Kurzbeschreibung
Spiritualität boomt.
Gerade in säkularen Gesellschaften zeigt sich eine wachsende spirituelle Dynamik. Immer mehr Menschen suchen Verwandlung und Neugestaltung ihres Lebens inmitten einer modernen Kultur.
Paul M. Zulehner deutet diese Entwicklung prägnant und kenntnisreich aus pastoraltheologischer Perspektive.
Er plädiert für einen behutsamen und gleichzeitig ernsthaften Dialog mit spirituell orientierten Menschen, auch und gerade dann, wenn diese außerhalb der Kirchenmauern nach Erfüllung ihrer Sehnsucht suchen.
Über den Autor:
Paul Zulehner studierte Theologie und Philosophie in Innsbruck, Wien, Konstanz und München. 1964 wurde er zum Priester geweiht. Er arbeitete als Kaplan in der Pfarre Altmannsdorf. Seit 1984 ist er Professor für Pastoraltheologie an der Universität Wien. Sein Spezialgebiet ist Religionssoziologie. Er hat auch zum Thema Emanzipation des Mannes und zur Kirchensteuer publiziert. Von 2000 bis 2007 war er Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. (Quelle: Wiki)
Meine Meinung:
Ich muss vorweg erwähnen, dass ich gestern in den zweifelhaften Genuss eines Vortrags von Zulehner gekommen bin ...
Zulehner geht es im Grunde genommen nur darum, zu propagieren, dass jeder Mensch sich nach Gott sehnt, selbst die Atheisten und diejenigen, die sogar "vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben".
Nach einer kurzen, oberflächlichen Analyse der heutigen Leistungsgesellschaft kommt Zulehner zu dem Schluss, das einzige Problem der Menschheit sei die mangelnde Nähe zu Gott.
Besonders die jungen Menschen stünden unter enormem Druck, da sie den Glauben an ein Jenseits verloren und in der knappen Zeit, die sie im Diesseits hätten, nach maximalem Glück strebten. Dieser Hunger nach maximalem Glück im Diesseits verursacht nach Zulehner die Schnelllebigkeit, Hektik und den Leistungsdruck der modernen Gesellschaft.
Das von Zulehner verordnete Gegenmittel:
Die Suche nach und die Liebe zu Gott.
Daraufhin zeigt Zulehner auf, wohin es führt, wenn Menschen die fehlende Nähe zu Gott andersweitig zu kompensieren versuchen:
Komasaufen bei Kindern und Jugendlichen, stetig steigende Gewaltbereitschaft, besonders bei jungen Menschen und nicht zuletzt der Weg in eine psychische Krankheit.
Wenn ich nicht in offizieller Funktion anwesend gewesen wäre, hätte ich an dieser Stelle den Saal verlassen.
Psychische Erkrankungen als einen (bewusst (!) gewählten) Weg darzustellen, eine vermeintlich verleugnete Gottessehnsucht zu kompensieren, ist für mich persönlich eine Diffamierung übelster Sorte!
Auch die selbstgefällige Art und Weise, in der Zulehner im Anschluss an den Vortrag gestellt Fragen beantwortet hat, hat mich in dem Eindruck bestärkt, dass da einer aus dem Elfenbeinturm heraus predigt und die zahlreichen Gesichter, die das Leben zeigen kann, schon lange aus dem Blick verloren hat.
Spätestens nach dem gestrigen Abend weiß ich wieder, weshalb ich lange schon keine Kirche mehr von innen gesehen habe.
Das ganze Heil der Welt liegt also in der Suche nach Gott?
Auf dieses Heil und diesen Gott, wie beides von Zulehner propagiert wird, verzichte ich mit Vergnügen!