Adolf bei Madame Tussaud - Geschichte oder Skandal?

  • vor zig Jahren war ich auch in London und habe Hitler dort bei Md Tussaud hinter Panzerglas gesehen, mich wundert das sie ihn hier so frei aufgestellt haben, wo eigentlich damit zu rechnen war. Schließlich gab es in London mehrere Anschläge bis er hinter Glas kam. Bei den Protesten im Vorfeld, war das wirklich nur ne Frage der Zeit.


    Ein Freund von mir aus Canada war sehr erstaunt bei seinem Besuch in Berlin vor 10 Jahren, das nirgends eine Statue oder Bild von Hitler zu sehen war. Er sagte: der Typ gehört doch zu eurer Geschichte.
    Ausserdem war Hitler ja nicht der 1. machthabende Verbrecher, vielleicht der Effektivste mit seinen Möglichkeiten aber eben nicht der 1.


    mmh, mir fällt grade ein (hört nicht wirklich hier hin) das man von Echnaton auch sämtliche Bilder und Statuen zerstört hat. Ob es den alten Ägyptern damals mit Echnaton auch so ging wie es uns mit Hitler heute geht? Ihn streichen aus der Geschichte? Dem Vergessen und damit dem entgültigen Tod preisgeben?


    bno

  • Zitat

    Original von bluenightowl
    Ein Freund von mir aus Canada war sehr erstaunt bei seinem Besuch in Berlin vor 10 Jahren, das nirgends eine Statue oder Bild von Hitler zu sehen war. Er sagte: der Typ gehört doch zu eurer Geschichte.


    Also ne Wachsfigur kann ich ja noch verstehen, aber ne Statue?? Ich dachte immer mit ner Statue ehrt man Leute...
    Ich will bei nem Spaziergang durch die Stadt jedenfalls an keiner Hitler-Statue vorbei kommen. :yikes (Mal davon abgesehen, dass die wahrscheinlich eh nicht lang unversehrt bleiben würde. ^^)

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Um Gottes Willen! :yikes :wow Eine Statue? Die sind dazu da, um Leute zu ehren,die etwas tolles gemacht haben, was man von Hitler nicht behaupten kann!

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


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  • Auch wenn Hitler zur Geschichte gehört, finde ich es nicht gut, dass er bei Madame Tussaud ausgestellt wird. Weder in London noch hier.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • Ich finde es in Ordnung. Adolf Hitler gehört für mich halt zur Deutschen Geschichte. Solange die Texte bei Madame Tussaud's sachlich sind und nicht versuchen, Hitler als Opfer, Helden oder so darzustellen, ist es okay. An Bildern in Geschichtsbüchern stört sich ja auch niemand. Und auch für manche (Dokumentar-)Filme werden Szenen mit Hitler nachgestellt.


    Eddie

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

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  • Ich war mir nicht sicher, ob ich was dazu schreiben soll. Jetzt mache ich es doch.
    Vorab - natürlich bin ich NICHT im mindesten auf der Seite der Nazis - aber ich finde, dass die Deutschen sich einfach über Hitler definieren.
    Es sind so viele Ereignisse in der Geschichte vergessen und vorbei (bitte nicht nach Beispielen fragen :grin) - aber das ist immer präsent.
    Natürlich ist es gar nicht toll, was passiert ist, aber je mehr wir darüber palavern (nicht nur wir, sondern alle Deutschen), desto mehr bliebt es den Menschen aus anderen Ländern im Gedächtnis.


    Ich finde übrigens auch ok, dass Hitler im Madame Tussauds ausgestellt ist. Wie viele vor mir schon sagten, weil er einfach zu der deutschen Geschichte gehört. Und die Aussage, dass man ihm den Kopf ab lassen soll und auf den Schreibtisch legen soll find ich auch unmöglich. Ich hoffe, ich komm hier jetzt nicht als Hitler-Befürworter rüber... :gruebel

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich war mir nicht sicher, ob ich was dazu schreiben soll. Jetzt mache ich es doch.
    Vorab - natürlich bin ich NICHT im mindesten auf der Seite der Nazis - aber ich finde, dass die Deutschen sich einfach über Hitler definieren.
    Es sind so viele Ereignisse in der Geschichte vergessen und vorbei (bitte nicht nach Beispielen fragen :grin) - aber das ist immer präsent.


    Ich verstehe was du meinst und mir kommt es ganz genauso vor. Ein Beispiel wäre der Geschichtsunterricht an meiner alten Schule: Die Steinzeit, die Antike, das alte Ägypten, die Griechen und die Römer wurden alle in einem Jahr und auch noch sehr früh (6. Klasse) durchgenommen. Dementsprechend war der Unterricht auch nur oberflächlich. Aber an dieses Schuljahr habe ich, bezogen auf Geschichte, die besten Erinnerungen: Wir waren in einem Steinzeitmuseum, im Bauernhausmuseum in Detmoldt, dann in diversen Naturkundemuseen...also sehr vielseitige unterrichtsbezogene Aktivitäten.


    Und über Hitler und die Nazis haben wir in folgenden Fächern gesprochen:


    3. Klasse / Sachkunde
    3. Klasse / Religion
    4. Klasse / Religion
    5. Klasse / Deutsch
    7. Klasse / Deutsch
    7. Klasse / Geschichte
    7. Klasse / Religion
    8. Klasse / Politik
    8. Klasse / Religion
    9. Klasse / Geschichte
    9. Klasse / Politik
    9. Klasse / Deutsch
    10. Klasse / Geschichte
    10. Klasse / Politik
    10. Klasse / Deutsch
    11. Klasse / Deutsch
    11. Klasse / Religion
    12. Klasse / Geschichte
    12. Klasse / Deutsch
    12. Klasse / Religion
    12. Klasse / Französisch (da wurde aber die französische Seite beleuchtet; das fand ich ganz interessant)
    13. Klasse / Geschichte
    13. Klasse / Deutsch


    Und kein einziger Ausflug, Museumsbesuch oder so was in der Art :cry.


    Ich finde, die Deutsche Geschichte wird viel zu sehr aufs Dritte Reich reduziert. Ich hätte auch lieber mehr über internationale Geschichte gelernt. Das was wir in Geschichte gemacht haben, hätte ich im Politikunterricht sinnvoller gefunden. Ich hätte in Geschichte lieber komplett unterschiedliche Epochen kennen gelernt und nicht nur diese Kabinettspolitik besprochen. Tja, jetzt ist es vorbei. Ich habe mir sogar kurz überlegt, nach dem Abi Geschichte zu studieren, aber nachdem ich die Vorlesungspläne gesehen hatte, habe ich es mir anders überlegt. Um wen ging es im Studium wohl hauptsächlich? Richtig:


    http://de.youtube.com/watch?v=nRKh28ALRLM


    :waveEddie :wave

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  • Zitat

    Original von TheAlice
    Um Gottes Willen! :yikes :wow Eine Statue? Die sind dazu da, um Leute zu ehren,die etwas tolles gemacht haben, was man von Hitler nicht behaupten kann!


    Da würde ich Dir natürlich sofort voll zustimmen, und nicht nur ich, vermutlich auch 99,9% der restlichen Bunderbürger, aber generell scheint dies eine speziell deutsche Meinung zu sein. In Italien, in Rom, wurde letztes Jahr eine Mussolini Statue für ca. 1.000.000,- € renoviert. Als ich das damals gelesen habe, musste ich mich schon sehr stark wundern... naja, es ist ja auch keine Seltenheit in chinesischen Resaurants auf Mao Potraits zu stoßen, was ähnlich idiotisch ist.

    Man muß noch Chaos in sich tragen, um einen tanzenden Stern gebären zu können.


    - Nietzsche -



  • :wow
    Alles nochmals nachgeschlagen, Eddie???


    :wave crycorner

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Aus meiner Sicht ist es innerhalb eines gewissen Rahmens völlig in Ordnung, jemanden wie Hitler auszustellen.


    Er hat die jüngere deutsche Geschichte - auf die negativst denkbare Weise - maßgeblich beeinflusst. Und auch gut 60 Jahre danach sind wir ein Volk von Büßern, deren nicht direkt beteiligten Generationen sich dafür schämen, Deutsche zu sein. Warum? Wegen Hitler und allem, was durch ihn passiert ist.


    Da braucht es dann eine Fußball- WM, um den Deutschen einen gesunden Nationalstolz zurückzugeben... :gruebel


    Ich denke, jemanden wie Hitler bei Tussaud auszustellen, bedeutet, Hitler als Teil unserer Geschichte zu akzepieren. Vielleicht ein weiterer kleiner Schritt der Vergangenheitsbewältigung. Vielleicht auch ein Mahnmal, ihn nicht zu vergessen. Sicherlich auch ein Wallfahrtsort für Rechtsradikale, aber von diesen Orten haben die bereits so viele, dass durch diese Wachsfigur keine zusätzlichen Effekte zu erwarten sind.


    Ich finde es mutig und gut, dass er da jetzt sitzt. Bedenklich wäre es geworden, wenn man der Darstellung der Figur selbst einigen Interpretationsspielraum für nationalsozialistische oder antisemitistische Gedanken eingeräumt hätte - beabsichtigt, wie unbeabsichtigt.


    Aber so, wie er geworden ist, finde ich es okay.
    Bzw. aus rein handwerklicher Sicht großartig.


    Grüße,
    crycorner

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    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

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  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Ich finde, die Deutsche Geschichte wird viel zu sehr aufs Dritte Reich reduziert. Ich hätte auch lieber mehr über internationale Geschichte gelernt. Das was wir in Geschichte gemacht haben, hätte ich im Politikunterricht sinnvoller gefunden. Ich hätte in Geschichte lieber komplett unterschiedliche Epochen kennen gelernt und nicht nur diese Kabinettspolitik besprochen. Tja, jetzt ist es vorbei. Ich habe mir sogar kurz überlegt, nach dem Abi Geschichte zu studieren, aber nachdem ich die Vorlesungspläne gesehen hatte, habe ich es mir anders überlegt. Um wen ging es im Studium wohl hauptsächlich? Richtig:


    http://de.youtube.com/watch?v=nRKh28ALRLM


    :waveEddie :wave


    Warum denn hier auf das eine zugunsten des anderen verzichten? Vielleicht hätte man ja besser beides unterrichtet.


    Allerdings habe ich nicht das Gefühl, dass über die Zeit des Dritten Reiches in den Schulen zu viel gesprochen wird bzw. das dieses Thema zu intensiv unterrichtet wird. Wie sonst könnte es wohl angehen, dass sehr, sehr viele junge Menschen gerade bei diesem Thema absolut unwissend sind und daher auch eine leichte Beute für die Neonazis in diesem Lande.


    Die Haltung der Menschen in Deutschland zum Dritten Reich ist eh in der Regel unerträglich. "Kann ich nicht mehr hören" - "Damit sollte endlich Schluß sein" und ähnliche dumme Sprüche hört man leider zur Genüge. Dabei liegt die Zeit des Dritten Reiches gerade mal gute sechzig Jahre zurück und bis vor Kurzem lebten die Mörder noch weitgehend unbehelligt unter uns. Es ist aber wohl ein Phänomen dieser Zeit, dass die Menschen der nachfolgenden Generationen von Tag zu Tag immer oberflächlicher werden; doch auch mit dieser Einstellung wird man sicher auch diese Zeit nicht totschweigen können. Die Zeit des Dritten Reiches ist eine Zeit mit der sich alle Deutschen zu jeder Zeit beschäftigen sollten - es ist keine Zeit ausschließlich für die Historiker.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von crycorner
    :wow
    Alles nochmals nachgeschlagen, Eddie???


    :wave crycorner


    Ich habe es letztes Jahr nachgeschlagen, als wir in Deutsch mal wieder über das Dritte Reich sprechen mussten :bonk und der Lehrer ein Feedback zum Unterricht haben wollte. Ich habe dann halt gesagt, dass ich finde, dass sich der Unterricht (wie auch in vielen gesellschaftswissensschaftlichen Fächern) viel zu sehr auf das Dritte Reich konzentriert. Das musste ich natürlich belegen und da habe ich im Keller meine alten Sachen durchwühlt und mal nachgezählt. Mein Deutschlehrer war auch ganz erstaunt. Aber den Lehrplan kann er ja leider auch nicht einfach ändern.


    Natürlich war es schlimm, was während des Dritten Reiches passiert ist, aber deshalb muss man sich noch lange nicht so stark damit befassen, dass dabei alles andere zu kurz kommt. Hitler ist ein wichtiges Thema, aber ich verstehe nicht, wieso wir uns im Unterricht immer wieder gegenseitig versichern mussten, wie furchtbar das Ganze war :fetch. Vielleicht Schuldgefühle? Die braucht aus unserer Generation keiner mehr zu haben (höchstens die Neonazis, aber mit dem Holocaust haben nicht mal die was zu tun). Ich finde es absolut in Ordnung, bei so einem Lehrplan auch mal den Kanal voll von Hitler zu haben. Das heißt ja nicht, dass es einen partout nicht interessiert.

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  • Viele, sehr viele heutige Ereignisse fussen aufweit zurückliegenden historischen Ereignissen. Wer über die Völkerwanderung oder die Römer nichts weiß wird heutige Grenzen nicht verstehen, wer über den Zerfall der osmanischen Reiches und den Kolonialismus nichts weiß wird den kampf der Palestinenser gegen Israel und gegeneinander nicht verstehen, wer über den Nationalsozialismus nichts weiß, wird nicht verstehen, wie unsere Demokratie heute funktioniert. Das Grundgesetz ist gemacht worden von Menschen deren noch aktuell prägendes Erlebnis der Jahre davor die Verfolgung durch den Nationalsozialismus war- was wir heute an Abbau von Grundrechten betreiben tun wir in der Erfahrung eines Staates, der sechzig Jahre seine Machtbalance gehalten hat und Machtmißbrauch nie unentdeckt und unbestraft gelassen hat. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes hatten ein viel stärkeres Mißtrauen gegenüber einem starken Staat- weil dies ihre Jugend geprägt hat.

  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Ich habe es letztes Jahr nachgeschlagen, als wir in Deutsch mal wieder über das Dritte Reich sprechen mussten :bonk und der Lehrer ein Feedback zum Unterricht haben wollte. Ich habe dann halt gesagt, dass ich finde, dass sich der Unterricht (wie auch in vielen gesellschaftswissensschaftlichen Fächern) viel zu sehr auf das Dritte Reich konzentriert. Das musste ich natürlich belegen und da habe ich im Keller meine alten Sachen durchwühlt und mal nachgezählt. Mein Deutschlehrer war auch ganz erstaunt. Aber den Lehrplan kann er ja leider auch nicht einfach ändern.


    :respekt


    Zitat

    Original von Eddie Poe
    Natürlich war es schlimm, was während des Dritten Reiches passiert ist, aber deshalb muss man sich noch lange nicht so stark damit befassen, dass dabei alles andere zu kurz kommt. Hitler ist ein wichtiges Thema, aber ich verstehe nicht, wieso wir uns im Unterricht immer wieder gegenseitig versichern mussten, wie furchtbar das Ganze war :fetch. Vielleicht Schuldgefühle? Die braucht aus unserer Generation keiner mehr zu haben (höchstens die Neonazis, aber mit dem Holocaust haben nicht mal die was zu tun). Ich finde es absolut in Ordnung, bei so einem Lehrplan auch mal den Kanal voll von Hitler zu haben. Das heißt ja nicht, dass es einen partout nicht interessiert.


    Ja, vielleicht hattest Du auch einfach Pech. Lehrpläne werden ja auch mal geändert und evtl. immer dann zu Gunsten der 3. Reich- Thematik, wenn Du in die nächste Klasse kamst...
    Bei uns war es sehr ausgewogen. Gerade in Geschichte wurde in unserer Schule darauf geachtet, chronologisch vorzugehen und nicht alle zwei Jahre den Stoff zu wiederholen.


    Das mit den Schuldgefühlen ist so eine Sache. Ich kann natürlich keine Schuldgefühle für mich als eigenständige Person empfinden, da ich nicht beteiligt war. Seitdem ich vom Milgram-Experiment gehört habe, empfinde ich auch kein kollektives Schuldgefühl als Deutscher. Aber ein grundsätzliches Schuldgefühl als Mensch ist in dem Zusammenhang nicht so ganz verkehrt, weil es das Bewusstsein weckt und bestenfalls dafür sorgt, dass man in einer ähnlichen Situation hoffentlich anders reagiert.


    Grüße,
    crycorner

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    - Mark Twain -

  • Zitat

    Original von beowulf
    Viele, sehr viele heutige Ereignisse fussen aufweit zurückliegenden historischen Ereignissen. Wer über die Völkerwanderung oder die Römer nichts weiß wird heutige Grenzen nicht verstehen, wer über den Zerfall der osmanischen Reiches und den Kolonialismus nichts weiß wird den kampf der Palestinenser gegen Israel und gegeneinander nicht verstehen, wer über den Nationalsozialismus nichts weiß, wird nicht verstehen, wie unsere Demokratie heute funktioniert. Das Grundgesetz ist gemacht worden von Menschen deren noch aktuell prägendes Erlebnis der Jahre davor die Verfolgung durch den Nationalsozialismus war- was wir heute an Abbau von Grundrechten betreiben tun wir in der Erfahrung eines Staates, der sechzig Jahre seine Machtbalance gehalten hat und Machtmißbrauch nie unentdeckt und unbestraft gelassen hat. Die Mütter und Väter des Grundgesetzes hatten ein viel stärkeres Mißtrauen gegenüber einem starken Staat- weil dies ihre Jugend geprägt hat.


    Ich fände es gut, wenn wir alles gemacht hätten, was du beschreibst. Aber wir haben von den aufgezähleten Sachen nur das Dritte Reich besprochen, darin sehe ich ja das Problem. Aus der Schule weiß ich überhaupt nichts über das Osmanische Reich, Kolonialismus haben wir auch nur angerissen; mit vielen anderen Themengebieten ist es bestimmt genauso. Man sollte sich schon neben der Schule informieren, aber ich finde, es kann nicht erwartet werden, dass man sich als Schüler komplette Themenkomplexe selbst erarbeitet. Die Schule ist schließlich auch dafür da, wenigstens Anleitungen zu geben.

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  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Die Schule ist schließlich auch dafür da, wenigstens Anleitungen zu geben.


    eben, und nicht dazu, einem Schüler alles fertig vorzukauen.
    Abitur zumindest bedeutet: der Kandidat besitzt die Fertigkeiten, sich in Themengebiete selbständig einzuarbeiten und sich selbständig Sach- und Fachwissen zu verschaffen oder mit deinen Worten: Es bedeute, dass die Schüler in der Lage sind, sich komplette Themenkomplexe selbst zu erarbeiten. Dafür soll Dir die Schule das Handwerkszeug exemplarisch vermitteln... Was wäre das für eine grausame Schule, wo den Schülern alles fertig vorgekaut wird, was sie wissen, sagen und denken sollen?
    Dies ist die Voraussetzung für eine Studium, in dem einem auch nur einige Themata exemplarisch und vertiefend vorgekaut werden und wo die Masse selbst erarbeitet werden muss.

  • Schon, aber wie kann man über den Nationalsozialismus unterrichten wenn die Basis fehlt? So nach dem Motto: Eines Tages kam ein gewisser Adolf aus Braunau am Inn nach Braunschweig, wurde vom Österreicher zum Deutschen und alle Deutschen wurden zu Mördern?


    Wer weiß etwas über den Nationalsozialismus und die SS, der mit RFB nichts anzufangen weiß? Wer versteht die Probleme der SPD des Jahres 2008, der nicht weiß was die USPD war?

    Nemo tenetur :gruebel


    Ware Vreundschavt ißt, wen mahn di Schreipfelerdes andereen übersiet :grin


    :lesend  :lesend

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  • Ich kenne es aus ALLEN Fächern eher so, dass in der Schule ein Thema umrissen wird und man dann intensiver recherchieren soll. Aber dass ein kompletter Themenkomplex bis zum Umfallen gemacht wird und andere dagegen vernachlässigt werden, finde ich eindeutig falsch. Es ist mir auch zeitlich nicht möglich, für den Unterricht (ist ja nicht nur das Fach Geschichte :grin) zu arbeiten und mich vorzubereiten und mich zusätzlich mit Themen zu befassen, die in dem Moment nicht explizit notwendig sind. Wenn man nicht vom Lehrer erfährt, dass das Osmanische Reich ein wichtiges Thema ist, von wem sonst?


    Ich finde es eigentlich schon ziemlich schade, dass viele Lehrer davon ausgehen, dass alle Schüler nur das nötigste machen wollen; wenn man bei uns einmal eine Frage hatte, die nicht exakt auf die Unterrichtsthematik abzielte, wurde sie zwar beantwortet, aber es wurde immer noch der Hinweis "Ist nicht abiturrelevant!" angehängt. Dass solche Lehrer einen Schüler eher demotivieren ist nicht weiter verwunderlich.


    Der exzessive Hitler-Unterricht war außerdem nicht nur in der Oberstufe, sondern er zieht sich durch die ganze Schulzeit. Und die Schule sollte vielfältigeres Wissen vermitteln, als das, was bei uns der Fall war. In der fünften, sechsten, siebten Klasse ist man noch gar nicht in der Lage, sich einen Themenkomplex selbstständig zu erarbeiten. Soll man jetzt bis nach dem Abi warten, wenn man etwas über den Kolonialismus erfahren möchte? Es wäre echt vernünftiger, im Unterricht darüber zu sprechen, das macht man in anderen Fächern schließlich auch. Außerdem gewährleistet man so, dass die Schüler über ein Mindestmaß an Bildung verfügen und ein Fundament haben, auf dem sie aufbauen können; ich würde mich nicht darauf verlassen, dass sich jeder ein paar Stunden hinsetzt und ein Thema recherchiert. Und wenn, dann nur das, was einen selbst interessiert. Integralrechnung hätte ich mir nie im Leben selbstständig erarbeitet.


    Die Uni ist wieder eine komplett andere Sache.

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  • Licht hat insofern Recht, als das die Schule keinesfalls (was sie aber leider oft tut) reine Wissenslehrvermittlung betreiben sollte. Vielmehr sollte sie fürs Leben schulen (non scolae sed vitae!) indem sie das Handwerkszeug vermittelt, wie man sich Wissen aneignet und wie man vermitteltes Wissen auch kritisch hinterfragt (qui bono?). Grundlage muß aber ein ewisses Mindesmaß an wissen sein, ohne das unser heutiges Leben nicht erklärt werden kann.