'Die zwölfte Nacht' - Seiten 265 - 364

  • Eigentlich hielt ich Cathies Leben bis hierher für eintönig. Aber nun gleicht es einer Achterbahn.
    Wieder zu Zwölfnacht treffen Cathie und Tom zusammen. Im Weinkeller finden sie sich. Eigentlich hätte ich mir einen romantischeren Ort vorgestellt, na gut.
    Für die Reformer stellt sich die Vermählung Henrys mit Anna von Klewe als schlimmer Fehler heraus.
    Henry rudert zurück. Mit der Hinrichtung Barnes scheint für die Reformer alle Hoffnung zu sterben.
    So empfindet es zumindest Cathie.
    Was für sie furchtbar ist, ist für Latimer ein Segen. Das trockene Wetter scheint seine Krankheit zu heilen. Cathie wird stark vom Leben geprüft (Achterbahn runter).
    Ein Wetterwechsel zeigt jedoch wie krank Latimer wirklich ist.
    Dank Nans und Kates Einsatz entschließt sich Cathie Zwölfnacht auf Hampton Court zu verbringen.
    Wieder wendet sich das Blatt, Tom erscheint ebenfalls, zurück von einem militärischen Einsatz gegen die Schotten (Achterbahn hinauf).
    Als Krönung findet Cathie zusammen mit Tom die Zwölfnachtbohne.
    Aber Cathie ahnt wohl schon die Talfahrt. Tom scheint sich für Mary Tudor zu interessieren.


    P.S. Stelle gerade fest, dass ich ziemlich langsam lese.

  • Och Moensch,


    Bitte glaubt mir doch, dieser Weinkeller ist der romantischste Ort, den ich finden konnte. Ich hab ihn gesehen und musste ihn fuer die Szene haben, es war ein Hier-oder-gar-nicht-Effekt.
    Wenn mein Sohn zurueck ist, stelle ich ein Photo ein!


    Alles Liebe von Charlie

  • Nun bin ich mit diesem Abschnitt durch und kann mich meinen Vorschreibern nur anschließen.


    Anna von Kleve sehe ich auch als seine glücklichste Frau. Sie hat es wohl von allen 6 am besten getroffen.
    Sie war ja auch als sehr gute Seele und als Freundin seiner Töchter bekannt.
    Und sie konnte sich sicher auch nicht selber entscheiden, den dicken Heini zu heiraten.


    So aber ist sei seine "liebe Schwester" und entge3ht dem Schicksal der anderen Frauen.


    Dass tom & Catherine so lange warten müssen ist mir zwar bekannt, aber leid tun sie mir trotzdem. Ich hätte ihnen einen früheres Glück gegönnt.

  • Mein Mann findet, Anna von Klewe ist Henrys sympathischste Frau.


    Ich goenne ihr jedenfalls sehr, dass sie, nachdem sie von ihrem Bruder regelrecht an Henry verschachert wurde, schliesslich ein selbstbestimmtes Leben fuehren durfte, bei Hof auch nach seinem Tod ein gern gesehener Gast blieb und allgemein als herzlich, lebenslustig und humorvoll galt - woraus ich jetzt einfach mal schliessen will, dass sie auch recht gluecklich war.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ja, wie gesagt, die Szene mit dem Baeren haette ich am liebsten nicht geschrieben.
    ...
    Dasselbe gilt auch fuer die Anne-Askew-Szene.


    Ich habe mich jedesmal innerlich "wappnen" müssen, als ich diese Szenen erneut las. Ich möchte sie am liebsten nicht lesen, wie Du sie am liebsten nicht geschrieben hättest.
    Aber sie gehören unbedingt zu Deiner Geschichte.


    Zitat

    Ich habe mich sehr darum bemueht, die gequaelten Geschoepfe nicht schreibend zu entwuerdigen, sondern Szenen zu schreiben, die von meiner Trauer und meinem Respekt fuer diese Geschoepfe gehalten sind.


    Du kennst meine Meinung dazu. Solche Szenen nicht zu schreiben bedeutet meiner Meinung nach, die Opfer mit ihrem Leiden allein zu lassen.


    (Das erinnerte mich sonst an Menschen, die es nicht fertigbringen, mit einem todkranken Angehörigen über seine Krankheit zu sprechen, weil sie es selbst nicht ertragen. Und ihn damit allein lassen.)

  • Ja, fuer mich kommt Nicht-Schreiben nicht in Frage.
    Aber Fragen wie
    Wie kann/darf man das schreiben?
    Was loest welche Wirkung im Leser aus?
    Was schuldet man den Opfern?
    etc.


    beschaeftigt mich immer wieder - gerade bei meinem neuen Stoff - sehr. Es sind heikle Fragen, ich denke, man kann ihren Antworten nur naeher kommen, indem man sich immer wieder damit beschaeftigt, viel dazu liest und sich viel mit anderen austauscht.


    Alles Liebe von Charlie

  • Edward war zeitweise Admiral, Lord High Admiral und Commander-in-Chief. Seine eher spaet und zoegerlich begonnene militaerische Laufbahn verlief ueberraschend glaenzend, was er vor allem seinen ueberragenden strategischen Faehigkeiten verdankt, wenn er auch als ungeeigneter Menschenfuehrer galt.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Apropos Bärenhatz. Die Szene war zwar unangenehm, aber ich empfand sie als sehr realistisch. Damals hatte Jagen ja häufig nicht allzuviel mit dem Begriff gemein wie wir das kennen. Treiber trieben das Vieh aus dem Wald in enge eingezäunte Korridore (wie's ja auch hier beschrieben wurde) und dann wurden die Tiere wie am Fliessband niedergeschossen. Die Szene hat für mich absolut jede Daseinsberechtigung in diesem Roman auch um das Innere von Anne zu reflektieren.


    Ich habe mich auch durch diese Szene gequält und war froh als sie vorbei war, und dennoch finde ich, dass auch diese Grausamkeiten dazu gehörten und gerade deshalb auch nicht fehlen sollten. Meine Hochachtung vor Charlie, so etwas zu schreiben muss noch um einiges schrecklicher sein als es zu lesen!



    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Beim Turnier steigert Anne sich richtig in Toms Kämpfe hinein, bildet sich sogar ein, er würde für sie kämpfen. Als er jedoch Catherine bittet beim letzten Kampf ihr Ritter sein zu dürfen beschliesst sie eiskalt, dass er sterben muss, koste es was es wolle. Da merkt man erst, wie arg die Wunde durch seine Demütigung noch in ihr schwärt. Ich hatte gleich so ein Gefühl, dass die Szene noch Folgen haben wird.


    Anne wird mir immer unsymphatischer, sie ist in meinen Augen absolut berechnend. Edward tut mir leid, er liebt sie so sehr und es ist so offensichtlich, dass sie seine Liebe nicht erwiedert. Sehr bezeichnend empfand ich diese Stelle: "Ich liebe Dich, Anne." "Ich weiß", sagte sie. "Und wenn du mir gibst, was ich will, bleibe ich bei dir, bis du stirbst." (S. 351) Und was sie will, wurde ja schon auf S. 310 deutlich: "Ich werde dich töten, Tom Seymor, ob mir dabei der Tudor-König, der dienstbare Dudley oder dein Hanfstock von Bruder als Werkzeug dient."



    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Den Ganskreis finde ich ja ganz große Klasse. Endlich hat Catherine ein paar Gleichgesinnte mit denen Sie sich austauschen kann. Sozusagen ihr "Teekränzchen".


    Auch da kann ich mich nur anschließen, dass Catherine nun endlich Freundinnen hat und auch Nan näher kommt, finde ich toll.



    Zitat

    Original von Paradise Lost
    Tyndale das Pferd hat auch nochmal einen Auftritt. Catherine denkt an etwas, dass sie in die Realität zurückholt wann immer sie in Toms Anblick versinkt: "und jedes Mal wünsche ich mir, dass neben uns ein Pferd scheißt." :rofl


    Dieses Zitat muss ich auch nochmal hervorhebern, einfach köstlich!



    Henry wird mir in diesem Abschnitt auch nicht gerade symphatischer, seine Willkür finde ich erschreckend, wer heute sein Freund ist, kann morgen schon seiner Willkür zum Opfer fallen. Ind diesem Zusammenhang fand ich die grausame Hinrichtung von Barnes ganz schlimm, und dass er Edward und Cranmer zwingt, dabei zu sein, sie aber vorher noch absichtlich trennt, zeigt eine gewisse Grausamkeit. Ob auch der unerfahrene Henker Absicht war, um Barnes Qualen noch ein wenig zu verlängern?

  • Zitat

    Original von Bookworm


    Ich habe mich auch durch diese Szene gequält und war froh als sie vorbei war, und dennoch finde ich, dass auch diese Grausamkeiten dazu gehörten und gerade deshalb auch nicht fehlen sollten. Meine Hochachtung vor Charlie, so etwas zu schreiben muss noch um einiges schrecklicher sein als es zu lesen!


    Auch hier kann ich mich nur anschließen. :wave

  • Diese Frage, die Bookworm stellt, ist sehr interessant: Zu Vorfaellen mit unerfahrenen Henkern, die wahrlich brutalste Schlachtfeste anrichteten, ist es nicht nur in Henrys Regierungszeit, aber in seiner doch gehaeuft gekommen, und es wird viel darueber spekuliert, ob einfach unglueckliche Zufaelle oder Berechnung dahintersteckte. Beweisbar ist zwar nichts mehr, aber man haelt z.B. fuer moeglich, dass Feinde des bei Hof sehr unbeliebten Cromwell mit Bestechungsgeldern arbeiteten, um fuer einen ungeuebten Henker und somit eine qualvolle Hinrichtung zu sorgen.


    Ein Gedanke, der weh tut.


    Uebrigens, nur nebenbei: Das aufwuehlendste, erschuetterndste, den Magen am festesten verschnuerende ueber einen ungeschinkten Henker, das ich je gelesen habe, steht bei Rolf Hochhut in "Eine Liebe in Deutschland".
    Ich habe das vor etlichen Jahren gelesen, aber nie vergessen koennen.
    Diese Art, wie Stasiek Zasada starb, hat sich regelrecht in mich eingegraben.


    Alles Liebe von Charlie

  • Oh man - der gute Heini legt aber los mit seinen Frauen.
    Seine vierte Frau fand ich etwas sonderbar. Aber es hat mich gewundert, dass er sie nicht auch hat köpfen lassen. Momentan muss sich ja jeder um seinen Kopf sorgen.


    Was Tom und Catherine angeht - ist das alles schrecklich. Ich kann mir so richtig vorstellen, wie die beiden sich nacheinander verzehren. Schlimmer ist es, dass Lord Latimer nicht stirbt. Dann wären ihre Treffen mit Tom keine Sünde mehr. Ich frage mich, ob Cathrines Ehemann von den Treffen mit Tom weiss.
    Ich konnte dazu noch nichts lesen. Mir scheint es allerdings auch so, als wäre es ihm ziemlich egal, was sie treibt.


    Von der neuen Königin hab ich noch nicht allzuviel mitkriegen können. Allerdings scheint sie ihn ja sehr zu beeinflussen. Ich bin mal gespannt, was noch passiert...

  • Zitat

    Original von Bookworm


    Ich habe mich auch durch diese Szene gequält und war froh als sie vorbei war, und dennoch finde ich, dass auch diese Grausamkeiten dazu gehörten und gerade deshalb auch nicht fehlen sollten. Meine Hochachtung vor Charlie, so etwas zu schreiben muss noch um einiges schrecklicher sein als es zu lesen!


    :write


    Anne verstehe ich übrigens nicht. Sie sieht einfach nicht, was sie an Edward hat. Er ist ein toller Mann, der aber nicht so viel Feuer hat wie sein Bruder. Es scheinen ja wirklich alle Frauen auf Tom abgefahren zu sein. Wie kann sie sich einbilden, dass SIE die auserwählte ist? Sie merkt doch, dass er nur für Cathrine lebt.

  • Ich weiss natuerlich auch nicht, ob Lord Latimer es gewusst hat oder nicht. Aber aus dieser Zeit werden Treffen historisch nachweisbar, sogar Zusammenkuenfte in seinem Haus.
    Ich denke: Ja, er hat es gewusst. Er hat sich diese sehr viel juengere Frau ins Haus genommen und war sich als guetiger, kluger Mann, als der er bekannt war, darueber bewusst, dass sie ihn nicht lieben wuerde. Er bekam eine Gefaehrtin, die sich grossartig um seine Kinder und seinen Haushalt kuemmerte (sie wurde wirklich von JEDEM Nachbarn in Snape Hall als vorbildlich geruehmt) und ihn pflegte, als er erkrankte. Meiner persoenlichen Ansicht nach hat er toleriert, dass sie einen anderen Mann liebte, weil er sie sehr, sehr mochte.


    Aber das ist nur meine persoenliche Sichtweise.


    Alles Liebe von Charlie

  • Dass Du findest, Edward ist ein toller Mann, wenn auch ohne Feuer, freut mich. Ich mag ihn trotz aller seiner Schwaechen sehr gern. Im 21. Jahrhundert waere er sicher ein verschroben-freundlicher Philosophie-Professor geworden, haette viele zauberhaft-komplizierte Buecher geschrieben, ueber die Welt zaertlich-verstaendnislos den Kopf geschuettelt, sein Handy in die Themse geworfen und gluecklich vor sich hin gelebt.


    Alles Liebe von Charlie

  • So schätze ich Lord Latimer auch ein. Schon allein, weil sie bei allem freie Hand hatte. Er hätte ihr ja genauso wie Edwyn verbieten können Latein zu lernen und zu lesen.


    Edward ist mir jetzt erst richtig aufgefallen. Er ist immer für alle Menschen da, die ihn brauchen und die ihm wichtig sind. Ausserdem ist er ein Denker. Diese Leute mag ich - ich denke auch oft zu viel nach. Das sind dann aber auch alle Parallelen zu ihm - ausser, dass ich auch ein Bücherwurm bin :lache

  • So. Ich bin mit diesem Abschnitt nun auch fertig und es wird immer interessanter.


    Ich will jetzt nicht nochmal alles zusammenfassen. Im Grunde haben alle schon fast alles geschrieben.


    Ich mag Edward eigentlich ganz gerne. Aber mir ist er auch ein bißchen zu weich.
    Nie äußert er mal richtig seine Meinung, nie zeigt er richtig, was er denkt und will.
    Aber Annes Abneigung ihm gegenüber finde ich doch sehr extrem. Sie wird einem langsam sehr unheimlich und man hofft einfach, daß sie ihren Mann nicht noch ins Unglück stürzt.


    Ich hoffe nun auch schon etwas länger, daß Latimer endlich stirbt. Es ist doch nur noch Quälerei für alle Seiten.


    Und ich bin sehr gespannt darauf, wie Henry auf Cathie aufmerksam wird.
    Und wie Tom auf die Hochzeit von Henry und Cathie reagieren wird.


    Henry geht mir momentan einfach auf den Senkel. Dieses ständige hin und her finde ich nur nervig und kann es auch nicht nachvollziehen.
    Vorallem daß er Cromwell hinrichten läßt, aber Cranmer und Edward leben läßt. Das ergibt für mich keinen Sinn.


    Naja. Schnell weiterlesen. Dann merk ich es vieleicht doch noch.

  • Dass Du Henrys sprunghafte Reaktionen nicht nachvollziehen kannst, verstehe ich gut - die gesamte Geschichtsforschung tut sich damit schwer. Er wurde im Lauf seiner Regierungszeit immer unberechenbarer, willkuerlicher, seine Reaktionen waren einfach nicht vorherzusagen. Fuer dasselbe Delikt, ueber das er an einem Tag lauthals lachte, liess er anderntags jemanden koepfen.


    Wir haben hier in der Runde - wie es auch die Geschichtswissenschaft tut - darueber spekuliert, ob wohl eine Krankheit dahintersteckte (Manche Medizinhistoriker nehmen an, dass Henry an einer Erkrankung der Schilddruese litt - sehr lange hielt sich auch die Syphillis-Theorie, die allerdidngs allmaehlich Anhaenger verliert) oder ob es schlicht etwas ist, das Machtfuelle an einem Menschen anrichten kann.


    Ich glaube ein bisschen von beidem. Nach allem, was ich weiss, halte ich es fuer recht wahrscheinlich, dass er an einer damals nicht diagnostizierbaren Schilddruesenerkrankung litt. Aber entscheidend ist fuer mich, dass ihm erlaubt war, so zu leben - bis er sich voellig aus der Kontrolle verlor.


    Cromwell war uebrigens der letzte Berater, dem er so grosse Machtfuelle zugestand. Danach legte er grossen Wert darauf, die Macht unter den Maennern in seiner Umgebung zu verteilen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich glaube, dass Henry irgendwann erkannt hat, dass die Leute in ihm nur den Feierkönig gesehen haben und er zuviel Macht an Personen wie Wolsley oder später Cromwell überlassen hat. Ein "Fehler" war sicher auch, dass er zum König und regieren eigentlich nicht erzogen wurde- anders als Elizabeth waren ihm Eigenschaften wie Selbstzucht also Disziplin nicht nur anderen, sondern auch den eigenen Wünschen und Begehrlichkeiten gegenüber einfach fremd. Alles was er machte war maßlos- ein Prototyp des Renaissancemenschen, nicht anders als seine Zeitgenossen Julius der II, die Medici oder Gonzagas...