356 Seiten, kartoniert
Verlag: Knaur Taschenbuch Verlag, 2005
ISBN-10: 3-426-62658-6
ISBN-13: 978-3-426-62658-0
Anm. Ich habe eine gebundene Weltbild-Ausgabe von 2004, auf die sich etwaige Angaben beziehen.
Zu diesem Buch gibt es eine Fortsetzung: "Das Vermächtnis des Raben". < Klick > - da geht es zur Rezi.
Kurzinhalt / Klappentext
Die Kunsthistorikerin Miriam James besucht nach Beendigung ihres Studiums ihr Geburtshaus in Inverurie, um über die hinter ihr liegende Beziehung nachzudenken.In einem kleinen Holzkästchen entdeckt sie Briefe ihrer verstorbenen Mutter, deren Inhalt unglaublich klingt. Fassunglos liest sie, daß ihr wirklicher Vater im ersten Jahrhundert nach Christus gelebt hat und ihre Mutter nach seinem Tod mit ihr ins zwanzigste Jahrhundert nach Christus zurückgekehrt ist.
Miriam beginnt zu ahnen, daß die seltsamen Träume, die sie seit Jahren quälen, mit dieser Vergangenheit zu tun haben. Mit ihren Schulfreunden Malcolm und Willie reitet sie in die Grampian Mountains, um das Geheimnis ihrer Mutter zu ergründen. Sie entdecken an einer Quelle, von der Miriams Mutter geschrieben hat, einen goldenen Halsreif. Als Miriam den schweren Reif um ihren Hals legt, findet sie sich plötzlich mit Malcolm und Willie im Jahre vierundachtzig nach Christus wieder. Sie werden unfreiwillig mitten in das Kriegsgeschehen zwischen Kaledonier und Römer hineingezogen. Miriam verliebt sich in den Feldherrn Calgacus, der ihr in der Schlacht das Leben rettet. Verzweifelt versuchen sie, in ihre Zeit zurückzukehren, doch der goldene Halsreif ist während des Kampfes spurlos verschwunden.
Über die Autorin
Hildegard Burri-Bayer wurde 1958 in Düsseldorf geboren. Nach dem Realschulabschluß ließ sie sich zur Dozentin für Museumspädagogik weiterbilden und wurde später Leiterin eines privaten Stadtmuseums für Ausgrabungen.
Hildegard Burri-Bayer gehört zu den wenigen Menschen, die die Sternenscheibe von Nebra "für einen Moment" in ihren Händen halten konnten. Dieser Fund begeisterte sie so sehr, daß sie zu schreiben begann.
Hildegard Burri-Bayer ist verheiratet und hat fünf Kinder.
„Der goldene Reif“ ist ihr zweiter Roman (nach „Die Sternenscheibe“).
Informationen im Internet
- < Klick > Website der Autorin (allerdings recht knapp gehalten)
- < Klick > Hier die Autorenseite beim Verlag Fredebold und Fischer, bei dem ihre neueren Bücher erscheinen
Auch diese Artikel sind mir bekannt:
- < Klick > RP-Online über die Raubgräber der Sternenscheibe von Nebra
- < Klick > MZ - Web.de über den Prozeß um die Himmelsscheibe
Historische Anmerkung
Zwar handelt es sich nicht um einen historischen Roman im strengen Sinne, doch tauchen etliche historisch belegte Personen und Begebenheiten auf. Calgacus, im Buch trägt er den gälischen Namen Calach, war ein kaledonischer Heerführer, der ca. 55 - 115 n. Chr. lebte. In der Schlacht am Mons Graupius trat er als Anführer von über 30.000 caledonischen Kämpfern gegen die Römer unter Gnaeus Iulius Agricola an. Diesen Kampf verlor er jedoch.
Calach/Calgacus ist eine der Hauptpersonen dieses Buches, desgleichen spielt die genannte Schlacht eine wesentliche Rolle.
Ferner tritt Mog Ruith, eine Gestalt der keltischen (eigentlich irischen) Mythologie auf (< Klick > das sagt das englische Wikipedia über ihn).
Anmerkung zur Einsortierung
Selten fiel mir die Einsortierung in ein Genre so schwer wie bei diesem Buch. Für „Fantasy“ reichen die Zeitreise sowie zwei, drei übernatürliche Stellen nicht aus. Für „Historische Romane“ ist die Zeitdarstellung nicht ernsthaft genug (dem widerspricht auch die Zeitreise). „Science Fiction“ paßt nun schon gar nicht, außer, man würde den Roman wegen der Zeitreise dort einordnen wollen. Also habe ich das Buch in die „Belletristik“ einsortiert, obwohl aus allen genannten Genres durchaus einzelnen Elemente vorhanden sind.
Meine Meinung
Wie rezensiert man ein Buch, das in den Amazon-Rezensionen zwischen 1 und 5 Sternen erhält, mal in höchsten Tönen gelobt, dann wieder bodenlos verdammt wird? Wie werde ich einem Buch gerecht, das vor allem eines will: eine Geschichte erzählen, unterhalten, ohne gleich zur „großen ernsten Literatur“ zu zählen. In Deutschland ein eher schwieriges Unterfangen.
Aber damit sind die Stichworte gegeben. Das Buch ist sicherlich nicht das, was man unter „hoher Literatur“ oder gar „preisverdächtig“ versteht. Verglichen damit, fällt es natürlicherweise stark ab. Doch damit sollte man es auch gar nicht vergleichen. Es ist ein solides Stück Unterhaltung, bei dem man für ein paar Stunden den Alltag vergessen und in eine andere Welt entschwinden kann. Dies um so leichter, da es in der Jetztzeit beginnt und dann per Zeitreise zurück in die Zeit ca. ab 84 n. Chr. geht, um in einem „Epilog“ im Heute auszuklingen.
Natürlich gibt es einiges an Klischees. Die Guten sind meist nur gut und sehen auch so aus, die Bösen meist nur böse, und man sieht es ihnen auch an. Es gibt etliche Liebesszenen, und über das Ende brauchen wir uns auch nicht groß zu unterhalten. Aber mal ehrlich: würde es nicht so ausgehen, wie es eben ausgeht, hätte ich es auch nicht lesen brauchen.
Da gibt es natürlich den Liebhaber. Man hat sich zwar Jahre nicht gesehen, aber es war ja immer klar, daß er (Malcolm) nur sie (Miriam) geliebt hat. Das muß er ihr nur noch klar machen, und alles ist klar. Sie wird nicht groß gefragt. Was natürlich ein Fehler ist. Oder Calachs Mutter, die natürlich gegen die Verbindung mit Miriam ist. Plötzlich ist sie einfach nicht mehr da. Oder die Hochzeit überhaupt. Miriam kommt quasi aus dem Nichts, hat keine Mitgift, ist völlig fremd. Bald darauf ist sie mit Calach verheiratet. Miriam kommt aus einer anderen Zeit, hat von den Menschen und deren Lebensumständen, zu denen sie gekommen ist, so gut wie keine Ahnung, wird aber (fast) vorbehaltlos akzeptiert, lernt alles und niemand kommt auf die Idee, sie als „Hexe“ zu verschreien, wenn sie von seltsamen Dingen spricht. Und so könnte ich noch etliches anführen, was nicht ganz zusammen paßt oder schlicht und einfach zu glatt verläuft. Das „Aufeinanderprallen der Kulturen“ verläuft mir viel zu glatt und reibungslos (beispielsweise hätte die Kleidung Aufsehen erregen müssen). All das weist das Buch als zur Unterhaltung gehörig aus.
Aber dann wiederum der ungemein gut recherchierte Hintergrund. Als „Zweitbücher“ lese ich gerade einige über die Kelten. Etliches, was ich in Sachbüchern gefunden habe, steht auch so hier im Buch. Zum Beispiel, daß Speiseöl unbekannt ist und nicht verwendet wird, desgleichen stimmen die ganzen Beschreibungen zur Ernährung. Die Art des Wohnens und der Einrichtung, die Bekleidung und viele Kleinigkeiten mehr entsprechen dem, was ich über die Lebensweise der Kelten (gut, hier sinds Caledonier ) gelesen habe. Was mir noch auffiel: dies ist der erste Roman, der die Kampfweise der Kelten konsequent darstellt. Also mit Kopfjagd. All die vielen Kleinigkeiten, die oft nicht auffallen, hier jedoch ein stimmiges Gesamtbild dieser Zeit zwischen 80 und 100 n. Chr. ergeben.
Ferner war es eben nicht mit der Hochzeit zu Ende, sondern ging mit etlichen gefährlichen Situationen weiter, deren Ausgang vorher teilweise nicht ganz klar war. Das Leben ist eben nicht mit dem Ja-Wort zu Ende, sondern geht am nächsten Tag mit Höhen und Tiefen weiter.
So bin ich hin- und hergerissen, wie ich das Buch denn beurteilen soll. Letztlich kommt es auf jeden einzelnen an, was er/sie von dem Buch erwartet. Mich hat es prima unterhalten (auch jetzt beim zweiten Durchlesen), ich habe ein paar Stunden in einer fernen Vergangenheit verbracht, habe mitgelitten und mich mitgefreut. Immer wieder habe ich mich gefragt, wie ich wohl reagieren würde, wenn mir eine solche Zeitreise passieren würde. Denn Miriam hat sich bewußt entschieden, ihr Leben in Londinium ... äh London aufzugeben, alles hinter sich zu lassen und in eine Vergangenheit zu gehen, von der wir nicht sehr viel wissen.
Abschließend: Zeitreiseromane bringen eines mit Sicherheit mit sich: ein Zeitreiseparadox. Wie wäre es damit: Miriam wurde im ersten Jahrhundert nach Christus geboren, wuchs im 20. Jahrhundert auf, und kehrte dann wieder ca. ins Jahr 86 n. Chr. zurück.
Kurzfassung:
Ein Zeitreiseroman, der ins caledonische (schottische) Hochland ca. 84 n. Chr. entführt. Ein Roman, der im Hinblick auf die Lebensumstände der Caledonier gut recherchiert ist, und mich gut unterhalten hat.
Edit 30.06.2008: Link zur Rezi des Fortsetzungsbandes ergänzt.
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