Unter Wasser

  • Hey Eny, schön, mal wieder von Dir zu lesen!
    Die Geschichte ist bewegend und mitreißend :grin ...
    Der erzählerische Gedanke ist auch sehr gut.
    Ein paar kritische Anmerkungen und Fragen zum Text seien dennoch erlaubt - das ist meine persönliche Sicht, ohne jeden Anspruch an Objektivität, nur meine Eindrücke.
    - generell
    Warum hälst Du die Geschichte so kurz?
    Warum nimmst Du Dir nicht die Ruhe, in die Figuren einzusteigen?
    Ich finde, Du vergibst Dir dadurch eine Menge Chancen. Und könntest einiges zur Klärung der Geschichte beitragen.


    - zu Einzelheiten
    Im ersten Absatz komme ich mit den beiden Zeitebenen durcheinander. Es sind beide in der selben Zeitform geschrieben und wechseln ständig. Das macht mir das Lesen richtig schwer. Klar bekommt man nach ner Weile mit, wie es wohl sein soll, aber hier wäre eine eindeutigere Kennzeichung sehr hilfreich.
    Das Bild vom Flugsimulator wirkt für mich wie ein Fremdkörper in der Geschichte und es ist mir kaum nachvollziehbar. Meine Assoziationen mit einem Flugsimulator beziehen sich an Kindheitserinnerungen mit dem C64 (einem der ersten PCs) in den 80er Jahren. Und ich frage mich, wer aus der Leserschaft und auf welche Weise Kitty mit einem wirklichen Flugtrainer Erfahrung haben könnte.
    Ab dem Moment, wo der Hund abhaut, geht für micht die Personenführung mit den Personen den Bach runter. Auch wenn es vorn schon mal zu lesen stand, weiss ich plötzlich nicht mehr, wer wer ist, am wenigsten, wer "die beiden" sind, die plötzlich am Ufer sind. Hier würden mir ein paar Sätze mehr, die die Geschichte erzählen wirklich zu mehr Nachvollziehbarkeit helfen. Du kannst so gut erzählen, das wäre eine Stelle, zu gestalten und die Geschichte lebendig werden zu lassen. Die Eile der Geschichte muss nicht durch etwas Weile beim Erzählen verloren gehen. Wenn da eh Sekunden wie Minuten erscheinen durch die große Dramatik, ist auch Zeit, davon zu erzählen - ich glaube, das würde lohnen.
    Ähnlich sehe ich es mit der Rettungsaktion und dem plötzlich auftauchenden Mädchen.
    Woher kommt sie? Kommt sie aus dem Hubschrauber??
    Woher weiss der Hubschrauber, dass da Not ist? Hat Kitty ein Handy hergezaubert?, Hat sie mit einer Decke den Hubschrauber, der auf Kontrollflug unterwegs ist, herangelockt? - Auch da gibts Erzählchancen!


    Wer da in dem Abschnitt, der mit "Du musst ihn finden" beginnt, taucht und sinkt und Wünsche hat, wird mir auch nicht recht deutlich. Auch hier wünschte ich mir etwas klarer geführte Personen. Die Logik der Semantik deutet auf Kitty, die da in schwarzes schweres Wasser sinkt. Die Grammatik sagt, "das Mädchen" ist gemeint, aber warum dann diese Semantik vor allem in den folgenden Sätzen?


    Der Schluß löst mir zu viel auf, und zu viel aufs Mal. Und gleichzeitig passiert viel zu viel, was nur angedeutet wird und im Dunkeln bleibt. Da taucht eine Familie "des Mädchens" auf... Plötzlich taucht auch Kitty wieder auf, von der ich nicht mal genau wußte, ob sie gesunken war ...


    Alles in allem: eine wirklich erzählenswerte Geschichte, aber die Figuren sollten ausführlicher geführt und eingeführt werden. Die gesamte Geschichte verdient und braucht meiner Meinung nach mehr Raum um lebendig werden zu können und sich zu entfalten.
    Möglicherweise kann man auch die Zeitform ins erzählerischer Präsenz holen, damit der Leser immer gleichauf mit den Akteuren ist, sowas verleiht manchmal sehr starke Lebendigkeit.


    Nun hoff ich, dass wirklich deutlich wird, dass mir die Geschichte wirklich sehr gefällt, auch wenn ich einigen Verbesserungsbedarf sehen würde.
    Grüße
    Licht