Ashe, Geoffrey (1996): König Arthur – die Entdeckung von Avalon,
Econ-Verlag: Düsseldorf, ISBN 3 340 11081 5, S. 224, 24 Seiten Bildmaterial, Personenregister, Sachregister und Literaturliste (dt. Erstausgabe 1986)
Titel der englischen Originalversion: The Discovery of King Arthur, Debreet's Peerage LTD, 1985
Übersetzer: Harald Stadler
Kurzbeschreibung:
Seit dem Mittelalter haben Dichter, Künstler, Musiker und Filmemacher sich der Legenden um König Arthur und der Ritter seiner Tafelrunde angenommen. Die Frage nach dem historischen Kern dieser Legende aber blieb 1500 Jahre ein Rätsel. Die faszinierende Geschichte dieser Entdeckung wird in diesem Buch erzählt, die ein altes Rätsel löste - aber zahlreiche neue aufgibt.
Angaben zum Autor:
Geoffrey Ashe ist 1923 in Canada geboren und studierte an der University of British Columbia, Vancouver und in Cambridge. Seine wissenschaftliche Arbeit zentriert sich auf die Verifizierung Arthur Legende. 1957 veröffentlichte er "King Arthur's Avalon: The Story of Glastonbury, seine zentrale These darüber wer hinter der Arthur-Legende steht, veröffentlichte er erst mal 1981, dann folgte das hier vorliegende Buch und 1987 "The Landscape of King Arthur", die vollständige Bibliographie findet ihr hier, einige Interviews mit ihm URL=http://britannia.com/history/h17.html]hier[/URL]. Er war von 1966 –1970 Sekretär für das Camelot-Forschungskomitees, das den Cadbury Castle als möglichen Standort von Camelot untersuchte.
Meine Meinung:
Meine Lektüre unterschiedlicher Fassungen der Arthur-Sage, angefangen bei den Nebeln von Avalon, hat mit der Zeit bei mir das Interesse geweckt, etwas mehr über die Arthur-Forschung in Erfahrung zu bringen. Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um eine populärwissenschaftliche Abhandlung über die Hintergründe der Arthur-Legende, was einerseits die Stärke des Buches ist, weil es leicht verständliche zu lesen ist und andererseits eine Schwäche darstellt, das die wissenschaftlichen Standards für Quellenbelege nicht eingehalten werden und der Leser sich auf die Aussagen des Autors "blind" verlassen muss.
Geoffrey Ashe geht der Frage nach, ob es wirklich sein kann, dass ein wirkmächtiger Mythos, wie der über Arthur wirklich nur auf reiner Fiktion basieren kann oder ob nicht doch eine reale Person dahinter steht, die vielleicht für die Menschen im frühen Mittelalter sehr viel geläufiger war, als für uns. Darüber hinaus geht er davon aus, dass es nicht sein kann, dass dahinter nur ein kleiner Heerführer stehen kann, da die Sage an sich eine viel zu große Bedeutung hat.
Obwohl die Frage, die Ashe stellt, eigentlich auf der Hand liegt, ist sie mir persönlich durch die Lektüre so vieler unterschiedlicher Versionen der Arthur-Sage selbst verstellt gewesen. Ich habe Arthur immer für ein reines Phantasieprodukt gehalten und die Erklärung, dass er irgendwie eine Art von lokaler Heerführer und in der Legendenbildung sozusagen eine Verdichtung von unterschiedlichen Ursprüngen ist, hat mir bisher ausgereicht.
Geoffrey Ashe schreibt unterhaltsam und spannend über die Quellenlage. Er beschreibt sehr anschaulich, welche kulturhistorische Ausgangslage in der Spätantike vorlag, dass ein Mythos vom einigenden König überhaupt entstehen konnte. Er dröselt nach und nach die unterschiedlichen mittelalterlichen Quellen auf, bekommt die seltsamen Zeitangaben in den Griff und kämmt die bisherige Arthur-Forschung gehörig gegen den Strich. Diese suchten bis zu diesem Zeitpunkt sämtliche möglichen Anwärter auf den Titel lediglich auf den britischen Inseln und Hinweise auf Arthur Kämpfe in Gallien wurden ignoriert. Besonders interessant finde ich den Ansatz, dass die mittelalterlichen Autoren u.a. nicht so dezidiert auf bestimmte Fakten eingegangen sind, weil damals diese Fakten wohl Allgemeingut waren und als selbstverständlich vorausgesetzt wurden. Diesem Gedanken ist er nachgegangen und wurde auch fündig.
Besonders erstaunlich fand ich es beim Lesen, wie viele Hinweise es auf Arthur selbst und auf die reale Person dahinter gibt. Ich hätte nicht gedacht, was es alles noch so an Quellenmaterial gibt. Außerdem halte ich Ashe für ausgesprochen talentiert darin, Quellen neu zu interpretieren und diese Interpretationen auch mit anderen Quellen zu untermauern. Durch seinen Blickwechsel gelingt es ihm auch Fußnoten in Quellen aufzutun, die bei der bis dato vorhanden Haltung zur Arthur-Forschung nie in den Blick gekommen sind.
Im dritten Teil seines Buches geht er auf die Legendenbildung und die Entwicklung des Sagenstoffes im Laufe der Jahrhunderte ein. Er zeigt auch, wie Teile der Legende bis heute auf die keltischen Ursprünge zurückverweisen, nur dass sie durch die christlich geprägte Gesellschaft zunehmend eine Umdeutung erfahren haben. An dieser Stelle war mir klar (ohne das ich es nachschlug), dass MZB Ashes Arbeiten gekannt haben muss. Tatsächlich beruft sich MZB explizit auf die Arbeiten von Ashe.
Ein Wermutstropfen beim Lesen war für mich die etwas wertende Tendenz, mit der Ashe an einigen Stellen schreibt. Ich denke, auch ohne diese Stellen, wäre sein Buch alles andere als eine trockene Angelegenheit geworden. Wobei sich diese Tendenz nicht massiv durchsetzt und somit einigermaßen zu überlesen ist. Auch fehlte mir ein bisschen Kartenmaterial, da ich die Dinge immer gern plastisch vor Augen haben will und wo Avalon liegt, muss ich auch erst noch nachschlagen. Den schon oben erwähnten Mangel an Quellenbelegen erwähne ich hier nur noch einmal der Vollständigkeit halber.
Wieso der Untertitel der deutschen Ausgabe "Die Entdeckung von Avalon" heißt, wird wohl für immer das Geheimnis des Verlages bleiben, denn darum geht es in Ashes Arbeit überhaupt nicht.
Nun freue ich mich schon auf den Graham Phillips; Martin Keatman, der 10 Jahre jünger auch den Ursprung der Arthur-Legende aufgedeckt haben will, dabei aber eine andere Theorie verfolgt. Interessant wäre auch sicherlich die Lektüre des aktuelleren Werkes von Ashe: D Kelten, Druiden und König Arthur. Mythologie der Britischen Inseln.