Ingeborg Bachmann Preis 2008

  • Sie lesen wieder in Klagenfurt. Heute und morgen jeweils von 9-13 und 15-17:30 Uhr auf 3sat.
    Lesereihenfolge:

    Freitag, 27. Juni, 9.00 bis 13.00 Uhr
    Thorsten Palzhoff (9.00 bis 10.00 Uhr)
    Alina Bronsky (10.00 bis 11.00 Uhr)
    Clemens J. Setz (11.00 bis 12.00 Uhr)
    Angelika Reitzer (12.00 bis 13.00 Uhr)


    Freitag, 27. Juni, 15.00 bis 17.30 Uhr
    Martin von Arndt (15.00 bis 16.00 Uhr)
    Patrick Findeis (16.00 bis 17.00 Uhr)
    Markus Orths (17.00 bis 18.00 Uhr)



    Samstag, 28. Juni, 9.00 bis 13.00 Uhr
    Heike Geißler (9.00 bis 10.00 Uhr)
    Sudabeh Mohafez (10.00 bis 11.00 Uhr)
    Dagrun Hintze (11.00 bis 12.00 Uhr)
    Pedro Lenz (12.00 bis 13.00 Uhr)


    Samstag, 28. Juni, 15.00 bis 17.30 Uhr
    Ulf Erdmann Ziegler (15.00 bis 16.00 Uhr)
    Tilmann Rammstedt (16.00 bis 17.00 Uhr)
    Anette Selg (17.00 bis 18.00 Uhr)



    Oder jederzeit live im Netz. Da sind die Texte auch 7-sprachig nachzulesen.
    http://bachmannpreis.eu/


    Die Preisverleihung gibt es diesmal gleich am Abend nach den letzten Lesungen am Samstag um 20:15, ebenfalls in 3sat.



    Wer von euch eult mit?

  • Bin auch an Bord, wenn auch nur teilweise - lese aber nach und wuerde mich ueber Austausch freuen.


    Bin besonders gespannt auf Markus Orths.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • Martin von Arndts Text hat mir sehr gut gefallen.
    Sowohl von der Erzählhaltung als auch inhaltlich. Die Idee mit den Briefen ist gut.
    Die Dialoge sind im Gegensatz zur Haltung des Erzählers eher aggressiv, zumindest von der Seite Ines aus. Der Erzähler reagiert eher gekränkt. Das ist gut gemacht.
    Da es sich um einen Teil eines Romans handelt, werde ich dass Erscheinen mit Spannung abwarten, um zu sehen, was diesem Ausschnitt noch hinzugefügt wird.
    Ob sein früherer Roman Ego-Shooter was für mich ist, weiss ich nicht so recht

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Martin von Arndts Text hat mir sehr gut gefallen.
    Sowohl von der Erzählhaltung als auch inhaltlich. Die Idee mit den Briefen ist gut.
    Die Dialoge sind im Gegensatz zur Haltung des Erzählers eher aggressiv, zumindest von der Seite Ines aus. Der Erzähler reagiert eher gekränkt. Das ist gut gemacht.
    Da es sich um einen Teil eines Romans handelt, werde ich dass Erscheinen mit Spannung abwarten, um zu sehen, was diesem Ausschnitt noch hinzugefügt wird.
    Ob sein früherer Roman Ego-Shooter was für mich ist, weiss ich nicht so recht


    Ja, der Autor kann erzählen! Sehr schön!
    Der Eindruck der Aggressivität kam vielleicht ein bisschen vom Lesestil des Autors. Aber die Mutter- und Beziehungs-Dialoge fand ich schon gut getroffen. :chen

  • Der Tod ist ein Postmann mit Hut:


    Die Juroren schätzen den Text anscheinend nicht. :-(
    Ich sehe den Bachmann-Preis seit vielen Jahren im Fernsehen,
    und habe daher nichts anderes erwartet. Sobald ein Text nicht langweilig ist, bewegen wir uns anscheinend unter Niveau.


    Einem Kritikpunkt stimme ich jedoch zu: Das rätselhafte im Text wird nicht über die volle Länge aufrechterhalten, die Idee zugunsten der Beziehung zu Ines vernachlässigt.
    Aber wenn es zum Roman ausgearbeitet ist, kommt das vielleicht ja noch.

  • Kein schöner Land - Patrick Findeis


    Der Autor stammt ebenso wie Martin von Arndt aus Baden-Württemberg.


    Ödes Dorfleben im süddeutschen. Will man wirklich was darüber wissen?
    Eigentlich nicht, aber der Text weckt bei mir eine Assoziation an Hermann Hesses frühe Romane und fängt doch an zu interessieren.
    Die Sätze überzeugen in ihrem Detailreichtum, einige gute Bilder kann der Autor erzeugen.
    Ob ich diese Prosa auf Dauer mögen würde, weiß ich nicht so genau.

  • Ich gebe zu: Ich hatte von Martin von Arndts Text ein bisschen mehr erhofft. Ich lese das sehr gern, weil es so gut beobachtet ist, weil die Sprache schoen greift und trifft - aber der Text langweilt mich trotzdem. Er enthaelt zu viel Erwartetes, fast haette ich gesagt: Ausgelutschtes. Der Anfang mit Rosenwasser und Einschreiben hat mich richtig wach gemacht und an den Text gebracht, aber wenn dann die Klage ueber die gescheiterte Ehe einsetzt, schaff ich's nicht mehr, mich fuer den Text zu interessieren. Der Text ist ein bisschen an mir vorbeigeplaetschert, samt seinem Selbstmoerder-Vater.


    Alles Liebe von Charlie

  • Die Feuerwehr-Geschichte von Sudabeh Mohafez hat auch mir gut gefallen. Ein existentielles Thema, detailgenau beobachtet, schöne Sprache, lehrbuchhaft perfekter Textaufbau, psychologisch überzeugend.


    Aber wenn die Autorin dann im Backstage-Interview als einzige Teilnehmerin lang und breit für sich werben darf, dann riecht das für mich schon ein bisschen nach abgekartetem Spiel. Das hat der TExt doch gar nicht nötig. :rolleyes




    Pedro Lenz ist von den nichtschweizer Juroren ja leider ziemlich beharkt worden. Da gibt es wohl tatsächlich "Übersetzungsprobleme" vom Mündlichen/Mundartlichen in die Gestalt des Schrifthochdeutschen. :gruebel

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Ein existentielles Thema, detailgenau beobachtet, schöne Sprache, lehrbuchhaft perfekter Textaufbau, psychologisch überzeugend. ...


    Ach, du Sch .. reck, so schlimm?



    :grin


    Entschuldige, aber das konnte ich mir nicht verkneifen.
    'Lehrbuchhaft perfekter Textaufbau' - wer will denn so was lesen? Ich dachte, es geht um Literatur? Es reicht doch wohl, daß der überwiegende Teil der Unterhaltungsliteratur streng nach Muster gestrickt ist?


    Der einzige, der mich interessierte, war Pedro Lenz, aber dafür brauche ich diese Veranstaltung sicher nicht.
    Auf Markus Orths wurde ich aufmerksam, weil er kein Video von sich machen ließ, alle Achtung! Eine Leistung in diesem Medienzirkus, der sich moderne Welt nennt.


    Der Rest hat mich leider nicht angezogen, auch nicht die Vorstellung der KandidatInnen in der letzten Volltext.
    Ich warte mal ab, was in zehn Jahren aus ihnen geworden ist.


    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Mir hat Markus Orths (von dem ich bereits einen Roman gelesen habe, den ich ausgezeichnet fand) gefallen, bis auf die kitschplatte Stelle mit Muschel und Meeresrauschen, die ich voellig unnoetig fand (der ganze Mutterteil haette m.E. etwas entsaftet werden koennen).
    Der Rest des Textes war - fand ich - scharf beobachtet, sehr treffend und fesselnd. Auf den Roman bin ich gespannt.


    Trotzdem ist es mir - glaube ich - zum ersten Mal passiert, dass der Text, der mir am besten gefiel, auch gewonnen hat.


    Tilman Rammstedts Ausschnitt aus "Der Kaiser von China" hat mich auf Anhieb und beim Nachlesen ueberzeugt. Ich fand ihn ruhig, vielschichtig, klug. Kaufe mir jetzt "Wir bleiben in der Naehe" und freu mich auf den fertigen Roman.


    Insgesamt hat's mir Spass gemacht, mich aber nicht vom Hocker gerissen. Vermutlich werde ich alle Texte bis auf Orths und Rammstedt sofort wieder vergessen. Den bedeutungsschwanger symbolischen mit der Waage fand ich regelrecht grauslig, andere langweilig und von Martin von Arndt hatte ich mir viel mehr versprochen.


    Herzliche Gruesse von Charlie

  • Ja, der Gewinnertext geht in Ordnung.


    Eine kleine Statistik: Von den 8 Juroren (inkl. Moderator) waren 2 weiblich, 6 männlich (bei André Vladimir Heiz bin ich mir nicht sicher)
    Von 14 eingeladenen Autoren waren 6 weiblich, 8 männlich.
    Von den Preisnominierten waren 2 weiblich, 5 männlich.
    Von den Preisträgern waren 0 weiblich, 5 männlich.




    Ich finde es ein bisschen schade, dass der Wettbewerb mehr und mehr zu einem Marketinginstrument der grossen Verlagskonzerne zu verkommen scheint, die die Auoren "vorschlagen".
    Mir gefallen abgeschlossene Texte - Kurzgeschichten, Novellen, Essays, Reportagen, Kollagen - viel besser als diese ganzen Anfänge durch Medienpräsenz zu promotender Romane.
    Wie soll denn die Jury einen Roman nach 10 Sieten beurteilen?


    Sie scheint mir dies Jahr ohnehin noch überforderter als üblich damit, Kriterien für die Bewertung von Texten zu finden. "Ich hatte da mal einen Studentenjob als Zimmermädchen" ist kein angemessenes Kriterium zur professionellen Bewertung von Literatur. "Ich habe mich irgendwie so aus dem Bauch raus in den Text verliebt" ist kein angemessenes Kriterium zur professionellen Bewertung von Literatur. "Ich bin enttäuscht, weil der Autor seinen Text anders liest, als ich es mir vorgestellt hatte" ist kein angemessenes Kriterium zur professionellen Bewertung von Literatur. Die Gleichsetzung des Autors mit dem Erzähler oder gar der Figur ist etwas, das einem spätestens ab dem 2. Semester niicht mehr unterlaufen sollte.
    Ich will keine Jury aus Sozialpädagogen und Küchenpsychologen, ich will erbarmungslose Literaturkritiker mit einer Haltung, wie Reich-Ranicki, beschlagene Textanalytiker wie Camartin, wunderbare Pflichtverteidiger der Autorenseite wie Robert Schindel, ich hätte nie gedacht, dass ich sogar einmal Iris (ti-)Radisch vermissen werde!

  • Zitat

    Original von flashfrog
    Wie soll denn die Jury einen Roman nach 10 Sieten beurteilen?


    Soll sie ja auch gar nicht. Entweder ein Text funktioniert alleinstehend oder nicht. Anscheinend scheinen das aber nicht einmal die Juroren so richtig zu begreifen.


    Der Text von Markus Orths hat mir persönlich zwar am besten gefallen, aber die Vorstellung des Textes im Wettbewerb eine Woche (!) vor dem Veröffentlichungstermin des Romans finde ich dann doch etwas übertrieben.


    Insgesamt wirkten die Texte professioneller. Weniger Totalausfälle als in anderen Jahren, aber auch weniger Überraschungen.


    Zum neuen Drumherum: die neue, etwas modernere, Kulisse fand ich ganz nett. Den Moderator, den ich sonst eigentlich mag, fand ich etwas aufdringlich. Die zurückhaltendere, objektivere Moderation von Ernst Grandits sagte mir mehr zu. Und Burkard Spinnen finde ich als "Links-Aussen" in der Runde besser als Mannschaftsführer/Jury-Vorsitzender.