Petr Ginz - Prager Tagebuch

  • Titel: Prager Tagebuch (1941 – 1942)
    Autor: Petr Ginz
    Verlag: Berlin Verlag (2006)
    Sprache: Deutsch
    Seiten: 167


    Kurzbeschreibung
    Wieder gefundene Tagebuchnotizen eines Prager Jungen aus den Jahren 1941/42. Ein persönliches Zeugnis, das den Alltag angesichts der Bedrohung durch die nationalsozialistische Herrschaft so eindrücklich schildert wie die Texte von Anne Frank oder Victor Klemperer.


    "Das erschütternde Zeugnis eines talentierten, mutigen Jungen, der mit diesem Tagebuch sein eigenes Epitaph verfasste." Ulrich Baron, Die Literarische Welt


    Über den Autor
    Petr Ginz wurde 1928 in Prag als Sohn eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter geboren. Ende 1942 kam er zunächst ins Ghetto Theresienstadt. Ende 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.


    Herausgeberin:
    Chava Pressburger, geb. Ginz, die jüngere Schwester von Petr, wurde 1930 ebenfall in Prag geboren. Mit 14 Jahren wurde sie nach Theresienstadt deportiert, wo sie den Holocaust überlebte. Seit 1948 lebt die erfolgreiche Malerin in Israel.


    Meine Meinung
    Ich habe mich entschieden, dieses Buch zu lesen, weil mich vor allem schon die Vorgeschichte fasziniert hat. Der vierzehnjährige Petr Ginz schreibt nicht nur Tagebuch, sondern verfasst auch Romanfragmente und hinterlässt auch einige Zeichnungen. Eines dieser Bilder ("Mondlandschaft") nimmt 2003 der erste israelische Astronaut Ilan Roman mit in die Raumfähre Columbia, die auf dem Rückweg zur Erde verunglückt ist. Dadurch kommt der Name Petr Ginz in Tschechien wieder ins Gespräch und seine Schwester erfährt, dass man Tagebuchaufzeichnungen ihres Bruders gefunden hat und sie entscheidet sich schließlich die Notizen zu veröffentlichen.


    Der erste Teil des Buches beschreibt durch die Tagebuchnotizen den Alltag von Petr ("Vormittags Schule, nachmittags zuhause."), aber an vielen Stellen merkt man, wie sich sein Alltag Stück für Stück verändert hat. Er darf nicht mehr mit der Straßenbahn fahren, seine Familie darf kein Gemüse mehr kaufen, er muss einen Stern tragen. Petr Ginz fasst diese Situation eindrücklich zusammen, wenn er schreibt: "Das, was heute ganz gewöhnlich ist, hätte in einer normalen Zeit bestimmt Aufsehen erregt". Der zweite Teil umfasst die Zeit nach der Deportation von Petr in das Lager Theresienstadt, wo er Kurzgeschichten verfasst und die Zeitung "Vedem" mit herausgibt. Abgerundet wird das Buch von Familienfotos und Zeichnungen von Petr Ginz.


    Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass die Aufzeichnungen von Petr Ginz ein faszinierendes und berührendes Zeitzeugnis sind, die es verdienen, von vielen Menschen gelesen zu werden.


    Edit: Name verbessert. ;-)

  • Herzlichen Dank für diese Rezi. Dieses Buch ist daraufhin auch sofort auf meiner Wunschliste gelandet. Es ist sind gerade diese authentischen Zeitzeugnisse die wirklich aufwühlen und denen man eine viel größere Verbreitung wünschen würde.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.