Kuckuckskind
Ingrid Noll
ISBN 9783257066326
Diogenes Verlag
339 Seiten, 21,90 Euro
Die Autorin: Ingrid Noll wurde 1935 in Shanghai geboren und studierte in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte. Sie ist dreifache Mutter und Großmutter. Nachdem die Kinder das Haus verlassen hatten, begann sie Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt sofort zu Bestsellern wurden.
Klappentext: Ein Häuschen mit Garten, eine glückliche Ehe und vor allem zwei Kinder, das war mein Lebensplan gewesen, denkt sich Anja, Ende dreißig, Deutsch- und Französischlehrerin. Statt am Ziel ihrer Träume ist sie im „Rattenloch“, wie sie selbst ihre Bleibe nennt, gelandet, in der sie sich nach der Scheidung verkrochen hat. Als ihre Kollegin Birgit schwanger wird, wird Anja den Verdacht nicht los, ihr eigener Ehemann könne der Vater sein. Sie überredet Birgits Mann zu einem heimlichen Vaterschaftstest. Die Nebenwirkungen sind nicht unbedenklich. Und doch wird dieser Test nicht der letzte sein…
Mama`s Baby, Papa`s maybe Kuckuckskind ist eine Geschichte über drei Vaterschaftstests, einen Schwangerschaftstest, ein Baby im Waschkorb, ein paar Tote und ein unkonventionelles Familienglück in einem Nest, das zwar fremd doch recht gemütlich ist.
Meine Meinung: Seit ich „Der Hahn ist tot“ von Frau Noll gelesen habe, lasse ich kein Buch der Autorin mehr aus. Mir gefällt die Art und Weise wie sie ihre Protagonisten in ein ganz normales Umfeld setzt, so dass man immer die Befürchtung hegt, solche Morde können jedem „passieren“. Meist sind ihre Hauptpersonen leicht verschrobene Frauen, die eher beiläufig und ungewollt zu Täterinnen werden, die aber, und das fällt auch bei diesem Buch wieder auf, selten von niederschmetterndem schlechten Gewissen gequält werden, sondern sich ganz pragmatisch eher um die wichtigen Dinge des Lebens sorgen, z.B. wer denn nun die Geranien gießt, wenn die ehemals beste Freundin wahrscheinlich irgendwo dahingemeuchelt vergraben liegt.
Wirkt das fehlende Unrechtsbewusstsein in anderen Krimis grausam, kaltblütig und gestört, so gelingt es Frau Noll dem Leser ein amüsiertes Lächeln auf die Lippen zu zaubern, denn ihre Hauptpersonen sind niemals unsympathisch oder brutal, sondern zeichnen sich meist durch ein paar kleine alltägliche Macken aus, die es leicht machen, sich mit ihnen zu identifizieren und so auch ihrem Handeln die Absolution zu erteilen.
In diesem Buch geht es um Anja, Deutsch- und Französichlehrerin, die überraschend eher von einer Chorprobe nach Hause gekommen, ihrer Ehe und dem „Treiben“ ihres Mannes mit einer unbekleideten Unbekannten auf ihrem heimischen Sofa durch Überbrühen derselben mit kochendem Teewasser ein Ende setzt. Fortan fristet Anja nur in Gesellschaft von Sudokuheftchen ihr Leben in einem eilig angemietetem „Rattenloch“. Als sie heimlich ihre Sachen aus dem ehemals gemeinsamen Häuschen holen will, kann sie der Versuchung, den Anrufbeantworter abzuhören nicht widerstehen und muss darauf die Stimme ihrer besten Freundin und Kollegin Birgit hören, die ihren Exmann mit „Schatz“ anredet. Als sie auch noch erfährt, dass Birgit schwanger ist, muss sie einfach deren Mann einweihen und so nimmt das Unglück seinen Lauf.
Warum Birgit vermisst wird, wie Anja zu deren Baby kommt, wer nun der mysteriöse Erzeuger des Kindes ist und was sonst noch geschieht, lohnt sich zu lesen. Insgesamt wieder einmal ein ausgesprochen kurzweiliges Vergnügen, auch wenn die Autorin hier ein wenig braver als in ihren anderen Büchern vorgegangen ist und ich mir an manchen Stellen noch etwas mehr Biss oder ein wenig mehr von dem schwarzen Humor, den ich von ihr kenne, gewünscht hätte, so versteht sie es doch, so zu unterhalten, dass ich das Buch nicht aus den Händen legen mochte und mich wunderte, dass über 300 Seiten so schnell gelesen waren. Einzig der Preis von 21,90 hat mich etwas gestört.