In der Hitze der Nacht - John Ball

  • Als in der Kleinstadt Sparta im Bundesstaat Mississippi der reiche Maestro Mantoli ermordet aufgefunden wird, glaubt der Polizeichef Gillespie schnell den Schuldigen gefunden zu haben. Denn kurz nach dem Mord nimmt Officer Wood am Bahnhof den Schwarzen Tibbs, der nur auf der Durchreise ist und auf seinen Anschlusszug wartet, fest. Ohne ihn zu befragen und ohne jeden Verdacht - seine Hautfarbe reicht aus - wird Tibbs auf die Polizeiwache gebracht und dem Polizeichef als Täter präsentiert. Erst als sich Tibbs als Polizist der Mordkommission Kaliforniens zu erkennen gibt und sein Chef telefonisch anregt, den Ermittlern vor Ort unter die Arme zu greifen, kommt es zu einer Zusammenarbeit zwischen ihm und dem örtlichen Polizeichef. Diese ist jedoch geprägt von gegenseitigem Misstrauen und Vorbehalten; besonders Polizeichef Gillespie kann seine rassistische Grundhaltung oft nicht verbergen und fällt bei jedem Streit mit Tibbs in sein gewohntes Verhalten gegenüber Schwarzen zurück. Dennoch lernt er im Verlauf des Falls immer mehr die Arbeit und die Qualitäten Tibbs zu respektieren, der durch sein professionelles Vorgehen dem Mörder immer näher kommt und rettet ihn sogar einmal vor einem Angriff einer örtlichen Schlägerbande. Als Tibbs schließlich den wahren Mörder entlarvt hat und die Heimreise antreten kann, begleitet der Polizeichef ihn persönlich zum Zug. Beide verabschieden sich im Zeichen gegenseitigen (gewachsenen) Respekts.


    (Die Inhaltsangabe von Wikipedia zum Film wurde an das Buch angepasst)


    Der Autor


    John Balls (1911-1988 ) bekannteste literarische Figur ist der afro-amerikanische Dedektiv Virgil Tibbs. Für *In der Hitze der Nacht* erhielt der den begehrten Edgar Award der Mystery Writers of America. Dieses Buch wurde 2 Jahre später mit Sidney Pointier verfilmt. Noch bevor Tom Clancy den Techno-Thriller populär machte, schrieb er *The First Team*, welches von einem Einmarsch der Russen in die USA behandelt.


    Zum Buch


    Das Buch erschien im Rahmen der von mit sehr geschätzten, und leider eingestellten, DuMont-Krimi-Reihe. Ziel dieser Reihe war es, die wichtigsten klassischen Autoren und Werke zu vereinigen.


    Zu Recht hat dieses Buch Aufnahme gefunden, den fast noch interessanter als der Fall ist die Beschreibung des Rassismus in den Südstaaten in den 1950ern/60ern. Tibbs wird erst für schuldig gehalten, weil er schwarz ist. Er muß abgetrennte WCs benutzen (ohne Handtücher), darf sich nicht auf jede beliebige Bank setzen und schon gar keine Geschäfte betreten. Auch der Gegensatz zwischen dem progressiven Kalifornien, aus welchen Tibbs stammt und den konservativen Mississippi herausgearbeitet. Er intelligenter als die Weißen, wobei ich mich machmal fragte, ob der Autor hier nicht zuviel des Guten tut und in eine Art positiven Rassismus fällt: Hier der intelligente Schwarze, dort die tumben Weißen.


    Erzählt wird aus der Perspektive verschiedener Personen, man erfährt also nie alles, was Tibbs in Erfahrung gebracht hat, wenn gleich die Genauigkeit der Beobachtungen auch bei scheinbar nebensächlichen Dingen bewundernswert ist. Wer gerne miträt, ist bei diesem Krimi also falsch. Wer dagegen logische Beweisführung schätzt, sich für die USA der 50er Jahre interessiert oder einfach einen Krimi lesen möchte, dessen Umgebung man fühlen kann - die flirrende Hitze wird direkt ins Wohnzimmer transportiert -, der ist mit diesem Buch gut bedient.


    # Broschiert: 174 Seiten
    # Verlag: Dumont (1997)
    # ISBN-10: 3770138325
    # ISBN-13: 978-3770138326


    Leseprobe aus Amazon


    Den Bartstoppeln nach zu urteilen, würde ich sagen, er war die ganze Nacht auf den Beinen. Wenn er nach Hause gegangen wäre, um seine Schuhe zu wechseln, hätte er sich höchstwahrscheinlich auch rasiert. Daß er sich regelmäßig rasiert, sieht man an den kleinen Schnitten unter seinem Kinn.”
    “Ich habe keine Schnitte gesehen”, erwiderte Gilliespie in provozierendem Ton.
    “Ich sitze tiefer als Sie, Chief Gillespie”, antwortete Tibbs, “und auf meiner Seite war das Licht besser.”
    “Sie scheinen sich Ihrer Sache ja mächtig sicher zu sein, was, Virgil?” gab Gillespie zurück. “Übrigens ist Virgil ein ziemlich ausgefallener Name für einen schwarzen Jungen wie Sie. Wie nennt man Sie denn zu Hause, wo Sie herkommen?”
    “Dort nennt man mich Mr. Tibbs”, antwortete Virgil.