Jhumpa Lahiri - Der Namensvetter

  • The Namesake / Der Namensvetter (Jhumpa Lahiri)


    Das Leben Gogols gleicht einem Seiltanz: Der Sohn bengalischer Einwanderer in Amerika will sich so gern in der aufregenden neuen Welt, die ihm Heimat und Fremde zugleich ist, zurechtfinden. Er studiert Architektur, trinkt Alkohol, hat wechselnde Freundinnen. Aber macht ihn das zum Amerikaner? Als sein Vater stirbt, beginnt seine umsichtig aufgebaute Fassade zu bröckeln. Da gerät ihm ein Buch in die Hände, das sein Leben entscheiden wird


    Meine Meinung


    Hab das Buch jetzt nach langer Überlegung gelesen und ich bin weder wirklich begeistert noch wirklich enttäuscht.


    Die Geschichte an sich ist ganz nett...witzig wie der Junge an seinen Namen kommt, wie er sich dagegen entscheidet und somit auch ein Stück weit gegen seine Herkunft, die er so ganz aber nie ablegen kann. Interessant ist die Beschreibung wie die Gangulis leben...ich nehme an das typische Leben von Immigranten, die einerseits versuchen Traditionen aufrecht zu erhalten in der Fremde und sich gleichzeitig versuchen anzupassen..sofern eben möglich.
    Somit treffen zwei Welten aufeinander..die bengalische und die amerikanische. Ich konnte mir schon vorstellen, dass dieser Balanceakt nicht einfach ist...für allem für die zweite Generation von Immigranten.


    Das Buch beschreibt also zum einem den Konflikt den die Immigranten haben sowohl mit dem Land als auch mit ihren Kindern die dort aufwachsen. Zum anderen beschreib es die Probleme dieser Kinder....als Metapher wird der Name genutzt..der weder amerikanisch noch indisch ist. Das Problem der Fremdheit, des nicht wissen wo man hingehört...und der Versuch sich zu lösen, eigene Wege zu gehen..nur um festzustellen, dass man seine Herkunft nicht verleugnen kann.


    Das alles war sehr nett und auch interessant..leider fand ich es zum Teil nicht so gut geschrieben. Nach der Menge der indischen Autoren die ich bisher so gelesen habe fehlten mir hier einfach die Metaphern....es wirkt alles recht nüchtern. Mag zwar passend für die Geschichte sein..hat mir aber gefehlt. Dennoch hat das Buch durchaus emotionale Momente.


    Alles in allem kann ich The Namesake aber empfehlen....weil ich denke grade heutzutage und wir hier in Deutschland haben einen hohen Ausländeranteil und ich denke solche oder ähnliche 'Dramen' spielen sich in einigen Haushalten dieser Welt ab. Und wer weiß vielleicht ist man ja auch selbst man in dieser Situation.


    Da ich das Buch auf englisch gelesen habe, weiß ich nicht wie die deustche Ausgabe ist. Die englische liest sich sehr gut und ist recht einfach geschrieben. Für Leute mit passablen Englischkenntnissen also machbar.
    Ansonsten gehe ich davon aus, dass die deutsche Übersetzung nicht unmöglich zu lesen ist. Mehr oder weniger leichte Kost also!

  • Der Namensvetter ist mein zweites Buch, das ich von Jhumpa Lahiri gelesen habe und ich war erneut sehr angetan. Die Beschreibung von Gogols Leben, der Schwierigkeiten hat seine wahre Identität zu finden und deshalb irgendwann beschliesst einen anderen Namen anzunehmen und damit auch ein anderes Leben zu leben, hat mich sehr beeindruckt. Die ganzen Schwierigkeiten von ihm und seiner Familie in einem fremden Land zurecht zu kommen wurden von Lahiri sehr beeindruckend geschildert und ich gehe davon aus, dass einiges davon auch sicherlich autobiographische Züge hat.


    Insgesamt ein gutes Buch, das leicht lesbar ist, aber denoch viel zwischen den Zeilen vermittelt über das ich auch nach dem Lesen noch nachdenken werde. Auf jeden Fall hat es mir die Möglichkeit gegeben, besser verstehen zu können, was für viele Immigranten Heimat und Fremde bedeuten muss.


    Zitat

    Original von Cathrine
    Das alles war sehr nett und auch interessant..leider fand ich es zum Teil nicht so gut geschrieben.


    Dem kann ich so nicht zustimmen, da ich denke, dass das Buch gut geschreiben ist. Sicherlich ist die Sprache eher zurückhaltend, aber damit ist sie für mich auch passend zu dem Buch.

  • Meine Meinung:


    Der Namensvetter von Protagonist Gogol Ganguli ist natürlich niemand geringerer als der berühmte russische Schriftsteller Nikolai Gogol, der im Leben von Ashoke Ganguli eine so bedeutsame Rolle spielte, dass er seinen Sohn nach ihm benannt hat. Für einen Sohn bengalischer Einwanderer in den USA ist ein russischer Name allerdings nicht unbedingt förderlich, vor allem nicht, wenn man - wie Gogol - zwischen seinen amerikanischen Freunden so wenig wie möglich auffallen möchte.
    Pulitzer-Preisträgerin Jhumpa Lahiri erzählt in "Der Namensvetter" die Geschichte einer Einwanderer-Familie in den USA und die damit verbundenen Probleme. Während die Eltern die alte Heimat (hier: Kalkutta) und ihre dort lebenden Verwandten vermissen, versuchen die Kinder in der für ihre Eltern neuen Heimat ganz normal aufzuwachsen. Aus dieser unterschiedlichen Motivation und dem daraus resultierenden Unverständnis gegenüber den Eltern/Kindern ergeben sich zwangsläufig Konflikte, die von Lahiri in distanzierter und doch einfühlsamer Sprache beschrieben werden. Besonders berührend ist die zunehmende Entfremdung zwischen den Generationen, die es nicht schaffen, ihre verschiedenen Lebensentwürfe zu akzeptieren und zu respektieren. Ansonsten ist dieser Roman die Geschichte eines normalen Jugendlichen mit all den Problemen, aber auch wichtigen Erkenntnissen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt. Trotz aller Empathie für die handelnden Personen bleibt jedoch auch eine Portion Unverständnis für die Figuren zurück, das insbesondere angesichts durch die meiner Meinung nach mangelnden Integration(sbereitschaft?) der Eltern-Generation entsteht.


    Von mir 7 Punkte!