Gott behüte! - Robert Misik

  • Kurzbeschreibung:


    Robert Misik beschreibt das Denken der Islamisten, aber auch den Hype um Papst Benedikt XVI. Sein Resümee: Gott schütze uns vor der Renaissance der Religionen!


    Eigene Meinung:



    Ich habe dieses Buch vor allem wegen seinem Untertitel „Warum wir die Religionen aus der Politik raushalten müssen“ gekauft. Und der ausführlichere Klappentext am Buch und das Inhaltsverzeichnis lassen auch eine Behandlung vor allem dieses Themas vermuten, vorgefunden habe ich dann etwas anderes.


    Robert Misik beschäftigt sich mit der Renaissance der Religionen. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme der „Trends“ rund um den Globus, untersucht er dabei einerseits Entwicklungen in der westlichen Welt und in der islamischen Welt.


    Für den Bereich der westlichen Welt wird vor allem die katholische Kirche Hauptthema. Er analysiert den Weg Papst Benedikts, der sich seiner Meinung nach bewusst gegen den Mainstream positioniert, um so die Sympathien eines Revoluzzers auch sich zu vereinen.


    Dabei geht er dann auf das Verhältnis eines modernen demokratischen Rechtsstaats zur Religion ein. Bedingen sie sich? Kann der Rechtsstaat ohne Religion existieren?


    In der islamischen Welt führt Misik vor allem eine radikale Auslegung des Korans vor, auf den sich Gruppen wie die Moslembrüderschaft oder Al Kaida stützen. Hüpft dann in eine Erörterung über den Kampf der Kulturen, bevor er zu seinem Schluß gelangt, dass Gott vor der Renaissance der Religionen schützen solle.


    Dabei werden zwar auch immer wieder interessante Fragen aus dem Bereich der poltischen Theologie aufgegriffen, aber der Untertitel des Buches passt meiner Ansicht nach nicht. Hier grast Misik ein sehr weites Feld in schwindligen Höhen ab, die Frage, nach dem Verhältnis von Politik und Religion wird für mich nur ungenügend behandelt. Spannungsfelder werden zwar schlagwortartig angesprochen, im Detail aber nicht genauer betrachtet. Was sehr schade ist, wenn dann bei diesem Untertitel mit keinem Wort auf das erste Scheitern der Regierung Prodi bspw. eingegangen wird, wo viele Kommentatoren den Widerstand des Vatikans gegen die geplanten Änderungen im Eherecht verantwortlich gemacht hatten oder auf den hochaktuellen Fall Türkei, wo das Problem von Trennung von Staat und Kirche gerade auf einen Höhepunkt zusteuert, der ob der Aktualität des Buches zumindest schon erkennbar war zu dem Zeitpunkt ist schade.



    Insgesamt war mir das Buch auch zu pauschal gehalten. Es ist in einem sehr lockeren und leicht zu lesenden Stil geschrieben, mit dem auch einige flapsige Formulierungen einhergehen.
    Misik verhaut es sich mit der Glaubwürdigkeit auch oft selbst. Wenn man am Ende zum Resultat gelangen möchte, dass Religion sich aus Politik raushalten muss, dann kann ich es ja verstehen, dass man bei der Wahl der Wortspenden kirchlicher Würdenträger die auswählt, wo ein Durchschnittsmensch Bauchweh bekommt (so finden sich die „Gebärmaschinen“ von Bischof Mixas oder die Äußerungen von Weihbischof Andreas Laun [Salzburg], der eine höchst fragwürdige Haltung zu Fragen des Schwangerschaftsabbruchs immer wieder öffentlich artikuliert) deutlich in der Überzahl der Zitate. Hier wird aber auch wieder nicht differenziert. Die verschiedenen Ebenen der Politik werden nicht durchgespielt, sondern hier Politik als solches herangezogen. Wenn auch durchaus an manchen Stellen auch positive Dinge erwähnt werden.


    Auch nicht wirklich überzeugen konnten mich einige persönliche Werturteile von Misik. Wenn er meint, ein bestimmter konservativer österreichischer Bundespolitiker habe einen „schlechten Charakter“ hier auf eine allgemeine Verbannung der Religionen aus dem Feld der Politik zu votieren, erscheint mir nicht das schlüssigste Argument zu sein.


    Zwischendurch (dafür sehr selten) finden sich dann auch sehr eigenwillige Argumentationsketten, wenn dann Verbindungen zwischen der Mordrate eines Landes und seiner „Religiösität“ gezogen werden. Da hofft man zwar eine augenzwinkernde Argumentation herauslesen zu können, um absurde Argumentationen der „Gegenseite“ bloßzustellen, sicher bin ich mir dabei allerdings nicht.


    Summa summarum ein gut lesbares Buch, welches mit einigen Gedankenanstößen aufwarten kann. Allerdings lasst es meiner Meinung nach bei dem Thema viele interessante Fragen aus und verlagert sich zu schnell in „Standardstreitthemen“.