Inhalt (Klappentext)
Man hat Charlotte von Schiller bisher fast immer als das gute Hausmütterchen gesehen, unbedeutend und schon von der Erziehung her domestiziert, gebildet, soweit es gesellschaftliche Ansprüche verlangten, eine ästhetische Zutat, ein hübsches Schmuckstück, und aus diesem Blickwinkel gesehen, unbedeutend und kaum der Erwähnung wert. Deshalb ist es verlockend, ja höchst notwendig, Charlotte von Schiller mit klarem Blick anhand der hinterlassenen Briefe und Aufzeichnungen kennenzulernen, mit Notierungen aller kleinen Begebenheiten ihres Daseins, mit eindringlicher Fühlung und dem versuch, ihr Wesen zu begreifen und begreiflich zu machen.
Autorin
Utta Keppler, die in Stuttgart als Tochter eines Pfarrers geboren wurde, besuchte die Kunstakademie, arbeitete als freie Mitarbeiterin bei Zeitungen und Zeitschriften und schrieb biographische Romane um weibliche historische Persönlichkeiten, u.a. Katharina Kepler (die Mutter des Astronomen) und Maria Sibylla Merian.
Meine Meinung
Bei diesem Buch handelt es sich in meinen Augen nicht um einen "biographischen Roman", sondern um eine Biographie. Das Leben der Charlotte Schiller wird von ihrer Kindheit an geschildert: da ihr Vater früh verstarb, war die Mutter von dem Gedanken besessen, ihre beiden Töchter Karoline und Charlotte gut zu verheiraten, wobei unter "gut" natürlich Geld und Titel zu verstehen waren. Karoline wurde dann auch gegen ihren Willen mit einem wohlhabenden ungeliebten Mann verheiratet, von dem sie sich scheiden ließ, um einen Mann ihrer Wahl zu ehelichen.Die sanfte Charlotte wird im vorliegenden Buch immer wieder im Vergleich zu ihrer geistsprühenden, aufsässigen Schwester dargestellt. Schiller pflegte eine enge Freundschaft zu beiden Schwestern, heiratete (angeblich durch Karolines Mitwirkung) Charlotte, die ihn fortan hingebungsvoll liebte. Vom 2. Teil der Biographie an, also ab der Heirat, sehen wir Charlotte nur noch neben Schiller. Eigentlich wird hauptsächlich über Schiller und auch viel über Goethe berichtet, Charlotte tritt als liebende Ehefrau und treusorgende Mutter in Erscheinung und der Leser fragt sich, wodurch die Ankündigung auf dem Klappentext eigentlich gerechtfertigt ist. Dieser Eindruck setzt sich im letzten Teil über Charlottes Witwenzeit fort. Sowohl aus dem biographischen Text als auch aus den erhaltenen Briefen Charlottes an ihre Verwandtschaft geht hervor, dass sie nur noch ihren Kindern zuliebe am Leben bleibt und ansonsten darauf hofft, durch den Tod mit ihrem verstorbenen Mann wiedervereint zu werden.
Charlotte ist eine sympathische Frau, die sich für ihre Familie aufopfert, sie ist auch durchaus nicht ungebildet, aber ich kann sie nicht als eigenständige Persönlichkeit mit Ecken und Kanten sehen.
Der Erzählstil hat mir nicht besonders zugesagt. Die Sätze sind oft sehr lang und verschachtelt und die Autorin fühlte offenbar die Verpflichtung, sich quasi "themengemäß" ziemlich poetisch auszudrücken. Das ist schade, da das Thema interessant ist, das Lesen aber etwas mühselig wird. Gelegentlich springt die Autorin bei der Erzählzeit hin und her: Passagen im Präsenz werden plötzlich und nicht nachvollziehbar von Sätzen im Präteritum abgelöst.
Soweit ich es verstanden habe, ist das Buch nur noch im Antiquariat erhältlich und bei amazon ist auch kein Titelbild verfügbar.