ZitatOriginal von taciturus
Obwohl der neuerliche Schwenk für mich im Vergleich zum ersten keine rationalen Gründe mehr zeigt, sondern nur mehr auf Einflüsterung beruht. Um auf die Frage aus dem vorigen Thread zurückzukommen, ob der Grund auch in einer Krankheit liegen kann. Für mich deutet dieses Szenario auf einen König, der sich von seinen Beratern treiben läßt und selbst mit den Entscheidungen seiner Macht nicht zurande kommt. Wobei die daraus ressultierenden Folgen auch wieder schwer einzuordnen sein: deswegen dann gleich Vertraute von gestern aufs Schafott zu schicken, ist eben auch ein Extrem, bei dem unser heutiges Denken nicht mit kann.
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Das ist sehr gut zusammengefasst, finde ich.
Henry in seinen Extremen (die sehr oft unbegruendet, scheinbegruendet oder ausgeloest durch Kleinigkeiten wirken) erschliesst sich uns nicht.
War Henry religioes?
Das ist fuer mich eine Frage, zu der ich mein Leben lang weiterbuddeln werde.
Er wollte jedenfalls gern religioes sein. Als Zweitgeborener war er fuer eine kirchliche Laufbahn vorgesehen und erhielt eine umfassende Ausbildung. Er schrieb selbst theologisch, beobachtete als junger Herrscher die Entwicklung genau, reagierte auf Luther, holte sich namhafte Theologen an den Hof, war mit More eng befreundet (die Utopia sind ihm gewidmet) und hatte endlose Diskurse mit ihm.
Auf seinen Titel "Defender of the Faith" war er unendlich stolz.
Aber was steckt dahinter? Seine Ansaetze wirken oft erstaunlich flach und kindlich. So sehr er sich offenbar vor Hoelle und Teufel fuerchtete und sich in theologischen Fragen zu ereifern mochte, so rasch war er offenbar bereit, den ganzen Themenkomplex beiseite zu wischen.
Es gibt Augenblicke (besonders waehrend der Ehe mit Jane), da wirkt er wie ein verantwortungsbewusster Kirchenvater.
Dann wieder wirkt er wie einer, dem das alles voellig gleichgueltig ist.
Und dann wieder wie der strikteste Katholik.
Ein Raetsel.
Alles Liebe von Charlie