'Das Herz ist ein einsamer Jäger' - Seiten 001 - 094

  • Also in Bayern nicht ;-)
    Im nächsten Abschnitt habe ich ein paar Sachen aufgelistet, die auch auf Übersertzungsfehler hindeuten. Vielleicht kann MaryRead sie mal mit der englischen Ausgabe vergleichen.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Vielleicht kann MaryRead sie mal mit der englischen Ausgabe vergleichen.


    Ich hab die nicht (und lese das Buch auch gar nicht), aber ich habe bei Amazon.com unter "Search inside" nach "sofa" gesucht. ;-) Aber ich guck mal rein - morgen...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Hm.... hab den Teil nun fast fertig, fehlen noch zwei Seiten....


    Aber schon sonderbar, wie so viele Menschen zu diesem taubstummen Menschen gehen, weil er besser zuhören kann, als die hörenden Menschen.


    Dr. Copeland find ich unheimlich interessant.
    Und das gehört jetzt eher in den "Warum wollen Frauen Kinder?"
    aber er hat mich zum Nachdenken angeregt, das ist auch ein Grund, warum ich keine Kinder will, die Angst, dass meine Kinder mir nicht gefallen. Oder daß sie dumm, unintelligent oder gar nicht attraktiv sind, Meinungen vertreten, die mir nicht in den Kram passen, etc..... ich bin da sehr intolerant und hätte damit wohl genau so ein Problem wie Copeland.



    Meint ihr eigentlich die in Portias Wörtlicher Rede dann und wann auftauchenden leichten Grammatikfehler sind Absicht?
    Weil es nur dann und wann auftritt bin ich mir nicht so sicher... :gruebel

  • Zitat

    Meint ihr eigentlich die in Portias Wörtlicher Rede dann und wann auftauchenden leichten Grammatikfehler sind Absicht? Weil es nur dann und wann auftritt bin ich mir nicht so sicher... Grübeln


    An diese Stelle bin ich noch nicht angelangt. Dein Ansatz bringt mich aber zu einem anderen Gedanken. Wenn man das Erscheinungsdatum des Buches betrachtet (ungefähr 1940), dann frage ich mich, wie ein Gehörloser zu diesem Zeitpunkt lesen und schreiben konnte. Der Roman zeigt einerseits deutlich die bis heute nicht überwundenen Ressentiments gegenüber Behinderten, andererseits zeigt das Beispiel, dass die Protagonisten eine über das Normalmaß hinausgehende Bildung besaßen. Ob sie diese vielleicht nur durch ihre Familie erlangt haben ließ der Roman bislang offen, hätte mich aber interessiert.


    Ach ja, noch einen Fehler gefunden. Der Name der Übersetzerin unter dem Titel lautet Susanna Rademacher, im Kleingedruckten Susanna Brenner-Rademacher.
    Ob es zwischen dem Jahr der Übersetzung und dem Neudruck eine familiäre Änderung gab weiß ich. Merkwürdig ist es schon, allerdings habe ich nicht nach Fehlern gesucht. Es handelte sich um einen Zufallsfund.

  • @ Löwin
    Nun es steht ja bisher nirgendwo, wie lange Singer schon gehörlos ist.... :gruebel
    (Schreiben und lesen, kann er ja durchaus vorher erlernt haben. Später kommt aber im Zusammenhang mit einem jungen gehörlosen Patienten von Copeland auch der Hinweis auf Lehrinstitute für Gehörlose....)
    Mir scheint es bei allen fünfen (Singer, Mick, Dr. Copeland, Blount, Brannon) eher so, daß sie TROTZ ihres Umfelds intelligent sind, bzw. sich eine Wachheit des Geistes bewahrt haben..... :gruebel

  • Wieso sollte man als Gehörloser nicht lesen und schreiben lernen können? Ich glaube ihr habt da eine falsche Vorstellung, man kann doch Buchstaben lernen, ohne zu wissen, wie sie sich anhören bzw ausgesprochen werden.


    Und Singer hat, von Geburt an taub, sogar sprechen gelernt.
    Bei mir Seite 12
    "Insbesondere fiel ihm eine Tatsache ein,... ..., daß er zwar von Geburt an taub, aber nicht immer richtig taubstumm gewesen war.
    ...Aber er konnte sich nie daran gewöhnen, mit den Lippen zu sprechen....Aus den verwirrten Mienen der Leute, mit denen er redete, schloß er, daß seine Stimme irgendwie tierisch klingen, daß seine Sprache irgendwie abschreckend wirken müsse... ...in dieser Stadt war er sofort Antonapoulos begegnet. Seitdem hatte er nie wieder mit dem Mund gesprochen, denn bei seinem Freund war das nicht notwendig."

  • Hm.... mußte ich jetzt nachlesen, hab ich glatt überlesen oder nicht richtig wahrgenommen, aber steht da tatsächlich so....


    Hm, ich glaube Salonlöwin wollte einfach ausdrücken, daß die damaligen Lehrmethoden für taubstumme vermutlich noch nicht so ausgereift waren....

  • Zitat

    Insbesondere fiel ihm eine Tatsache ein,... ..., daß er zwar von Geburt an taub, aber nicht immer richtig taubstumm gewesen war.


    Genau diese Stelle hatte ich im Kopf. Es ging mir auch nicht darum, dass ein Gehörloser nicht lesen und schreiben erlernen kann, sondern darum, dass ein Behinderter Anfang der 40er Jahre in den Staaten die Möglichkeit bekommen hat, Bildung zu erwerben. Ein m.E. sehr fortschrittlicher Ansatz, vor allem wenn man die Parallelen zu Deutschland zieht und feststellen darf, dass viele Behinderte bis weit in die 70er/80er Jahre nicht optimal gefördert wurden.

  • Vorsicht! buttercup:
    Wie will denn ein tauber Mensch, der nie ein Wort gehört hat, dass heißt zusammenhängende Laute zu Worten decodieren kann; zusammenhängende Zeichen (in diesem Fall nicht akustisch sondern visuell) zu Worten decodieren??
    Da liegt das hüpfende Komma. Er muss sprechen lernen, die Sprach der Hörenden und nicht die der Hände, um auch lesen und schreiben zu lernen - das ist nicht so einfach.
    Das Hören macht die Intelligenz aus, bzw. prägt sie aus; weswegen Kinder, die nicht hören können erwiesenermaßen weniger Verknüpfungen im Gehirn aufweisen als hörende (im Durchschnitt ich persönlich kenne solche Menschen die TROTZ diesem Defizit Abitur gamcht haben)


    Das erste Kapitel hat mir am besten gefallen. Die Gedanken von Stiller, die einfachen Beobachtungen, der Rhythmus des Lebens - alles war so ruhig, so stille, so geordnet, im Gegensatz zu unserer lauten Umgebung.



    Im Laufe der Handlung wird er von den anderen als lebendes Tagebuch benutzt. Sie nutzen die Chance sich jemandem anzuvertrauen. Jeder Mensch braucht jemandem dafür (das ist meine ganz eigene These). Und Stiller - der versteht alle mit seinem leisen Lächeln, einfach weil er das nicht negiert.
    Aber ob das das wahre ist??

  • Nun ja das Abitur ist jetzt nicht unbedingt ein Zeichen für oder gegen vorhandene Intelligenz.
    Ich hab kein Abitur und schieße trotzdem bei jedem IQtest den Vogel mit meinem Ergebnis ab.


    Zu diesen Verknüpfungen im Hirn gibt es doch bestimmt irgendwo im Netz was oder? So einfach in den Raum gestellt find ich die Behauptung etwas schwer nachzuvollziehen.... :gruebel

  • Oh, frag' mich nicht wo das steht, ich lerne das gerade in der Berufsschule. Ein Buch dazu war: 'Zeig mir Deine Sprache, Elternbuch 1; Prillwitz/ Wisch/ Wudtke
    Hat was mit neurotropen Wachstumshormonen in den ersten Lebensjahren zu tun: Wenn diese zur Ausbildung von Nervenbahnen nicht genutzt werden (also auch auf der akustischen Ebene) dann hat sich das nach zwei Jahren erledigt, das kann nicht mehr nachgeholt werden, weil dieses Hormon dann nicht mehr gebildet wird.


    Das mit dem Abi sollte auch nur ein Beispiel sein.


    Achja - ich meinte oben natürlich Singer, statt Stiller - typisch Freud'scher Versrpecher.

  • Ich hab' mal was über Helen Keller gelesen - die war als Kind nicht nur taub und stumm, sonder auch blind. Ihre Lehrerin Anne Sullivan hatte dann die Idee ihr Zeichen in die Hand zu malen, was dann geübt wurde.
    Helen war nicht dumm und hat die Zeichen auch brav gelernt und wieder holt - aber als sie dann begriff dass das Zeichen in ihrer Hand was mit dem Wasser zu tun hat was über die andere lief war sie nicht mehr zu bremsen.
    Das ist die Schwierigkeit, nicht das Lippenlesen lernen, oder die Buchstaben auf dem Papier, sondern dass Begreifen dass Zeichen etwas mit den realen Dingen (oder bei Gedanken mit den abstrakten) etwas zu tun hat. Einem Hörenden Kind kann man das ab einem gewissen Alter erklären - bezüglich der Sprache haben sie es ja schon gelernt, aber erkläre es mal jemandem, der noch keine Form der Kommunkation kennt!