Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen - Paulus Hochgatterer

  • Inhalt lt. Amazon:


    Am Morgen jenes 11. Septembers, an dem Terroranschläge mit gekaperten Flugzeugen die Welt erschüttern werden, steigen drei Männer ins Auto, um gemeinsam zum Fliegenfischen an einen steirischen Fluss zu fahren. Katastrophen alltäglicherer Dimensionen bestimmen im Folgenden das Geschehen, das sich zu einem wesentlichen Teil in der Vorstellungswelt des Icherzählers abspielt. Über psychische Entgleisungen wird dabei in der Runde nicht zufällig ebenso kompetent gefachsimpelt wie über Raffinessen des Angelsports, denn alle drei sind von Beruf Seelenärzte.
    Die angespannte Atmosphäre zeigt sich schon während der Autofahrt an Sticheleien unter Kollegen und sarkastischen Herrenwitzen, die bei einer Rast in einer hübschen Kellnerin ein neues Objekt finden. Sexuelle Tagträume und Gewaltfantasien lauern ständig im Hintergrund, als schließlich in der einsamen Naturidylle einer voralpinen Flusslandschaft die Angelruten ausgeworfen werden. Die Konkurrenz um den größten Fisch, von den Fachmännern natürlich in ihrer psychologischen Deutung ironisch reflektiert, nimmt scheinbar zwangsweise ein schlimmes Ende: Der Fänger eines kapitalen Saiblings fällt erst in giftigen Bärenklau und dann in den Fluss.


    Über den Autor:


    Paulus Hochgatterer, 1961 im niederösterreichischen Amstetten geboren, studierte Medizin und Psychologie. Er lebt als Kinderpsychiater und Schriftsteller in Wien. Für sein literarisches Schaffen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Deutschen Krimipreis 2007 für seinen Roman "Die Süße des Lebens" (Quelle: dtv).


    Meine Meinung:


    Der Klappentext zitiert Samuel Moser, Rezensent der NZZ, folgendermaßen:
    "Satt im Ton, flott im Tempo, raffiniert im Arrangement."
    Dementsprechend erwartungsfroh machte ich mich an die Lektüre.
    Die Ausgangssituation ist nicht die uninteressanteste:
    Drei Arbeitskollegen, alle im Bereich der Psychiatrie, Psychotherapie und Psychoanalyse tätig, lassen die Zivilisation hinter sich, um das Wochenende mit Fliegenfischen zu verbringen.
    Wer nun aber psychologisch-philosophische Dialoge, tiefere Einsichten oder auch einfach nur Einblicke in die männliche Seele erwartet, hat die Rechnung ohne Hochgatterer gemacht, der sich in schier endlosen, detaillierten Informationen über das Fliegenfischen im Allgemeinen und die verschiedenen Fischarten und jeweiligen Köder, mit denen diese gefangen werden können, erschöpft.
    Zwischendurch langweilt der Autor den Leser auch noch mit pseudointellektuellen Diskursen.
    Ich werde das Gefühl nicht los, dass mir ein ganz grundlegender Aspekt dieses Buches verborgen geblieben ist ...
    Immer wieder geht es um Imagination, die der Ich-Erzähler in dem Mädchen von der Raststätte personifiziert sieht.
    "Das Leben bestehe in Wahrheit aus nichts als aus Imagination auf der einen und aus narrativer Rekonstruktion auf der anderen Seite ..." ist vermutlich ein ganz zentraler Satz dieses Romans.
    Was er im Hinblick auf diese Geschichte bedeuten soll, kann ich allerdings nicht ansatzweise vermuten. Dafür fehlt mir womöglich das epistemologische Verständnis.


    Fazit: Ein diffuses, schwer zugängliches Buch, das ich nur zu Ende gelesen habe, weil es wirklich sehr kurz ist und das ich mit Sicherheit keinem Kunden empfehlen werde.
    Gutmütige 5 Punkte.

    Man muss ins Gelingen verliebt sein,
    nicht ins Scheitern.
    Ernst Bloch

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Seestern ()

  • Eine interessante Rezi:
    die "sychologisch-philosophische Dialoge, tiefere Einsichten oder auch einfach nur Einblicke in die männliche Seele" würden mich schon sehr interessieren, "detaillierten Informationen über das Fliegenfischen"
    überhaupt nicht. :-)
    Vielen Dank, Seestern.

    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,

    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig. :lesend
    Ernst R. Hauschka

    Liebe Grüße von Estha :blume