Originaltitel: All my friends are superheroes! (2003)
Die Geschichte lässt sich in 5 Sätzen zusammenfassen:
Tom und die Perfektionistin lieben sich. Bei ihrer Hochzeitfeier wird der Perfektionistin von ihrem Ex-Freund dem Hypnotiseur suggeriert, dass Tom sie verlassen hat und so wird er für sie unsichtbar. Nach Monaten des Wartens entscheidet sich Perf (die Perfektionistin) ihr Leben neu zu ordnen. Sie verlässt Toronto inkl. aller Erinnerungen und fliegt nach Vancouver, um ein neues Leben zu beginnen. Der Flug dorthin ist Toms letzte Chance, seine Ehe zu retten.
Was hat diese Liebesgeschichte nun aber mit dem Titel zu tun? Wo sind die erwähnten Superhelden (im Klappentext ist von 249 in Toronto ansässigen Superhelden die Rede)?
Zwei treten schon in der Kurzbeschreibung auf (zu erkennen an den Einleitungen „die“ und „dem“). Aber Toms Bekanntenkreis bietet noch eine Menge mehr: so z. B. den Amphibienmenschen, den Tom vor dem Ertrinken rettet. Oder Ohr, der die Intrige des Hypnotiseurs belauscht, aber nicht verhindern kann. Auch der Couchsurfer, das Stresshäschen, die Froschküsserin, das Faultier, der Moodswinger, Mrs. Stetsadrett u.v.a. bereichern Toms Leben.
Wie sich einige von euch nun sicher denken können, handelt es sich hier nicht um geheime Identitäten oder Menschen mit Fähigkeiten, die ihnen immense Vorteile bringen. Nur die wenigsten von ihnen tragen Kostüme und viele sind selbst nicht glücklich mit der Art ihrer besonderen Fähigkeiten…
Davon wie es ist, "Superhelden" zu lieben, erzählt der viel zu kurze Roman auf 107 Seiten. Außerdem davon, wie Superhelden gebrochene Herzen behandeln und davon, wie man für seine Liebe kämpft.
Meine Meinung:
Der Kauf dieses Romans war eine meiner seltenen Spontanentscheidungen. Der knuffig-spillerige Mann und die nostalgische Färbung auf dem Cover haben mich ebenso fasziniert wie der Titel. Mit dem Gedanken entweder werde die Lektüre „Top oder Flop“ habe ich es zur Kasse getragen und innerhalb zweier Abende durchgelesen. Und ich bin froh über den Kauf! Für mich hielt die Geschichte das, was mir der Klappentext versprach – eine warmherzige, komplett irrwitzige Geschichte für zwischendurch, bei der man wenig nachdenken muss, aber sehr gut unterhalten wird. Driften die Gedanken dann doch mal ab, dann sicher um zu überlegen, welche Superhelden im eigenen Umfeld ihr Dasein fristen.
Denke ich über die eigentliche Handlung nach, hätte ich mir sehr viel mehr gewünscht:
mehr Details, weniger Zeitdruck, ausgereiftere Personen. Aber komischerweise stört mich das Fehlen dieser eigentlich essentiellen Punkte in diesem Roman nicht wirklich. Die Atmosphäre ist sehr dicht; Toms und Perfs Leiden stark komprimiert, aber doch direkt greifbar. Kaufman baut viele Abschweifungen bezüglich verschiedener Superhelden ein, die mit der Geschichte an sich selten etwas zu tun haben. Er widmet ihnen mehrzeilige Absätze und reißt so die wenige Handlung, die da ist, auseinander. Insbesondere, wenn die Rede von den Superhelden ist, klingt ein klar ironischer Unterton durch. Es ist, als halte Kaufman der Welt den Spiegel vor, um zu sagen: „Nehmt euch nicht so ernst!“
Also: meinen Geschmack traf das Gesamtkonzept.
„Alle meine Freunde sind Superhelden“ ist ein bizarrer Roman, der sicher ebenso viele Fans finden wird wie gelangweilte und entnervte Leser. Ein roter Faden existiert, ihn nicht aus den Augen zu verlieren, ist hier die Kunst. Und das Dauergrinsen, das mir die humorvolle Art des Autoren auf das Gesicht gezaubert hat, ist unbezahlbar!
Zum Autoren:
Andrew Kaufman ist ein kanadischer Autor, Filmemacher und Radioproduzent. „Alle meine Superhelden“ ist sein erster Roman. (Dem Buchumschlag entnommen).