Helge Timmerberg: In 80 Tagen um die Welt
Klappentext:
Auf den Rücken eines Elefanten bekommt mich übrigens niemand mehr, solange es noch alternative Fortbewegungsmittel gibt, und was die ausgiebigen Schiffspassagen angeht, die bei meinem hochgeschätzten Vorbild eine so große Rolle spielen: Da muss ich ebenfalls passen. Die Romantik der christlichen Seefahrt ist in den Häfen zu finden, nicht dazwischen. Nee, Herr Verne, da werden wir nachbessern müssen. Aber noch etwas unterscheidet uns wesentlich: Einer von uns ist nie losgefahren. Und ich bin das nicht.
Der Autor Helge Timmerberg ist Jahrgang 1952 und anscheinend ein alteingesessener Hippie und Journalist.
Beim Lesen habe ich natürlich mit anderen Werken des "In n-Tagen um die Welt" -Genres verglichen: Mit dem "Original von Jules Verne (vor rd. 25 Jahren gelesen, aber ich weiß noch genau, wo das Buch in der Dortmunder Stadtbibliothek stand :-)), mit der Romanverfilmung mit Pierce Brosnan (weil ich die erst neulich gesehen habe), "In 180 Tagen um die Welt" von Matthias Politycki und - nicht ganz fair, ich weiß - mit Michael Palins BBC-Doku "Around the World in 80 Days".
Bis auf Jules Vernes Buch sind alle anderen "Erlebnisse" Tatsachenberichte, auch Helge Timmerberg hat die 80-tägige Reise anscheinend tatsächlich unternommen und statt Elefanten hat er hin und wieder das Flugzeug genommen (im Gegensatz zu Michael Palin). Das es auch bei "Tim" (so nennt er sich im Ausland, um nicht als Helga zu enden) einen Wettbewerb gab und welchen, erfährt der Leser erst zum Schluss.
Helge Timmerberg hält sich grob an die Reiseroute des fiktiven Phileas Fogg, entscheidet sich oftmals spontan für das Fortbewegungsmittel und denkt ansonsten sehr viel nach. Er hat Zeit, in 80 Tagen heute um die Welt zu kommen bedeutet eher, dass man die eigene Langsamkeit entdecken muss.
Ich fand das Buch über weite Strecken nur unteres Mittmaß, es ist - für meinen Geschmack! - zu sehr geprägt von esoterischen und drogengeschwängerten Lebensgedanken und außerdem widmen sich ein Großteil des Reiseberichts Asiens und das wurde mir nach einer Weile einfach zu viel. Erst als es nach Lateinamerika ging, wurde es für mich interessanter.
Auch wenn es streckenweise für mich nicht so interessant war, durchlesen lohnt sich, denn der Autor macht doch immer wieder Beobachtungen, die einem zu 100% aus der Seele sprechen (z.B. Aversion gegen Swimming-Pools) oder die so unerwartet und witzig sind, dass man laut auflachen muss.
Eine schöne Beobachtung aus Mexiko-Stadt (S. 243 oben, es passt so schön zum Thema Bücher): "Auch schön, die alten Buchläden und der Staub, der zwischen den Regalen in den Strahlen der Sonne tanzt, als wäre jedes einzelne, jedes noch so kleine Staubpartikel eine Schutzfee für Wörter. Oder eine Fee, die lesen will."
Wer sich sehr für Asien und Esoterik interessiert, für den ist dieses Buch genau das Richtige. Für alle anderen würde ich sagen, eine schwache 3 auf der Schulnotenskala.