edition nove

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    Original von Tamilus
    Auch im ersten Teil sind wir doch einer Meinung. Wenn sich jemand jahrelang dem Handwerk des Schreibens widmet, so hat das natürlich nichts mit anbiedern zu tun, sondern verdient höchsten Respekt. Du musst aber auch zugestehen, dass andere Menschen andere Wege gehen und die Vorgänge anders empfinden.


    Ich soll Menschen zugestehen, dass sie andere Wege gehen wollen, als sich jahrelang dem Handwerk des Schreibens zu widmen. Und dass sie trotzdem als Autor ernst genommen werden wollen. Okaaay. :grin


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    Wenn ich für mich persönlich das ständige „Bewerben“, von oben nach unten, wie Googol schon richtig schrieb, als anbiedern empfinde, so hat dies nichts mit anderen zu tun. Dies ist die Äußerung eines ganz persönlichen Gefühls und qualifiziert niemanden ab. Das geht auch gar nicht, denn ohne Vorstellung von Manuskripten gibt es wohl auch keine Verlagsbücher.


    Das wird auch nicht sinnvoller, wenn es ständig wiederholt wird.
    Der übliche, erfolgversprechende Weg ist: man erlernt das Handwerk. Man reißt sich den Allerwertesten auf. Man investiert. Viel, viel, viel Zeit und vielleicht auch ein wenig Geld. Hammer ja schon alles gesagt.
    Bei manchen Autoren, wie bereits erwähnt, ist dieses "ständige Bewerben von oben nach unten" gar nicht mehr erforderlich, wenn sie ihr Handwerk gründlich gelernt haben. Und vielleicht auch noch Talent haben. Wenn es aber nicht klappt, sollte man sich evtl. damit auseinandersetzen, wie man sich handwerklich noch vervollkommnen könnte.
    Oder es bleiben lassen.
    Oder ehrlich sagen: ich will, dass mein Buch gedruckt wird, koste es, was es wolle.
    Aber nicht auf die schimpfen, die auf dem Weg erfolgreicher sind.


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    Ich glaube zudem und dies unterstreicht auch dein Beitrag, dass einige Verlage mittlerweile auch schon andere Wege gehen. Verlag ist eben nicht gleich Verlag. Wenn DKZ-Bücher von großen Verlagen übernommen werden, so ist dies ein Zeichen von Offenheit gegenüber der neuen Entwicklung. Auch könnte ich mir vorstellen, dass es in so manchem Verlag schon Diskussionen gegeben hat, eventuell über eine Tochtergesellschaft ebenfalls einen DKZ-Verlag zu gründen. Mit dem Hintergrund von erfahrenen Mitarbeitern ist dies bestimmt keine schlechte Alternative


    Was issen jetzt kaputt??? :lache
    Ich rede von einem absoluten Einzelfall, über den ich mich auch mehr als verwundert habe.
    Ich habe ihn lediglich angeführt, um deutlich zu machen, dass es nicht die DKZ-Autoren sind, über die ich mich ab und zu ärgern muss. (Jedenfalls nicht über alle.) Hätte ich geahnt, dass Du daraus abliest, dass die DKZ-Anbieter kurz davor stehen, die Weltherrschaft zu übernehmen ...

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    Original von Tamilus
    Ich glaube zudem und dies unterstreicht auch dein Beitrag, dass einige Verlage mittlerweile auch schon andere Wege gehen.


    Was sind das denn für andere Wege?


    Die Grundvoraussetzungen waren immer, sind immer und bleiben immer dieselben: Es gibt hundertmal (tausendmal?) mehr veröffentlichungswillige Autoren als Programmplätze in Verlagen. Heißt, die Verlage können sich zurücklehnen und mit ein Minimum an Aufwand die Tauben, die ihnen am besten schmecken, in den Mund fliegen lassen. Ob sie den Tauben nun fürs Heranfliegen einen "anderen Weg" eröffnen, das Ergebnis bleibt doch immer gleich: ein paar fliegen in den Mund, die anderen 999 müssen wieder zum Fenster raus.


    Die Verlage würden bestimmt gerne allen (die halbwegs gut schreiben) ein Futterplätzchen bieten, wenn der Markt es hergäbe. Aber der Deutsche liest nun mal im Durchschnitt nur ein Buch im Jahr (nagel mich nicht fest, vielleichts sinds andere Zahlen). Dieses Missverhältnis ist nun mal da, und alles, was über den Bedarf hinaus produziert wird, existiert in seiner eigenen Blase, aber nicht am Markt. Welche anderen Wege sollen das ändern?



    Dieser Einzelfall ist übrigens sieben Jahre her. Es hat sicherlich vorher oder nachher noch den ein oder anderen Einzelfall gegeben. Aber von einem Beispiel, das Schule gemacht hat, kann nicht die Rede sein.

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    Original von Tamilus
    Natürlich ist dies einigen Menschen, die den ganzen lieben Tag vor ihrem Mac sitzen und sich schon allein über ihr Schreibwerkzeug als schreibende Elite definieren, ein Dorn im Auge.


    Was für eine Aussage ist das denn bitte? Mich würde schon interessieren, womit du derartigen Unsinn belegst (und nein, ich fühle mich nicht davon betroffen, falls du jetzt meine Signatur zitieren möchtest). Polemik ist nun mal kein Statement, und ehrlich, ich kann dir Dutzende (erfolgreiche) Autoren nennen, die noch auf einer Schreibmaschine schreiben. Mir scheint, hier wird wieder das (längst nicht mehr aktuelle) Bild vom Mac als teuren Luxus-Exoten aufgefahren, während der Aldi-PC wohl die aufbegehrende Volksseele darstellen soll. Dabei meinte Tom (ich glaube, er war es, der die "Alditastatur" irgendwo erwähnte) damit vermutlich nur die breite Verfügbarkeit aktuellen "Schreibwerkzeugs", die mehr und mehr Menschen dazu bringt, es nun endlich einmal zu versuchen. Irgendwo hier im Forum gab es mal eine Diskussion darüber, dass Bekannte und Verwandte nur allzuoft mit der Bemerkung "Wenn ich mehr Zeit und/oder eine Möglichkeit dazu hätte, könnte ich das auch ..." auf einen Autoren in ihrem persönlichen Umfeld reagieren. PC und Internet haben diese Einstiegsschwelle deutlich tiefer gelegt.


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    Original von Tamilus
    Die Forderung nach Zensur ist wohl Ausdruck der ungestümen Jugend dieses Schreibers. Zensur? Man sollte glauben, dass ein Sturm der Entrüstung durch die Autorengemeinde tobt, wenn diese Worte hier mit Überzeugung geschrieben werden. Aber nein, gemäß „Biedermann und die Brandstifter“, ist wohl jeder Autor hier beruhigt, wenn nur die Häuser der anderen angezündet werden. Kaum gibt es in einem Land die Freiheit zu schreiben und zu veröffentlichen, werden immer wieder Gründe produziert, sie einzuschränken.


    Entschuldige, wenn ich deine Wortwahl etwas unbequem nah an bestimmten ideologischen Thesen platziert finde, aber auch ohne diese Implikation ist deine Definition von Zensur zumindest fragwürdig. Ein Filtersystem ist nun einmal für jeden publizierenden Betrieb (sei es Buch, Film oder Musik), der seinen Umsatz im Handel (und nicht beim Auftraggeber) erwirtschaftet, unerlässlich - und unabhängig von der Sparte funktioniert die Auswahl überall über die Punkte "Qualität" (und ja, hier gibt es durchaus gewisse Standards bzw. Mindestanforderungen selbst für Unterhaltungsliteratur) und "Programmeignung" (thematische Nähe). Doch, die guten Verlage kennen den Markt und können ihn beurteilen. Verkannte Genies werden oft zitiert, bleiben nun aber mal die Ausnahme.


    Nur um den Gedanken zu Ende zu denken: In der von dir geforderten Idealwelt weichen die Qualitätskriterien eines Verlages also dem Zugänglichkeitsgedanken. Alles muss verfügbar sein. Der Hobbyschreiber, der Hobbyfilmer, der Hobbymusiker - sie alle bieten sich dem Käufer gleichberechtigt zu Profiautoren, Profifilmern, Profimusikern dar. Unabhängig davon, wie das die entsprechenden Künstler sehen, steht aber die Frage im Raum, ob es DAS ist, was der Käufer will? Schon jetzt bieten die großen Ketten sowie Amazon & Co. den totalen Produkt-Overkill, viele Menschen stehen unentschlossen vor der fast unüberschaubaren Vielfalt an Büchern, DVDs oder CDs. Vertrieb und Handel müssen eine Möglichkeit finden, den Produktstrom zu kanalisieren, und schon jetzt fallen viele GUTE Produkte dabei durchs Raster, verkaufen weniger, als sie es vielleicht verdient hätten, und das nur, weil das Gros der Käufer nicht die Energie investieren kann, die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen zu suchen.
    Und jetzt stell dir das Ganze in der ungefilterten Variante vor - und hintendran bitte die Reaktion der Käufer, wenn sie ein gleichberechtigt neben dem professionellen Werk stehendes Hobbyprodukt erwerben (für den selben Preis oder gar noch höher) und zu Hause feststellen, dass ihr Vertrauen in einen gewissen Mindeststandard bei Veröffentlichungen grob enttäuscht wurde. Das Internet als fast filterfreier Raum macht es vor: Klar, bei YouTube & Co. gibts auch viel Mist, aber ein Fehlgriff kostet im schlimmsten Fall ein paar Minuten verschwendeter Lebenszeit - und die Leute lernen daraus, selektiver vorzugehen. Auf dem freien Markt geht so ein Lernprozess aber ganz schön ins Geld.


    Entschuldigt die lange Ausführung von einem Jungspund - ich wollte nur an ein paar marktwirtschaftliche Grundprinzipien erinnern. Nichts für ungut.

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

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    Original von Katerina
    Angeblich 9,1, die Frauen im Durchschnitt vier mehr als die Männer. Aber am Missverhältnis ändert das gar nix.


    Ui - doch so viele?
    Ich habe auch nur von einem Buch pro Jahr gelesen.


    Aber vielleicht ist das der Unterschied zwischen Käufern (1 Buch pro Jahr) und Lesern (9 pro Jahr).

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    Original von treogen


    Ui - doch so viele?
    Ich habe auch nur von einem Buch pro Jahr gelesen.


    Aber vielleicht ist das der Unterschied zwischen Käufern (1 Buch pro Jahr) und Lesern (9 pro Jahr).


    Stimmt. Dann wären bei den neun alle gebrauchten, geliehenen, entliehenen dabei.
    Und das Missverhältnis wäre in der Tat so krass, wie von Sabine geschildert.
    (Und das mit den 999 ist wahrscheinlich noch untertrieben.)