'Die zwölfte Nacht' - Seiten 583 - Ende

  • Ja, aber abgestiegen war sie da schon.


    Warum sie das gemacht hat, weiss ich wirklich nicht und habe zu dieser Ehe auch keine tiefer gehenden Informationen gefunden.


    Vielleicht war sie muede?


    Ja, das ist Cathies Sarkophag in Sudeley.
    Da, wo sie liegt, hat sie's schoen. Es ist eine zaertliche, heitere, laechelnde Landschaft.


    Alles Liebe von Charlie

  • Nun bin ich am Ziel angekommen, auch wenns nach der 11. Nacht ein schöneres Ende gewesen wäre. Aber ich bin ja tapfer und drück mich nicht vor Tatsachen. :-)


    Die zwölfte Nacht:
    Tom und Cathie können endlich das Glück zu zweit erleben das ihnen seit so vielen Jahren vorenthalten wurde. Doch je größer das Glück ist, desto mehr fürchtet Cathie ein baldiges Ende. Sie ängstigt sich um Tom der nach wie vor ein unvorsichtiger Torfkopf ist.


    Als Tom eines Tages nach Hause kommt bringt er das Lied von den 12 Tagen von Weihnachten mit. Aber Cathie gefällt es nicht, sie erkennt es als das Lied ihres Lebens und sie fürchtet das Ende mit den Trommlern...
    Als schließlich wieder die Zwölfnacht naht, zieht die Flicken-Familie Seymour als Heilige 3 Könige an den Hof. Sie bringen dem unscheinbaren Fest wieder Glanz und sowohl der kleine als auch der große Edward sehnen sich danach, noch einmal an ihrer Seite sein zu dürfen. Immerhin geht Edward zu ihnen, und gibt ihnen die geschenkte Zwölfnachtsbohne zurück und sagt einmal in seinem Leben die richtigen Worte zu Anne: Sei einfach still. (Ach, hätte er das nur öfter gesagt *seufz*)


    Die Zwölfnacht bringt noch eine weitere Überraschung. Cathie trägt Toms Kind unter dem Herzen. Tom ist ganz aus dem Häuschen vor Freude. Aber hinter seinem Rücken beginnen die Ungünstigen, Dudley und Anne, schon die Stricke für seinen Hals zu drehen. Natürlich bietet sich das merkwürdige Verhältnis zwischen ihm und Elizabeth an. Edward wird von seiner Frau gezwungen gegen seinen Bruder vorzugehen, der ein eigenes Heer versammelt. Aber er nutzt die Gelegenheit eines letzten Gespräches mit Cathie und warnt sie, schnellstmöglich mit Tom London zu verlassen.


    Der Abschied von Elizabeth gehört für mich zu einer der rührendsten Szenen im ganzen Buch. Bevor noch Cathie alles erklären kann, nimmt Elizabeth ihr wieder das Problem von den Schultern und entbindet sie von ihrem Versprechen. Außerdem will sie ein offenes letztes Gespräch: "Es ist wahr, ich bin in ihn verliebt, [...] Euch aber liebe ich mehr." Als sie sich dann noch einmal die Schwäche erlaubt Kind zu sein und sich in Cathies Arme stürzt hab ich echt schlucken müssen. Mit wenigen Sätzen so viel ausgedrückt.


    Aber Tom will nicht gleich aufbrechen, sein Stolz verbietet ihm zu fliehen. Und dieses Zögern hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Annes Rache verfehlt ihn nur um Haaresbreite, der alte Cranmer kann noch ein letztes Mal seine schütztende Hand über ihn halten. In Annes Gedanken merkt man, wie tief sich der Hass in sie hineingefressen hat. Sie scheint außer diesem kein anderes Gefühl mehr zu besitzen, driftet sogar stellenweise in den Wahnsinn, wie ich finde. Ich dachte, als Cathie stürzt, dass sie jetzt wirklich das Kind verliert (bis mir einfiel, dass das ja gar nicht sein kann, dank des Prologs *g*).


    Edward wird nun von allen ehemaligen Freunden gemieden und geächtet, weil er es nicht verhindert hat, dass seine Frau so gegen seinen Bruder vorgeht, aber Cathie vergibt ihm und wünscht sich, dass jemand bei ihm wäre ihn zu stützen. Aber ob das noch was gebracht hätte, wage ich zu bezweifeln. Ich fürchte, Edward hat sich selbst aufgegeben. Er ist nur noch ein gebrochener Mann, eine leere Hülle, ein Schatten des Mannes, der den Traum der freien Kirche träumte. Zu viele Kompromisse haben ihn aufgefressen. Ich ärgere mich zwar auch furchtbar über ihn, aber auf der anderen Seite bemitleide ich ihn auch.


    Einen süssen Sommer können Tom und Cathie noch auf Sudeley verbringen dann erliegt Cathie nach der Geburt dem Kindbettfieber. Toms Verzweiflung hat mir auch die Augen feucht gemacht. ;-( Und das Kinderzimmer gibts wirklich noch in der Originalausstattung zu sehen?


    Epilog
    Cathie hat ihrem Mann keinen kleinen Segler schenken können, sondern ein Mädchen. Aber vermutlich hätte Tom auch bei einem Sohn nicht anders reagiert. Seine Taube war für immer von ihm geflogen und er wollte sich einfach nur noch in den Kampf stürzen, bis ihn jemand von seinem Leid erlöst. Edward unterzeichnet das Todesurteil für seinen Bruder. Feigheit oder vielleicht sogar Gnade? Anne scheint ihren Willen bekommen zu haben. Ich vermute, sie war bei der Hinrichtung anwesend.


    In einer kurzen Zusammenfassung erfahren wir noch, was in den restlichen Jahren passiert ist. Dudley hat schließlich auch Edward verraten und diesen aufs Schaffot geschickt. Doch der kleine König ist kränklich und schafft es nicht mal bis zur Volljährigkeit (das Portrait bei Wikipedia ist wirklich mitleiderregend, armes mächtiges Kind). Obwohl Jane Grey ihm nachfolgen soll, reisst doch Mary das Zepter an sich und die Herrschaft von Bloody Mary beginnt. Der Gedanke, dass Kate, ihr Mann und die kleine Meggie in Nürnberg in Sicherheit waren bis endlich Elizabeth Königin wurde hat etwas tröstliches. Und wer kann sagen ob es nicht vielleicht wirklich so war?



    Hier ist das Buch (aber nicht die Geschichte) also zu Ende. Es war ein aufregendes, spannendes, interessantes Erlebnis. Auch ohne Vorkenntnisse konnte man sich wunderbar zurechtfinden in der Welt von Henry Tudor. Für mich hat Charlie einem Stück Geschichte Leben eingehaucht, dass ich so schnell bestimmt nicht vergessen werde und mit dem ich mich gerne noch weiter beschäftige. Man sagt, es ist immer der erste Eindruck der zählt. Ich finde, über den ersten Eindruck, den Charlie uns von diesen historischen Persönlichkeiten verschafft hat, kann sich keiner der Betroffenen beschweren. :respekt


    Die endgültige Rezi werde ich auch erst morgen verfassen, da so ein Gesamtwerk erst mal genüsslich verdaut werden will.
    Ich bedanke mich aber schonmal bei Charlie für die Begleitung dieser höchst amüsanten und faszinierenden Leserunde, bei Wolke für die Organisation und beim Verlag für das Freiexemplar, das ich sicherlich in Ehren halten werde. :anbet

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    Torfkopf


    Das ist das erste Mal, dass ich eine Paradise-Zusammenfassung beim Lesen unterbreche.


    Ich hab' gerade vor Lachen gebruellt.


    "Torfkopf"


    Neben "Gliedschirm" ist das mein zweiter Anwaerter auf das
    "Wort des Jahres 2008".


    Der naechste, der mir heut' noch hier doof kommt, muss sich das gefallen lassen. Himmlisch!

  • :lache Gern geschehen. Aber das war wirklich eines der Worte, die mir beim Lesen über Tom häufiger in den Sinn kam. Meist liebevoll neckend gemeint. Es passt so schön zu ihm finde ich. *g*

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Vielen, vielen Dank, Paradise.
    Deine Zusammenfassungen waren das, was man unbedingt in der Schule haette haben sollen, bei all den Buechern, die man immer lesen sollte, aber nie las: Alles dran, alles drin, alles einpraegsam auf den Punkt gebracht und toll zu lesen.


    Natuerlich freu' ich mich ueber Deine abschliessende Bewertung riesig - und schoener kann's fuer mich und Twelfthnight eigentlich nicht ausgehen, als dass ein Leser hinterher sagt: Ueber die Zeit moechte ich mehr wissen.


    Mit den beiden Portraets von Edward VI geht es mir genauso wie Dir. Das Kind, das auf dem Kleinkinderbild rund und gesund wirkt, ist bleich, abwesend, verstoert. "Armes maechtiges Kind". Das ist so schoen formuliert.


    Das Kinderzimmer und noch ein von Cathie benutztes Zimmer wird auf Sudeley gehuetet und geliebt und bewahrt (der Mann, der dort Pflege betreibt, war der einzige Mensch, der mir je voellig glaubhaft versichert hat, er kuemmere sich um einen Geist. Er ist ganz sicher, Cathie streicht dort herum - und er nennt sie auch "Our Cathie", als wenn's seine Omi waer. Entzueckend!). Man muss sich zwar erklaeren lassen, was z.B. auf den Wandbehaengen zu sehen ist, da die Farben verblichen sind, aber es ist erstaunlich gut erhalten und hat mich in seiner liebevollen Ausstattung dermassen an moderne Eltern, die bei Pregnacare Babywaesche kaufen gehen, denken lassen, dass mein Hals fuer den Klumpen darin zu klein war.
    Falls Ihr hinfahrt, bitte vorher anrufen und einen Termin vereinbaren, die Catherine-Parr-Raeume gehoeren nicht zu den staendig zugaenglichen Raeumen, was zum einen ihrem Erhalt gut tut, zum anderen auch verstaendlich ist, da ja Leute in dem Schloss wohnen. Sie zeigen die Raeume aber sehr gern!


    Alles Liebe von Charlie

  • Zitat

    Original von Paradise Lost
    :Aber das war wirklich eines der Worte, die mir beim Lesen über Tom häufiger in den Sinn kam. Meist liebevoll neckend gemeint. Es passt so schön zu ihm finde ich. *g*


    Hundertprozentig!
    Ich wette, Catherine haette es auch benutzt.

  • Danke für die Blumen. ^^
    Ich finde aber wirklich, dass auch "Die zwölfte Nacht" ein Buch ist, das im Geschichtsunterricht nicht fehl am Platz wäre. Selten hab ich mich so leicht getan historische Figuren (selbst mit so vielen ähnlichen Namen) mit einem eignen Charakter und Hintergrund im Kopf zu haben. Ich warte schon ganz gespannt auf Deine nächsten Bücher (und werde mir jetzt mal "Dangerous Words" zulegen wo ich noch so schön in der Zeit drin bin ;-)).

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Bevor ichs noch vergesse. Für alle Interessierten: Die Doku "Heinrich VIII - Mörder auf dem Königsthron" die ich in einem der vorherigen Abschnitte schon erwähnt und verlinkt habe gibt es auch (mit 2 anderen Dokus zusammen) auf DVD.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Apropos Geister.


    Ich bin eine bekennende wärend-des-Lesens-Googlerin und als Hampton Court das erste Mal im Buch vorkam, habe ich mich auch gleich über dieses Anwesen informiert. Dazu heißt es, dass die "stille Janie" hier spuke, zwar gemeinsam mit Cathrine Horward und dem Kindermädchen von Edward VI..
    Ich glaube aber die gute Janie spukt nicht, sie fliegt eher ganz leise und sachte.

  • Das ist ja ein Ding!
    In Hampton Court werden sogar Spuknaechte veranstaltet, man kann sich durch die Gaenge fuehren lassen und das weisse Huschen durch den Gang, durch den Katharine Howard geflohen ist, beobachten. Dass aber Edward VI und Jane auch spuken, hoere ich zum ersten Mal. Das muss ich weitersagen - die muessen mal ihr Spukschloss besser bestuecken.


    Uebrigens hab ich damit Probleme - ich mach ja in Hampton Court ALLES mit, aber Spuken klappt bei mir nicht. Hampton Court ist einfach zu schoen, zu warm, zu freundlich und heimelig, um gruselig zu sein.


    Alles Liebe von Charlie

  • Laut Wiki... spuken dort Janie, Cathrine H. und das Kindermädchen von Edward VI. - er selbst wohl nicht, oder doch?


    Was aber tatsächlich in Hampton Court abläuft, weiß ich nicht, ich war noch nicht dort. Alleine wegen des Gartens wäre es für mich aber schon ein Ausflug wert (Hecken-Irrgarten, Wassergarten usw. zumindest nach dem zu beurteilen, was ich auf Bildern gesehen habe).

  • Hoernl, es ist AUF ALLE FAELLE einen Besuch wert!
    Wenn Du in die Gegend kommst, lass es Dir nicht entgehen.
    Es ist so liebenswert, dass mir warm wird, wenn ich nur daran denke. Und dabei ist bei uns Wetter wie im November.


    Die Tudor-Raeume sind grossartig erhalten, der Kuechentrakt schier unglaublich.
    Man glaubt, es kommt wirklich gleich eine Schar Geister um die Ecke, schenkt sich Wein ein, singt undt tanzt.
    Es ist ein laechelndes Schloss.


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich habe das Buch gestern Nacht zu Ende gelesen und konnte danach nicht einschlafen, war einfach zu überwältigt von all den Eindrücken (und bin es immer noch). All die Personen waren für mich so wirklich, ich habe sie seit ihrer Kindheit begleitet auf ihrem Weg, mich für sie gefreut, mich über sie geärgert und getrauert als sie starben. Beim Lesen kam es mir so vor, als wäre ich wirklich an Ort und Stelle gewesen und hätte alles live miterlebt. Einfach herrlich. Diese Geschichte werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Eines der wunderbarsten Bücher, die ich gelesen habe!

    Es ist an der Zeit, schreiend im Kreis zu rennen.


    :lesend The Know-It-All - A. J. Jacobs
    Before They Are Hanged - Joe Abercrombie
    Finishing the Picture - Arthur Miller

  • Ich bin gespannt, ob es Euch nach der Lektüre des Buches so geht wie mir. Ich hab die Messlatte für Historische Romane danach wohl unbewusst höher gehängt und manches Buch, was mich vorher wohl begeistert hätte, wirkt nun dagegen etwas blass.

  • Der letzte Abschnitt war ein schwieriger Weg. Da hätte ich gern dreimal so schnell lesen können wollen. Daher waren mir dann einige Szenen in Chelsea fast zu viel Beschreibungen und ich hab zielstrebig auf die genialen Szenen in diesem Abschnitt zugesteuert.


    Eines der Highlights war sicher die Ankunft Cranmers um die Verhaftung zu verhindern. Diese Szene hatte ich wirklich sehr deutlich vor Augen, wie Anne mit Dudley am Rand stehen und sich ergözen, Tom sich gegen die Truppen wehrt, Catherine in der Entfernung liegt und dann das rettende Schiff ankommt, von dem Cranmer souverän herabgeglitten kommt. Da hat er mich extrem an Dumbledore erinnert und seitdem frag ich mich, ob sich Rowling da nicht in der Geschichte ein paar Sachen ausgeborgt hat.


    Auch wenn Edward in den letzten Abschnitten massiv verloren hat, so hat das Ende doch auch einen versöhnlichen Funken. Die Szene zu Twelftenight, wo er gern an dem Tisch sitzen würde. Wo er versucht Catherine noch zu warnen. Für seine Verhältnisse tut er hier eigentlich viel. Riskiert auch ein wenig. Letztlich sollte man auch nicht vergessen, dass Toms Verhalten Hochverrat ist. Das das Verhältnis der Brüder soweit kam, das sie am Ende auf verschiedenen Seiten standen, hängt sicher zu einem großen Teil mit Edwards Verhalten zusammen, aber genauso darf man nicht vergessen, dass letztlich Tom gegen seinen Bruder Truppen sammelt und seine Regierung untergräbt.


    Große Klasse auch der Epilog. Da schwingt dermaßen viel Stimmung mit, das es schon schaudert. Diese Stimmung zwischen Ende und neuem Beginn verleiht der Geschichte ein rundes Ende. Es war sicher nicht das letzte Mal, dass ich diese Zeit gestreift habe.


    Charlie, Vielen Dank für dieses wunderbare Buch und die perfekte Begleitung der Leserunde. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht das Buch zu lesen. :anbet

  • Nur ich habe zu danken, wirklich, das empfinde ich nicht im Geringsten als Floskel. Es ist fuer mich ein unvergessliches Erlebnis und ein Privileg, dass ihr meinem Buch so viel Zeit und Gedanken und Sorgfalt schenkt.


    Vielen Dank, Bookaholic, Bouquineur und Taciturus.
    Ich schreib die Namen von allen, die durch sind, in mein Leseexemplar. Das ist Twelfthnight's Roll of Honour.
    Dieses Buch hat grosses Glueck, so gelesen zu werden.


    Zu den langen Beschreibungen in Chelsea kann ich nur wieder sagen: Typisch ich. Dieses Haus von Catherine Parr hat in der Naehe der heutigen Physical Gardens - des aeltesten botanischen Gartens Europas - gestanden, genaues weiss man nicht, aber man weiss, welche Pflanzen in ihrem Garten wuchsen. Zu meiner Freude bekam ich einen Termin mit einem Gartenhistoriker der Physikal Gardens, der sich mit dem Thema befasst hat, mich herumfuehrte und mir ausfuehrlich erklaerte, wie die Pflanzen vermutlich zu Catherines Zeit ausgesehen haben, was man mit ihnen verband usw. Das war so toll, dass ich mir schon auf der Heimfahrt dachte: O Gott, darueber laber ich vermutlich wieder acht Seiten lang ...


    Alles Liebe von Charlie

  • Ich bin schon seit einiger Zeit durch (und völlig hin und weg ;-)), hab die Leserunde aber aus den Augen verloren, da ich anderes um die Ohren hatte.


    Dieser Teil war der Teil, in dem ich heulen musste. Immer und immer wieder. Zuerst in der Abschiedsszene mit Elizabeth, dann im Wirtshaus mit Tom und Catherine und schließlich - und am schlimmsten - Catherines Tod. Seltsam, das Toms Ende mich weniger bewegt hat. Ein toller Abschluss für einen tollen Roman!


    Aufgefallen ist mir irgendwo eine Stelle wo von der "Verkürbissung des Menschen" geredet wurde - das taugt doch fast für einen Buchtitel :lache


    Und jetzt, damit dir das ganze Lob nicht zu Kopf steigt, noch ein wenig Kritik :lache
    Mir tauchte unser liebe Kate (die aus dem Prolog) im Buch ein wenig zu abrupt auf, ebenso war ich erstaunt, als plötzlich von "den Howards" geredet wurde - ich weiß nicht, ob ich da eine Einführung um den Religionsstreit nicht gelesen habe, aber das ging mir auch ein wenig zu schnell, da hätt ich mir als Geschichtsunkundiger ein paar Informationen mehr gewünscht.
    Zwei Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen. Dafür kannst du zwar nix und vielleicht kennst du sie auch schon, aber falls nicht, kannst du es für die nächsten Auflagen (von denen ich begeistert ausgehe :-)) ausmerzen lassen:
    auf S. 221 findet sich einmal "Magde" statt "Madge"
    und auf S. 354 endet ein Satz mit Punk und Komma


    Was mir noch aufgefallen ist, allerdings nicht negativ, ist deine Vorliebe für das Wort "derweil". Zuerst fand ich das sehr befremdlich, jetzt ertapp ich mich dabei, es selbst zu verwenden, da es einen so schön altmodischen Flair hat :-)


    Wie gut, das die Glocken von Vineta hier schon liegen, da weiß ich schon, was ich bald lesen werde. :danke für den schönen Roman und die Leserundenbegleitung, Charlie!


    :wave barti

  • Vielen Dank, Barti!


    Auch fuer die Anmerkungen zu Rechtschreibfehlern - natuerlich kann ich dafuer was!
    Man kann nicht alles den armen Lektoren anlasten, Autoren haben schliesslich auch Augen, und meine Lektorin hat unter enormem Zeitdruck gearbeitet, sich sorgfaeltig in die Materie eingelesen und nebenbei noch den sehr nervoesen Autor getroestet - ich finde, sie hat einen tollen Job abgeliefert und verdient einen Applaus.
    Die Rechtschreibfehler werde ich in eine Liste aufnehmen, denn zu meiner Freude ist ja irgendwann mal eine billigere Taschenbuchausgabe geplant, da kann man das korrigieren.


    Dass Kate Suffolk - eine wichtige Figur, zumal sie Traegerin des Rahmens ist - geschickter haette eingefuehrt werden koennen, ist zweifellos richtig. Auch dass Aspekte und Meinungstraeger im Religionsstreit nicht eindeutig verortbar sind, ist ein wichtiger Kritikpunkt, den ich vermerke.


    Meine Wortvorlieben sind mir immer ein bisschen peinlich (bei einem hatte die Lektorin mich schon erwischt und es "ausgeduennt" - ich hab jetzt leider vergessen, welches das war, ich musste aber sehr lachen, weil es wirklich staendig vorkam), ueber "derweil" bin ich hinweg, inzwischen ist es "wiewohl", da muss ich schrecklich aufpassen ...


    Ich hoffe, Du hast nichts Unangenehmes, sondern etwas Erfreuliches um die Ohren! Dass Du Dir trotzdem Zeit fuer das Buch genommen hast, freut mich sehr.


    Und dass Du die Verkuerbissung erwaehnst!
    Ist das nicht ein tolles Wort?
    Es ist ein in der Renaissance recht gaengiges Wort fuer "Verbloedung" und erfreute sich solcher Beliebtheit, weil Erasmus es in seinem "Lob der Torheit" benutzte.
    Wie in der Renaissance ueblich griff er damit einen Begriff eines antiken Autors auf und zwar in diesem Fall eines von Seneca, der die verkuendete Gottwerdung (Apotheosis) des Kaisers Claudius mit der sarkastischen "Verkuerbissung (Apokolokynthosis) des Claudius" beantwortete.


    Alles Liebe von Charlie