'Die zwölfte Nacht' - Seiten 365 - 468

  • ich sehe das ein wenig zwiespältig: ich kann Tom ja auch verstehen. immerhin ist Cathie in der Zeit drei Mal verheiratet und er weiß, dass sie mit ihren Ehemännern ein Bett teilt. So ganz leicht steckt er das natürlich nicht weg: ganz schön beschrieben in der einen Szene, wo er sie fragt, ob sie mit Henry gelegen hätte und dabei an ihn gedacht hätte (hab mir das leider nicht markiert, aber war relativ zum Schluss). Da merkt man, dass es ihm etwas ausmacht.
    und so eine Stelle fehlt mir bei Catherine: ein Auseinandersetzen mit Toms "Liebschaften" - zu welchem Ergebnis sie dabei auch kommen man. Aber das sie sich GAR NICHT damit beschäftigt, das ist für mich nicht so ganz glaubwürdig. Verstehst Du was ich meine? Es geht mir weniger darum, dass es ihr "egal" scheint, sondern eher, dass mir die Auseinandersetzung damit fehlt. (oder ich hab es überlesen...)

  • Ja, wie gesagt - ich fuerchte, ich habe das Thema nicht wichtig genug genommen, weil mir nicht klar war, dass es so wichtig ist.


    Dass sie sich gar nicht damit beschaeftigt, wollte ich nicht zum Ausdruck bringen - sie explodiert ja auch einmal, ehe sie Latimer heiratet, und es klingt ein paarmal an. Ich wollte eher, dass sie sich selbst davon ueberzeugt, dass es Wichtigeres, Schlimmeres gibt und dass es mit ihr nichts zu tun hat. Im Nachhinein denke ich einfach: Ja, ich habe ziemlich wenig Platz fuer das Thema genutzt. Das liegt wohl an meiner eigenen Struktur, da muss ich aufpassen.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Queedin


    Ab Seite 425 sind Cathie und Tom endlich wieder auf Wulff Hall. Ich fand die Stelle wunderschön, wo beschrieben wird, wie Lady Margery am Herd steht und Pottage kocht: hiervon noch ein bißchen und dieses Gewürz (Wikipedia sagt: Ingwer war im dt. Sprachraum schon im 9. Jh bekannt :wow) und ein wenig Milch... und dann dieser ausgetretene Steinfussboden. Das wirkt so unglaublich gemütlich. Hach, da hätte ich mich auch wohl gefühlt und mich gern mit zu der Küchenrunde gesellt.


    Das kann ich nur :write .


    Diese Stelle fand ich auch wunderschön. Es kam mir so vor als würde ich mitten im Raum stehen und zusehen.
    Das ganze hat so eine liebevolle Atmosphäre.

  • Hilfe - ich kann gar nicht so viel schreiben.... :yikes
    Ich bin total im Buch gefangen und muss mich gleich zwingen, zum Sport zu gehen. Beinahe wäre ich an meiner Haltestelle vorbei gefahren.


    Schon wieder ist eine Königin weg. Ich war gespannt, wie Catherine zur neuen Königin wird. Wie unspektakulär war das bloss?
    Ich möchte dem König nichts böses unterstellen, aber er wusste doch, wen er da heiraten will. Er mag Tom zwar, aber schaden will er ihm doch.


    Endlich ist der geplagte Mann von Catherine gestorben. Der hatte nun wirklich kein schönes Leben mehr. Endlich können Tom und Cathrine sich entscheiden, dass sie heiraten - schon kommt ihnen der König in die Quere. Toms Reaktion fand ich nur allzu verständlich. Aber was hätte Catherine denn machen sollen. Den König heiraten oder sterben :-(


    Den Prinzen find ich allerliebst ;-)
    So ein aufgewecktes Bürschchen. Und so wissbegierig. Solche Kinder mag ich.
    Am schönsten fand ich die Szene, wo er mit Catherine draussen lernen möchte und Tom sagt, er soll die Umrisse, die die Sonne auf dem Tisch macht, einritzen.


    Gleich hechte ich zum Sport und wenn ich nach Hause komme, werde ich weiterlesen - hoffentlich nicht die ganze Nacht *gähn*

  • Zitat

    Original von Charlie


    Zum anderen geht aus Catherines Briefen aber eben auch deutlich hervor, dass sie - nach anfaenglicher grosser Verzweiflung - diese Ehe als ihre von Gott gestellte Aufgabe annahm. Sie konnte in diesen Jahren nicht nur etliche Reformerleben und vermutlich mindestens die halbe Universitaet von Cambridge sowie das Fundament ihrer Kirche retten, sondern auch die Erziehung und Ausbildung zweier Thronfolger massgeblich praegen. Ihr Opfer war nicht nutzlos.


    Davor kann man echt Respekt haben. Ich glaube, ich hätte es nicht gekonnt. Immerhin sind Jahre vergangen, in denen sie sich nach Tom gesehnt hat. Sie war so glücklich ihn wieder zu haben und ihn endlich zu heiraten - und dann das.... :cry

  • Zitat

    Original von Queedin
    ich sehe das ein wenig zwiespältig: ich kann Tom ja auch verstehen. immerhin ist Cathie in der Zeit drei Mal verheiratet und er weiß, dass sie mit ihren Ehemännern ein Bett teilt.


    Aber Tom hat sich auch mit einigen Frauen das Bett geteilt - zumindest zeitweise. Da war sie aber "christlicher" als er, denn sie hat vorher geheiratet... Catherine hätte Tom verschmähen müssen...

  • Ja, Booklooker, mir geht es da ganz genauso wie Dir: Catherine noetigt mir den groessten Respekt ab.
    Dass sie das so konnte - eine ganz schlimme, schmerzhafte Situation, in der man glaubt, nicht genug Kraft zu haben, anzunehmen, nicht weil man ein Held ist und nicht weint und nicht hadert, sondern weil man sein Leben als ganzes annimmt - ich finde, das macht auch viel Mut fuer das eigene Leben.
    Catherine vertraut sich dem Leben an. Sie weint und verzweifelt. Aber lebt und laesst sich die Gestaltung des Lebens - d.h. Hingabe und Muehe um Dinge, die ihr wichtig sind - nicht aus der Hand nehmen.
    Ich denke oft daran.


    Vielen Dank fuer die Erwaehnung des kleinen Edward! Ich habe diese Gestalt sehr lieb und haette ihm - und England - ein langes Leben gewuenscht.


    Dass Du das Buch magst, freut mich zwar sehr sehr sehr, aber Henry, der auch sehr gern las, haette gesagt: Sport nicht vernachlaessigen! Ist genauso wichtig.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie


    Dass Du das Buch magst, freut mich zwar sehr sehr sehr, aber Henry, der auch sehr gern las, haette gesagt: Sport nicht vernachlaessigen! Ist genauso wichtig.


    :lache


    Hab ich ja auch nicht. Bin gerade eben wieder gekommen. Mir schmerzen die Beine und die Arme *jammer* :lache

  • Zitat

    Original von Booklooker


    :lache


    Hab ich ja auch nicht. Bin gerade eben wieder gekommen. Mir schmerzen die Beine und die Arme *jammer* :lache


    Ich halte es da mehr mit einem von Henrys späteren Nachfolgern, der es immerhin zum Literaturnobelpreisträger brachte, der sagte mal "No sports" [SIZE=7]und ja, Charlie ich weiß auf welche Frage[/SIZE] :grin

  • Wat bei Henry draus geworden ist, hat man ja auch gesehen ... (dass das offene Geschwuer an seinem Bein von einem Reitunfall stammt, ist sehr gut moeglich.)


    Und was die Liebesfuelle betrifft, so nehmen sich die zwei Herren auch nichts.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Queedin
    Ab Seite 425 sind Cathie und Tom endlich wieder auf Wulff Hall. Ich fand die Stelle wunderschön, wo beschrieben wird, wie Lady Margery am Herd steht und Pottage kocht: hiervon noch ein bißchen und dieses Gewürz (Wikipedia sagt: Ingwer war im dt. Sprachraum schon im 9. Jh bekannt :wow) und ein wenig Milch... und dann dieser ausgetretene Steinfussboden. Das wirkt so unglaublich gemütlich. Hach, da hätte ich mich auch wohl gefühlt und mich gern mit zu der Küchenrunde gesellt.


    Ganz genauso ging es mir auch, und ich habe Margery direkt ins Herz geschlossen.


    Hätte Tom Cathie nur nicht mit an den Hof genommen, und dann vorgeschlagen, dass sie mit Edward zurück nach Wulf Hall geht, den beiden war ihr Glück so zu gönnen, aber es klappt wieder nicht, Cathie muss Henry heiraten. auch ich glaube nicht, dass sie eine Wahl gehabt hätte. Ich habe es schon als eine gewisse Art von Drohung empfunden, dass Henry sie kurz zuvor auf die Tyndale Bibel angesprochen hat, hätte sie ihn nicht geheiratet, so hätte er einen Grund gehabt, auch sie hinzurichten...


    Bewundernswert, wie Cathie auch dieses Schicksal annimmt, ich habe so mit ihr und Tom gelitten (dem ich mich übrigens sehr nahe komme, obwohl ich seine Sicht der Dinge nicht direkt aus seinen Gedanken erfahre. Vermutlich, weil er sehr geradeheraus ist und seine Gefühle und Ansichten nicht gerade versteckt)


    Wer mir allerdings immer fremder wird, ist Edward. Ich mochte ihn lange sehr gern, aber er entwickelt sich mehr und mehr zu einem Menschen, den ich nicht mehr so richtig gern haben kann, und ich fürchte, Annes Einfluss wird es nur noch schlimmer machen.

  • Vielen Dank, Bookworm.
    Das war auch eine der Stellen, wo ich um Catherines willen die Geschichte gern einfach umgeschrieben haette. Aber ich mag sie dafuer, dass sie das geschafft hat, dass sie fuer Henry uns seine Kinder da war, noch mehr.


    Lady Margery mag ich auch so sehr! Sie war in ihrer Jugend eine gefeierte Schoenheit. Und dann eine begeisterte, viel geruehmte Familienmutter. Sie hat alle ueberlebt - was so leicht nicht gewesen sein kann.
    Auch eine ganz, ganz starke Frau, die im Geschichtsbuch nicht mehr als eine Fussnote hat, die "kennenzulernen" mir aber sehr viel bedeutet hat.


    Ich finde es schoen, dass Du in Tom hineinsehen kannst, obwohl er von innen nicht geschildert wird. Ich wollte gern, dass dies eine der Phasen ist, wo man ihm am naechsten kommt. Weil Catherine ihm so nah kommt wie nie zuvor.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich gebe hier mal etwas zu:
    Ich hatte mit diesem Tom Seymour lange Schwierigkeiten, denn vor zwanzig Jahren war dies ja mal als Buch ueber seinen Bruder Edward geplant.
    Dann begegnete mir Cathie Parr und ich hab mich ewig gefragt: Wieso hat sie denn den genommen? Ich hab ihn in vielem nicht verstehen koennen.


    Irgendwann hat sie mir beigebracht, ihn zu verstehen - ich hoffe, das klingt nicht zu affig ... Und als ich dann noch erfahren habe, dass er der einzige erklaerte Atheist seiner Zeit war, habe ich angefangen, ihn sehr zu moegen. Weil mir klar geworden ist, was das fuer eine fuerchterliche Einsamkeit bedeutete in einer Epoche, in der so gut wie jeder Gott und das Leben nach dem Tod fuer eine Tatsache hielt.


    Ich habe die beiden als Paar sehr zu moegen gelernt - weil diese Liebe zweier sehr unterschiedlicher Menschen ein praechtiges Beispiel von Toleranz, Akzeptanz, Humor und Freude am anderen fuer mich ist.


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Charlie
    Ich finde es schoen, dass Du in Tom hineinsehen kannst, obwohl er von innen nicht geschildert wird. Ich wollte gern, dass dies eine der Phasen ist, wo man ihm am naechsten kommt. Weil Catherine ihm so nah kommt wie nie zuvor.
    Alles Liebe von Charlie


    Das ist dir auf jeden Fall gelungen!


    Zitat

    Original von Charlie
    Irgendwann hat sie mir beigebracht, ihn zu verstehen - ich hoffe, das klingt nicht zu affig ... Und als ich dann noch erfahren habe, dass er der einzige erklaerte Atheist seiner Zeit war, habe ich angefangen, ihn sehr zu moegen. Weil mir klar geworden ist, was das fuer eine fuerchterliche Einsamkeit bedeutete in einer Epoche, in der so gut wie jeder Gott und das Leben nach dem Tod fuer eine Tatsache hielt.


    Klingt für mich überhaupt nicht affig, im Gegenteil, ich finde diese Herangehensweise ganz spannend, weil sie sich im Buch ja eigentlich auch widerspiegelt, wo wir Tom im Prinzip auch durch sie so richtig kennenlernen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Was die beiden auf Wulf Hall mieinander haben, ist etwas besonderes. Hier können sie ungestört ihre Liebe leben.


    Hier versteckt sich meine Lieblingsszene. Hier hab ich mehr geplärrt als am tragischen Schluss. Solche poetischen Liebesszenen, wie Charlie sie hinkriegt, sind beneidenswerte Juwelen.


    Kinder, die sich Kreiseln gleich drehten und auf die Mahnung der Alten - Hört auf, hört auf - zurückriefen: Nur noch einmal, nur noch einmal.


    Sex mit Kinderkreiselei zu vergleichen, ist dabei ja fast schon frech. :-D


    Ich kann diese Stelle losgelöst von allem immer wieder lesen und bin hin und weg.

  • Zitat

    Original von Bookworm
    Ich habe es schon als eine gewisse Art von Drohung empfunden, dass Henry sie kurz zuvor auf die Tyndale Bibel angesprochen hat, hätte sie ihn nicht geheiratet, so hätte er einen Grund gehabt, auch sie hinzurichten...


    Als wenn der einen Grund gebraucht hätte..

  • Na ja, vor sich selber brauchte er zumindest immer einen zurechtgemachten.
    Wobei ich mich sehr oft frage: Hat er sich das selbst - wenigstens zeitweise - abgenommen?
    Seine Faehigkeit zum Selbstbetrug muss schon beachtlich gewesen sein.


    Sabine, vielen vielen Dank fuer Deine netten Worte ueber meine Sexszenen. Wie ja inzwischen sattsam bekannt, finde ich solche Szenen ohne Pferdefurze nahezu unschreibbar. Aber ich konnte da ja nicht noch'n Gaul die Treppe hochtrampeln lassen.
    Die schwierigsten Szenen ueberhaupt - und die Angst, dass sie schwulstig, waberig, ueberzuckert, unertraeglich herauskommen, wird man nie los.
    Umso schoener, Deinen Kommentar zu lesen!


    Alles Liebe von Charlie