"Mit all meiner Liebe" von Sheila O'Flanagan

  • Sheila O'Flanagan ist zurück -und das mit ihrem bisher besten Roman wie ich finde!


    Frank Harper hat auf dem Heimweg von einer Geschäftsreise eine Autopanne und muss ein Rad wechseln. Um sich zu waschen, beschließt er die Nacht in einem Pub zu verbringen, der kurze Zeit später zusammenbricht und ihn unter sich begräbt.
    Nach seiner Bergung findet man sein Handy, in dem seine Privatnummer gespeichert ist. Die junge Polizistin Siobhán überbringt Sally die schlechten Nachrichten, die wenige Stunden zuvor festgestellt hat, wieder schwanger zu sein. Besorgt fährt sie mit ihrer 17jährigen Tochter Jenna in's Krankenhaus.
    Kurze Zeit später geht bei der Polizei ein Anruf ein. Die junge Frau Iona sorgt sich um ihren Ehemann Frank, der nach einer Geschäftsreise nicht nach Hause kam. Anhand des Autokennzeichens kann festgestellt werden, dass ihr Frank und Sallys Frank ein und dieselbe Person sind. So fährt auch Iona in's Krankenhaus und die beiden Frauen begegnen sich und erfahren von dem Doppelleben ihres Mannes. Zunächst sind sie geschockt und können sich nicht ausstehen.
    Nur einer kann die ganze Sache aufklären: Frank. Doch der liegt im tiefen Koma...


    Ein tolles Buch!!! Liebesgeschichte, Spannung, Humor vereint. Ich habe es verschlungen!
    Unbedingt lesen, es lohnt sich!!!

  • Hab es vor zwei Wochen im Urlaub gelesen und konnte nicht mehr aufhören. Obwohl es über 600 Seiten hat, war mir das Ende ein wenig zu rasch, ich hätte mir da fast noch mehr Details gewünscht:-)
    Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. *Wie man die Liebe erkennt* habe ich auch von ihr gelesen, das gefiel mir allerdings noch besser.
    Danke für die Rezi!

  • Mir hat das Buch supergut gefallen, vor allem die Entwicklung der Beziehungen der drei Frauen untereinander. Da war eine Dynamik im Spiel, die gut nachzuvollziehen war und zum Glück auch sehr realistisch - da kam eine Menge Vernunft durch, was den Verlauf der Geschichte angenehm gestaltet hat und nicht immer in komische Hysterien und Wunschträume gipfelte. Vor allem die vielen Rückblenden und die Schwierigkeiten von Jenna und Siobhan, die noch zusätzlich ins Buch gepackt wurden lockern die Story immer wieder auf und sorgen für zusätzliche Anzeize, das Buch bloß nicht aus der Hand zu legen - man könnte ja was verpassen.


    Iona und Frank wünschen sich ein Baby, leider hat sich ihr Wunsch bisher noch nicht erfüllt. Aber sie sind ja auch erst fünf Jahre miteinander verheiratet, beider Berufe sind anspruchsvoll. Iona ist eine erfolgreiche Maklerin in Dublin und Frank hat seine eigene Firma, er installiert Beleuchtungsanlagen und auch Lichtshows sind in seinem Repertoire. Deshalb ist er oft im ganzen Land unterwegs, besucht Seminare und Konferenzen, ganze Wochenenden opfert er für seine Firma. Auch ein längerer Urlaub ist nicht im Plan, verlängerte Wochenenden müssen da ausreichen. Aber sie beide lieben sich, da ist sich Iona ganz sicher. Bis sie einen Anruf bekommt, dass ihr Ehemann einen Unfall hatte und im Krankenhaus im Koma liegt.


    Sally ist Lehrerin an der Schule ihrer eigenen pubertären Tochter Jenna, worüber diese ganz und gar nicht glücklich ist. Sie fühlt sich permanent überwacht, selbst zuhause gluckt ihre Mutter über sie. Einzig ihr Vater gesteht ihr Freiräume zu, oft genug dient er als Puffer zwischen Jenna und Sally. Zu schade nur, dass er wegen seiner Firma so selten zuhause ist, die Installation von Beleuchtungsanlage ist zeitaufwendig und es gibt immer vieles, was er sich auf Seminaren noch aneignen muss. Obwohl Sally und Frank schon zwanzig Jahre miteinander verheiratet sind und auch schon einige Krisen überwunden haben, sind sie miteinander glücklich, davon ist Sally überzeugt. Bis sie einen Anruf bekommt, dass ihr Ehemann einen Unfall hatte und im Krankenhaus im Koma liegt.


    Siobhan Farrell ist die Polizistin, die wegen eines merkwürdigen Unfalls ins Krankenhaus gerufen wird. Unter einem eingestürzten Anbau eines Gasthofes wurde ein Mann gefunden, der nun im Koma liegt. Merkwürdigerweise hat er drei Handys dabei, nach seinen Angehörigen wird gesucht. Im Krankenhaus kommt es dann zu einem explosiven Aufeinandertreffen von Iona und Sally, die beide behaupten, die Ehefrau des Komapatienten zu sein. Dabei hat es Siobhan auch gerade nicht leicht, ihr Verlobter ist nach einer Dienstreise wieder zurück und benimmt sich sehr seltsam. Die Nähe zu ihr scheint ihm abhanden gekommen zu sein, ihr schwant Böses für die Zukunft. Oder ist es doch möglicherweise ihr Fehler, verlangt sie zuviel von ihm?


    Das Aufeinandertreffen der drei Frauen ist von Anfang sehr emotional und explosiv. Iona benimmt sich unmöglich, nicht nur Sally gegenüber. Sie ist zickig und unverschämt, Argumenten nicht zugängig. Nur ihre Meinung und ihre Gefühle gelten, ihre Ausbrüche erinnern an die eines verzogenen Kindes. Das an dem Vorwurf der Bigamie, der sich langsam herauskristallisiert, etwas wahr sein könnte, realisiert sie überhaupt nicht. Sie will sogar Sally und ihrer Tochter verbieten, sich Frank zu nähern, aber damit hat sie natürlich keine Chance, da sind zum Glück noch andere da, die sie auf ihren Platz verweisen. Nach diesem ersten Zusammentreffen sollte man nicht glauben, dass die beiden Frauen sich auch nur ansatzweise annähern, aber die Umstände zwingen sie dazu. Zähneknirschend muss Iona Sally den Vortritt lassen, aber die ist so großzügig und arrangiert sich mit ihr. Genau diese Konstellation mit so einem ungewöhnlichen Hintergrund macht den außergewöhnlichen Reiz dieses Buches aus.


    Sheila O’Flanagan packt eine Menge hinein in die Seiten, deshalb wird das Buch auch nie langweilig. Da sind zum einen die Probleme der Ehefrauen Iona und Sally, deren Leben ja auch weitergehen muss. Jenna ist maßlos enttäuscht von ihrem Vater, ihre Mutter versteht sie nicht und so stürzt sie sich in Abenteuer, in die Teenager durchaus geraten können. Sally ist mit der ganzen Sache überfordert, ihre Tochter, der abwesende Ehemann – mit dessen Firma es ja auch irgendwie weitergehen muss. Die ständigen Fahrten ins Krankenhaus sind zermürbend – und je länger die Zeit verstreicht, verraucht der Ärger ein bisschen und ein gewisser Trott stellt sich ein. Gezwungenermaßen reden Iona und Sally miteinander – und was sich daraus entwickelt, ist höchst interessant. Nichts wirkt gezwungen oder aufgesetzt, die Autorin versteht es vortrefflich, zu erzählen und Gefühle zu schildern. Zusätzlich dazu bringt sie auch noch Siobhan ins Spiel, die im Fall der Bigamie ermitteln muss, sich aber auch mit den Frauen anfreundet. Irgendwann ist man so gefesselt von der Situation, dass man sich zähneklappernd fragt, wie die Autorin die verfahrene Situation lösen wird. Was wird passieren, sollte Frank wieder aufwachen? Wird er überhaupt aufwachen? Wie soll alles weitergehen – denn so, wie es einmal war, wird es nie wieder werden.


    Fazit


    Komapatienten, Bigamie, Teenagerprobleme, Frauenfreundschaften, Seitensprünge – Sheila O’Flanagan packt so einiges an. Durch diesen Abwechslungsreichtum wird das Buch aber auch nie langweilig, man fällt hinein und fiebert mit. Wird Frank wieder aufwachen? Wie werden die drei Frauen mit ihren Problemen fertig? Schafft die Autorin ein vernünftiges Ende? Zumindest die letzte Frage kann man ruhigen Gewissens mit einem Ja beantworten, das hat sie ganz clever gelöst.


    LG
    Patty