über die Rolle der Frau als Künstlerin. V.a. letzteres war sehr spannend - es wird sowohl an Perdita (Pianistin) als auch an einer Malerin gezeigt. Die Ungerechtigkeit ist so lebendig beschrieben, dass es manchmal schwer auszuhalten war. (Was ich als Stärke des Buchs empfinde.))


    Teil 3 hat mich leider nicht mehr ganz so mitgerissen. Vielleicht lag es auch an dem Kriegsthema - das ist einfach nicht so meins.


    Liebe Grüße, ds