Grabesgrün - Tana French

  • Ich kann mich eigentlich Elbereth nur anschliessen.


    Ich hatte zwischen drin mal eine Durststrecke, steckte gen Mitte fest und hab das Buch erstmal wochenlang weggelegt, um es dann an eineinhalb Tagen fertig zu lesen. Ich kann mir eigentlich nicht mal erklären warum - es war wohl in dem Moment einfach nicht das Richtige.


    French hat einen fantastischen Stil und auch das macht das Lesen ihres Buches zum literarischen Genuss (was ja nicht gerade "normal" bei Krimis ist).
    Großartig fand ich, dass sie eigentlich ohne blutige Szenen auskommt (das ist nämlich nicht so meins), einen aber dennoch ohne Ende zum Gruseln bringt.
    Es war einfach ein fantastisches Leseerlebnis, etwas ganz besonderes.


    Und jetzt freue ich mich auf den Folgeband, den ich mir zulege, sobald das Bücherfasten zu Ende ist.


    9,5/10 Punkten.

  • Ich habe das Buch heute gebunden für nur 7,95 € bei Jokers bekommen :-)


    Auf der Homepage habe ich schon nachgesehen, da ist es schon ausverkauft, aber wer einen Jokers-Laden in der Nähe hat, kann ruhig mal nachsehen. Ansonsten kommt es bestimmt auch noch in die Wohlthat'sche, Zweitausendeins und was es da noch so geben mag.

  • Gestern abend habe ich "Grabesgrün" beendet und ich war noch nie so froh, ein Buch zu Ende gebracht zu haben. Keine Ahnung, wann ich zuletzt etwas so deprimierendes gelesen habe. Mir hat das Buch dennoch sehr gefallen, aber die Depri-Stimmung wurde immer schlimmer, sodass ich am Ende wirklich nur noch raus wollte aus dieser Geschichte.


    Mal langsam: Der Schreibstil der Autorin ist wirklich erwähnenswert, er liegt weit über Krimidurchschnitt. Ihre Sprache ist dicht, sie bedient sich vieler Gleichnisse, die ich anfangs z.T. als weit hergeholt empfand und leicht ablehnte, aber irgendwann war ich so in der Geschichte gefangen (und in ihrem Stil wahrscheinlich), dass ich nichts mehr auszusetzen hatte - im Gegenteil war ich immer, sobald ich weiterlas, sofort wieder drin und konnte lesen und lesen, ohne auch nur einmal Langatmigkeit oder gar Langeweile zu verspüren (bei 670 Seiten!! - ich rühre ungern Bücher mit mehr als 500 Seiten an).


    Die Charaktere haben Format, vor allem Cassie fand ich von Anfang an sehr sympathisch (nicht zuletzt, weil sie vom Ich-Erzähler Rob immer wieder als eben das beschrieben wurde), auch Sam mochte ich von Anfang an sehr. Auch O'Kelly, der ja eher eine Nebenrolle spielt, stand mir mit seiner Art und seinen versteckten menschlichen Stärken klar vor Augen.


    Der Krimiplot ist berührend, genauso oder noch mehr berührte mich Robs Geschichte. Diese aber ist es, die den Roman so unendlich melancholisch färbt und Rob immer tiefer in sein Verderben stürzt.


    Ich muss der Autorin Anerkennung dafür zollen, wie sehr ich mitgelitten habe, wenn Rob sich an Tage mit seinen Freunden erinnert und sich hinterher betrogen und verlassen fühlt - betrogen um eine Jugend, ein Erwachsenwerden im Kreis dieser Freunde, mit denen er so vieles hätte gemeinsam erleben sollen, verlassen und geradezu ausgestoßen, weil er allein aus dem Wald zurückgekehrt ist. Den Verlust, den er nach so vielen Jahren noch immer spürt, konnte ich beim Lesen selbst spüren.



    Was mich noch immer beschäftigt, ist folgendes:


    edit: Mir ist hierzu selbst noch etwas eingefallen, wüsste gern, ob andere diese Deutung teilen:


    Es gibt sicher noch sehr viel mehr zu diesem Buch zu sagen, aber ich höre hier erstmal auf.


    Der Roman erhält von mir 9 von 10 Punkten, aber ich kann nicht empfehlen, ihn zu lesen, wenn sich schon langsam die Winterdepression anschleicht.


    (PS: Ich finde die Covergestaltung dieses und des zweiten Bandes sooo schön - da lohnt es sich wirklich, das Hardcover zu kaufen (hätte ich es nicht als ME bekommen, hätte ich auch die 16,90 € bezahlt, da das ja ein niedriger Hardcover-Preis ist), obwohl es auch als Taschenbuch etwas hermacht, aber so "in groß" ist es doch besonders schön anzusehen.)

  • waren diese andauernden Andeutungen beziehungsweise deren Wiederholungen. Als ob der Leser beim ersten Mal nicht mitbekommt um was es geht, und dann immer wieder (Cassie und Rob sind ja nur Kumpels...) das unter die Nase gerieben bekommt. Auf die Dauer nervt mich sowas.
    Überraschend war für mich das Ende, damit hätte ich nicht gerechnet.
    Ermittler mit Opferhintergrund sind mal eine interessante Abwechslung (so wie bei Mo Hayder zum Beispiel).

  • Zitat

    Original von Raffizack
    waren diese andauernden Andeutungen beziehungsweise deren Wiederholungen. Als ob der Leser beim ersten Mal nicht mitbekommt um was es geht, und dann immer wieder (Cassie und Rob sind ja nur Kumpels...) das unter die Nase gerieben bekommt. Auf die Dauer nervt mich sowas.


    Das fand ich auch ein bisschen nervig, z.B. wie dann beschrieben wurde, dass er ihre Beine hochnahm, sich setzte und sie sich dann auf den Schoß legte... da waren einige dieser "seht, wie unschuldig und verspielt sie sind"-Szenen ;-)
    Dreimal haben sie sich gegenseitig die Zungen rausgestreckt: zwei Menschen Anfang und Mitte Dreißig, Ermittler beim Mordderzernat...


    Das ist einer der wenigen Kritikpunkte, die ich auch beim Lesen hatte, aber im Gesamtbild störte es mich nicht mehr.

  • Mit diesem Buch liegt mir ne Freundin auch schon seit ein paar Wochen in den Ohren... Und ich glaube, nachdem ich hier die Meinungen durchgelesen habe, muss es einfach auf meine WL wandern :-)


    Aber ist es nich ein bisschen abstoßend, wenn es sich dabei um Kinder handelt? Oder ist das nur eine "Nebensächlichkeit!? Weil eigentlich finde ich es ein bisschen erschreckend, wenn Kinder in Krimis vorkommen, das kann ich gar nicht gut haben, wenn die so leiden müssen...

  • Zitat

    Original von Tea-Bag
    Aber ist es nich ein bisschen abstoßend, wenn es sich dabei um Kinder handelt? Oder ist das nur eine "Nebensächlichkeit!? Weil eigentlich finde ich es ein bisschen erschreckend, wenn Kinder in Krimis vorkommen, das kann ich gar nicht gut haben, wenn die so leiden müssen...


    Ich kann ja nur für mich reden, aber ich fand es nicht so schlimm und bin schon sehr sensibel, was Missbrauch und Gewalt angeht, weil meine Phantasie da nach meinem Geschmack zu stark ausgeprägt ist.


    Was die verschwundenen Kinder von damals angeht, das ist eher mysteriös als alles andere.


    Ich denke, Du kannst es getrost lesen! Aber, wie ich in meiner Rezi schrieb, ist es ein sehr düsteres Buch, es wird im Verlauf immer deprimierender, was aber eher mit der Hauptfigur zusammenhängt. Der Fall, als er sich dann aufklärt, ist sehr verstörend, aber es geht hier nicht um plumpe Gewalt.


    Ich hoffe, ich konnte helfen, zur Not legst Du das Buch halt einfach wieder zur Seite :-)

  • Ich bin mit dem Buch nun auch endlich durch, und könnte hier kaum etwas dazu schreiben, was Bell oben nicht schon so passend dazu geschrieben hat :-)


    Jahaaa, ich fand den Stil der Autorin auch klasse, inhaltlich was es anfangs gut und zum Ende hin so deprimierend, daß man es tatsächlich nur noch fertig gelesen haben wollte. Schade eigentlich, das ist wohl Geschackssache, aber ich hab's gerne harmonischer ( ;-)) wenigstens am Ende.


    Allerdings hat es mit trotz allem Frust zum Ende nicht die Neugier darauf verdorben, wie es wohl mit den Hauptpersonen weitergeht, also auf zu ;Totengleich' :-]

  • oh ja, ich fand auch, dass grabesgrün mal ein echtes highlight war... :-]
    - und freu mich auch schon auf totengleich, wobei ich da ja auch wieder bis zum taschenbuch ne weile warten muss...
    bin schon ganz gespannt, ob cassie in dem buch nochmal bezug auf den alten fall nimmt,
    bzw. ihre sicht der geschichte kurz geschildert wird... :wow

  • Ich hab es jetzt auch endlich gelesen und wenn ich gewusst hätte, dass es so gut ist, hätte ich nicht so lange gewartet.


    Der Schreibstil gefällt mir außerordentlich gut. Ich dachte immer nur, dass ich endlich wissen muss, was damals passiert ist :-) Na ja, am Ende war ich dann etwas enttäuscht, aber nicht arg.


    Ich kann das Buch mit ruhigem Gewissen und 9 Punkten weiterempfehlen. Werde mir bei Gelegenheit auch den Nachfolger zulegen.

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich