Frankenstein - Mary Shelley

  • Frankenstein von Mary Shelley begeistert mich immer wieder!


    Ich denke, M. S. hat mit ihrem Roman deutlich aufgezeigt, dass das Monster niemals eine wirkliche Chance in der Gesellschaft bekommen hat, sich zu "etablieren". Dies wäre nur geschehen, wenn es nicht so entstellt ausgesehen hätte. Das Monster hat sich mehr oder weniger erst danach zu einem Monster entwickelt, doch hat es seine Taten nur begangen, weil ihn die Verletzlichkeit zu einem hasserfüllten Wesen gemacht hat. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen und ich denke, es steckt mehr dahinter, als nur die Gesellschaft damit zu unterhalten. Möglicherweise wollte sie ihr nur den Spiegel vorhalten. Ich hatte sehr viel Mitleid mit ihm. Shelley hat es geschafft, nicht nur Frankenstein als solchen hinzustellen, den der Wissensdurst dazu getrieben hatte, einen Menschen erschaffen zu wollen und Gott zu spielen, sondern auch sein Gegenstück, das Monster zu Beginn menschlich darzustellen und nur weil die Anerkennung gefehlt hat, ihn mehr oder weniger zu dem mutieren zu lassen, was am Ende aus ihm geworden ist. Wer weiß, was die Gen-Technik eines Tages schafft und wie gut es tatsächlich für die Gesellschaft ist, Gott zu spielen. Was Shelley aber hervorragend geschafft hat, war ihre Leser in den Bann zu ziehen. Das ist das Größte, was ein Autor erreichen kann und ich hoffe, dies mit Mariposa und Diagnose: Schizophasie eines Tages auch zu schaffen. Shelley hat es geschafft und das macht einen guten Roman aus. Nur wenn man mit ihren Figuren mitfühlen kann, ist man mitten im Geschehen. Und das hat sie mit ihrem Frankenstein auch erreicht. Ich denke, viele hatten Mitleid mit dem Monster, viele haben es gehasst, aber man darf nicht "übersehen", aus welchem Grunde er erst so geworden ist. Ein großartiger Klassiker. Ich lese ihn immer wieder gern.


    Darja Behnsch
    Autorin
    :lesend

    Mein Name ist Darja Behnsch. Ich bin Autorin von "Diagnose: Schizophasie", "Mariposa" und "Obsession, Sinnenrausch & Bella Donna". Das Search Inside und Leseproben sind im Amazon eingerichtet.

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  • Klar, Batcat, mach' ich. Hab' ich dir im anderen Thread auch schon bestätigt...


    LG Darja


    P. S.: :-)

    Mein Name ist Darja Behnsch. Ich bin Autorin von "Diagnose: Schizophasie", "Mariposa" und "Obsession, Sinnenrausch & Bella Donna". Das Search Inside und Leseproben sind im Amazon eingerichtet.

  • Wer mehr über Mary Shelley erfahren möchte, findet einen ausführlichen Artikel bei wikipedia.


    Zu dem Buch gab es auch eine gemeinsame Leserunde, die >HIER< nachgelesen werden kann :wave


    Meine Rezension:


    Die Geschichte von Victor Frankenstein, der aus wissenschaftlichem Interesse, blindem Ehrgeiz und dem Verlangen nach Ruhm heraus, ein lebendiges Wesen erschafft, ist auch auch heute nicht zuletzt angesichts der Fortschritte in der Genforschung noch so aktuell wie vor 200 Jahren. Verantwortung und die Frage nach dem Nutzen und der Gefahr des Fortschritts sind die zentralen Aspekte dieser beklemmenden Geschichte eines Mannes, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wurde und sein ganzes Leben zerstörten. Als Mischung aus Briefroman und Erzählung konzipiert, wird "Frankenstein" aus mehreren Blickwinkeln erzählt: hauptsächlich von der Victor Franksteins selbst, aber auch dem seiner namenlosen "Kreatur" und seines Zuhörers Kapitän Walters, dem Frankenstein sein Leben schildert. Entgegen der landläufigen Meinung ist die Abgrenzung von Gut und Böse bei Frankensteins "Monster" nicht so einfach zu ziehen, Mary Shelley stellt vielmehr dar, welche Folgen die erzwungene Isolation eines lebendigen Wesens haben kann, das sich nach menschlicher Nähe und Liebe sehnt. Ein düsteres, spannendes und wichtiges Plädoyer für die Demut des Menschen und die Aufforderung, sich der Verantwortung bewusst zu werden, die mit dem Eindringen in die Natur einhergeht!

  • Millas Rezi ist nicht viel hinzuzufügen.
    Mir bleibt noch zu sagen, dass mir der, wenn auch etwas "blumige" Schreibstil ganz gut gefallen hat, auch wenn sich das Buch stellenweise etwas in die Länge zog. Die Charaktere waren mir (bis auf 2 Ausnahmen ) entweder zu sehr Gutmensch oder einfach zu jammrig. Der Grundton der Geschichte ist gut herausgearbeitet, auch wenn ich es mir stellenweise ein klein wenig ausführlicher gewünscht hätte.

  • Hallo!


    Ich habe das Buch nun im Zuge meines AltSuB-Abbaus gelesen, und zwar in englisch. Daher hatte ich zunächst auf den ersten zwei Dutzend Seiten ein wenig Startschwierigkeiten, um in die teils recht altertümliche Sprache hinein zu finden. Aber nachdem man sich damit arrangiert hatte, lief es ziemlich flüssig. Ähnlich wie ich es schon von Brahm Stokers "Drakula" kannte, der ja ebenfalls im 19.Jahrhundert veröffentlicht wurde, ist der Umgang der Figuren miteinander sicherlich nicht mehr zeitgemäß und sehr emotional (was insbesondere beim Umgang der Männer untereinander auffällt).
    "Frankenstein" ist aber natürlich ein Klassiker, und als solcher hat er bis heute von seiner thematischen Brizanz nichts verloren. Es gibt hier nicht "den Guten" und "den Bösen" sondern es wird breitflächig in Grautönen gemalt.
    Der ehrgeizige junge Victor Frankenstein ist so auf seinen Erfolg fixiert, dass er erst nach Vollendung seiner Arbeit erkennt, was er da geschaffen hat. Geschockt flieht er und überlässt das Monster, welches er schuf sich selbst.
    Dieses muss bald erkennen, dass es keinen Platz in der Gesellschaft gibt für ein Geschöpf wie es selbst, und bald schlägt seine Einsamkeit in Hass auf seinen Schöpfer um...


    Besonders hat mich der Teil beeindruckt, der aus Sicht des Monsters erzählt wird.. da kann man sich schon fragen, ob einem der Schöpfer, der in seinem Jugendlichen Drang einen dummen Fehler gemacht hat, mehr leid tun soll, oder seine Kreatur...


    Insgesamt ein durchaus lesenswerter Klassiker!


    liebe Grüße
    Aj

  • Was mich auch daran fasziniert, ist nicht nur das Buch selbst, sondern die Umstände und das ganze Drumherum, wie Mary Shelley auf die Idee zu "Frankenstein" gekommen ist. Die berühmten Persönlichkeiten der damaligen Zeit, mit denen sie am Genfer See war wie Lord Byron und John Polidori.
    Ich werde übrigens dieses Jahr wahrscheinlich Schloss Frankenstein besichtigen, dessen Mythos Mary Shelley ja auch inspiriert hat. :-) Bin schon gespannt.

  • Einer der Klassiker, die ich schon einige Zeit im SUB hatte, weil das ja eins der Bücher ist, die man "schon immer mal lesen wollte".
    Nun habe ich seinen Ruf erhört und wurde belohnt mit einer einfühlsamen und verstörenden, aber nicht ganz ausgereiften Geschichte.


    Der Schöpfer und sein Geschöpf; wie sich hassender Vater und Sohn sind sie nicht in der Lage, sich gegenseitig Raum zum Leben zu lassen oder dass der eine das Leben des anderen von eigener Hand beendet.


    Der eine ist besessen von der Idee, ein aus Leichenteilen zusammengeflicktes Werk zum Leben zu erwecken, und das zum Leben erweckte Werk ist überraschenderweise empfindsam und möchte nicht allein sein.


    Am Anfang dachte ich "laaaaangweilig", aber ich habe durchgehalten und bin bis auf ein paar Kleinigkeiten wirklich angetan von dem Buch. Dass der genaue Vorgang der Wiederbelebung aufgrund der Geheimhaltung nicht beschrieben wird, fand ich ein bisschen billig, aber nachvollziehbar.


    Man kommt nicht dran vorbei, sich während der Lektüre zu fragen, ob Gott (also ich meine den aus der Bibel ;-)) sich auch von seiner Schöpfung so schaudernd abwandte, nachdem er festgestellt hat, wie grausam sie sein kann. Und auch nicht in der Lage war, seine eigene Schöpfung wieder zu zerstören.


    Der Schreibstil ist ziemlich männlich, finde ich, aber typisch für die Zeit, so auch der Umgang der Menschen miteinander.


    Von mir gibt es 8 Punkte für diesen lesenswerten und gut lesbaren Klassiker.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Die Geschichte um Viktor Frankenstein und sein "Monster" beginnt im ewigen Eis des hohen Nordens. Der Engländer Walton nimmt den völlig entkräfteten Schweizer an Bord seines Expeditionsschiffes, das im Eis feststeckt. Während sie auf die Schneeschmelze warten, erzählt Frankenstein seine Geschichte. Aufgewachsen in einer behüteten Familie, verlässt Viktor seine Heimat am Genfer See, um in Ingolstadt Naturwissenschaften zu studieren. Schon immer faszinierte ihn das Geheimnis um Leben und Tod und eines Tages gelingt es ihm, ein Geschöpf zu erschaffen, zusammengesetzt aus vielen Körperteilen. Als ihm klar wird, was er getan hat, verflucht er sich selbst und wünscht sich nichts sehnlicher, als alles rückgängig machen zu können und seine Schöpfung zu zerstören. Aber so einfach ist das nicht und mit der Zeit entwickelte das Ungeheuer Gefühle und stellt fest, das jeder Mensch Angst vor ihm hat. Als Frankenstein sich weigert, ein zweites Wesen zu erschaffen, damit es selbst nicht mehr allein ist, schwört das Ungeheuer Rache an seinem Schöpfer.


    Die Entstehungsgeschichte von Mary Shelleys Roman "Frankenstein" ist beinahe genau so interessant wie der Roman selbst. Wie kommt ein junges Mädchen dazu, sich so etwas Unheimliches auszudenken? Die Idee entstand bereits im Jahr 1816. Mary Shelley hielt sich damals mit ihrem Mann, dem Dichter Percy Shelley und ihrer Stiefschwester am Genfer See auf. Dort trafen sie sich mit Lord Byron und seinem Leibarzt Dr. John Polidori. Der Sommer war verregnet und kühl und so hielten sie sich viel in der Villa auf und erzählten sich Geschichten. Daraus entstand ein Wettbewerb: Jeder sollte eine Geistergeschichte erfinden. Mary tat sich zunächst schwer damit, aber dann - so schreibt sie in der Einleitung zum Roman - hatte sie einen Traum und daraus entstand die Idee zu "Frankenstein".


    Der Aufbau des Romans beginnt mit Briefen des Engländers Walton an seine Schwester, in denen er von seiner Expedition zum Polarkreis erzählt und von seinem ersten Treffen mit Frankenstein. Dann folgt der Bericht Frankensteins über seine Familie und Kindheit sowie seine Studienzeit und wie er dazu kam, ein Menschenleben erschaffen zu wollen. Das Entsetzen darüber, was er tatsächlich erschaffen hat, kommt sehr gut rüber. Athmospärisch wird das Grauen beschrieben, der gesundheitliche Verfall Frankensteins, als er erkennt, was er getan hat und seine Versuche, das Unheil irgendwie abzuwenden. Dem Leser ist klar, dass jeder Versuch sinnlos ist, was das Ganze noch tragischer macht.

    Als das Monster seinem Schöpfer erzählt, wie es ihm seit seiner Flucht aus Ingolstadt ergangen ist, kann man sogar fast ein bisschen Mitleid mit ihm haben. Es hat schließlich nicht darum gebeten, zum Leben erweckt zu werden und muss nun mit den Folgen klar kommen.


    Fast 200 Jahre nach der ersten Veröffentlichung hat die Geschichte nichts von seiner Faszination verloren. Natürlich muss man sich an die Sprache gewöhnen, aber sie ist auch nicht zu altmodisch.


    Nachdem "Frankenstein" jahrelang auf meine SUB geschlummert hat, kann ich nun sagen, dass es sehr interessant war, die Geschichte zu lesen. Stellenweise war es zwar ein wenig langatmig, aber ich habe es nicht bereut, das Monster nun endlich zum Leben erweckt zu haben.