'Die Kapelle der Glasmaler' - Seiten 641 - Ende

  • Zitat

    Original von Solas


    Die Fußwaschung mit dem Bettler gehört im weitesten Sinne dazu. Außerdem ist sie Teil des aktiv gelebten Glaubens der damaligen Zeit. Der König hat das zu hohen Feiertagen auch gemacht.


    Bei uns wird das an Gruendonnerstag immer noch gemacht. Die Priester machen's, auf dem Altar. (Nur einen Fuss, den anderen muss man sich auch an diesem Tag schnoede selbst waschen.)


    Zu dem letzten Teil bleibt mir wenig zu sagen, was nicht schon gesagt ist: Ein wunderschoenes Ende fuer ein wunderschoenes Buch.
    Eigentlich denke ich mir keine Geschichten ueber das Ende hinaus aus, aber darueber, wie es fuer Ghislain weitergegangen sein koennte, habe ich schon des Oefteren nachgedacht.


    Ich bin aber froh, dass ein ganz anderes Buch von Kirsten uns erwartet, keine Fortsetzung. Der Roman ist rund und abgeschlossen, mir gefaellt es so besser.


    Alles LIebe von Charlie

  • Danke schön, liebe Charlie!


    Zitat

    Original von Charlie
    Bei uns wird das an Gruendonnerstag immer noch gemacht. Die Priester machen's, auf dem Altar. (Nur einen Fuss, den anderen muss man sich auch an diesem Tag schnoede selbst waschen.)


    Auf dem Altar? Wie muss ich mir das vorstellen?


    Kann mir jemand sagen inwieweit das in den anderen Kirchen heute noch dazu gehört? Ich bilde mir ein, den Papst mal bei so etwas gesehen zu haben, aber ehrlich gesagt geht manchmal meine Phantasie mit mir durch.


    Zitat

    Original von Charlie
    Der Roman ist rund und abgeschlossen, mir gefaellt es so besser.


    Nicht, dass ich nicht an den Figuren hänge, aber ja, für mich ist die Geschichte, die dieser Roman erzählt, auch abgeschlossen.


    Alles Liebe


    Kirsten


  • Da müsste ich meinen Freund fragen. In der italienischen Gemeinde hier, strengstens katholisch natürlich :grin, wird das vor Ostern auch gemacht. Aber nicht am Gründonnerstag, sondern am Palmsonntag, meine ich. :gruebel Die Kinder (meistens alle unter 12) dürfen dann nach vorne und bekommen den rechten Fuß gewaschen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.


  • In Köln wird das auch gemacht. 12 Laien sitzen im Altarraum, also um den Altar herum. Der Erzbischof kniet dann vor ihnen und wäscht ihnen die Füße, begleitet mit Messdienern, die Wasserschale und Trockentuch dabei haben.


    Ich glaube, das ist auch gar nicht so unüblich (es ist immerhin ein "offizieller" katholischer Ritus) und wird in vielen Gemeinden gemacht.

  • Die Kapelle ist vollendet, ebenso wie das Buch.


    Zur Einweihung der Kapelle kommen viel nach Paris.
    Etienne, der vielleicht hoffte sich mit seinem Vater zu versöhnen und nun des Mordes bezichtigt wird. Sein Vertrauen in Clement, erweist sich als richtig, ihm und Edwige gelingt es die anderen von dessen Unschuld zu überzeugen.
    Für Clement und seine Familie ist die Zeit in Paris mit all ihrem Schmerz und Verlusten zu Ende. Sie werden ihr Glück in Aigues-Mortes, einer neuen Stadt, suchen und hoffentlich finden.
    Etienne geht zurück nach Chartres, um weiter seine Glasmalerlehre zu beenden.


    Und Ghislain? Mit einem Treueschwur gegenüber dem König, gelingt es ihm die Pläne seiner Mutter zu durchkreuzen und ihren Fängen zu entkommen, nachdem sie Alix töten ließ. Er nimmt sich deren Sohn an, ähnlich wie sich einst der Jongleur Loup ihn angenommen hat.


    Ein wirkliches Zusammentreffen zwischen Ghislain und Jehanne und ihrer Familie findet nicht wieder statt. Es war als hätten sich beide Erzählstränge getrennt und es ist dem Leser überlassen diese in der Fantasie zusammenzufügen!


    Einige wenige Fragen sind bei mir offen geblieben, aber solch ein offenes Ende wie hier, wo ich meinen Gedanken freien Lauf lassen kann, mag ich.


    Vielen Dank an Kirsten für die Begleitung der Leserunde! :blume

  • Oh, das ging jetzt aber schnell. :-)


    Zitat

    Original von Joschi
    Er nimmt sich deren Sohn an, ähnlich wie sich einst der Jongleur Loup ihn angenommen hat.


    Schön, genauso habe ich das auch gesehen. :-)


    Für Ghislain und die Glasmalerfamilie geht der letzte Weg nach Aigues-Mortes, aber sie treffen sich dort nicht. Das stimmt.


    Vielen Dank für Deine Teilnahme! Ich habe Deine Beiträge gerne gelesen. Falls es noch Fragen gibt, die sich erörtern ließen, dann frag nur.


    Liebe Grüße


    Kirsten

  • Eine Frage habe ich tatsächlich noch:
    Warum hast du dich für Aigues-Mortes entschieden, um die Geschichte ausklingen zu lassen? Hätte sich Clement nicht auch an anderen Orten niederlassen können? Oder diente es als letzter Schnittpunkt zwischen beiden Erzählsträngen, auch wenn sie sich nicht begegnen?

  • "Auf dem Altar" war natuerlich Muell.
    Auf dem Altarpodium (das wir aber aus mir nicht bekannten Gruenden "on the altar" nenne) wird es gemacht, an Maundy Thursday, genau so, wie es Bernard beschreibt.
    Nur macht es unser Rector, kein Bischof.


    Es ist der schoenste Gottesdienst des Jahres.


    Anschliessend verbringt die Gemeinde schweigend die Nacht miteinander im Gedenken an die Nacht von Gethsemane.


    Herzliche Gruesse.
    Charlie

  • Joschi
    Ja, zum einen ist es tatsächlich der Schnittpunkt. Zum anderen war es eine neugegründete Stadt - der Hafen wurde ja für den Kreuzzug angelegt - und schien mir deshalb passend für einen Neuanfang.


    Charlie
    Danke. Ich konnte mir einerseits nicht vorstellen, dass man Füße auf den Altar tun darf und habe andererseits gedacht, dass ich sicherlich umfallen würde, wenn ich das tun müsste. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das ein schöner Gottesdienst ist.


    Alles Liebe


    Kirsten

  • Jetzt bin ich auch fertig geworden. Vom Ende war ich sehr positiv überrascht, wenn ich mir auch etwas mehr zur Vorgeschichte rund um Donatien gewünscht hätte, aber diese leichte Enttäuschung wurde durch das unerwartete Ende deutlich aufgewogen. Vor allem weil ich schon befürchtet hatte, dass wir in eine Art Heiratsgeschichte zwischen Ghislain und Jehanne schlittern werden und da war dieses Ende bzw. diese Enden eine Wohltat.


    Vielen Dank für die Begleitung der Leserunde. Es hat sehr viel Spaß gemacht das Buch zu lesen. Ein Kommentar im Rezensionsthread folgt nach einer Schlafphase.

  • Nachdem ich auch fertig habe :lache


    In den letzten 2 Abschnitten steckt ja wahnsinnig wie Stoff.


    Vielen Dank liebe Solas für die Begleitung der Leserunde. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Der Zwist Clement und Edwige auf der einen Seite und Thomas auf der anderen hätte ich gerne noch etwas intensiver beleuchtet gehabt. Aber auch Ghislain hat mir sehr gut gefallen. Schade, dass keine Fortsetzung kommt.


    ciao bis Dezember! Lesebiene

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Hallo, liebe Lesebiene,
    dann auf ein Wiedersehen im Dezember (oder irgendwo vorher, schließlich bin ich ja auch Leserin). Ghislain war übrigens auch meine Lieblingsfigur (gehört eigentlich in den anderen Thread, aber jetzt erwähne ich's mal hier). Bei mir musste man bisher eigentlich nur nach den Schwarzhaarigen Ausschau halten, um die Lieblinge zu entdecken. Nur beim Neuen habe ich mir mal auf die Finger geklopft. :lache


    Liebe Grüße


    Kirsten

  • So nun bin ich auch durch.


    Alles in allem ein schönes Leseerlebnis, ich lese ja noch nicht lange historische Romane, was wäre mir nur ohne die Eulen entgangen!


    Zitat

    Original von Bouquineur
    Etwas unglaubwürdig fand ich, dass Etienne, den nun ja halb Paris als Mörder seines Vaters verdächtigt hat, so einfach des Verdachtes losgesprochen wurde, weil drei Leute behauptet haben, er hätte es nicht getan.


    Das fand ich auch ein wenig befremdlich, ich hatte eher erwartet, dass sich dort noch ein Konflikt auftut und letztendlich vielleicht sogar herauskommt, dass es Edwige war, die Thomas hat umkommen lassen.



    Zitat

    Original von Bouquineur
    Zudem hat mir irgendwie gefehlt, dass Ghislain sich bis zum Schluss nicht an den Mord an seinem Bruder und wenigstens an Fetzen seiner Kindheit erinnert hat.


    auch hier kann ich mich nur anschließen, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sich die Geschehnisse von damals aufklären, so bleiben nur Andeutungen.


    Auch das Ende lässt vieles offen, im ersten Augenblick war ich davon ein wenig enttäuscht, aber ich merke, dass das Buch mich genau deswegen noch nicht loslässt, weil Raum für eigene Gedanken bleibt, und das gefällt mir wiederum sehr gut!


    Vielen Dank für das tolle Buch und die Begleitung der Leserunde, Solas! Auch wenn ich ein wenig spät dran war, da meine Lesezeit in den letzten Wochen leider knapper war, als erwartet, und ich daher eine richtige Leseschnecke war, hat es mir sehr viel Spaß gemacht! :wave

  • Zitat

    Original von Bookworm


    auch hier kann ich mich nur anschließen, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sich die Geschehnisse von damals aufklären, so bleiben nur Andeutungen.


    Das hat mich nicht gestört, weil ich als Leser ja in dieser Hinsicht von Anfang an im Bilde war. Insofern hätte die "Aufklärung" nur der Figur geholfen, mir als Leser aber keine zusätzlichen Erkenntnisse gebracht.

  • Huhu, Bookworm!
    Ich freue mich, dass es Dir Spaß gemacht hat.


    Noch kurz zu Etienne, Edwige und Ghislain:
    Etienne kannten im Prinzip ja nur die Leute von der Baustelle. Alle anderen, die noch vom Gerücht gehört haben könnten, wissen ja sonst nichts von ihm. Dass er davon kommt, liegt einfach dann auch daran, dass Giles und die anderen andere Interessen (die Werkstatt!) haben.
    Hätte ich Edwige ans Messer liefern können? Das wäre sicherlich eine Möglichkeit gewesen, aber ich habe mich - nach den vielen Verlusten, die sie über die Zeit erfahren hat - einfach anders entscheiden müssen. Also habe ich von zwei möglichen Optionen die positivere gewählt. :-)
    Ghislain, habe ich mir vorgestellt, war einfach zu klein. Außerdem ist ein solcher Mord sicher kein Ereignis, an das man sich unbedingt erinnern will, was ja oft bedeutet, dass man es nicht tut. Bleibt Donatien, doch der hat sicherlich ein Interesse daran, vor Richarde zu verbergen, dass er ihren Sohn (und seinen Bruder) getötet hat. Natürlich wird er sich aber nie ganz sicher sein können.


    Liebe Grüße


    Kirsten

  • Diese ganzen Glas-Beschreibungen gehören für mich zu den schönsten Aspekten des Buchs. Noch nie habe ich mich mit Glas so sehr auseinandergesetzt wie jetzt, man konnte es förmlich sehen und fühlen, sogar den Geruch habe ich mir vorgestellt. Ganz wunderbar ist dir das gelungen, Kirsten.


    Der Schluss hat mich sehr zufrieden zurückgelassen. Ein paar zarte Andeutungen zum weiteren Schicksal der Personen, das gefällt mir gut und passt zum Roman. Mit Jehanne hatte ich auch recht - sie ist die Frau aus den Zwischentexten. :-]


    Irgendwo wurde bemängelt, dass sich die Geschichten von Ghislain und Clément nicht mehr treffen und so weit auseinandergehen. Aber wo sollen denn da noch Berührungspunkte sein? Damals war das halt so, dass man sich auf Reisen traf und eine Zweckgemeinschaft geschlossen hat, bis man am Ziel war. Der Lebensweg von Ghislain und Cléments Familie ist so gänzlich verschieden, dass ein gemeinsames Schicksal sehr unrealistisch gewesen wäre. Und Jehannes Verliebtheit ist ja von Anfang an einseitig, was auch verständlich ist, sie ist ja noch ein Kind und er bereits ein junger Mann.


    Vielen Dank, Kirsten, für dieses wunderschöne Buch und die Begleitung der Leserunde.

  • So, nun bin ich auch durch. Statt jetzt etappenweise zu schreiben, gebe ich hier meinen Gesamteindruck wieder.
    Was mir persönlich super gefallen hat, ist der Schreibstil. Immer wieder gab es Passagen, die einfach herrlich waren. Ich wollte mir die mal rausschreiben, um sie an dieser Stelle wiederzugeben, aber dann habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen, und jetzt finde ich sie bis auf eine leider nicht mehr. Auf Seite 571, Ende des 1. Absatzes zum Beispiel, als Edwige Etienne kämmt: „Er schloss die Augen. Wie lange hatte er von einer solchen Berührung geträumt? Wenn er nicht gewusst hatte, nach was ihn hungerte, so wusste er jetzt, was diesen Hunger stillte.“ Ahhhhhhgrrrr! Herrlich! Von diesen schönen Passagen gab es einige. Ich finde, die Autorin ist eine wundervolle Erzählerin - ich glaube, da muss sie sich von niemandem etwas sagen lassen.
    Was ich zudem klasse fand, waren die Beschreibungen von Orten, Gegebenheiten und Situationen. So hatte ich als Leserin Gerüche in der Nase, sei es Bratfett oder Morgentau, Geräusche im Ohr - ob nun das bunte Treiben eines Marktplatzes oder die sanfte Stille eines Waldes, den Geschmack von Blut im Mund oder das Bild einer lebhaften Baustelle vor Augen. Wirklich schön.


    Was die Beschreibungen von Personen angeht, hätte ich mir manchmal mehr Details gewünscht - das habe ich aber irgendwo am Anfang schon mal geschrieben, glaube ich.
    Es gab auch Dinge, die mich innerhalb der Geschichte, gestört haben, wie zum Beispiel die Anzahl der Handlungsstränge. Für mich war das in der Menge zuviel. Als Leserin habe ich so an sehr vielen Schicksalen und Geschichten teilgenommen, sodass ich mich irgendwann nicht mehr auf eine Person - und ihre Entwicklung - konzentrieren konnte. Gleichzeitig wurde für mich dadurch die Intensität der Gefühle gestreckt, und damit meine Empathie für die Hauptfiguren geschwächt, die in der Anzahl immer mehr wurden. Dachte ich Anfangs, es ging um Ghislain und Jehanne, so kamen bald noch ganz andere Personen und ihre Geschichte hinzu, wie die Dreiecksgeschichte um Thomas, Edwige und Clement. Dazu gesellte sich die Geschichte von Lise - und das Schicksal ihres Kindes, sowie die traurige Geschichte Margaux, gefolgt von Etiennes, Pierre de Montreuils, die des Bettlers und Alix. Dann ist da noch die ganze Clique der de Luzys, die Geschwister Aimon und Alissende, die Eltern und die Vergangenheit der Familie. Das gleiche gilt für die geteilte Familie der de Faures, samt den Nebenfiguren, wie Renaud oder Ludovic - und dann noch die Story von Louis und seiner Mutter Blanche.
    Und irgendwie habe ich im Grunde die ganze Zeit darauf gewartet, dass Ghislain und Jehanne zusammenkommen, denn mit den Beiden begann die Geschichte, und ich hatte bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgeben, das etwas in dieser Richtung hin geschehen würde (wobei Etienne und Jehanne wirklich gut zusammenpassen).
    Das bringt mich zum nächsten Punkt. Auf der einen Seite, wurden wahnsinnig viele Geschichten erzählt (ganz nebenbei, eine ziemlich starke Leistung, wie ich finde, denn all die Fäden zusammenzuhalten war bestimmt nicht immer lustig), aber so richtig zuende erzählt wurde keine - von den Figuren, die sterben, einmal abgesehen. Was mir in diesem Zusammenhang z.B. gar nicht gefallen hat, war die Tatsache, dass Ghislain sich, um seiner Mutter zu entkommen, dem Kreuzzug angeschlossen hat (der, by the way, ein ziemlicher Fehlschlag wurde - ob er da lebend rausgekommen ist, ist eigentlich eher nicht zu erwarten, aber das nur am Rande). Hier finde ich die Enden der Stränge zu lose - keine Geschichte ist wirklich in sich geschlossen. Und gerade an Ghislains Schicksal, habe ich mit am meisten teilgenommen. Und dann packt er seine Sachen und zieht nach Jerusalem? Hm. Auch dass Raymond so einfach vergessen wird, fand ich nicht gut - keiner spricht mehr von ihm - Ghislain erinnert sich nicht, und Donatien kommt mit seinem Mord einfach so durch.


    Um aber noch mal auf die Anzahl der unterschiedlichen Handlungsstränge zurückzukommen: Ich hätte mir gewünscht, dass die Konzentration der Beschreibungen stärker auf den einzelne Personen gelegen hätte. Durch die vielen Nebenhandlungen wurde in meinen Augen die Kerngeschichte verwässert, und damit die Konzentration der Sympathien und Empathien getreckt. So konnte ich keine tieferen Gefühle für irgendeine Person in der Geschichte aufbringen - es gab einfach zu viele. Auch wurden die Wechsel der Handlungsstränge ab ca. der Mitte des Romans immer kürzer, und erfolgten immer schneller aufeinander. Das war zwar für den Spannungsaufbau gut, nicht aber, wenn man mit den Personen verweilen, und ihrem Schicksal nachgehen wollte - wie das bei mir der Fall ist. Die raschen Wechsel von einer Person zur nächsten haben es mir irgendwann unmöglich gemacht, grosses Mitgefühl mit einer bestimmten Person zu empfinden, was dann den Nebeneffekt hatte, dass ich so herrliche Passagen, wie ich sie weiter oben, ganz am Anfang beschrieben habe, gar nicht mehr in der Tiefe aufnehmen konnte, denn schon ging es weiter, zum nächsten Kandidaten, seiner Geschichte und seinem Schicksal.


    Natürlich ist das die reine Erzähltechnik, die ich hier bekrittle, denn vom Erzählstil war ich sehr angetan. Ich meine halt, dass - gerade bei der schönen Erzählart - es noch viel mehr Tiefe hätte geben können, wenn die Personen, und damit die Anzahl der Handlungsebenen reduziert worden wären.
    Aber das ist natürlich meine ganz persönliche Ansicht.


    Der Autorin, Kirsten Schützhofer, danke ich ganz herzlich, dass sie uns so geduldig begleitet-, und sogar noch den Nachzüglern ihr Ohr geschenkt hat. Vielen Dank, liebe Kirsten, besonders für deine Geduld, und deiner greifbaren Art, Geschichten Leben einzuhauchen!