Schwindel - Christine Eichel

  • Klappentext:


    Im geschliffenen Dialog mit einer Gefängnispsychologin legt ein hochbegabter Barpianist, Heiratsschwindler und Frauenmörder seine Beichte ab und versucht dabei ein weiteres Mal sein Glück:
    Der Virtuose der Verführung setzt all sein Können ein, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.
    Rasant, spannend, unterhaltsam und abgründig - ein Roman wie eine Achterbahnfahrt.


    Über die Autorin:


    Christine Eichel, 1959 geboren, studierte Philosophie, Literaturwissenschaft und Musikwissenschaft in Hamburg.
    Seit 1984 Autorin und Regisseurin fürs Fernsehen mit Features über Philosophie, Musik und Zeitgeschehen, Moderatorin der NDR-Talk-Sendung "Ohne Wenn und Amen".
    Christine Eichel lebt als freie Autorin in Berlin.


    Meine Meinung:


    Psychologisch, abgründig und perfide sind Reizwörter für mich und so musste ich dieses Buch unbedingt haben, zumal der innwendige Klappentext ein "intellektuelles, erotisches, zuweilen zynisch-abgründiges Wortduell" verspricht.
    Die Dialogform, die der Begriff "Wortduell" schon vermuten lässt, hält dieser Roman konsequent ein. Der Leser kann sich auf keinen auktorialen Erzähler stützen, der das Geschehen kritisch kommentiert.
    Eichel lässt ihre Figuren durch direkte Rede sprechen, zwischendurch finden sich kursiv gesetzte innere Monologe einer weiblichen Figur, die sich zunächst nicht einordnen lassen.
    Die Affinität der Autorin zur Musik wird in der Figur des namenlosen Pianisten greifbar, der im Gespräch mit der Gefängnispsychologin Dr. Renate Mayntz seiner Liebe für die klassische Musik durch zahlreiche musikalischen Vergleiche, die Erwähnung von Werken und Komponisten und Erläuterungen über bestimmte Musikstücke Ausdruck verleiht.
    Auch sprachlich erinnert der Roman an ein Musikstück:
    Es gibt langsame, getragene Passagen, sprudelnde, beinahe überquellende Ausführungen des Pianisten, melancholisch-poetische Erinnerungen an die Kindheit und seine einzige große Liebe und fiebrige, obsessive Abschnitte.
    Die Figuren wirken wie zwei Instrumente eines Orchesters, die zeitweise harmonisieren, nur um im nächsten Moment umso heftiger gegeneinander anzuspielen. Rein stilistisch ist "Schwindel" unheimlich dynamisch und vielfältig.
    Leider hatte ich ab der Hälfte des Buches schon eine Vermutung für die Auflösung der Geschichte, die sich dann im weiteren Verlauf der Handlung bestätigt hat. Die Hinweise darauf sind nicht grade subtil gesetzt ...
    Wo Eichel auf der einen Seite zu viel Preis gibt, enthält sie dem Leser andererseits wichtige Informationen vor:
    Die innere Motivation ihrer Figuren. Und das ist meines Erachtens ein Fauxpas, der dem ganzen Roman rückwirkend einen etwas abgeschmackten Charakter verleiht. Es hätte einer schlüssigen, nachvollziehbaren Figurenpsychologie bedurft, um die Auflösung halbwegs aus der Plattheit zu retten, in der sie sich dem Leser präsentiert.
    So hält der ganze Roman für mich leider, was der Titel verspricht:
    Er lullt den Leser mit schönen Worten, Schmeicheleien und dem Anschein auf anspruchsvolle Unterhaltung ein, um sich dann als Hochstapler zu entpuppen ...
    Wegen der stilistischen Vielfalt und der wunderschönen Metaphorik gebe ich dennoch 7 Punkte.