'Die zwölfte Nacht' - Seiten 071 - 170

  • Doch, natuerlich.
    Dass Catherine das klasse fand, wollte ich keineswegs gesagt haben. Ich denke: Sie lernt eben irgendwann, dass es schlimmeres gibt. (Ich sag dazu spaeter noch mal was, um nichts vorwegzunehmen.)


    Tja, Du hast offenbar den Englaender in Dir entdeckt ... (bei mir hat's ohne Quatsch fuenf bis sechs Jahre Leben in England gedauert, bis ich englische Witze zuverlaessig kapiert habe und komisch fand. Cricket dagegen habe ich BIS HEUTE nicht kapiert, mein Mann hat's aufgegeben, total)


    Alles Liebe von Charlie

  • Was heißt auf seine Art? Tom ist seiner Catherine seit frühester Jugend treu, er hat sie nie belogen und betrogen und weil er nicht zusammensein kann und versucht sich mit anderen Frauen zu trösten kann keine sich an ihr messen, er behält ja nicht mal mehr die Namen der Damen die er da (wie war das?) beunschuldigt(?).

  • So, diesen Teil habe ich nun auch verschlungen. Anders kann ich es nicht nennen. Ich kann einfach nicht aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen will , wie es weiter geht. Und damit ich nichts durcheinander bringe, schreibe ich meine Eindrücke gleich auf. Es ist ja wieder sehr viel passiert.


    Cathy trifft auf ihre Schwester bei einem Fest. Die nur Jungs im Kopf hat. Finde ich irgendwie niedlich, wie sie meinte, dass die hübschen Burschen gleich alle vergeben sind, wenn sie nicht gleich tanzen gehen. Ich glaube in de damaligen Zeit, musste man einfach an was anderes denken, um sich die Zeit zu vertreiben, oder wenigstens noch ein bisschen Freude zu empfinden. Ich weis jetzt nicht so genau, wie ich das formulieren soll.


    Cathy trifft auch auf ihre „Ziehgeschwister“ und ihren Bruder. Und auf Tom. Tom scheint ein richtiger Aufreißer geworden zu ein. Er kann sich ja nicht einmal die Namen von den Frauen merken, mit denen er gerade schläft… Wenn man davon absieht, ist er trotzdem immer noch sehr sympathisch. Er schwimmt einfach nicht mit dem Strom, sondern dagegen. Das finde ich toll. Auch wenn es ein wenig leichtsinnig ist. Er macht damit nicht nur sich selber Probleme.


    Tom und Cathy verlieben sich also ineinander. Was aber auch nicht so ungewöhnlich ist, da sie schon als Kinder ein sehr gutes Verhältnis hatten. So süß, wie die beiden miteinander umgehen. Einfach goldig. Ich habe auch nicht so richtig daran geglaubt, dass sie wirklich heiraten können. Da spricht zu vieles dagegen.


    Und Cathy muss schließlich einen anderen heiraten. Das muss schrecklich sein, und die Arme tut mir richtig leid. Mal sehen, was da noch so passiert.
    Ihr Manns scheint ja kein böser Mensch zu sein, auch wenn er eine Vorliebe zu Gewalt hat, was aber zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich war. Die Menschen wollten schon immer was sehen. Und Hinrichtungen waren früher sozusagen eine Freizeitbeschäftigung. Das finde ich so widerlich, aber so war es damals nun mal. Wenigsten schlägt Cathys Mann sie nicht und ist ansonsten gut zu ihr. Nach drei Jahren stirbt er aber und nun muss Cathy einen anderen Mann heiraten.


    Annes Brief an Cathy hat mich sehr berührt. Sie hat schon recht. Die einzige Familie die sie, Cathy und Will hatten waren ihre „Zieheltern“ Dort wurden sie geliebt, und gut behandelt. Dort waren sie zu Hause und fühlten sich wohl Dort hatten sie Freunde. Ihre wahre Familie kannten sie nicht richtig.


    Dieser An schnitt war wieder sehr interessant und ich bin nach wie vor sehr positiv angetan. Ich bin gespannt, wie es weiter geht! :-)

  • Ich verstehe das auch so wie Beowulf. Tom ist Catherine im Herzen treu, der Sex ist für ihn Spielerei und Ablenkung.


    Um noch mal auf die großartige Szene im Pferdestall zurückzukommen: andere Autoren hätte die Szene genutzt und Geigen erklingen lassen, Charlie läßt das Pferd furzen :grin Absolute Sptze!


    Oh, diese Tischmanieren. Ich weiß ja, daß man die Gabel in England noch nicht kannte, aber trotzdem ...


    Die Gerichtsszene ist meine Lieblingsszene am 2. Tag. Wie anders wäre die Geschichte verlaufen, wenn Catalina klein beigegeben hätte und ins Kloster gegangen wäre.


    Catherines Ehe mit Edwyn muß die Hölle gewesen sein. Das einzige, woran der Mann Freude hat ist zuzusehen, wie anderen Gewalt angetan wird. Ekelhaft.


    Ich denke auch, daß die ehrgeizige und eifersüchtige Anne Stanhope Catherine verraten hat, so daß sie den Hof verlassen mußte.


    Und wieder hat Cahterine kein Wahl. Sie muß den Mann nehmen, der sie heiraten will. Ich frage mich, ob das nur in ihrer Gesellschaftsschicht so war oder ob z.B. der verwitweten Bauersfrau auch nicht anderes übrig blieb als wieder zu heiraten.

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich habe mich entschieden, nur einer Seite des Paares eine Perspektivstimme zu geben, und ueber diese Entscheidung kann man ganz sicher streiten. Aber mir lag sie, ich fand es so fesselnder. Tom soll ein kleines Stueck weit verborgen bleiben, der Historie, dem Leser und mir auch.


    Ich finde die Idee klasse. Dadurch wird Tom noch viel interessanter und unscheinbarer. Man weis nicht wirklich, was in ihm vorgeht.
    Ich bin auch manchmal etwas zwiegespalten, was ich von ihm halten soll.


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Ich könnte mir vorstellen, dass Ann einen Keil zwischen die Brüder treibt. Edward, der sie heiß und innig liebt, wird seinen Bruder sicher dafür hassen, dass der ihr die Unschuld genommen und sie behandelt hat wie ein billiges Mädchen.


    War das nicht die Szene im ersten Teil, wo Tom mit Anne auf einer Wiese geschlafen hat, und danach noch fragte, wie sie hieß? Oder verstehe ich da jetzt etwas falsch? :gruebel

  • Zitat

    Original von Leseratte87


    War das nicht die Szene im ersten Teil, wo Tom mit Anne auf einer Wiese geschlafen hat, und danach noch fragte, wie sie hieß? Oder verstehe ich da jetzt etwas falsch? :gruebel


    Nein, alles richtig verstanden. Genau auf diese Szene habe ich hier angespielt :-)

  • Nein, das ist richtig, Leseratte.


    Bin erleichtert, dass mein Pferdefurz mir hier nicht uebel genommen wird.


    Eine Witwe der Epoche, die selbst mittellos war, konnte auf Aufnahme durch Verwandte hoffen oder auf eine neue Heirat (wobei nicht alle "Heiraten" in den unteren Schichten tatsaechlich als solche begangen wurden. Heirat war in gewisser Weise auch ein Luxus).
    War die Witwe wirtschaftlich in der Lage, haette sie aber ein Geschaeft, einen Hof und auch verschiedene Handwerke ihres Mannes in den allermeisten Faellen weiterbetreiben und auf Wunsch ledig bleiben koennen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ja, ich fand den Pferdefurz auch angebracht. War total unerwartet und ich werde gerne überrascht :)
    Nur so der Verständnis halber: der Henry will sich von der katholischen Kirche loslösen, um Anne Boleyn heiraten zu können. Das ist klar soweit. Cranmer und Anhänger wollen, dass jeder die Bibel verstehen kann, deswegen auch die Übersetzung. Also verfolgen sie und der König ja nicht wirklich dasselbe Ziel. Wurde jetzt Cranmer zum Erzbischof ernannt, weil er für die Ehe zwischen King Henry und Anne Boleyn ist und dieses Amt nutzen will, um sein Vorhaben (Verbreitung der englischen Bibel?) umzusetzen?
    Ich finde es auch gut, dass diesmal nicht die Boleyns im Mittelpunkt des Geschehens stehen, weil das in letzter Zeit schon zu oft durchgekaut wurde. So sieht man mal, dass es auch noch andere interessante und wichtige Personen gab. Durch das Lesen habe ich jetzt schon viel mehr über Geschichte erfahren als es bei "Die Schwester der Königin" der Fall war. "Die Tudors" habe ich leider nicht ganz gesehen.

    Es ist an der Zeit, schreiend im Kreis zu rennen.


    :lesend The Know-It-All - A. J. Jacobs
    Before They Are Hanged - Joe Abercrombie
    Finishing the Picture - Arthur Miller

  • Zitat

    Original von bookaholic
    Nur so der Verständnis halber: der Henry will sich von der katholischen Kirche loslösen, um Anne Boleyn heiraten zu können. Das ist klar soweit. Cranmer und Anhänger wollen, dass jeder die Bibel verstehen kann, deswegen auch die Übersetzung. Also verfolgen sie und der König ja nicht wirklich dasselbe Ziel. Wurde jetzt Cranmer zum Erzbischof ernannt, weil er für die Ehe zwischen King Henry und Anne Boleyn ist und dieses Amt nutzen will, um sein Vorhaben (Verbreitung der englischen Bibel?) umzusetzen?
    .


    Ja, so kann man das sehr gut auf den Punkt bringen.
    Cranmer war von seiner Einsetzung als Erzbischof voellig ueberrumpelt und hatte Angst. Aber ihm war klar, dass der Einfluss, der damit einherging fuer seine Bestrebungen Gold wert war.


    Henrys Stab war auf ihn aufmerksam geworden, weil er als Dozent in Cambridge theologisch begruenden konnte, warum die Dispens zu Unrecht erteilt worden war (ueber Deuteronomion) und darueber eine Abhandlung schrieb. Fuer ihn war es anfangs einfach ein interessantes theologisches Problem, ihm war sicher nicht bewusst, was er damit fuer sich selbst fuer eine Lawine ins Rollen brachte.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Henrys Stab war auf ihn aufmerksam geworden, weil er als Dozent in Cambridge theologisch begruenden konnte, warum die Dispens zu Unrecht erteilt worden war (ueber Deuteronomion) und darueber eine Abhandlung schrieb. Fuer ihn war es anfangs einfach ein interessantes theologisches Problem, ihm war sicher nicht bewusst, was er damit fuer sich selbst fuer eine Lawine ins Rollen brachte.


    Ich muß mal grade loswerden, daß ich es total super finde, daß hier Geschichte erzählt wird; noch dazu welche, mit der ich mich bisher überhaupt nicht beschäftigt habe!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Catherines Ehe mit Edwyn muß die Hölle gewesen sein. Das einzige, woran der Mann Freude hat ist zuzusehen, wie anderen Gewalt angetan wird. Ekelhaft.


    Dennoch muss ich gestehen, dass ich die wunderbar trockenen, lakonischen Beschreibungen Edwyns geliebt habe. Für mich gehören sie zu denen, wo ich beim Lesen dachte: besser geht nicht.
    "Er legte sich früh ins Bett und schlief bis tief in den Morgen, das verkürzte die Tage."
    "Darauf, dass sie nähte, bestand er nicht."
    "Ein Buch zur Hand zu nehmen war unerwünscht. Edwyn fand, das zieme sich für seine Gattin nicht, da er selbst nicht gern las."


    Tom ist mir auch in diesem Teil noch nicht wirklich nahe.
    (Zwei Freundinnen von mir sind übrigens mit "Toms" verheiratet. Lebensprall, nicht wirklich erwachsen, neugierig auf alles, unkonventionell, absolut ehrlich. An die beiden musste ich beim Lesen immer wieder denken. Das nur am Rande ...)

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich sag's ehrlich, Queedin: Genauso hab ich's auch gesehen. Ich dachte: Das ist jetzt nicht mehr auszuhalten, kann der Gaul jetzt bitte mal einen Furz lassen?


    Wie andere Autoren solche Szenen schreiben, ohne furzende Pferde danebenzustellen, weiss ich nicht. Sie haben meine Bewunderung!


    Ich finde das auch prima so. Liegt aber wohl an mir. Wenn ein Mann mir was vom Sternenhimmel vorschwärmen wollte in einer lauen Sommernacht, bin ich in prustendes Lachen ausgebrochen...