Das Vermächtnis des Raben - Hildegard Burri-Bayer

  • 352 Seiten, kartoniert
    Verlag: Mira Taschenbuch im Cora Verlag, 2007
    ISBN-10: 3-89941-399-7
    ISBN-13: 978-3-89941-399-1


    Anm. Ich habe eine gebundene Weltbild-Ausgabe von 2005, auf die sich etwaige Angaben beziehen.


    Dieses Buch ist die Fortsetzung zu „Der goldene Reif“, < Klick > - da geht es zur Rezi. Man kann es zwar auch für sich lesen, doch vieles wird nur verständlich, wenn man „Der goldene Reif“ gelesen hat, da es immer wieder Bezüge darauf gibt.


    Anmerkung zur Einsortierung
    Obwohl es hier die gleichen Schwierigkeiten der Zuordnung wie bei „Der goldene Reif“ gibt (siehe dort), habe ich habe das Buch unter „Belletristik“ einsortiert, und zwar, weil ich auch das erste in diese Rubrik gestellt habe. Dort auch eine kurze Erklärung zu den auftretenden Personen, die ein historisches Vorbild haben.



    Kurzinhalt / Klappentext


    Die junge Aila wird aus der Vergangenheit in das heutige Schottland katapultiert - eine Zeitreise, die sie vom Ende des ersten Jahrhunderts in das Städtchen Inverurie versetzt. Dort erregt die junge Frau, die nur gälisch spricht und fremdartige Kleider trägt, einiges Aufsehen. Bald wird die Polizei alarmiert, und die Presse wittert eine Sensationsstory. Aber es gibt auch Menschen, die es gut mit Aila meinen: die alte Lehrerin Mrs. MacLish, die Aila in ihr Haus aufnimmt, gehört ebenso dazu wie der junge Arzt Dave Bennett, der sich unsterblich in Aila verliebt und dessen Liebe leidenschaftlich erwidert wird.


    Aila jedoch hat einen Auftrag: Sie soll einen goldenen Reif wieder finden, den ihre Mutter Miriam in einer Quelle im schottischen Hochland zurückgelassen hat. Denn Miriam stammt aus der Jetztzeit. Nach einer Zeitreise hatte sie sich entschlossen, in der Vergangenheit zu bleiben. Als Aila den goldenen Reif findet, verschwindet sie zurück in ihre Zeit. Doch dort warten neue Gefahren auf sie, denn ihre Liebe zu Dave ist nicht ohne Folgen geblieben. Als die Dorfgemeinschaft Ailas rätselhafte Schwangerschaft bemerkt, überstürzen sich die Ereignisse, und Aila muß um ihr Leben und das ihres Kindes fürchten. Gibt es für sie einen Weg zurück nach Inverurie?



    Über die Autorin


    Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf geboren. Nach dem Realschulabschluß ließ sie sich zur Dozentin für Museumspädagogik weiterbilden und wurde später Leiterin eines privaten Stadtmuseums für Ausgrabungen.
    Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die die Sternenscheibe von Nebra "für einen Moment" in ihren Händen halten konnten. Dieser Fund begeisterte sie so sehr, daß sie zu schreiben begann. Sie ist verheiratet und hat fünf Kinder.


    Informationen im Internet
    - < Klick > Website der Autorin (allerdings recht knapp gehalten)
    - < Klick > Hier die Autorenseite beim Verlag Fredebold und Fischer, bei dem ihre neueren Bücher erscheinen
    Auch diese Artikel sind mir bekannt:
    - < Klick > RP-Online über die Raubgräber der Sternenscheibe von Nebra
    - < Klick > MZ - Web.de über den Prozeß um die Himmelsscheibe



    Meine Meinung


    Eigentlich könnte ich es mir einfach machen und meinen Kommentar zum ersten Band weitgehend abschreiben. Doch ganz so einfach ist es denn doch nicht.


    Vieles, was für „Der goldene Reif“ (= „Reif“) gesagt wurde, trifft auch hier zu. Von den weit auseinandergehenden Amazon-Bewertungen bis hin zu den Klischees. Auch hier sind die „Bösen“ richtig erkennbar „Böse“, es gibt ein paar Liebesszenen, und auch das Ende ist nicht so sehr die Überraschung. Alles wie gehabt? Nicht ganz.


    Die „Guten“ - da fangen denn zum Beispiel die Unterschiede an. Eben nicht mehr „nur gut“, sondern durchaus teilweise innerlich im Zwiespalt und nicht mehr strahlend hell (Calach). War der Zusammenprall der Kulturen“ (21. - 1. Jahrhundert) im „Reif“ eher ein laues Lüftchen, das sich schnell gelegt hat, so finden wir hier zwar nicht den gewaltigen Orkan, der eigentlich zu erwarten wäre, doch zu einem leichten Sturm reicht es allemal. Das trifft sowohl auf Ailas Ankunft in unserer Zeit zu, die etwa verblüfft feststellen muß, daß es hier Gefährte gibt, die sich ohne Pferde fortbewegen, oder daß sich die Menschen so ganz anders verhalten, als sie es gewohnt ist. Von den fremden Sprache ganz zu schweigen. Das hätte man sicher noch viel weiter ausbreiten können, doch wir sind hier im Genre „Unterhaltung“, was man nicht vergessen sollte.


    Richtig los gehen die Probleme erst, als Aila wieder zurück in ihrer Welt (bzw. Zeit) ist. Jetzt treffen die Zeiten-Gegensätze vollends aufeinander, und auch Miriam kommen erstmals Zweifel an ihrer Entscheidung. Denn in die „schöne heile Welt“ bricht plötzlich die häßliche Fratze einer (aus unserer Sicht) archaischen Gesellschaftsordnung ein.


    In ihrem dritten Roman bleibt Hildegard Burri-Bayer immer noch deutlich dem (um bei dem Wort zu bleiben) Unterhaltungs-Genre verhaftet, doch erscheint er mir zum Vorgänger eine deutliche Steigerung aufzuweisen. Zwar hat mir an manchen Stellen etwas, wie soll ich sagen, die Sprachgewalt gefehlt, wurde zu rasch und leicht über manche Szene hinweggegangen, oder zu schnell ein Klischee bemüht. Auch ging vieles doch sehr glatt und reibungslos vonstatten. Über das Ende habe ich schon etwas gesagt; andererseits - ein solches erwarte ich in diesem Genre auch, sonst lese ich gleich ein Drama. ;-)


    Da es sich um einen Zeitreiseroman handelt, muß man die Möglichkeit dazu schlicht als gegeben annehmen, sonst funktioniert die Geschichte nicht. Dazu gehört auch, daß man keine seitenlangen Argumente „Ungläubiger“ dagegen finden wird. Wie schon im „Reif“, wird die Tatsache allgemein recht schnell akzeptiert.


    Die Figur des Zeitungsreporters Walter, der hinter einer Story her ist, wurde recht glaubhaft beschrieben. (Ich habe einen Verwandten, der für eine Zeitung arbeitet.) Seine Wandlung im späteren hätte man vielleicht etwas mehr ausführen können, war mir jedoch nachvollziehbar.


    Dave wurde „seiner Rolle voll gerecht“ ;-) , kam im Buch vielleicht etwas zu kurz, hat sich aber letztlich so verhalten, wie man es in seiner Situation wohl tun würde.


    Wiederum aufgefallen ist mir, daß Frau Burri-Bayer etliches an Recherchen betrieben haben muß. Das betrifft (wie schon im „Reif“) die Lebensweise der Caledonier damals, als auch die die Art des Kämpfens. So, wie der Überfall auf die Römer beschrieben wird, habe ich es gerade in einem Sachbuch über die Kelten dieser Zeit gelesen.


    Hildegard Burri-Bayer hat sich ja inzwischen dem historischen Roman zugewandt. „Die Bluterbin“ entspricht zeitlich und thematisch gesehen zwar nicht so ganz meinem „Beuteschema“, doch ich bin gespannt, wie sie den Sprung von der „Unterhaltung“ ins „historische“ geschafft hat, weshalb das Buch demnächst noch an die Reihe kommt (im SuB liegt es schon).


    Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen, und es hat meine Erwartungen voll erfüllt. So bin ich sehr zufrieden damit.



    Kurzfassung:


    Ein Zeitreiseroman, der die Ereignisse aus „Der goldene Reif“ ca. 18 Jahre später fortsetzt. Für meine Begriffe etwas besser als der Vorgänger, kann man für ein paar Stunden die Welt um sich herum vergessen und ins schottische Hochland - mal in der Gegenwart, mal in der Vergangenheit, abtauchen. Hat mich gut unterhalten. :-)
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Meine Meinung ist nicht so positiv. Ganz ehrlich? Ich habe den Namen Aila gelesen und meine erste Assoziation war: "Ayla und der Clan des Bären" von Jean M. Auel. Dementsprechend stellte ich mir eine Mischung aus "Ayla" und den Romanen von Diana Gabaldon vor - nur bedingt reizvoll, also. Aber da mir eine Freundin das Buch ans Herz gelegt hatte, wollte ich es doch wenigstens versuchen.
    Die Geschichte ist die Fortsetzung von "Der goldene Reif" und dieser erste Band fehlte mir leider, denn die Anspielungen darauf sind unzählig, es ist also alles andere als eine eigenständige Fortsetzung.
    Davon einmal abgesehen läßt sich die Geschichte flüssig lesen, der Stil ist fast schon einfach zu nennen. Leider allerdings konnten mich weder die Zeitreise-Geschichte noch die Romanze überzeugen, beides ist eher unausgegoren. Auch die Charaktere waren mir zu einfach, zu schablonenhaft. Wirklich fesseln konnte mich der Roman nicht.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Nun, diese Assoziationen konnten mir nicht kommen, weil ich die entsprechenden Bücher nicht gelesen habe. Allerdings ist es natürlich richtig, daß man dieses Buch hier ohne den Vorgänger in manchen Dingen nur schwer verstehen kann, weil oft darauf Bezug genommen wird.


    Daß wir es hier nicht mit „hoher Literatur“ zu tun haben, ist schon klar (und geht aus meiner Rezi hoffentlich auch hervor). Meine Erwartungen (auf Grund der beiden anderen Bücher der Autorin, die ich schon gelesen habe) gingen in Richtung Unterhaltung, wissend, daß ich mir vieles selbst dazu denken muß, weil nur eine „Schablone“ oder auch Klischee vorgegeben wurde. Insofern wurden meine Erwartungen in der Tat erfüllt, und ich war zufrieden mit dem Buch. Daß im Nebeneffekt die meisten historischen Angaben stimmen, war eine erfreuliche „Zugabe“, die ich bei einem Roman dieses Genres nicht unbedingt erwarten würde. Schließlich kann nicht jeder eine Zeitreisegeschichte wie Richard Matheson oder Jack Finney schreiben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Schließlich kann nicht jeder eine Zeitreisegeschichte wie Richard Matheson oder Jack Finney schreiben.


    :lache Das stimmt allerdings.
    Ich habe gar nichts gegen seichte Unterhaltungsliteratur, nur dieses Buch war eben nichts für mich. Mir war es zu einfach gestrickt, aber vielleicht hätte ich es anders beurteilt, würde ich den Vorgängerband kennen.

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)