Was darf Literatur?

  • "Die Modepolizei rät" ... darüber hab ich vor Jahren mal eine Story gemacht. Ich muss die mal in meinen Blog aufnehmen. Hier steht sie irgendwo unter der Rubrik MENSCHEN.


    Korrektur: Ich bin ein Depp, und die Story ist längst im Blog. Hier: Die Mode-Polizei rät.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()

  • Bzgl. "Feuchtgebiete" wird hier immer wieder im Zitat erwähnt, dass die Autorin das Medium Literatur ausnutzt, um Schweinkram zu publizieren.


    Ich sehe das etwas anders. Roche hat verstanden, dass sich mit Schweinkram gutes Geld verdienen lässt. Etwas, das Empörung auslöst, ist in aller Munde und was in aller Munde ist, wird gut verkauft. Roche wollte nicht unbedingt Schweinkram publizieren, sondern lediglich Geld verdienen. Könnte man mit einem Buch über XXX (Blumen, Bienen, Schmetterlinge) genau so gut verdienen, hätte Roche so etwas geschrieben.

  • Leider bin ich derzeit nur lesend und nicht schreibend hier vertreten, aber hier möchte ich ganz kurz noch was einwerfen.


    Vorab: Ich habe das Buch "Feuchtgebiete" nicht gelesen und kann daher auch nicht weiter zum Inhalt Stellung nehmen.


    Allerdings ist mir aufgefallen, dass das offenbar darin vorkommende Tauschen von benutzten Tampons immer wieder als Tabubruch bezeichnet wird (nicht nur hier, sondern auch in anderen Medien).


    Naja, eklig halt, aber Tabubruch?


    Ich finde es interessant, dass das Thema "Was darf Literatur" gerade in diesem Zusammenhang diskutiert wird.


    Hier geht es ja offenkundig um von der "Hauptfigur" freiwillig vollzogene Handlungen, egal wie eklig sie auch sein mögen. Da geht es beim Lesen wohl eher um den Voyeurismus, weniger um "Tabubrüche".


    Vor allem wenn man bedenkt, welche Szenen im diversen Thrillern und Krimis vorkommen. Da wird gefoltert, gequält, vergewaltigt .........
    Und doch kommt es hier zu keiner "Tabubruch-Diskussion".


    LG, Schnurrnase

  • Das sehe ich nicht so- alleine die Diskussion beim Pfaffenkönig zeigt, dass einzelne Szenen die Leser schon zu breiter Diskussion anregen- allerdings wollte hier das Themenstarterwesen eben über die Einzelszene/das Einzelbuch hinaus in die Diskussion führen, ich kann daraus nicht herleiten, dass solche Diskussionen bei den Eulen noch nie stattgefunden hätten.

  • @beo


    Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt, dass hier angekommen ist, ich würde das jetzt rein auf die Diskussionen hier in der Büchereule beziehen.


    Bezogen auf die die Diskussionskultur im Büchereulenforum ist das schon richtig, aber diese generelle, durch alle Medien gaukelnde "Schockiertheit" (ja darf man denn so grausige Sachen schreiben......) ist mir jedoch in der Form z.B. bei dem von Dir erwähnten Buch (kenne ich leider nicht) nicht begegnet.


    Da ich die von Dir erwähnten Szenen nicht kenne kann ich mich dazu nicht äußern.


    Aber mir erscheint es doch so, als würde das freiwillige Austauschen von Tampons mehr Staub aufwirbeln, als das von Dir erwähnte Buch.


    LG, Ines

  • Ach, dann wird es Euch sicher brennend interessieren, dass der liebe Dieter Bohlen wieder ein Buch veröffentlicht: "Der Bohlen-Weg".


    Ob sich das auch so gut verkauft :gruebel ? :lache

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    "Der Bohlen-Weg"


    Oh, ein Wortspiel! Ob der Herr Bohlen das auch versteht?
    Naja, der "darf" das... aber "Literatur" produziert er darum trotzdem eher nicht.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Selket


    Denke ich auch, jedenfalls wenn es nicht gegen die Grundgesetze menschlichen Zusammenlebens verstößt. Soll heißen, Bücher, die zum Völkermord oder ähnlichem aufrufen, sollten verboten werden.


    Das ist auch in etwa meine Meinung.

  • Ich finde, dass bei den meisten Büchern ja von Anfang an klar, ist wenn solche "versauten" Sachen drin vor kommen wie z.B bei Feuchgebiete. Solche Bücher starfe ich einfach mit Nichtachtung und ignoriere sie. Wozu drüber aufregen? es zwingt einen ja keiner sie zu lesen. Trotzalem frage ich mich, wie diese Autorin erstens soviele Bücher verkauft und zweitens so einen ****** im Hirn hat und diesen auch noch aufschreibt. Für mich unverständlich.

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von TheAlice ()

  • Wir leben in einem Land, in dem die freie Meinungsäußerung, auch literarisch, gesetzlich festgelegt ist. Natürlich zeigt das Gesetzt auch Grenzen auf, die nicht überschritten werden dürfen.
    Literatur, die sich an das Gesetzt hält, darf alles.
    :bruell

  • Zitat

    Original von Griechin
    Kernchen:


    Gut, sie darf alles, aber dennoch gibt es da ethische Grenzen, die man nicht überschreiten sollte.
    :schlaegerF E U C H T G B I E T E :schlaeger


    Tom hat mal in einem anderen thread dies gesagt:
    Aber der menschliche Abgrund ist tief - und ein reicher Fundus für Schriftsteller.


    :write

  • Servus,
    habe mich gerade registriert und greife etwas verspätet in diese Diskussion ein.
    Wie man den Beiträgen entnimmt: die Antwort ist nicht leicht.
    Da ist es immer gut, wenn man differenziert. Z.B. kann man folgende Fragen unterscheiden:
    Was darf Literatur juristisch (Fall Maxim Biller: Esra u.v.a.)?
    Darauf stimmt eine der im Forum vertretenen Antworten: Autoren dürfen alles, schon mal nicht.
    Was darf Literatur moralisch?
    Was darf ein Roman?
    Mich interessiert derzeit eine etwas andere Fragestellung:
    Was darf ein Autor, das man ihm als Kritiker, Leser, Rezensent nicht gerechtfertigterweise ankreiden darf? oder andersherum: Was kann man einem Autor gerechtfertigterweise ankreiden? Die Antwort kann nicht sein: Alles (1. Frage) oder Nichts (2. Frage), da sonst jede Literaturkritik hinfällig wäre.
    Ich gebe zwei Hintergründe:
    1) Wir besprachen in einem Literaturkreis am Mittwoch, 10. Sept. 2008, Kehlmanns Vermessung der Welt.
    (Meine Besprechung ist hier http://www.lesekost.de/deutsch/de2/HHLD91.htm )
    Da stellten sich konkrete Fragen: Darf der Autor aus dem für seine Zeit körperlich großen A.v.Humboldt einen Kleinwüchsigen machen? (Ich meine: ja).
    Darf der Autor in einem historischen Roman (auch wenn er dieses Genre dafür selbst ablehnt) Tatsachen falsch darstellen?
    Darf der Autor beide Protagonisten charakterlich masslos überzeichnen?
    Ich dachte zunächst: ja, denn ein reifer Leser weiß, dass er in einem Roman keine Darstellung der Wirklichkeit erwarten darf. Aber den Beiträgen bei uns im mündlichen Diskussionsforum entnahm ich, dass fast alle (durchgehend versierte Leser) die beiden Personen in der Vermessung als Gauß und Humboldt ansahen. Man kann sich fast nicht dagegen wehren.
    Darum erhält der Vorschlag eines Kritikers für mich Relevanz: Kehlmann hätte seine Protagonisten Alexander von Humbug und Carl Friedrich Graus nennen sollen, dann wäre für viele (unbedarfte) Leser klar: Fiktion.
    2) Man darf IMO einem Autor kaum ernsthaft vorwerfen, dass er auf S. 76 ein Komma falsch gesetzt hat. Was aber, wenn er sehr häufig grammatikalische, syntaktische etc. Fehler reinhaut?
    Was, wenn er, wie Kehlmann fast durchweg indirekte Rede nimmt, die mich arg störte. Jemand im Forum hier meinte: "Die eigene Freiheit endet bei der Freiheit des anderen. Das gilt auch für Autoren". Das kann so nicht stimmen. Kehlmann beeinträchtigte meine Lesefreude und - freiheit. IMO darf er das aber schon. Ein Autor kann auch, wie z.B. Friedrich Christian Delius: Bildnis der Mutter als junge Frau - meine Besprechung: http://www.lesekost.de/deutsch/de2/HHLD90.htm - auch einen 126-Seiten Roman in einem (in Ziffern: 1) Satz schreiben, obwohl er damit meiner Lesefreude schadete (jemand meinte hier: "Ich würde sagen, Literatur sollte alles dürfen, insoweit es niemandem schadet. ")
    Was meint ihr auf die beiden Fragen 1) und 2)?