Titel: Dr.Siri und seine Toten
Autor: Colin Cotterill
Verlag: Manhattan
Seiten: 320
Originaltitel: The Coroner's Lunch
Über den Autor: (Random House)
Colin Cotterill wurde 1952 in London geboren und trat irgendwann eine Weltreise an, die nie zu Ende ging. Er hat zwanzig Jahre lang in verschiedenen Ländern Asiens, vor allem in Laos und Thailand, unterrichtet und Lehrer ausgebildet. Außerdem engagiert er sich seit vielen Jahren im Kampf gegen Kinderprostitution. Seine beiden Lieblingsbeschäftigungen sind das Zeichnen von Comics und das Schreiben. "Dr. Siri und seine Toten" ist der erste Roman aus der Serie mit dem Leichenbeschauer und Ermittler wider Willen Dr. Siri Paiboun. Colin Cotterill hat bereits vier weitere Krimis mit Dr. Siri verfasst, die ebenfalls bei Manhattan erscheinen werden. Colin Cotterill ist mittlerweile hauptberuflich Schriftsteller und lebt in Chiang Mai, Thailand.
Über den Inhalt:
Demokratische Volksrepublik Laos, Oktober 1976:
Dr. Siri Paiboun ist 72 Jahre alt und arbeitet schlicht aus Armutsgründen, verdient er doch gerade soviel, dass es ihn am Leben erhält.
Eines Tages jedoch wird er zwangsweise, als Genosse mit medizinischem Fachwissen, zum einzigen Leichenbeschauer von Laos ernannt, obwohl er es zuvor eigentlich nur mit lebendigen Patienten zu tun hatte.
Völlig überrumpelt bleibt ihm kein Ausweg, als das Angebot anzunehmen und ohne jegliches pathologisches Fachwissen, ohne Ausrüstung oder gar Labor und ohne ausgebildete Assistenz, es mit seinem ersten Fall zu versuchen:
Frau Nitnoy, die Gemahlin eines Parteibonzen, ist bei einem Essen mit dem Frauenverband plötzlich verstorben, und Dr. Siri traut der Aussage, dass es sich um einen natürlichen Tod gehandelt haben sollte, nicht.
Mit Hilfe eines alten französischen Patho Lehrbuchs, vor allem aber mit viel Witz und Intuition und einem mehr als nur unbequemen Hang zur Harnäckigkeit, macht er sich daran, im Fall Frau Nitnoys zu ermitteln.
Doch irgend jemand wünscht keine lückenlose Aufklärung des Falles, denn Dr. Siri gerät selbst in Gefahr, und wird außerdem durch die Parteispitze streng kontrolliert.
Gott sei Dank hat er Freunde, dazu zählen sein alter Freund und Parteigenossen Civilai, die Chemielehrerin Oum und die Sandwichverkäuferin Tante Lah.
Meine Rezension:
Ein herrliches Buch, nicht nur der Fall ist spannend und ungewöhnlich, ich liebe Siri, den ehrenwerten Doktor des Viertels mit seinem feinsinnigen Humor und dem Mut, sich auch höher gestellten Parteigenossen subtil zu widersetzen.
Laos wurde mir zu einer Zeit näher gebracht, als die Armut und die Macht des allgegenwärtigen kommunistischen Regimes, die auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, um ihre angeblich volksnahen Ziele nach gutdüngen durchzusetzen, den Alltag der Menschen bestimmen.
Aber Laos ist bei Colin Cotterill auch ein Land, in dem Menschen mit großer innerlichen Ruhe und Freude leben, mit einem feinsinnigen, scharfen Humor, die immer sich selbst und auch Anderen zu helfen wissen, sei es mit einem Freundschaftsdienst, einem guten Rat, einem Eimer, oder einem Tee.
Nach den ganzen Forensik Thrillern die ich gelesen habe, war es nahezu eine Wonne, das Vorgehen Siris mitzuerleben, der, als er anfängt und seine Räumlichkeiten bezieht feststellen muss, dass die ihm zugeteilten Mittel aus Nullkommagarnichts bestehen.
Mit Intelligenz und Einfallsreichtum löst er seinen Fall, aber dies auch nur, weil er sich von einem Netz von Menschen umgeben weiß, die ihn unterstützen, und sei es gegen den Willen der Partei.
Jeder der mal einen ganz ungewöhnlichen Krimi lesen will, der ganz vom Ort des Geschehens, der politischen Lage und seinen liebenswert, verschrobenen Hauptpersonen lebt, sollte hier unbedingt zugreifen.
Dr.Siri Fan Grüße von Elbereth