Carla Guelfenbein: Die Frau unseres Lebens

  • Die Autorin:
    Carla Guelfenbein wurde 1959 in Santiago de Chile geboren, lebte 11 Jahre im englischen Exil und lebt heute wieder in Chile als Schriftstellerin und Drehbuchautorin. "Die Frau unseres Lebens" wurde in Chile zum Buch des Jahres gekürt.


    Der Klappentext:
    Die Einladung, Weihnachten in einem Haus am See in Chile zu verbringen, trifft den rastlosen Kriegsreporter Theo unvorbereitet. Warum will Antonio, der Freund aus Londoner Studententagen, ihn gerade jetzt sehen, nach all den Jahres des Schweigens? Kaum am Flughafen angekommen, entdeckt Theo neben Antonio die Frau, die er nie hat vergessen können: Clara. Ohne zu ahnen, wie wenig Zeit ihnen bleibt, tasten sich die drei vorsichtig an ihre gemeinsame Vergangenheit heran und an den Sommer 1986, als ihre Freundschaft jäh zerbrach.


    In ihrem international erfolgreichen Roman erzählt Carla Guelfenbein eine vielschichtige Dreiecksgeschichte, in der eine Frage immer drängender wird: Wie stark darf man in das Leben eines anderen Menschen eingreifen?


    Das Buch:
    Dies ist jetzt schon das zweite Buch kurz hintereinander, in dem eine weibliche Autorin einen männlichen Helden schreibt. Und wer weiß, wie oft ich das früher schon gelesen habe, aber ich habe mir da nie großartig Gedanken drüber gemacht. Bis ich Kritiken zu Siri Hustvedts "The Sorrows of an American" gelesen habe, wo Leserinnen gerade dies unangenehm aufgefallen ist. Seitdem achte ich darauf, so auch hier und auch hier finde ich, hat die AutorIN die Stimme des männlichen Erzählers (Theo) gefunden. Und wenn sie ihren männlichen Erzähler Theo verlässt, dann, um als kurze Tagebucheintragungen Claras weiter zu schreiben.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wenn auch der politische Teil – für meinen Geschmack – etwas zu verklärt und kurz geraten ist. Mag aber auch daran liegen, dass mich Chile sehr interessiert, deswegen fehlte mir da etwas.


    Die Geschichte über die Freundschaft zwischen dem Engländer Theo und den Chilenen Antonio und Clara ist sehr schön erzählt. Es gibt drei Kapital, das erste und das dritte spielen im Heute (bzw. im Jahr 2001), das zweite, mittlere, Kapital erzählt den Beginn und den Bruch in der Freundschaft im Jahr 1986.


    Und Guelfenbein erzählt nicht nur von dieser Freundschaft und von der Verteidigung von (politischen) Idealen, sondern auch, dass nicht immer so ist wie es zu sein scheint und geht der Frage der Einmischung bis in die Vergangenheit von Theos Mutter nach, beleuchtet Theos Leben ohne Antonio und Clara in den 15 Jahren des Schweigens und die Zukunft der drei Freunde.


    Ein wunderbar vielschichtiger Roman, den ich durch Zufall in meinem Regal wieder gefunden habe.


    4 von 5 Punkten