Hallo, Chrissie.
Die oben angewandte Argumentation ist wirklich ein exzellentes Beispiel dafür, wie "Dienstleistungsverlage" den Autoren eine Buchhandelsrealität zu suggerieren versuchen, die es nicht gibt, jedenfalls nicht in dieser Form. Obskurer könnte es eigentlich kaum gehen. Unbekannter Autor, kleiner "Verlag", hoher Preis -> hohe Motivation für den Buchhändler, dieses Buch zu verkaufen. Klingt auf den ersten Blick ja nachvollziehbar, hält aber keiner weitergehenden Untersuchung stand, einer Prüfung in der Realität erst recht nicht und auch keinem entsprechenden Vergleich. Neue Firma versucht, ihre Götterspeise an den Mann zu bringen. Strategie: Hoher Preis für vergleichbares (vielleicht sogar schlechteres) Produkt als vom Wettbewerb. Der Lebensmitteleinzelhandel wird dieses Produkt selbstverständlich entsprechend platzieren und bewerben (eines von im Schnitt 5.000 Produkten pro Lebensmittelgeschäft, im Buchhandel sind es noch mehr), weil die Marge höher ist. Aber hallo. Und der Kunde wird zuschlagen, weil er gerne mehr für eine vergleichbare oder minderwertigere Ware zahlt. Natürlich. Allerdings gibt es immer nur einen Becher dieser Götterspeise pro Geschäft, weil insgesamt nur fünfzig Becher hergestellt wurden. Was für eine Motivation!
Aber, wie gesagt - genau solche Argumente sind es, die Neuautoren davon überzeugen, das Angebot zu akzeptieren. Freut mich außerordentlich, dass derlei mal diskutiert werden kann, weil es direkt von einem derart agierenden "Verlag" geäußert wurde. Davon abgesehen: Die Bücher aus solchen Verlagen sind für den Buchhandel grundsätzlich uninteressant. Mag sein, dass es einzelnen Autoren gelingt, ihren örtlichen Händler davon zu überzeugen, ein paar Exemplare ins Angebot zu nehmen, aber bezogen auf das Gesamtangebot findet hier einfach überhaupt kein Buchhandel statt. Deshalb ist diese nihilistische Argumentation von A bis Z völlig haltlos. Ich habe noch nie auch nur ein einziges Buch aus dem Novum-Verlag in irgendeiner Präsenzbuchhandlung gesehen, und ich besuche fast alle Buchhandlungen in den Orten, die ich bereise, von meinen örtlichen Buchhandlungen nicht zu reden.