Sterbend pack' ich Ellids Haare,
Ein Befreiter, spring' ich auf,
Fahre, schwarzer Ellid, fahre!
Nach der Heimat nimm den Lauf! *
382 Seiten, Nachwort und ausführliches Glossar, kartoniert
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag, 2. Auflage 2005
ISBN-10: 3-596-16410-9
ISBN-13: 978-3-596-16410-3
Kurzinhalt / Klappentext
Als Vercingetorix, der legendäre Fürst der Kelten, an jenem Morgen im Jahre 51 v. Chr. auf der Stadtmauer von Alesia steht, weiß er, daß die Tage der keltischen Kultur gezählt sind. Zu groß ist die Übermacht der Römer, die dort draußen vor den Toren der Stadt lagern und auf seine Auslieferung warten. Noch einmal erinnert er sich an diesem Morgen an die Zeit, als sein Vater ermordet wurde, als er selbst zum Krieger heranwuchs und seinem Feind und Vorbild Julius Caesar begegnete. Wie er später, beseelt von dem Gedanken, sein Land zu verteidigen, Männer aus allen Schichten und Stämmen des keltischen Reiches zusammenbrachte und sie in die große Schlacht von Gergovia führte. Und er erinnert sich an die Zeit nach dem großen Sieg,, als seine Streitmacht auseinander fiel und die Keltenfürsten ihm den Rücken kehrten. Und damit kehren Vercingetorix’ Gedanken wieder in die Gegenwart zurück: Ihm bleibt nur noch eines zu tun - er muß sich Caesar ausliefern. Die letzten Tage des keltischen Ebers sind angebrochen.
Über den Autor
Bernhard von Muecklich wurde 1955 geboren und studierte Geschichte, Medizin und Archäologie, bevor er sich dem Schreiben zuwandte. Er lebt mit seiner Familie in Walldorf.
Historische Anmerkung
Vercingetorix (geb. ca. 82 v. Chr., ermordet im mamertinischen Kerker in Rom ca. 46 v. Chr.) war ein keltischer Fürst des Stammes der Arverner. Er vereinte einen Großteil der gallischen Stämme unter seinem Kommando und schlug die Römer (Caesar) 52 v. Chr. bei Gergovia. Letztlich unterlag er Caesar bei Alesia. Damit war der Hauptwiderstand der Gallier gegen die römische Invasion zusammengebrochen und der Besetzung ganz Galliens stand nichts mehr im Wege.
Meine Meinung
Wer kennt nicht das zweite Bild aus „Asterix der Gallier“ (< Klick > auf dieser Website etwas nach unten scrollen, dann kommt das Bild), als Vercingetorix seine Waffen nicht Caesar vor die Füße, sondern darauf wirft? Etwas ernsthafter sieht das auf diesem Bild aus (bis fast nach unten scrollen!)
Jeder Asterixkundige kennt zumindest dem Namen nach Vercingetorix und seine Niederlage in Alesia. Doch was steckt dahinter? Nun, die Quellenlage ist eher dünn. Von den Kelten gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen; alles, was wir wissen, stammt von den Römern (damit von den Siegern). Trotzdem ist es dem Autor gelungen, die Geschichte aus der Sicht der Unterlegenen zu erzählen.
In (so habe ich es empfunden) bisweilen wenig ausgeschmückter, distanzierter Sprache, die mir gerade deshalb die Beteiligten bisweilen näher brachte, als mir lieb war, läßt er den Feldherrn an seinem letzten Abend in Freiheit sein Leben überblicken. Von seiner Jugend bis hin zu dieser Nacht auf der Stadtmauer von Alesia, die römischen Lager vor Augen. Fearr Singetrech - so lautete wohl sein keltischer Name (siehe Erklärungen im Buchanhang, wo der Autor ausführlich seine Namensgebung erläutert und begründet) war der Sohn des Fürsten der Arverner. Wir erfahren von seinen Lehrjahren, ersten Kampferfahrungen gegen die Germanen und deren Fürsten Ariovist, von seiner Hochzeit mit Brigainn, der Geburt der gemeinsamen Tochter. Einige Jahre friedlichen Lebens ist ihm mit den Seinen vergönnt, bevor sich die politische Situation auf eine Weise zuspitzt, daß er nicht mehr tatenlos zusehen kann.
Auf Geheiß des Oberdruiden wird Celteall, Fearrs Vater, der sich zu einem machtgierigen Despoten entwickelt hat, ermordet. Der Onkel folgt auf den Thron und verfolgt - wie der Stamm der Haeduer - eine eher romfreundliche Politik. So kommt es, wie es kommen muß: Fearr wird zum Hochkönig gewählt, der beim Scheitern sein Leben für das Land geben muß. Er bringt ein Bündnis zwischen den Stämmen zustande, wie es die Keltenwelt noch nicht gesehen hatte. Doch wer hat schon Chancen gegen einen Gaius Iulius Caesar?
Sicher ist ein Roman, der in einer Zeit spielt, aus der es eine dürftige Quellenlage gibt, eine Gratwanderung zwischen historischer Wahrheit und dichterischer Freiheit. Denn mit den spärlichen Informationen ließe sich kein Buch füllen, keine Personen zum Leben erwecken. Bernhard von Muecklich hat aus den Gegebenheiten für meine Begriffe einen Roman geschaffen, der sich in den historischen Abläufen einerseits an die bekannten und belegten Fakten hält und diese verarbeitet, die Lücken dazwischen andererseits gekonnt mit „Fleisch“ auffüllt und so ein melancholisch-düsteres Bild einer untergehenden Kultur entwirft.
Von den Druiden und ihrer Lehre ist heute nicht viel, eigentlich gar nichts, bekannt. So bleibt der Spekulation Tür und Tor geöffnet. Es gibt einige Stellen, an denen der Kult der Großen Mutter sowie seine Priesterin Erwähnung findet (bzw. letztere auch handelt). Ein Druide war Fearrs Lehrer, und auch der Hochdruide Galliens tritt auf. Für meine Begriffe wurden die, sagen wir, übernatürlichen Stellen sehr gut und durchaus glaubhaft ins Buch integriert. Es war damals eine andere Welt, das Übernatürliche (oder das, was Menschen dafür hielten) noch nicht als „Humbug“ oder gar Schlimmeres gebrandmarkt. Die „Visionen“ Brigainns oder Fearrs ließen sich vielleicht auch mit Trance oder tiefer Meditation erklären, wenn man sie denn unbedingt erklären wollte. Daß in dem Rahmen dann auch für uns heutige eher unangenehme oder nicht nachvollziehbare Dinge wie Menschenopfer vorkommen, sei nur am Rande erwähnt (allerdings in einer Form, wie ich sie kürzlich in einem Sachbuch auf Grund archäologischer Ausgrabungen beschrieben gefunden habe).
Es war eine grausame Zeit, und das wird nicht verschwiegen. Weder bei Kelten noch bei Römern. Allerdings (und mit dieser Bemerkung will ich es an dieser Stelle belassen) hätte ich von einer „zivilisierten“ Nation wie der Römischen in manchen Dingen ein anderes Verhalten erwartet. Je mehr ich über die Ausbreitung des Römischen Reiches lese, je mehr schwindet für mich dessen Glanz.
Die versprochene Landkarte fehlt leider (und wäre dringend notwendig gewesen), jedoch gibt der Autor im Anhang Rechenschaft über seine Namenswahl (Herleitung der keltischen Namen aus den lateinischen) sowie über die historisch belegten Personen und die, welche er dazu „erfunden“ hat. Bei ersteren auch eine kurze Angabe zu deren Schicksal, soweit bekannt. Ein Verzeichnis über geographische Begriffe, Gallische Stämme und Fachausdrücke rundet das Ganze ab.
Im Epilog seiner schlägt der Autor dann einen Bogen über die Jahrzehnte hin zum letzten Keltenaufstand unter Boudica (60/61 n. Chr.). „Aber auch sie scheiterte. Das keltische Erbe war damit nahezu ausgelöscht. Was blieb, waren Lieder ...“
Kurzfassung:
Der Roman über Leben und Scheitern des gallischen Fürsten, den wir unter dem lateinischen Namen Vercingetorix kennen.
* = Aus Conrad Ferdinand Meyer „Das Geisterroß“
.