Major Thompson entdeckt die Franzosen
von: Pierre Daninos
OT: Les Carnets du major Thompson (1954)
vergriffen
Übersetzung des franz. Klappentextes
Nachdem er die Tigerjagd aufgegeben hat, macht Major W. Marmaduke Thompson sich daran, den französischen Dschungel zu erforschen und seine Erkenntnisse über die Einheimischen, ihr Verhalten und ihre Angewohnheiten, ihre Qualitäten und ihre Schwächen festzuhalten...
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Meine Meinung
Ich bin dank Delphin auf dieses Buch gestoßen <klick> und habe mich beim Lesen wunderbar amüsiert.
Zwar schon in den 1950er Jahren erschienen, hat es nicht viel an Gültigkeit verloren, denn die Klischees über Franzosen und Engländer sind immer noch die selben geblieben.
Major Thompson beschreibt aus seiner britischen Sicht die Welt der Franzosen, Pierre Daninos, als mutmaßlicher "Übersetzer" annotiert dies mit netten Seitenhieben gegen die Engländer. Eine gelungene Mischung, denn wie heißt es so schön - niemand unterscheidet sich so sehr wie Briten und Franzosen. Das fängt schon bei der Sprache an, Englisch und Französisch vertragen sich nicht, da helfen auch die im Buch erwähnten Sprachführer nichts. Ein Engländer verzweifelt über dem "Ze dineur is raidi" (The dinner ist ready) eines Franzosen und der Franzose über dem "Ekskyse-mwa... Y jatil kelkoe isi ki parle aglé?" ("Excusez-mois ... Y a-t-il quelqu'un ici qui parle anglais?)
Und so analysiert das Buch zwar die Eigenheiten der Franzosen auf amüsante Weise und man lernt zum Beispiel, dass die Franzosen ein Volk der Widersprüche sind, es wird warnend auf das Verhalten der Franzosen im Straßenverkehr hingewiesen und Major Thompson erklärt sein Unverständnis für die Tour de France - gleichzeitig aber wird einerseits durch den Major selbst, aber auch durch die Fußnoten auf die Teesucht der Engländer angespielt (nicht nur einmal verlässt der Major im Streitgespräch mit seinem französischen "collaborateur" Daninos den Raum wütend auf der Suche nach einem Teesalon) oder britische Prüderie wird aus Korn genommen.
Natürlich spielt das Buch mit Klischees, besteht fast nur aus ihnen, die englische Nanny, Miss ffyfth (kleingeschrieben!) ist köstlich, wenn sie dem Sohn des Majors erklärt, er könne sich glücklich schätzen in Frankreich zu leben, da es dass einzige Land sei, dass das Privileg besitze, nur 30 Kilometer entfernt von Großbritannien zu liegen, oder die französischen Angestellten in die Flucht treibt.
Dennoch neutralisiert sich diese Klischeelastigkeit, da sie beiderseitig ist und somit sich selbst ins Lächerliche zieht. Und schließlich, wie kann es auch anders sein, hat Major Thompson sich in Frankreich verliebt, genießt das exquisite Essen, und beginnt selbst von seiner birtischen Korrektheit abzuweichen.
Obwohl das Buch somit über weite Strecken amüsant und unterhaltsam ist, beginnt es vor allem am Ende, sich hinzuziehen und an Charme zu verlieren. Das in meiner Ausgabe vorhandene Nachwort (Après-propos de 1950-94) habe ich nur noch überflogen. Vielleicht war ich aber auch nur ein wenig übersättigt
Leider ist dieses hübsche kleine Büchlein auf deutsch vergriffen, über amazon.fr ist zumindest der erste Band (ich verlinke ihn im nächsten Post) noch zu bestellen.
Fazit
Ein kleines Büchlein voller Humor, dass die Briten und Franzosen gleichermaßen auf die Schippe nimmt. Zwar mit kleinen Schwächen, aber im Großen und Ganzen sehr nett.
7/10 Punkten
bartimaeus