Originaltitel: Red Leaves
Klappentext:
Eric Moore lebt mit seiner Familie ein Bilderbuchleben in einer amerikanischen Kleinstadt. Doch plötzlich gerät die Idylle aus den Fugen. Sein halbwüchsiger Sohn Keith wird gebeten, einen Abend auf die achtjährige Nachbarstochter Amy aufzupassen - und am nächsten Morgen ist das Mädchen spurlos verschwunden. Verzweifelt beteuert Keith seine Unschuld, aber Eric wird den quälenden Verdacht nicht los, dass sein Sohn ein Kindsmörder sein könnte ...
Über den Autor:
Thomas H. Cook hat fast zwanzig Kriminalromane verfasst, erhielt den Edgar Award und andere Auszeichunungen. Er gilt als einer der versiertesten Spannungsautoren des USA. Seine Romane erhalten in der amerikanischen Presse regelmäßig hymnische Besprechungen. Er lebt in New York City und auf Cape Cod.
Meine Meinung
Das Buch ist aus der Sicht des Ich-Erzählers Eric geschrieben. In Rückblenden erzählt er von seiner Familie, von Keith und wie er zum Babysitten aufbrach. Nach diesem Abend ist nichts mehr, wie es vorher war.
Durch diese Rückblenden fließt immer die späte Einsicht ein, was damals falsch lief. Eric kommt insgesamt an einen Wendepunkt in seinem Erwachsenenleben. Auf einmal hat sich sein Blickwinkel verschoben, er sieht die Menschen um sich rum, seine Familie, mit anderen Augen. Selbst Vergangenes aus seiner eigenen Kindheit wird neu beleuchtet und sieht auf einmal anders aus. Der Zweifel, das Mißtrauen frisst sich "wie Säure Schicht um Schicht durch Vertauen und Loyalität und kennt immer nur eine Richtung, nämlich nach unten" [/zitat].
Der Roman ist kurz, nur 317 Seiten. Cook hat kurz und kompakt diesen Zerfall einer Familie auf diese Seiten komprimiert. Es ist ein tragisches und trauriges Buch, dabei sehr spannend und durchaus gut geschrieben. Manche Formulierungen haben mir sehr gut gefallen, zum Schluß trägt er vielleicht ein wenig zu dick auf, aber da alles so kurz und knapp ist, ist es schnell vorbei.
Ich finde es bemerkenswert, wie zielgenau Cook mit wenigen, aber gut gewählten Worten aus einer fast banalen Thrillervorlage einen spannenden, berührenden Krimi geschaffen hat. Trotzdem es weniger um die Tätersuche geht als um das, was Verdacht und Mißtrauen aus einem machen können und welche Abgründe vielleicht in jedem von uns schlummern, ist es ein spannender Krimi.
Auf jedenfall werde ich mir mal die anderen Bücher von Cook anschauen. Für mich war "Gift des Zweifels" einer des besten Krimis, die ich seid längerem gelesen habe.