edition nove

  • Hallo, Chrissie.


    Die oben angewandte Argumentation ist wirklich ein exzellentes Beispiel dafür, wie "Dienstleistungsverlage" den Autoren eine Buchhandelsrealität zu suggerieren versuchen, die es nicht gibt, jedenfalls nicht in dieser Form. Obskurer könnte es eigentlich kaum gehen. Unbekannter Autor, kleiner "Verlag", hoher Preis -> hohe Motivation für den Buchhändler, dieses Buch zu verkaufen. Klingt auf den ersten Blick ja nachvollziehbar, hält aber keiner weitergehenden Untersuchung stand, einer Prüfung in der Realität erst recht nicht und auch keinem entsprechenden Vergleich. Neue Firma versucht, ihre Götterspeise an den Mann zu bringen. Strategie: Hoher Preis für vergleichbares (vielleicht sogar schlechteres) Produkt als vom Wettbewerb. Der Lebensmitteleinzelhandel wird dieses Produkt selbstverständlich entsprechend platzieren und bewerben (eines von im Schnitt 5.000 Produkten pro Lebensmittelgeschäft, im Buchhandel sind es noch mehr), weil die Marge höher ist. Aber hallo. Und der Kunde wird zuschlagen, weil er gerne mehr für eine vergleichbare oder minderwertigere Ware zahlt. Natürlich. Allerdings gibt es immer nur einen Becher dieser Götterspeise pro Geschäft, weil insgesamt nur fünfzig Becher hergestellt wurden. Was für eine Motivation!


    Aber, wie gesagt - genau solche Argumente sind es, die Neuautoren davon überzeugen, das Angebot zu akzeptieren. Freut mich außerordentlich, dass derlei mal diskutiert werden kann, weil es direkt von einem derart agierenden "Verlag" geäußert wurde. Davon abgesehen: Die Bücher aus solchen Verlagen sind für den Buchhandel grundsätzlich uninteressant. Mag sein, dass es einzelnen Autoren gelingt, ihren örtlichen Händler davon zu überzeugen, ein paar Exemplare ins Angebot zu nehmen, aber bezogen auf das Gesamtangebot findet hier einfach überhaupt kein Buchhandel statt. Deshalb ist diese nihilistische Argumentation von A bis Z völlig haltlos. Ich habe noch nie auch nur ein einziges Buch aus dem Novum-Verlag in irgendeiner Präsenzbuchhandlung gesehen, und ich besuche fast alle Buchhandlungen in den Orten, die ich bereise, von meinen örtlichen Buchhandlungen nicht zu reden.

  • Zitat

    Original von Tom
    Davon abgesehen: Die Bücher aus solchen Verlagen sind für den Buchhandel grundsätzlich uninteressant. Mag sein, dass es einzelnen Autoren gelingt, ihren örtlichen Händler davon zu überzeugen, ein paar Exemplare ins Angebot zu nehmen, aber bezogen auf das Gesamtangebot findet hier einfach überhaupt kein Buchhandel statt.


    Hallo Tom,


    Das ist richtig, diese Erfahrung habe ich auch gemacht. Andererseits haben kleine Verlage auch kaum eine Chance, ihre Bücher in den großen Buchhandlungen unter zu bringen. Thalia z.B. muss bestimmte Anzahl von Regalmetern für die großen Verlage frei halten. Mein Buch hat dort nie eine Chance - doch, auf Anfrage haben die nach Vorstellung der Buchveröffentlichung in der örtlichen Presse zwei Exemplare bestellt.(grins)


    Dann ist doch klar, dass Autoren und Erstautoren, wenn sie (noch keine Ahnung haben) die Möglichkeit geboten bkommen, auch in Verlagen wie der edition Nove veröffentlichen.


    Das spaltet sowohl Leser als auch Autoren in zwei Lager: einmal die Elite, die es in die großen Verlage schafft und eben die anderen, die gleich in die Schublade "taugt nichts" und "qualitativ schlecht" gesteckt wird, weil eben nur BoD.
    Was mich immer wieder verwundert, ist, dass der Preis eines Buches als erstes über die Seitenzahl definiert wird. Bei Esspapier könnte ich das noch verstehen, aber geht es dann gar nicht mehr (oder erst in zweiter Linie)um den Inhalt?
    Dann wird auf den Verlag geschaut:"Ah, ein großer Verlag - ja, dann muss es wohl gut sein..."


    Liege ich jetzt so verkehrt mit meiner Ansicht? Bin ja für jede andere Sichtweise offen.


    Gruß,


    Christiane

  • Hallo, Chrissie.


    Man muss schon etwas feiner unterscheiden. Es gibt nicht nur einerseits die "Elite" der Autoren, die es in große Publikumsverlage geschafft haben und andererseits all diejenigen, die das (noch) nicht geschafft haben und "Second best" wählen, im vorliegenden Fall DKZ (oder BoD oder Selbstverlag). Zwischendrin gibt es nämlich noch eine Vielzahl von kleineren, aber "echten" Verlagen (siehe dieser Thread). Solche Verlage zahlen zwar keine Monstertantiemen und in der Regel auch keine oder bestenfalls geringe Vorschüsse, tragen aber das Veröffentlichungsrisiko ausschließlich selbst (entsprechen also der Definition des Wortes "Verlag") und bemühen sich auch - je nach Kapazität - um Vertrieb, Werbung, Presse und vieles mehr. Von solchen Verlagen findet man auch Titel im Präsenzbuchhandel, vielleicht nicht immer und nicht überall, aber durchaus in bemerkenswerter Weise. Nicht selten schafft so ein kleinerer Verlag auch mal einen Bestseller oder wenigstens einen Achtungserfolg. Und der Buchhandel hat diese Verlage inzwischen auch zur Kenntnis genommen.


    Wir reden hier aber über einen reinen Eitelkeitsverlag. Häuser wie Novum "veröffentlichen" einfach alles, weil genau darin die Geschäftsidee, das Geschäftskonzept besteht. Sämtliche qualitativen Aspekte sind einfach ausgehebelt. Wer dafür bezahlt - und sei es auch nur in Form von Mindestabnahmen -, der bekommt auch sein Buch. Dass hierbei auch viel, eigentlich in der Hauptsache Schrott veröffentlicht wird, dürfte jedem klar sein. Vor allem eben dem Buchhandel. Es ist nämlich nicht "Second best" (das wären echte Kleinverlage, die für manch einen Titel sogar besser geeignet sind als große Publikumsverlage), sondern bestenfalls "Third best". Der Buchhandel hat keinen Raum und keine Kapazitäten für Müll in Tüten; selbst die Programme der großen Verlage werden ja nur teilweise ins Live-Sortiment genommen, und die Kunden kaufen solches Zeug nicht, weil es Zeug ist und bleibt.


    Es geht also nicht um die Schere zwischen denen, die es geschafft haben, und denen, die noch nicht ganz so weit sind. Dazwischen gibt es erstens einiges - und andererseits wäre es für alle Beteiligten besser, wenn all das, was am anderen Ende der Skala "veröffentlicht" wird, niemals zwischen zwei Buchdeckel gepresst worden wäre.

  • Zitat

    Man muss schon etwas feiner unterscheiden. Es gibt nicht nur einerseits die "Elite" der Autoren, die es in große Publikumsverlage geschafft haben und andererseits all diejenigen, die das (noch) nicht geschafft haben und "Second best" wählen, im vorliegenden Fall DKZ (oder BoD oder Selbstverlag). Zwischendrin gibt es nämlich noch eine Vielzahl von kleineren, aber "echten" Verlagen


    Tom hat hier vollkommen recht. Es gibt etliche große Verlage wie die, in denen er und wir veröffentlichen, eine erkleckliche Anzahl mittlerer Verlage, bei denen veröffentlichen zu können ebenfalls ein großer Erfolg ist, und dann sehr viele kleine, sehr engagierter Verlage, die ebenfalls so manches Juwel auf den Markt bringen. Wir kennen mehrere dieser KleinverlegerInnen und würden uns, wäre unsere Karriere wengier erfolgreich verlaufen, freuen, dort landen zu können.


    Darunter kommt dann irgendwann das Amateur- und das Bezahlsegment. Dabei halte ich die von Amateuren gemachten Literaturzeitschriften und Fanzines für höherwertig, weil die Autoren dabei zumindest deren Herausgeber überzeugen mussten, gut genug zu sein, um gebracht zu werden.


    Bei BoD und DKZV muss man niemand überzeugen. Der Ruf dieser Veröffentlichungen ist im normalen Verlagsgeschäft und im Buchhandel auch entsprechend.


    Wer veröffentlicht werden will, sollte daher schauen, das er mindestens bei einem Kleinverlag anfangen kann. Wird er überall abgelehnt, sollte er sich vielleicht auch einmal Gedanken über das machen, was er geschrieben hat, und vielleicht die Lehre daraus ziehen, dass er eben noch besser werden muss, um die Anforderungen zu erfüllen.


    Wenn ihm dieser Weg zu mühsam ist, soll er meinetwegen seinen Geldbeutel bemühen. Allerdings kann er nicht erwarten, daraufhin als Schriftsteller angesehen zu werden.


    Gheron

  • Hallo
    Ich habe mir diese Diskussion kopfschüttelnd durchgelesen und bin doch entsetzt. Diese Sache ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie man Leuten das Geld aus der Tasche zieht. Diese Unternehmen - ich sage bewußt nicht "Verlage" - denn Verlag kommt von vorlegen, nicht von abkassieren - leben von den Hoffnungen und Träumen der Autoren, die veröffentlicht werden wollen. Es gibt eine eigentlich eine ganz einfache Regel, um nicht Opfer eines solchen Nepps zu werden:


    1. Geld fließt immer nur vom Verlag oder Agenten zum Autor, niemals umgekehrt, alles andere ist unseriös.


    2. Es gibt keine Ausnahme


    Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass viele alles dafür tun würden, um, veröffentlicht zu werden, aber das macht einen auch sehr verwundbar. Ich weiß das aus eigener erfahrung. Genau das machen sich die DKZ-Verkage zu nutze. Aber es geht auch anders. Mit Hartnäckigkeit, Sitzfleisch und Ausdauer kann man es schaffen, bei einem "richtigen" Verlag zu landen.
    Und wenn Ablehnungen von Verlagen eintreffen, sollte man vielleicht auch mal mannhaft der Tatsache ins Auge sehen, dass das Manuskript noch nicht der Knaller war und man einfach noch nicht so weit ist. Da heißt es: Hinsetzen, weiterschreiben und sich verbessern. Irgendwann klappt's dann vielleicht auch.


    Dean

  • Zitat

    Original von dean


    Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass viele alles dafür tun würden, um, veröffentlicht zu werden, aber das macht einen auch sehr verwundbar.
    Dean




    :gruebel Ich fühle mich jetzt mal angesprochen, auch wenn Du "viele" geschrieben hast.


    Es war mir damals nicht so extrem wichtig, das Buch zu veröffentlichen und alles hätte ich dafür auch nicht getan. Ich habe meine Geschichte einfach an ein paar Verlage geschickt, ohne viel Ahnung zu haben. Der Novum Verlag zeigte Interesse - allerdings für viel Geld. Das lehnte ich ab und bekam daraufhin das Angebot von Edition Nove. Dieses Angebot erschien mir zunächst aus folgender Hinsicht logisch: Ich hatte - nicht unbedingt - aber schon eben auch Interesse, das Buch zu veröffentlichen und der Verlag wollte kein Risiko eingehen. Ich verpflichtete mich lediglich zur Abnahme von 40 meiner eigenen Bücher. Da hatte ich den Gegenwert also praktisch in der Hand.
    Und sicher: ich habe mich gefreut, als das Paket dann kam und ich das erste Exemplar in der Hand hielt Und: ich halte meine Geschichte für gut - natürlich aus rein subjektiver Sichtweise, nämlich meiner.


    (liest sich jetzt wohl wie eine Rechtfertigung, soll es aber gar nicht sein)


    Im Laufe der Zeit habe ich natürlich gemerkt, was eigentlich die Absicht des Verlages ist.


    Aber: Der Zeitpunkt, dieses Buch zu veröffentlichen, war genau richtig, weil sich daraus - und nur daraus - so viele neue Perspektiven für mich ergeben haben, die ich sonst niemals gehabt hätte.



    LG,


    Christiane

  • Hallo


    Vielleicht bin ich da ein bißchen über's Ziel hinausgeschossen, als ich sagte: "Viele würden alles dafür tun!" Und wenn es Dich weitergebracht hat, ist es auf jeden Fall positiv.
    Mich ärgert einfach, dass immer wieder mir der Unerfahrenheit und den Hoffnungen der Leute Geld gemacht wird. Der Regelfall sieht nun einmal so aus, dass ein Autor ein Manuskript einreicht und der Verlag daraus ein Buch macht. Und zu den Aufgaben des Verlages gehört es, die Kosten für Druck, Lektorat und Vertreibung zu übernehmen. Dafür verdient er ja später auch an jedem Buch, das er verkauft.
    Außerdem sind in der Regel für den Autor immer 20 Freiexemplare drin.


    viele Grüße


    Dean

  • Zitat

    Original von dean
    Außerdem sind in der Regel für den Autor immer 20 Freiexemplare drin.


    Das mag auf die ganz großen Verlage zutreffen.
    5 - 10 ist weit realistischer. ;-)
    Wenn ich nur Illustratorin bin, sind 3 - 5 Exemplare normal.

  • leserättin : Bei einer Erstveröffentlichung sind zehn bis zwanzig Belege eigentlich tatsächlich Standard. Bei Nachauflagen dann nur noch zwei bis fünf Exemplare.


    dean : Du musst nicht zurückrudern. "Veröffentlichen um jeden Preis" trifft tatsächlich auf sehr viele zu. Genau das ist das Problem: Sie sehen ihr Hauptziel darin, den verfassten Krempel eben auch zu veröffentlichen, dabei müsste das vorrangige Ziel darin bestehen, erstmal veröffentlichungsfähige Geschichten zu schreiben. Das nämlich können (und tun) die wenigsten.

  • Zitat

    Original von Leserättin


    Das mag auf die ganz großen Verlage zutreffen.
    5 - 10 ist weit realistischer. ;-)
    Wenn ich nur Illustratorin bin, sind 3 - 5 Exemplare normal.


    Ich denke auch, dass 20 Standart ist. Ich bin bei keinem der ganz großen Verlage und kriege auch immer 20 Belegexemplare.
    Trotzdem würde ich niemanden verurteilen, der es auch für weniger macht. Das muss jeder für sich entscheiden. Solange man nicht an Druckkosten und Lektorat beteiligt wird finde ich kann man auch mit ein paar weniger Freiexemplaren leben, ganz besonders, wenn man am Anfang steht. Wir alle wissen, wie schwer es ist, bei einem seriösen Verlag den Fuß in die Tür zu kriegen, und wenn einer nur 10 Exemplare locker macht, ansonsten aber korrekt arbeitet, ist sicher nichts dagegen einzuwenden.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Hallo Tom


    genauso ist es.
    Aber es ist nicht leicht, das einzusehen. Denn das bedeutet, sich erst einmal einzugestehen, dass das, was man geschrieben hat, doch nicht so toll ist wie man gedacht hat. Aber die Fähigkeit zur Selbstkritik ist beim Schreiben ungeheuer wichtig. Denn sonst kann man nicht unterscheiden, wo man Mist gebaut hat und was wirklich gut ist. Und das ist eine der wichtigsten Eigenschaften für einen Autor - nur so wird man besser.


    Dean

  • Sicherlich gibt es Bücher teilweise schon ab 2, 3 €. Aber niemals von einem Erstautor. Das bitte ich zu bedenken und nicht als Realitätsverzerrung darzustellen.
    Weiters lässt sich über Geschmack streiten – deshalb halte ich es nicht für sinnvoll – geschweige denn angebracht –, von "Schrott" oder Ähnlichem zu sprechen.


    Das ist eine interessante Aussage: Geld fließt vom Verlag zum Autor, alles andere ist unseriös.
    Auch bei uns fließt Geld zum Autor, dieser erhält sein Autorenhonorar. Was ist unseriös dabei, wenn ein Autor ein transparantes Angebot erhält und dieses annimmt? Nur das Faktum des Kostenzuschusses an sich ist schon unseriös? Der Autor weiß um die Kosten, er weiß, was er dafür erhält und was nicht. Als unseriös verstehe ich jemanden, der einen anderen über den Tisch zieht. Wir arbeiten offen, informieren unsere Autoren und zeigen ihnen unsere Möglichkeiten und Unmöglichkeiten auf.
    Generell ist die Angelegenheit mit Kostenzuschüssen einseitig gehalten. Bei Malern kommt niemand auf die Idee, in Frage zu stellen, warum ein Galerist seine Bilder nicht kostenfrei ausstellt.

  • Zitat

    Original von Tom
    Sie sehen ihr Hauptziel darin, den verfassten Krempel eben auch zu veröffentlichen, dabei müsste das vorrangige Ziel darin bestehen, erstmal veröffentlichungsfähige Geschichten zu schreiben. Das nämlich können (und tun) die wenigsten.



    Hallo Tom,
    Ich stehe gerade auf dem Schlauch.


    Bitte hilf mir mal und erkläre mir, was genau "veröffentlichungsfähig" heisst. :duden - hier hab ich nämlich keine Definition dazu gefunden.


    Marcel Reich Ranicki hätte bestimmt eine Antwort darauf.


    Bin mal auf Deine gespannt.


    LG,


    Christiane

  • Zitat

    Original von novum Verlag
    Bei Malern kommt niemand auf die Idee, in Frage zu stellen, warum ein Galerist seine Bilder nicht kostenfrei ausstellt.


    Wahrscheinlich, weil das Beispiel nicht passt ;-)
    Das Ausstellen in der Galerie gleicht ja eher dem Verschicken der Manuskripte. Und sicher käme kein Autor käme auf die Idee, Manuskripte unfrei an die Verlage zu verschicken.
    Und wenn der Maler / respektive der Autor sein Werk an den Mann gekriegt hat, sollte halt nunmal Geld fließen.


    Aber wahrscheinlich fänden Sie es sogar fair, wenn dann der Maler dem Käufer seines Werkes auch noch die ersten 20 Nachdrucke abkaufen sollte :gruebel

  • Zitat

    Sicherlich gibt es Bücher teilweise schon ab 2, 3 €. Aber niemals von einem Erstautor.


    Für zwei oder drei Euro auch nicht von einem bekannten Autor. Aber ansonsten gestalten richtige Verlage die Buchpreise keineswegs in Abhängigkeit davon, wie bekannt der Autor ist. Neue Autoren werden nur mit Glück gleich bei Hardcover landen - das ist auch schon der einzige Unterschied. Ansonsten kosten Taschenbücher zwischen sieben und zwölf Euro bei normaler Ausstattung, und zwar völlig unabhängig davon, ob es um Hans-Herbert Posenmuschler oder John Grisham geht, sondern abhängig davon, wie der Verlag grundsätzlich seine Taschenbücher kalkuliert - meistens einheitlich. Bestenfalls wird ein gleichwertiges TB eines Neulings mit einem - kaum nennenswert - niedrigeren Preis auf den Markt gebracht, aber auch nur äußerst selten und so gut wie nie bei den ganz großen. Ähnliches gilt übrigens auch auf dem Musikmarkt. Der Preis für ein Album auf CD liegt bei zehn Euro plusminus zwei. Dabei spielt überhaupt keine Rolle, ob die Band schon bekannt ist oder nicht. Teurere CDs von unbekannten Bands würde das Publikum überhaupt nicht kaufen, wenn kein Mehrwert abseits der Tatsache, dass die Band neu ist, zu erkennen ist. Das wäre auch eine völlig unsinnige und durch nichts begründbare Vorgehensweise. Und total am Markt vorbeigedacht.


    Die Argumentation, hohe Preise wären ein Kaufanreiz für den Buchhandel, ist durch nichts zu begründen oder zu belegen, es ist reine Augenwischerei, um dem Autor das Projekt schmackhaft zu machen. Kunden kaufen auf Empfehlung (wo soll die hier herkommen?), aufgrund guter Presse (fällt im DKZ-Bereich wegen Bodennebels aus), erstklassiger Ausstattung oder weil Titel und Klappentext einen Anreiz darstellen. Wenn ich mir aus dem Novum-Programm mal einen Titel auswähle, zum Beispiel "Okkasionen – Liebe, Triebe, Träumereien" von Alois Hallner, und den Klappentext (unverändertes Originalzitat von der Novum-Site) lese:


    "Dabei handelt es durchgehend um Geschichten, die von Liebe zwischen nahen Verwandten (Blutsverwandten) handelt."


    - dann geschieht nichts, außer dass sich mir die Achselhaare kräuseln (nicht nur wegen der Fehler). Ein solches Buch kaufen höchstens Leute, die am Senftropf hängen und aus Schorf Schiffsmodelle bauen.


    Zitat

    deshalb halte ich es nicht für sinnvoll – geschweige denn angebracht –, von "Schrott" oder Ähnlichem zu sprechen.


    Da verweise ich doch gleich nochmal auf den zitierten Werbetext. :grin


    Zitat

    Das ist eine interessante Aussage: Geld fließt vom Verlag zum Autor, alles andere ist unseriös.


    Das ist als Geschäftsmodell vielleicht nicht notwendigerweise unseriös, mit dem normalen Gebaren auf dem Buchmarkt aber hat es nichts zu tun.


    Zitat

    Auch bei uns fließt Geld zum Autor, dieser erhält sein Autorenhonorar. Was ist unseriös dabei, wenn ein Autor ein transparantes Angebot erhält und dieses annimmt? Nur das Faktum des Kostenzuschusses an sich ist schon unseriös? Der Autor weiß um die Kosten, er weiß, was er dafür erhält und was nicht. Als unseriös verstehe ich jemanden, der einen anderen über den Tisch zieht. Wir arbeiten offen, informieren unsere Autoren und zeigen ihnen unsere Möglichkeiten und Unmöglichkeiten auf.


    Unseriös ist, wenn man so will, in diesem Zusammenhang folgendes:


    1. Dem "Autor" wird suggeriert - die hier aufgefahrene Argumentation stützt dies -, er wäre ein echter Schriftsteller und auf dem ganz normalen Buchmarkt gelandet. Das ist mitnichten der Fall. Hier wird eine Dienstleistung angeboten, die mit Schriftstellerei nichts zu tun hat. Das ist, wie gesagt, nicht notwendigerweise unseriös - unseriös ist es, zu behaupten, es würde sich um eine ganz normale Verlagsdienstleistung handeln. Diese sieht nämlich anders aus.


    2. Die avisierten Honorare fließen nur dann - oder ergeben aus Autorensicht einen Gewinn -, wenn die vorherigen Zahlungen ausgeglichen sind (Pflichtabnahme, Lektoratsgebühren, Risikozuschuss). Selbst ein Autor bei einem "echten" Verlag, der zwanzigtausend Bücher verkauft hat, verdient damit nur etwas mehr als 10.000 Euro. Wenn der DKZ-Autor zuvor 5.000 Euro Risikobeteiligung und nochmal dasselbe für Lektorat abgedrückt hat, wird er niemals in den Genuss von Honorarzahlungen kommen, die die bereits von ihm geleisteten Zahlungen ausgleichen. Sie können ja mal die Verkaufszahlen Ihrer Bestseller nennen. ;) DKZ-Bücher verkauft man an Kumpels und an die Verwandtschaft, und bei 200 Exemplaren ist Schluss. Für die 60 Euro, die man dann bekommt, kann man sich bestenfalls eine neue Senftransfusion legen. Und die zehntausend Miesen hat man immer noch auf dem Konto.


    Zitat

    Generell ist die Angelegenheit mit Kostenzuschüssen einseitig gehalten. Bei Malern kommt niemand auf die Idee, in Frage zu stellen, warum ein Galerist seine Bilder nicht kostenfrei ausstellt.


    Hach, Vergleiche sind doch etwas Wunderbares! Vor allem solche, die auf den Stümpfen ihrer abgenagten Oberschenkel davonhinken.

  • Hallo, Christiane.


    Zitat

    Bitte hilf mir mal und erkläre mir, was genau "veröffentlichungsfähig" heisst.


    Ein Buch, von dem ein Verlag erwartet, dass es Käufer (Leser) finden wird. Oder, umgekehrt: Eine gute Geschichte, die auch noch so gut erzählt ist, dass viele Leute sie lesen wollen würden.

  • Womit hier herumgeworfen wird, sind Vorwürfe und Vorurteile.
    Dienstleistungsverlage sind keine Erscheinung der Neuzeit, sondern sie decken schon seit Jahrhunderten ein Bedürfnis von Schriftstellern. Auch Publikumsverlage greifen zuweilen auf die Möglichkeit des Kostenzuschusses zurück – der Buchmarkt ändert sich.
    Bedenken Sie, dass wir – nicht zuletzt wegen des Kostenzuschusses – die Möglichkeit haben, ein Buch über 10 Jahre lang zu bewerben und zu produzieren, und wir die Herstellung nicht sofort einstellen, sollte der gewünschte Erfolg nicht gleich erzielt werden. Oftmals braucht ein Buch eine längere Anlaufzeit, bis es ins Rollen kommt.
    Die Frage bleibt nach wie vor: Was ist an einem transparenten Angebot verkehrt? Wir haben viele zufriedene Autoren, die von unserem Angebot an Leistungen begeistert sind. Sie haben für sich die richtige Entscheidung getroffen – und ich denke, diese Entscheidung obliegt jedem selbst.

  • Lieber Novum-Verlag,


    ich find's ja in gewisser Weise bemerkenswert und respektabel, dass Sie sich hier im Rahmen einer Diskussion äußern. Dieses Verhalten legen nur wenige Unternehmungen aus der DKZ-Branche an den Tag, ganz im Gegenteil wird normalerweise jeder, der sich kritisch äußerst, mit Abmahnungen und Klageandrohungen überschüttet.


    Ein transparentes Angebot ist eine faire Angelegenheit. Fraglos ist gegen das Geschäftsgebaren, so es tatsächlich transparent gehalten ist und alle Zusagen erfüllt werden, nichts zu sagen, aber es handelt sich eben einfach nicht um Verlagswesen. Das ist auch schon der Kern der Angelegenheit.


    Verlage akquirieren aus dem enormen Angebot ganz, ganz wenige Neuautoren, und auch das manchmal nur mit mäßigem Erfolg. Lektoren arbeiten ein Jahr oder länger mit dem Autor an neuen Fassungen des Manuskripts, parallel wird ausgestattet, es werden Buchhandelsbroschüren hergestellt, es wird Werbung geschaltet, die Presse wird mit Rezensionsexemplaren bestückt, die Vertreter klappern die Buchhandlungen ab und überzeugen die Händler davon, die Titel des neuen Autors ins Sortiment zu nehmen, Lesungen werden organisiert usw. usf. Für all das übernimmt der Verlag das volle Risiko, daher stammt der Name: Verlag kommt von vorlegen. Wenn alles klappt, streicht der Verlag später einen Großteil des Ladenpreises der Bücher ein. "Klappen" bedeutet: Es werden mehr als drei- oder fünftausend Exemplare verkauft. Alles andere ist fast ein schon Flop - auf dem richtigen Buchmarkt.


    "Dienstleistungsverlage" veröffentlichen jedes Manuskript. Lektorat ist eigentlich Korrektorat, bestenfalls - aus verständlichen Gründen, denn die meisten Titel könnte man lektorieren, bis die Sonne verglüht, sie würden dadurch auch nicht besser werden. Die Ausstattung wird per Baukastenprinzip abgewickelt, manchmal hat man den Eindruck, der Filius des Verlagschefs wäre per PhotoShop zugange. Buchhandelsbroschüren gibt es keine, wozu auch? Den Buchhandel interessieren diese Eitelkeitsprodukte nicht. "Werbung" gibt es vielleicht auf der Verlags-Website (oder mit Hilfe dieser lustigen Bücherpartys). Presse? Juhu. Vertreter? Siehe "Buchhandelsbroschüre". Lesungen? Vielleicht in der Stammkneipe des Autors. Entscheidend ist aber, dass die Texte Murks sind. 99,99 Prozent der bei großen Verlagen eingereichten Manuskripte werden abgelehnt, und selbst die verbleibenden 0,01 Prozent werden keine Bestseller, sondern auch nur ein oder zwei Prozent von diesem Rest. Sie aber publizieren diese 99,99 aus gutem Grund abgelehnten Bücher. Damit erbringen Sie fraglos eine Dienstleistung, die aus Sicht dieser Autoren Sinn macht (oder wenigstens Trost spendet), aber sie verlegen keine Bücher. Sie drucken das Zeug, das man Ihnen anbietet. Für einen vielleicht sogar fairen Preis. Aber mehr eben auch nicht. Freiwillige Leser gibt es so gut wie keine. Denn hier werden Bücher hergestellt, die niemand braucht oder will.


    Wie gesagt - gegen die eigentliche Dienstleistung ist nichts zu sagen. Es ist etwas dagegen zu sagen, dies als "Verlagstätigkeit" zu bezeichnen. Auch wenn sich der Buchmarkt "wandelt", er wird mit Sicherheit nie an einen Punkt kommen, wo einfach alle Scheiße auf den Markt geworfen wird, die bei Verlagen eintrudelt.


    Und das lustige Argument mit den namhaften Schriftstellern, die auch mal per DKZ angefangen haben, fährt auch die berühmte Gruppe aus Frankfurt gerne auf. Weder die noch Sie tun sich damit einen Gefallen.

  • [quote]Original von novum Verlag Der von uns angesetzte Ladenpreis ist branchenüblich und marktkonform. Die Bücher von Neuautoren sind nämlich im Preis höher anzusetzen als die von renommierten Autoren. Der Grund liegt im Vertrieb: Je höher der Ladenpreis, desto höher die Spanne für den Buchhändler. Dieser steht immer vor der Frage, ob er sich das Buch eines Neuautors in seinen Laden stellt oder lieber das eines bekannten Autors. Ist der Ladenpreis höher angesetzt, ist er motiviert, auch das Buch des neuen Autors in sein Sortiment aufzunehmen, da ihm Verkäufe einen höheren Gewinn bringen.


    Das nenne ich doch mal eine wilde Theorie. :gruebel


    In meinem persönlichen Fall hat Ullstein entschieden, meinen Erstling für 16.95 als HC anzubieten, klar am unteren Rand des gängigen Preisniveaus. Nicht, weil es schlechter oder dünner als andere ist, sondern weil man auf diese Weise einen Neuautoren besser verkaufen und ihm damit für die nächsten Projekte einen höheren Bekanntheitsgrad verschaffen möchte.


    Auch ein Buchhändler wird lieber fünf Bücher mit niedriger Gewinnspanne verkaufen als gar keins mit hoher Gewinnspanne, oder?


    Was ich sonst zu diesem Thema zu sagen hätte, wurde von Tom und Dean bereits ausreichend ausgeführt.


    LG harimau :wave