Ein Kampf um Rom - Felix Dahn

  • Kurzbeschreibung
    Seinen packenden Roman um den Kampf der Ostgoten gegen Rom nach dem Tode Theoderichs des Großen im 6. Jahrhundert schrieb Dahn 1876 und schuf damit ein Werk, das bis heute nichts von seiner Dramatik und seinem Unterhaltungswert eingebüßt hat.


    Kritik:


    Ein Klassiker unter den Historischen Romanen. Wer hat schon einmal den Film über dieses Buch gesehen? Ein Hochgenuss sondergleichen. Der Kampf um Rom von damals aus jeder Sicht geschrieben, sei es aus Sicht der Goten oder der Römer, wobei man sehr viel über die Kulturen, Gedankenwelten, Ansichten und Weltanschauungen erfährt.
    Dahn, war wirklich ein Meister des Historischen Romans, historische Fakten so mit Spannung zu verknüpfen, ja, so gehört es sich. Auch wenn Dahn nicht völlig fehlerfrei ist, hat er schon damals vor vielen Jahren Maßstäbe gesetzt.
    Natürlich ist das Buch völlig nationalistisch und patriotisch, eine Helden-Saga der guten alten Zeit. Manche vergleichen das Buch mit Herr der Ringe. Meines Erachtens aber ein völlig eigenes Buch mit eigenem Charakter.



    mfg

  • Hmm ... sicherlich wie Lytton Bulwers Die letzten Tage von Pompeji ein Klassiker, aber doch mit Vorsicht zu genießen, wenn es um den Informationsstand geht. Klar, die Jahreszahlen stimmen, aber Dahn hat dem Prokop einfach alles abgekauft und die Ostgoten restlos glorifiziert.


    Grade du müßtest hier toben! Von damaliger Gedankenwelt keine Spur, die Sachkultur entstammt der Vorstellungswelt des 19.Jh. und keineswegs der Spätantike ... :lache


    Trotzdem lohnt Dahn sich -- gerade weil es ein Professorenroman des 19.Jhs. ist! Und seinen Totila liebe ich geradezu.


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Dir kann man es ja nicht recht machen. :grin :grin


    Du bist doch die studierte Historikerin, ich bin nur ein kleiner, verrückter Hobby-Geschichtler! ;-)


    Ich fand Dahn einfach ganz interessant, auch zum Teil amüsant. Das man die geschichtlichen Informationen nicht ganz voll nehmen soll, versteht sich von selbst. ;-)


    mfg

  • Ja, von wegen! Ich dachte immer, du bist soooo streng, und dann Dahn? :grin


    Aber ganz davon ab: Ich mag das Buch, es ist und bleibt ein Klassiker mit großartigen Figuren: Cethegus, der zweilichtige, aber fesselnde Römer, das Urbild des "Welschen", den der deutschnationale mißtrauisch beobachtet.
    Amalaswintha, die stolze Tochter des Theoderich, Mahtaswintha ... die üble Theodora, die Hure, die es zur Kaiserin von Byzanz brachte ...
    Das hat schon was. :grin Unbedingt lesenswert!


    Liebe Grüße,


    Iris :wave

  • Man darf sich nur nicht an der antiquierten Sprache stören. Aber in dem Zusammenhang darf auch von Felix Dahn nicht fehlen:
    Attila
    Karl der Große
    Die Kreuzfahrer

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ich muss gestehen, dass ich mich an das Buch überhaupt nicht mehr erinnern kann :-(- ist aber schon über 20 Jahre her, dass ich's gelesen habe.)
    Aber immerhin weiß ich noch, dass es mir damals gefallen hat. :-]


    grüße von missmarple

    "Ein Archäologe ist der beste Ehemann, je älter eine Frau wird, um so mehr interessiert er sich für sie."
    Agatha Christie

  • sorry, dass ich wieder einmal was ganz altes ausbuddele, aber ich LIEBE dieses buch. es war das erste "richige" buch, welches ich las, nach dolly, goldköpfchen, nesthäkchen, trotzkopf und wie sie sonst alle hiessen, empfohlen von einer kompetenten verkäuferin.


    "gebt raum, ihr völker unsrem schritt
    wir sind die letzten goten
    wir tragen keine krone mit
    wir tragen einen toten"


    bei wem von denen, die das buch einst lasen, verursachen diese worte keine gänsehaut? steigt da nicht sofort das bild des jungen gotenherzogs adalgoth auf, schüler des dunklen, treuen, des letzten königs der goten, des teja, der sein volk stundenlang schützte, indem er den eingang zur schlucht mit seinem schild und seinem körper deckte? zu der schlucht, worin das letzte häuflein der goten geflohen waren, bereit, im falle der niederlage in den vesuv zu springen, dann aber doch rechtzeitig durch die flotte des wikingers harald und seiner schwester haralda gerettet...


    @ his: ich habe den film (falls du die zweiteilige variante meinst, ich kenne jedenfalls keinen anderen) gesehen, war aber enttäuscht.
    im buch ist zB amalaswintha die tochter des theoderich und mataswintha wiederum deren tochter. im film sind sie rivalisierende schwestern. und ich meine auch darüberhinaus viele unterschiede zwischen buch und film festgestellt zu haben.
    ein vergleich mit HDR wäre allerdings so ziemlich das letzte, was mir dazu einfallen würde.
    @ iris: dein totila, mein totila, totila ist für uns alle da :-)
    @ demo: klar, die sprache ist ein wenig grob-hölzern manchmal. aber das passt in meinen augen wunderbar... zu hildebad, dem hünen, zu der herben treuen rauthgundis, zu der magd gotho, zum alten hildebrandt...


    karl der grosse hat mich ein wenig enttäuscht. der kommt ja in dem buch gerade mal sooft vor wie richard löwenherz bei robin hood, nämlich nur ganz kurz am schluss. gelimer, attila, die nonnen, felizitas und die kreuzfahrer hab ich auch gelesen... und einiges liegt noch in meinem ebay sub *g*
    ps.:
    hier noch etwas zu "felicitas":
    Felix Dahn: Felicitas


    Im Jahr 476 n. Chr. endet die Herrschaft des Weströmischen Reiches: Die norische Stadt Juvavum, an der Stelle des heutigen Salzburgs gelegen, wird von germanischen Heerscharen erobert. Vor dem Hintergrund dieser bewegenden historischen Ereignisse wird die mitreißende Geschichte der jungen Eheleute Felicitas und Fluvius erzählt, die in die Fänge des intriganten Wechslers Zeno und des Tribunen Leo geraten. Spannend und abwechslungsreich schildert Felix Dahn, der große Erzähler der Geschichte des antiken Roms, nicht nur wie Felicitas und Fluvius den drohenden Gefahren die Stirn bieten, sondern auch wie sich ihr Schicksal unvermutet durch die beherzte Hilfe eines germanischen Eroberers wendet.


    ********************
    dahn mal anders:
    Felix Dahn: Germanische Göttersagen


    Dieser Band führt in die Frühzeit der germanischen Mythologie. Sein Herzstück bilden die zwölf Götter- und Heldengesänge, die germanische Schöpfungssage von der Erschaffung der Welt. Nach ihr schufen die Götter die grünende Erde und ordneten den Lauf der Sonne und der Gestirne. Gewaltige Schicksalsweiber gaben dem Menschen Leben. Aber das Glück der Frühzeit dauerte nicht lange, Unheil und Krieg kamen in die Welt. Wotan muß, um Zukunftswissen zu erkaufen, sein Auge dem Nornenquell verpfänden, und der lichte Gott Balder fällt durch die Tücke des bösen Loki. Die Zeit der Götterdämmerung naht. Der Aufstand der chaotischen Naturgewalten gegen die kampfbereiten Götter wird mit einer gewaltigen Schlacht enden, in der auch Wotan fällt. Außerdem enthält dieser Band die Wilze- und Wälsungensage sowie die Amelungensage.
    Vollständig illustrierte Ausgabe


    ISBN: 3-88400-155-8

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

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  • Es scheint das schicksal dieses buches zu sein, ausgegraben zu werden. Ich schreib grad inventar, und habe es auch gefunden es war in der zweiten reihe, und ich hab's nie gelesen, jetzt liegt es da, dick und staubig, und ich frag mich, ob ich es auf den SUB verschieben soll.
    Es ist sicher ein klassiker. Soll ich's einfach deswegen lesen? Werd' mich sicher ärgern, wenn's nicht zu meinem gotenbild passt. Hmm :gruebel

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • MagnaMater,


    man muß kein Buch lesen, bloß weil es als Klassiker gilt.


    Dahns Story ist wildbewegt. Sprachlich finde ich es grauslich, er und ich haben sozusagen unterschiedliche Vorstellungen vom Gebrauch der deutschen Sprache. Ich finde es für seine Zeit schon altmodisch, er hielt es für Literatur.
    Letzteres gilt auch für den Inhalt. Dahn war der erste, der klar machte, daß sein Roman ein Roman ist. Da ist erfunden und gebastelt, da waltet Phantasie.
    Er sagte selbst, und nicht nur einmal, daß man, wenn man etwas über die Goten etc. wissen wolle, im Sinne von 'verbindlich' wissen also, man sich bitteschön an seine wissenschaftlcihen Untersuchungen halten solle und nicht an den Roman.
    Seine Forschungen sind heute ein wenig überholt, aber gleich wie, ich glaube nicht, daß der Roman Dein Gotenbild beeinträchtigen wird.


    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • woops, magali :wave dann stell ich es wieder zurück... es ist soo alt, es gehörte meinem grossonkel, ich muss es ja schonen.
    Wenn ich wilde edelbarbarische goten sehen will, seh ich mir die 60er/70er jahre italo-gotenfilme an mit den muskelbepackten monstren im fell. *Igitt*

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Eines der ganz wenigen Bücher, die ich nie zu Ende gelesen habe, sprachlich hat es mir überhaupt nicht zugesagt und ich war auf den ersten 50 seiten so erschlagen vor lauter Namen, zumal, zumindest in meiner Ausgabe, nirgends ein Verzeichnis zu finden war, dassich relativ schnell aufgegeben habe. :-(

  • Das kommt auch bei neuerer literatur vor: hunderte namen im Narrenturm vom Sapkowski & keine liste der handelnden personen...
    :gruebel Gibts eigentlich irgendeinen Roman zu den Goten, der historisch hand und fuß hat UND sich noch zusätzlich lesen lässt?

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • ch finde es schade, dass das buch hier so schlecht wegkommt.
    sicher ist die sprache gewöhnungsbedürftig. und bestimmt überwiegt das romanhafte die historisch zutreffenden fakten. aber ich halte es nach wie vor für lesenswert. die ersten seiten sind durchhaltevermögen verlangend aber zur schilderung der atmosphäre wichtig. und sowie das geschehen in den palast des sterbenmden theoderichs verlegt wird, wächst die spannung.
    ein namensverzeichnis?
    gern:
    theoderich - recht bald sterbender gotenanführer *)
    amalaswintha - seine tochter
    mataswintha - deren tochter
    theodahad und ehefrau gotelindis - weitere familienmitglieder
    wie theoderichs enkel hieß, fällt mir gerade leider nicht ein
    kamilla - seine römische geliebte
    witichis - gotenführer
    rauthgundis - seine erste frau
    gemeinsamer sohn, name derzeit nicht parat
    hildebad - gotenführer, mE bruder des witichis
    totila - gotenführer *)
    valeria - seine römische verlobte
    teja - gotenführer *)
    cethegus - führer der römer
    syphax - sein sklave
    julius montanus - sohn der jugendliebe von cethegus
    silverius - späterer papst *)
    narses - griechischer heerführer*)
    belisar - dito*)
    justinian - griechischer kaiser*)
    theodora - seine gemahlin*)
    piso - röm. schreiber
    adalgoth - in den bergen bei bauern aufgewachsener adelssproß
    gotho - seine freundin


    *) = historisch


    ich habe das buch gerade verliehen, kann aber irgendwann vervollständigen

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Wer es anlesen möchte, begebe sich vertrauensvoll hierhin.


    Es ist nicht allein das Problem mit der etwas obsoleten sprachlich-stilistischen Gestaltung, sondern vor allem mit den Grundaussagen des Romans. Heldenmythos, die Verklärung von Heldentod, die weichlichen Römer und mannhaften Germanen, die Fabel vom tragischer Niedergang eines Volkes - ich erinnere nachdrücklich an das Schlußgedicht, das aus ganz bestimmten Gründen Eingang in unzählige Gedicht-Sammlungen zwischen 1880 und 1940 fand - sind nicht unbedingt ein Bild, das man heutzutage auf diese Weise im Kopf zu haben braucht. Die Rezeptionsgeschichte des Romans spricht eine recht eindeutige Sprache.
    Als reiner Unterhaltungsroman ist das Buch heute überholt, um es milde auszudrücken.




    MagnaMater


    ein historischer Roman, der Hand und Fuß hat? Als Roman ist das wohl möglich, sollte es sogar sein, schließlich will man einen ordentlichjen Roman lesen, unter historischem Blickwinkel verlangst Du allerdings die Quadratur des Kreises.
    Beim Thema 'Goten' kenne ich mich aber nicht aus, die sind immer irgendwie an mir vorbeigewandert. :grin




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Wer es anlesen möchte, begebe sich vertrauensvoll hierhin.


    Es ist nicht allein das Problem mit der etwas obsoleten sprachlich-stilistischen Gestaltung, sondern vor allem mit den Grundaussagen des Romans. Heldenmythos, die Verklärung von Heldentod, die weichlichen Römer und mannhaften Germanen, die Fabel vom tragischer Niedergang eines Volkes - ich erinnere nachdrücklich an das Schlußgedicht, das aus ganz bestimmten Gründen Eingang in unzählige Gedicht-Sammlungen zwischen 1880 und 1940 fand - sind nicht unbedingt ein Bild, das man heutzutage auf diese Weise im Kopf zu haben braucht. Die Rezeptionsgeschichte des Romans spricht eine recht eindeutige Sprache.
    Als reiner Unterhaltungsroman ist das Buch heute überholt, um es milde auszudrücken.
    :wave


    magali




    @ magali: den "weichlichen römern und mannhaften germanen" kann man doch aber die "barbarisch-tumb-arglosen germanen und die elegant-listig-subtilen römer" gegenüber stellen. ich finde, in dem roman bekommen alle seiten ihr gut teil fett weg, überall gibt es gute und böse und bei den bösen wird oft erklärt, was sie so werden ließ, wie sie wurden. abgesehen davon, ist es nicht so, dass - lassen wir den varus von iris kammerer jetzt mal außen vor - historische romane immer ein wenig von der heimatlichen perspektive des schriftstellers geprägt sind?
    wie schon oft festgestellt, bist du auf diesem gebiet sicher bewanderter und/oder anspruchsvoller als ich, trotzdem empfinde ich dieses buch als klassiker. zeitlos.
    :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • Zitat

    Seinen packenden Roman um den Kampf der Ostgoten gegen Rom nach dem Tode Theoderichs des Großen im 6. Jahrhundert schrieb Dahn 1876 und schuf damit ein Werk, das bis heute nichts von seiner Dramatik und seinem Unterhaltungswert eingebüßt hat.


    Das ist richtig! Allerdings ist der Roman wirklich schwer zu lesen.

  • Nachdem Reread fällt es mir ziemlich schwer, eine Rezension zu schreiben. Ich werde mich daher hier auf jene Punkte beschränken, was mir an dem Roman gefällt. Was die Kritik-, Diskussionspunkte und Interpretationsmöglichkeiten betrifft, werde ich einige von diesen in den Themen gesondert ansprechen.


    Nun, Dahn erzählt eine spannend und unterhaltsam. Da ich oft Werke aus dem 19. Jahrhundert lese, habe ich mit seiner Sprache keine Probleme, zudem ich finde, dass sie zu seinem "Stoff" passt.


    Allerdings gibt es viele historische Bücher, und gerade in der Gegenwart wird bzw. in den letzten Jahre wurde der Markt von diesen überschwemmt. Auch wenn ich (ich hoffe, ich werde deswegen nicht gelyncht) mit den meisten nicht viel anfangen kann, da ich sie langweilig finde (und das ist für mich das Schlimmste, was ich über ein Buch sagen kann), gibt es auch unter diesen einige, die ich beim Lesen als spannend und unterhaltsam erlebt habe.


    Was also ist so interessant an einem Roman, der immerhin schon fast 150 Jahre alt ist, Figuren hat, die sich nicht wirklich weiterentwickeln und ein Genderbild, das für mich durchaus problematisch ist. (Allerdings, abgesehen davon, dass sich auch seine Hauptfiguren nicht wirklich weiterentwickeln, innerhalb der Handlung stört das eigentlich nicht, und was die Negativfiguren betrifft - Dahn konnte tatsächlich tolle Schurkenfiguren schaffen, die tatsächlich gefährlich sind und bei aller Eindimensionalität beeindrucken. (Das trifft übrigens auch auf andere Romane von ihm zu.)


    Weitere Kritikpunkte, die mir schon unter gekommen sind, wie das z. B. Dahn seine Geschichte als Königsgeschichte / Herrschergeschichte erzählt, das Volk nur als Staffage einsetzt wird und das Geschehen durch private Konflikte wie Liebe, Intrigen etc. vorangetrieben wird, mögen berechtigt sein, mich persönlich stören sie allerdings nicht, da es sich um einen Roman und kein Sachbuch handelt. Abgesehen davon, nachdem ich "Ein Kampf um Roman" zum ersten Mal (in der ungekürzten Fassung) gelesen hatte, habe ich mir sofort ein paar Fachbücher zu diesem Thema Goten und Völkerwanderung ausgeliehen, weil ich mehr darüber wissen wollte.


    Was aber ist es, was mich an dem Buch vor allem beeindruckt hat ...
    ... mit welcher Souveränität Dahn bei seiner Geschichte den Überblick behält und flüssig und spannend erzählt. Immerhin ist der Roman doch sehr umfangreich, hat mehrere Hauptfiguren, eine Menge Neben- und Randfiguren, ist in mehrere größere und kleinere Nebenhandlungen unterteilt (die keineswegs der Reihe nach erzählt und abgeschlossen werden), arbeitet mit unterschiedlichen Erzählformen (Szene, Brief, Tagebuch, Versen), mit Vorhersagungen, Vorankündigungen etc. Aber an keiner Stelle habe ich den Eindruck, dass der Autor etwa sich innerhalb seiner Geschichte selbst nicht mehr auskennt, offene Enden werden alle verknüpft, gegebene "Versprechen" auch eingelöst, und eindeutige Schnitzer wie Augenfarbenwechsel sind mir auch bei einem Reread nicht aufgefallen (wenn sie vorkommen, so sind sie jedenfalls gut getan).


    Dahn schrieb den Roman zu einer Zeit, als es noch keine Computer, keine spezielle Schreibprogramme für Autoren/nnen etc. gab, also er sich wirklich um jedes Detail, um den Handlungsfluss und Ähnliches selbst kümmern musste. Auch wenn er vielleicht tüchtige Mitarbeiter/innen gehabt hat, die ihm da geholfen haben dürfen, wirkt sein Buch doch so einheitlich, dass in diesem Fall von einer ausgezeichneten Teamwork ausgegangen werden muss.


    Meine Empfehlung: Ein Roman, der es jedenfalls verdient, dass er eine Lesechance kriegt. :wave

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)